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Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

JAHRESBERICHT

2014

Herausgegeben 2015 vom Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Landshuter Straße 4, 93047 Regensburg www.ios-regensburg.de Redaktion: Markus Mathyl Layout und Satz: Holger W. John, Regensburg Druck: Schmidl Buch- und Offsetdruck GmbH, Lappersdorf

JAHRESBERICHT 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

INHALTSÜBERSICHT

Editorial 

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Das IOS – Aufgaben und Ziele 

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Ausgewählte Forschungsprojekte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Nachwuchsförderung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Vernetzung 

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

Wissenstransfer und Veranstaltungen 

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

Bibliothek und elektronische Forschungsinformation 

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

IOS Publikationen 

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Auszeichnungen und Preise  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Daten und Fakten 

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

EDITORIAL Unerwartet und vor allem unverhofft gelangte Osteuropa im abgelaufenen Jahr durch die Krise in der Ukraine wieder in das Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit. Der Präsident der Russländischen Föderation, Vladimir Putin, reagierte auf den Sturz des ihm genehmen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukovič, der die Ukraine in die von Russland dominierte Eurasische Union führen wollte (bzw. sollte), aber Ende Februar 2014 vom Parlament in Kiev abgesetzt wurde, mit einer militärischen Aggression gegen die Ukraine. Zuerst besetzten nicht-gekennzeichnete russländische Truppen die Krim, um die Annexion der Halbinsel durch Russland vorzubereiten,

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die nach einem sogenannten Referendum am 16. März zum 1. April 2014 vollzogen wurde. In einer Rede im Dezember 2014 verglich Putin die Krim in ihrer Bedeutung für die Russen mit dem Tempelberg und lieferte somit eine metaphysische Begründung seines Vorgehens – was für die zukünftige Politik Russlands nichts Gutes verheißt. Nach der Annexion der Krim besetzten Freischärler und Geheimdienstler aus Russland in Kooperation mit lokalen Separatisten Verwaltungsgebäude im ostukrainischen Donbass. Sie begannen, gegen ukrainische Sicherheitskräfte Krieg zu führen, der mittlerweile mehr als 6.000 Menschenleben kostete. Hunderttausende Bewohner der am

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Editorial

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stärksten betroffenen ostukrainischen Bezirke Donezk und Luhansk flohen, und die Ukraine rückte an den Rand des Zusammenbruchs. Russland, dessen Präsident in Reden von einem vorgeblich „historisch“ zu Russland gehörenden „Neurussland“ schwadronierte, unterstützte die Separatisten mit Waffen, Soldaten und Propaganda. Eine dieser Waffenlieferungen (eine Batterie Boden-Luft-Raketen) führte vermutlich zum Abschuss des malaysischen Flugs MH17, bei dem alle 298 Insassen (davon 80 Kinder) getötet wurden. Die Bilder der die Habseligkeiten der Getöteten plündernden pro-russischen Soldateska erschütterten die Weltöffentlichkeit und gaben ein beredtes Bild der Verrohung dieser Truppen, die in den von ihnen kontrollierten Gebieten eine primitive Gewaltherrschaft etablierten. Nach dem Abschuss von MH17 verschärften die Europäische Union und die USA die Sanktionen gegen Russland, die mittlerweile– zusammen mit dem niedrigen Ölpreis sowie den strukturellen Defiziten der russländischen Ökonomie – das Land in eine tiefe Rezession geführt haben. Auch wenn der Kreml gerne auf die engen Kontakte zu anderen Schwellenländern verweist, die wie China vor allem an Russlands Öl und Gas Interesse haben, ist Russland international so isoliert wie niemals zuvor seit Ende des Kalten Krieges. Bei der Abstimmung der UN-Generalversammlung am 27. März über eine Resolution, die alle UN-Mitglieder zur Wahrung der territorialen Integrität der Ukraine – die Russland übrigens in völkerrechtlich verbindlichen Abkommen anerkannt hatte – aufrief, stimmten neben Russland bloß Armenien, Bolivien, Kuba, Nicaragua, Nordkorea, Simbabwe, Sudan, Syrien, Venezuela und Weißrussland dagegen. Präsident Putins internationale Freunde setzen sich zunehmend aus Autokratien sowie in West- und Mitteleuropa aus Faschisten und Rechtsextremen zusammen, die umgekehrt vom Kreml

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hofiert werden. Die anti-europäische Rhetorik Putins, der Russland als eigenständige Zivilisation mit besonderer Mission präsentiert, konservative Werte hochhält und angeblich Russland-feindliche Machenschaften westlicher Mächte beklagt, verfängt auch unter den Feinden Europas innerhalb der Europäischen Union. Ob diese Propaganda, verknüpft mit zunehmender Repression nach innen und Aggression nach außen, dauerhaft die Bevölkerung Russlands darüber hinweg täuschen kann, dass das Land dank der Politik seines Präsidenten an den Herausforderungen der Modernisierung zu scheitern droht, während sich die Freunde des Präsidenten weiterhin bereichern, bleibt abzuwarten. Noch jedenfalls scheinen sich die Zustimmungsraten zu Putin, getragen von einem Gefühl neuer nationaler Stärke, unabhängig vom Kurs des Rubels und der Wirtschaftsentwicklung zu bewegen. Die Ereignisse in der Ukraine sowie die Politik Putins veranlassten das IOS 2014 zur Organisation einer Reihe von Veranstaltungen, welche die Gründe und Hintergründe dieser Entwicklungen beleuchteten (siehe Seite 103). Diese Veranstaltungen repräsentieren zugleich ein wesentliches Ziel des Instituts: die Organisation von Wissenstransfer in die akademische sowie außerakademische Öffentlichkeit. Im Rahmen der neuaufgelegten, politikorientierten Online-Publikationsreihe des Instituts, Policy Issues, erschienen Analysen der ökonomischen und gesellschaftlichen Dynamiken in der Ukraine. Das Institut nahm zudem die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine zum Anlass, um im Rahmen der „Nordbayern-Initiative“ des Freistaats die Etablierung einer politikwissenschaftlich orientierten Nachwuchsgruppe zu beantragen, die über aktuelle Territorialkonflikte in Ost- und Südosteuropa forschen soll. Dank der Unterstützung durch das Wissenschaftsministerium war dieser Initiative Erfolg beschieden, so dass ab Mitte 2015

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Editorial

MVD Mariupol, Januar 2015

die Forschergruppe „Frozen and Unfrozen Conflicts“ beginnen kann, politische, aber auch soziale, ökonomische, kulturelle und rechtliche Dimensionen der noch ungelösten territorialen Fragen der Auflösung der Sowjetunion sowie Jugoslawiens zu untersuchen. Geplant ist, vier bis fünf Nachwuchswissenschaftler/innen zu beschäftigen, die vergleichend und transdisziplinär arbeiten sollen. Abgesehen von den zu erwartenden wichtigen Forschungsresultaten, stellt dieses Projekt eine Stärkung des interdisziplinären Profils des Instituts sowie seiner Politikberatungskompetenz dar. Auch für die historische Forschung stand 2014 ein Konflikt im Vordergrund: Im Jahre der hundertsten Wiederkehr des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs widmete sich das IOS in einer Reihe von Veranstaltungen und Publikationen dem Krieg und seiner Vorgeschichte, insbesondere in Bezug auf Südosteuropa (siehe Seite 110). Höhepunkt der einschlägigen Veranstaltungen war die Tagung „The Great War: Regional Approaches and Global Contexts“, die das

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IOS gemeinsam mit sieben Partnern im Juni in Sarajevo veranstaltete. Mehr als 120 Referent/ innen präsentierten neue Forschungsergebnisse über diverse Dimensionen der Kriegserfahrung in Südosteuropa und anderen Teilen der Welt. Die Kritik, vor allem von nationalistisch gesinnten Serben, welche die Tagung im Vorfeld erfuhr, verdeutlichte zudem die Virulenz des Ersten Weltkriegs in den kollektiven Erinnerungen der südosteuropäischen Gesellschaften. Sie machte die noch immer scheinbar ungebrochene Stärke national-historischer Blickwinkel klar, in denen die Geschichte ein Ding ist, das einem gehört und das man gegen Aneignungsversuche anderer verteidigen muss. Gerade angesichts solcher verzerrter Blickwinkel sind die vergleichenden und transnationalen Perspektiven, die das IOS verfolgt, von besonderem Wert. Um die spezifische Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs in Südosteuropa, nämlich die Balkankriege, für eine breitere Öffentlichkeit gut zugänglich darzustellen und zu dokumentieren, wurde gemeinsam mit

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Editorial

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der bayerischen Staatsbibliothek auf VifaOst ein Themenportal eingerichtet (www.vifaost. de/themenportale/balkankriege). Dieses Themenportal war ein Element der 2014 unternommenen umfangreichen Schritte, die Angebote des IOS im Bereich der elektronischen Forschungsinfrastruktur sowie digitalen Forschungskommunikation auszubauen. Ein besonderer Erfolg diesbezüglich war die Bewilligung der DFG für das Projekt „GeoPort­ Ost“, das auf die Schaffung eines Portals georeferenzierter versteckter Karten zu Ost- und Südosteuropa zielt. Dieses Projekt wird ein wesentlicher Baustein des für 2015 geplanten Aufbaus einer umfassenden Infrastruktur für das Management von elektronischen Forschungsdaten am IOS sein, für die es schon einen passenden Namen gibt: „LaMBDaλ“ (Labour, Migration and Biographical Data for East and Southeast Europe). In Angriff genommen wurde 2014 auch die Schaffung von elektronischen Bezugsmöglichkeiten der Zeitschriften Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Südosteuropa und Südost-Forschungen, die bisher „nur“ als Printversion erschienen. Bei Economic Systems gibt es schon länger die Möglichkeit eines elektronischen Abonnements – sicherlich auch ein Grund für die ausgesprochen positive Entwicklung der wirtschaftswissenschaftlichen Zeitschrift des Instituts, die mittlerweile einen ansehnlichen Impact Factor erreicht hat und ein Flaggschiff der Institutspublikationen darstellt. Neue Wege im Publizieren wird die digitale Reihe DigiOst im Rahmen von OstDok gehen, die gemeinsam von IOS, Collegium Carolinum (München) und Herder-Institut (Marburg) herausgegeben wird. Der erste Band der Reihe, der vom IOS besorgt wird, wurde 2014 zur Publikation final vorbereitet. Zwei weitere Schwerpunkte der Institutsarbeit im abgelaufenen Jahr lagen im Bereich der Nachwuchsförderung und der Weiterentwicklung der internationalen Zusammenarbeit.

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Wie schon in den Jahren zuvor organisierte das Institut gemeinsam mit Partnern Veranstaltungen in Regensburg und anderswo für Nachwuchswissenschaftler/innen und fortgeschrittene Studierende. Besonders hervorzuheben ist dabei der von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ geförderte interdisziplinäre Workshop „Politische Kultur in der Ukraine: Wertewandel nach dem Euromaidan“, der im November stattfand und Studierende höherer Semester aus Kiev und Regensburg zusammenbrachte. Solche Aktivitäten wären nicht möglich, hätte das Institut nicht internationale Partner. Daher ist es besonders erfreulich, dass im letzten Jahr neue institutionelle Kooperationsabkommen mit drei renommierten Institutionen abgeschlossen werden konnten: mit der Fakultät für Sozialwissenschaften der Karls-Universität-Prag, den Departments of Economics and Political Science der Universität Perugia sowie dem Centre for European, Russian and Eurasian Studies (CERES) der Munk School of Global Affairs an der Universität Toronto. Mit diesen Partnern laufen gemeinsame Aktivitäten, die zusammen mit der von Jahr zu Jahr wachsenden Zahl von internationalen Gastwissenschaftler/inne/n am Institut, den zahlreichen Veranstaltungen und der Präsenz von IOS-Mitarbeiter/innen in internationalen Forschungsdiskursen die Sichtbarkeit des Instituts weiter erhöhen. Auf der Basis des 2014 Geleisteten, wofür wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts herzlich danken wollen, sind wir zuversichtlich, dass das Institut gut aufgestellt ist, um sein gegenwärtig wichtigstes strategisches Ziel zu erreichen: Mitglied in der Leibniz-Gemeinschaft zu werden. Es freute das Institut in diesem Zusammenhang insbesondere, dass wir im Berichtsjahr dieses Vorhaben persönlich mit Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle im Wissenschaftsministerium in München sowie mit Staatssekretär

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Bernd Sibler und Ministerialdirigent Dr. Michael Mihatsch bei deren Besuchen am IOS in Regensburg diskutieren konnten. Zur Erreichung des Ziels und zur Schärfung der Alleinstellungsmerkmale des Instituts wurden 2014 weitere strukturbildende Schritte gesetzt. So begann das Besetzungsverfahren der noch vakanten Leitung des Arbeitsbereichs Geschichte, die gemeinsam mit der Universität Regensburg als Professur besetzt werden wird. Ebenso wurde eine neue Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit und Qualitätsmanagement geschaffen, die mit Markus Mathyl besetzt werden konnte, der u. a. das Büro des DAAD in Sankt Petersburg aufgebaut und geleitet hatte. Die Erweiterung des disziplinären Profils der gegenwartsorientierten Zeitschrift Südosteuropa sowie deren Umstellung auf Englisch als alleinige Publikationssprache gehören ebenfalls in diesen Kontext. Gerade auch in Bezug auf die Erreichung des Ziels der Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft ist die enge Zusammenarbeit mit dem Staatsministerium für Bildung und Kul-

Ulf Brunnbauer

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Editorial

tur, Wissenschaft und Kunst essentiell. Mit Dr. Georg Brun, der das Ministerium im Stiftungsrat des IOS vertritt, sowie seinem Mitarbeiter Uwe Embert weiß das Institut zwei Mitstreiter in der Salvatorstraße in München, denen an dieser Stelle für ihre Unterstützung ausdrücklich gedankt sei. Ebenso möchten wir uns beim Stiftungsrat, allen voran seinem Vorsitzenden, dem Präsidenten der Universität Regensburg, Prof. Dr. Udo Hebel, herzlich bedanken; die Kooperation mit der Universität Regensburg ist für das Institut enorm wichtig. Und auch 2014 hat der Wissenschaftliche Beirat das Institut ausgezeichnet beraten, weshalb wir ihm und seinem Vorsitzenden, Prof. Dr. Josef Brada, unseren Dank aussprechen wollen. Das 2014 nicht zuletzt dank der Unterstützung der genannten und der vielen nicht genannten Partner des Instituts Erreichte lässt uns zuversichtlich in die Zukunft blicken. Wir freuen uns, wenn Sie, verehrte Leserinnen und Leser dieses Jahresberichts, unsere Einschätzung nach der Lektüre des vorliegenden Berichts teilen.

Jürgen Jerger

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DAS IOS – AUFGABEN UND ZIELE

Das IOS – Aufgaben und Ziele

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IOS

Das Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) ist eine der größten und traditionsreichsten Forschungseinrichtungen seiner Art in Deutschland. Es baut auf einer mehr als achtzigjährigen Geschichte der Erforschung des östlichen und südöstlichen Europa durch seine Vorläuferinstitute (Südost-Institut, gegr. 1930, und Osteuropa-Institut, gegr. 1952) auf. Diese wurden 2007 von München nach Regensburg verlagert und fusionierten am 1.Januar2012 zum IOS. Das Institut verfolgt den Anspruch, eine der auch international führenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet

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der Ost- und Südosteuropaforschung zu sein. Dabei zielt es nicht nur auf exzellente eigene Forschung, sondern auch auf die Schaffung zeitgemäßer Angebote im Bereich der Forschungsinfrastrukturen und -services. Nachwuchsförderung und Wissenstransfers sind weitere wichtige Ziele des IOS. Zur Erreichung dieser Ziele setzt es auf Chancengleichheit und Internationalisierung. Auf diesem Wege trägt das IOS zur Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandorts Regensburg bei, von dem es selber stark profitiert.

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Das IOS – Aufgaben und Ziele

Forschung Das Institut bündelt geschichts- und wirtschaftswissenschaftliche Expertise zu interdisziplinären Forschungsschwerpunkten und trägt so zu der Entwicklung neuer Perspektiven für die Erforschung der Großregion Ostund Südosteuropa bei. Disziplinen-übergreifend stehen vergleichende und transnationale Perspektiven im Vordergrund, um sowohl die Spezifika als auch die allgemeinen Dimensionen des Wandels der Gesellschaften in der Region zu analysieren. Das Institut betreibt dabei Grundlagenforschung ebenso wie angewandte Forschung mit dem Ziel, zu relevanten Diskussionen nicht nur wichtige Forschungsbeiträge zu leisten, sondern auch neue Debatten anzustoßen. Die Forschung des IOS positioniert sich einerseits in regionalwissenschaftlichen, andererseits in fachdisziplinären Zusammenhängen. Geleitet wird die Forschung dabei von der Frage nach dem Verhältnis von Kontinuität und Diskontinuität in der Entwicklung der ostund südosteuropäischen Gesellschaften. Themen wie Pfadabhängigkeit, die Bedeutung von Kontingenz oder die Rolle von Institutionen in Transformationsprozessen werden sowohl in ihrer historischen Tiefendimension als auch in aktuellen Ausprägungen untersucht. Gegen-

wärtig wird diesen Leitfragen anhand von drei Schwerpunktthemen nachgegangen, die vielfache Berührungspunkte aufweisen und entscheidende Problemkomplexe markieren: 1. Governance zwischen Personalisierung und Formalisierung 2. Dynamiken des Austausches (Migration und Handel) 3. Formen und Beziehungen von Arbeit im Wandel Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Forschungsschwerpunkte ist eine wesentliche Aufgabe des Instituts, das dabei auch auf einen Zugewinn weiterer geistes- und sozialwissenschaftlicher Expertise zielt. So soll 2015 eine politikwissenschaftlich orientierte Nachwuchsgruppe etabliert werden, die sich mit aktuellen Territorialkonflikten im Bereich der ehemaligen Sowjetunion und Jugoslawiens beschäftigen wird. Auf diese Weise stärkt das IOS nicht nur seine Alleinstellungsmerkmale innerhalb der außeruniversitären Ost- und Südosteuropaforschung, sondern auch seine Politikberatungskompetenz, die auf systematischer eigener Forschung beruht.

Wissenstransfer und Forschungsunterstützung Ein zentrales Ziel des IOS ist, das neu gewonnene Wissen in gesellschaftliche Diskurse einzuspeisen – in der Überzeugung, dass es sich bei Ost- und Südosteuropa um eine äußerst bedeutsame Großregion für die europäische und damit auch die deutsche Politik handelt. Das Institut liefert wichtige Beiträge für ein fundiertes Verständnis der Veränderungsprozesse

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im östlichen und südöstlichen Europa sowohl für Wissenschaft und Politik als auch für die interessierte Öffentlichkeit. Zahlreiche Veranstaltungen dienen nicht nur dem wissenschaftlichen Austausch, sondern auch der Information der Öffentlichkeit über historische wie heutige Problemlagen der Region. Unterstützt wird dieser Wissenstransfer durch den

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Das IOS – Aufgaben und Ziele

Servicebereich des IOS, den zweiten zentralen Schwerpunkt der Institutstätigkeit. Die Leistungen des Instituts für die Forschungscommunity umfassen die Publikation von vier in ihrem Gebiet jeweils führenden Fachzeitschriften, von Buchreihen, digitalen Publikationen sowie Grundlagenwerken, die Aufbereitung

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

und Bereitstellung von elektronischen Forschungsdaten sowie eine Fachbibliothek mit mehr als 330.000 Medieneinheiten. Diese Services sind stark forschungsbasiert und leisten einen wesentlichen Beitrag für die Erforschung des östlichen und südöstlichen Europa insgesamt.

Vortrag von Christopher Clark „Kriegsursachen, Auslöser und Ziele. Europäische Debatten zur Kriegsschuld“ am 22. Oktober 2014

Nachwuchsförderung Dem IOS ist die dynamische Weiterentwicklung der Forschung über Ost- und Südosteuropa und ihre Einbettung in internationale Forschungsdiskurse ein großes Anliegen – dafür braucht es junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die originelle Fragen und Ansätze entwickeln und tradierte Paradigmen hinterfragen. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist daher ein weiteres wichtiges Ziel des IOS. Es bekennt sich zu der bedeutenden Rolle, die außeruniversitäre Einrichtungen bei der Nachwuchsförderung spielen und entwickelt dafür geeignete Instrumente. Als außeruniversitäre Einrichtung bietet das IOS besondere Mög-

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lichkeiten zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowohl auf der Promovierenden- als auch der Postdoc-Ebene (zum Beispiel im Rahmen der durch die Exzellenzinitiative geförderten Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, an der sich das IOS beteiligt). Das Institut betreut Promovierende und Studierende, die Abschlussarbeiten anfertigen. Darüber hinaus spricht das IOS qualifizierte Studierende einschlägiger Fächer an, um diese frühzeitig für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Ost- und Südosteuropa zu interessieren und bietet für sie Praktikumsplätze sowie studentische und wissenschaftliche Hilfskraftstellen an.

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Ein wichtiges Ziel ist die Einbindung der Nachwuchswissenschaftler/innen des IOS in internationale Zusammenhänge, z. B. durch die gezielte Förderung der Teilnahme an internationalen Fachtagungen sowie die Unterstützung von Forschungs- und Lehraufenthalten

Das IOS – Aufgaben und Ziele

im Ausland. Maßnahmen wie diese intendieren die möglichst frühzeitige Herausbildung eines eigenständigen wissenschaftlichen Profils der Nachwuchswissenschaftler/innen mit entsprechender Sichtbarkeit, um ihre Karrieremöglichkeiten zu fördern.

Internationalisierung Zentral für das Profil des IOS ist seine starke internationale Ausrichtung, die bereits im Forschungsgegenstand begründet liegt und sich in hohem Maße in der Zusammensetzung seiner Mitarbeiter/innen zeigt. Das Institut fördert Internationalisierung durch ein eigenes Gastwissenschaftler/innen-Programm sowie die Betreuung internationaler Stipendiat/ inn/en anderer Förderorganisationen. Das IOS will sich somit als gastgebende Einrichtung für ausgezeichnete Forscher/innen aus aller Welt etablieren, die über Geschichte und Gegenwart Ost- und Südosteuropas forschen. Es unterhält zahlreiche institutionalisierte Kooperationen mit führenden Forschungseinrichtungen und entwickelt dieses weltwei-

te Netzwerk auch im Sinne der Vergrößerung der eigenen Sichtbarkeit und Forschungsleistung systematisch weiter. Darüber hinaus steht die Bibliothek des IOS im aktiven Austausch mit mehr als 250 Partnerbibliotheken weltweit und sorgt auch auf diese Weise für eine fortlaufende Aktualität ihres international bedeutenden Medienbestands. Durch die Organisation zahlreicher wissenschaftlicher Veranstaltungen im In- und Ausland sowie die Herausgabe internationaler Zeitschriften entwickelt das IOS den internationalen Fachdiskurs weiter und unterstützt den Austausch zwischen den wissenschaftlichen Communities in Ost und West.

Chancengleichheit Chancengleichheit und Gleichstellung gehören zum Selbstverständnis des Instituts. Dies betrifft sowohl die Funktion des Instituts als Arbeitgeber als auch seine Wirkung nach außen. Gleichstellung versteht das Institut in einem umfassenden Sinne als Abwesenheit der Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung, Nationalität sowie ethnischer und konfessioneller Zugehörigkeit. Für das IOS bezieht sich Nicht-Diskriminierung nicht nur auf die am Institut Beschäftig-

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ten, sondern auf alle Gruppen, mit denen das IOS in seinen unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben zu tun hat. Das Institut fördert zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, z. B. durch weitgehende Home-Office-Regelungen. Bei einem bereits existierenden überdurchschnittlichen Anteil weiblicher Beschäftigter strebt das Institut insbesondere die Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen an, denn hier gibt es noch Nachholbedarf.

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Das IOS – Aufgaben und Ziele

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Die Altstadt von Regensburg

Standort Regensburg Das IOS profitiert von der seit Jahren gewachsenen Ost- und Südosteuropaexpertise in Regensburg und entwickelt diese durch sein besonderes Profil und seine klaren Entwicklungsziele kontinuierlich weiter. Als größtes außeruniversitäres Institut des Ost- und Südosteuropaclusters in Regensburg kooperiert es mit komplementären Forschungseinrichtungen vor Ort wie dem Institut für Ostrecht, dem Ungarischen Institut sowie dem 2014 gegründeten Forschungszentrum Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (DiMOS). Gemeinsam mit diesen Partnern bildet das IOS das Wissenschaftszentrum Ost- und Südosteuropa Regensburg. Die Anbindung an die Universität Regensburg und deren ausgewiesenen Ost- und Südosteuropaschwerpunkt ermöglicht eine enge Zusammenarbeit bei der Gestaltung (Süd-)Osteuropa-bezogener Studiengänge sowie bei der Promovierendenausbildung.

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Gemeinsam mit der Universität will das IOS in Zukunft weitere Verbundprojekte (wie einen Wissenschaftscampus im Rahmen des universitären Themenverbunds Ost-West-Transfers) auf den Weg bringen. Mit seiner fast 2000-jährigen Geschichte und starken wirtschaftlichen Dynamik ist Regensburg auch als Stadt ein äußerst attraktiver Arbeits- und Lebensort. Es verfügt über eine der größten zusammenhängenden mittelalterlichen Altstädte nördlich der Alpen, die zu großen Teilen UNESCO-Weltkulturerbe ist. Zahlreiche Unternehmen vor Ort profitieren vom Wissenschaftsstandort Regensburg und schaffen attraktive Arbeitsplätze. Durch die Donau sowie diverse Städtepartnerschaften ist die Stadt eng mit Ost- und Südosteuropa verbunden – für das IOS ein ideales Umfeld, das Kreativität und Dynamik fördert und zu dessen Weiterentwicklung das Institut beitragen will.

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AUSGEWÄHLTE FORSCHUNGSPROJEKTE Von den vielfältigen Forschungsprojekten, die Mitarbeiter/innen des IOS – oftmals in Kooperation mit anderen Wissenschaftler/inne/n – bearbeiten (siehe www.ios-regensburg.de/forschung.html), werden im Folgenden vier exemplarisch vorgestellt; diese zeigen die thematische und regionale Vielfalt der Themenstellungen ebenso wie das Bestreben, interdisziplinäre Perspektiven zu entwickeln.

Tschernobyl: Die transnationale Geschichte einer Nuklearkatastrophe  ���������������������������������������������������������������� 18  Am Rande der Arbeitswelt. Prostituierte, Vagabunden und Arbeitslose in Jugoslawien (1918–1941)  . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Sozioökonomische Effekte von Religiosität in Transformationsökonomien  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Arbeitsmarktinstitutionen, die globale Krise und geschlechter­spezifische Lohnunterschiede in Mittel- und Osteuropa  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Ausgewählte Forschungsprojekte

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Tschernobyl: Die transnationale Geschichte einer Nuklearkatastrophe Projektbearbeitung: Dr. Melanie Arndt Projektzusammenhang: Französisch-Deutsches Forschungsprojekt „Umweltzeitgeschichte der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten. Regionale Dynamiken und globale Prozesse, 1970–2000“ Leitung: Dr. Melanie Arndt (IOS), Dr. Marc Elie (CNRS Paris), Prof. Dr. Klaus Gestwa (Universität Tübingen) Laufzeit: 2014–2017 Förderung: DFG und ANR Projekthomepage: http://ecoglobreg.hypotheses.org Dr. Melanie Arndt

„I hope Chernobyl has given us a lesson“, so Auch die Nachbarstaaten in New England und die Worte Paul McEacherns, dem demokrati- andere Regionen mit geplanten oder operieschen Herausforderer des republikanischen renden Atommeilern blieben von der wieder Gouverneurs John Sununu in den Gouver- aufgeflammten Debatte über die Risiken der neurswahlen in New Hampshire 1986, kurz Atomenergie nicht verschont. nach der Katastrophe von Tschernobyl.1 Die Die Katastrophe auf der weit entfernten anReaktorexplosion in der sowjetischen Ukrai- deren Seite des Eisernen Vorhangs hatte das ne hatte das Thema Atomenergie ins Zentrum „Restrisiko“ der beschwichtigenden Wahrder Wahlkampagne in dem neuenglischen scheinlichkeitsrechnung entrissen. Dessen Bundesstaat katapultiert. Dort sollte das jah- eingetretene Faktizität strahlte – sozial, polirelang gebaute Atomkraftwerk Seabrook im tisch, wirtschaftlich und kulturell – bis in die Herbst 1986 endlich in Betrieb genommen US-amerikanischen Städte und Provinzen aus. werden. Doch plötzlich war Atomenergie wie- Hier offenbarte es nicht nur in drastischster der zu einem heftig umstrittenen Thema ge- Weise die Gefahren der Atomenergienutzung worden – nicht nur in dem Bundesstaat, in und die Hilflosigkeit im Umgang mit den Foldem die Kernkraftwerksbetreiber ungeduldig gen des zur Realität gewordenen Restrisikos. darauf warteten, den Startknopf zu drücken. Vielmehr reaktivierte und modifizierte die Katastrophe auch Teile der US-amerikanischen Anti-Atomkraftbewegung, die ihren Höhe1 Zit. n. “Chernobyl’s Political Fallout in the US”. In: The New punkt längst überschritten hatte und meist York Times, 11. Mai 1986.

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nur noch auf lokaler Ebene aktiv war. Darüber hinaus trug der Reaktorunfall in der letzten Phase des Staatssozialismus und der frühen post-sowjetischen Zeit zu einem Wandel der Interaktionen zwischen den einstigen Systemgegnern bei: die Zusammensetzung der Akteure wurde heterogener, Umweltthemen gewannen nicht nur an Stellenwert, sondern wurden auch zur Grundlage eines weitreichenden Engagements.

Soziale und politische Folgen der Katastrophe Diese transnationalen sozialen und politischen Folgen der Katastrophe von Tschernobyl2 stehen im Mittelpunkt meines Habilitationsprojektes. Mit der Untersuchung der Auswirkungen der Reaktorkatastrophe in der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten ziele ich darauf ab, nicht nur offensichtliche Unterschiede und Abgrenzungsprozesse, die vornehmlich auf den unterschiedlichen politischen und ökonomischen Systemen beruhen, aufzuzeigen, sondern auch nach den Ursachen von Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zu fragen, die sich trotz des Systemunterschiedes ausmachen lassen. Dabei interessieren mich insbesondere Prozesse des Transfers und der Verflechtung, die sich durch Interaktion und Austausch auf unterschiedlichen Ebenen über die bipolare Aufteilung des Kalten Krieges hinwegsetzten. In meinem Projekt untersuche ich vier unterschiedliche Gruppen, die ich als carriers of knowledge3 verstehe und versuche, die komplexen Wechselwirkungen zwischen ihnen herauszuarbeiten: die „direkt Betroffe2 „Tschernobyl“ steht hierbei für den gesamten Katastrophenprozess und nicht nur als Angabe eines geographischen Ortes oder des Unfallereignisses am 26. April 1986. 3 Matthias Middell: Kulturtransfer und Historische Komparatistik. Thesen zu ihrem Verhältnis. In: Comparativ, 10 (1999), S.7–41.

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Ausgewählte Forschungsprojekte

nen“ – Menschen, die in radioaktiv verseuchten Landschaften lebten und/oder arbeiteten; technische und medizinische Experten; zivilgesellschaftliche Institutionen, die am Katastrophenbewältigungsprozess teilhatten; und politische Institutionen, insbesondere Gesundheits- und Strahlenschutzinstitutionen. Mein Vorhaben baut auf den Ergebnissen des von der VolkswagenStiftung geförderten Projektes „Politik und Gesellschaft nach Tschernobyl. Belarus, Ukraine, Russland, Litauen und Deutschland in vergleichender und beziehungsgeschichtlicher Perspektive (1986– 2006)“4 auf, das ich von 2008 bis 2011 am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam leitete. Die Quellengrundlage bilden Archivdokumente aus verschiedenen Archiven in Belarus, der Ukraine, den USA und Deutschland, qualitative Interviews und Fragebogenumfragen in Belarus, den USA und Deutschland, sowie zahlreiche „graue“ Publikationen, wie Veröffentlichungen von Nichtregierungsorganisationen oder Memoiren der Akteurinnen und Akteure. Eingebettet ist das Projekt in das französisch-deutsche Forschungsprojekt „Umweltzeitgeschichte der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten. Regionale Dynamiken und globale Prozesse, 1970–2000“, das im Juli 2014 seine Arbeit aufgenommen hat. Ziel des gemeinsamen Projekts, an dem 13 Wissenschaftler/innen beteiligt sind, ist es, Prozesse der Ökologisierung und Entökologisierung von Politik und Gesellschaft in der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten im globalen Zusammenhang zu untersuchen.

4 Einen Überblick über die Ergebnisse des Projektes bietet auch: Melanie Arndt (Hrsg.): Politik und Gesellschaft nach Tschernobyl. (Ost-)Europäische Perspektiven, Berlin 2015.

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Ausgewählte Forschungsprojekte

Die Tschernobylkatastrophe am 26. April 1986 Bis heute sind nicht alle technischen, physikalischen, biologischen, medizinischen und psychologischen Folgen der Reaktorexplosion bis ins Detail aufgeschlüsselt; widersprüchliche und ungenaue Angaben müssen gegeneinander abgewogen werden. Als gesichert gilt, dass ein planmäßiger Test die Explosion auslöste, die weite Teile von Belarus, der Ukraine und Russland, aber auch des restlichen Europas und weit darüber hinaus radioaktiv verstrahlte. Laut offizieller Angaben lebten zum Zeitpunkt des Unfalls etwa sieben Millionen Menschen in dem bis heute verstrahlten Gebiet, darunter etwa drei Millionen Kinder. 200.000 bis 350.000 Menschen wurden evakuiert, umgesiedelt oder verließen das Gebiet auf eigene Initiative. Heute leben noch etwa fünf Millionen Menschen in verseuchten Landschaften, darunter etwa 400.000 Kinder. In Belarus, dem am stärksten vom radioaktiven Fallout betroffenen Land, der Ukraine und Russland haben sich seit Tschernobyl nicht nur Besiedelungsmuster durch Evakuierung, Umsiedlung und Wiederansiedelung geändert, sondern auch Wahrnehmungen von Landschaften, Ernährungsgewohnheiten und kulturelle Praktiken.5

Tschernobyl 5 Vgl. Melanie Arndt: Tschernobyl. Auswirkungen des Reaktorunfalls auf die Bundesrepublik Deutschland und die DDR, Erfurt 2011.

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Das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe verschwieg die sowjetische Regierung unter Michail Gorbačev drei Jahre lang. Diese Verleugnung, die Ignoranz auf der Ebene der Partei und der Staatsführung, sowohl in den Republiken als auch im Moskauer Zentrum, hatten weitreichende Konsequenzen nicht nur für die Gesundheit der Bevölkerung, sondern auch für die weitere politische und wirtschaftliche Entwicklung. Während die sich ständig verschlechternde Umweltsituation in den Unionsrepubliken bereits vor 1986 zu vereinzelten Protesten von direkt Betroffenen geführt hatte, resultierte der Unfall von Tschernobyl in einer bis dahin ungekannten Sensibilisierung und Mobilisierung großer und in ihrer Zusammensetzung heterogener Bevölkerungsgruppen. Nachdem die Tschernobyl-Informationssperre Ende der 1980er Jahre aufgehoben wurde, führte der darauf folgende ökologische Enthüllungsboom auch zur Aufdeckung anderer Umweltkatastrophen, beispielsweise den Unfällen in und um das Plutoniumwerk Majak oder der Austrocknung des Aralsees. Die Veränderung der Umwelt, ob durch radioaktive Isotope, andere toxische Elemente, Desertifikation oder Flussbegradigungen, wurde nun in der UdSSR zunehmend politisiert und zu einem entscheidenden Katalysator in der Erosion des staatlichen Politikmonopols Ende der 1980er Jahre. Die US-amerikanischen Umweltaktivisten erreichten die ersten Informationen über die Katastrophe in einem Moment der Stagnation. Doch die mysteriösen Nachrichten über den Unfall beendeten diese Starre. Einen knappen Monat nach der Katastrophe, am 24. Mai 1986, fanden mehr als 40 Anti-Atomkraft-Proteste im Land statt. Die Befürwortung der Atomenergienutzung und des Baus neuer Kraftwerke rutschte in den Keller. Laut Meinungsumfragen stellte sich nun die Mehrheit der Amerikaner gegen eine Expansion des Atomprogramms6

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Ausgewählte Forschungsprojekte

Tschernobyl

und 78 Prozent der Befragten lehnten die Nutzung der Atomenergie komplett ab.7 Versuche der politischen Institutionen und der Atomindustrie, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es sich bei Tschernobyl um einen „typisch sowjetischen Unfall“ handele und dass der bewältigte Unfall von Three Mile Island doch die Sicherheit der amerikanischen Reaktoren eindeutig bewiesen habe, stießen nicht auf Widerhall. Im Fokus der US-amerikanischen Auseinandersetzungen standen die Fragen nach der Sicherheit der Reaktorgebäude und nach der Evakuierungsplanung. Nachdem bekannt geworden war, dass „selbst die Sowjets“ in einem Radius von 30 Kilometern um den explodierten Reaktor evakuiert hatten, regte sich vehementer Widerstand gegen die Standardlösung von 16 Kilometern in den USA. Unter dem starken Druck besorgter Bürger/innen verwehrten

die Gouverneure von Massachusetts, Vermont, Ohio und New York ihre Zustimmung zu den Evakuierungsplänen, die ihre Bundesstaaten betrafen. Damit verzögerten oder stoppten sie den Lizenzierungsprozess der jeweiligen Atomanlagen. Trotz teurer Medienkampagnen von Kernkraftwerksbetreibern waren laut einer Umfrage der Zeitung USA Today mehr als die Hälfte der US-Amerikaner davon überzeugt, dass ein Unfall wie in Tschernobyl „überall“ passieren könne. Dieser Ansicht stimmte auch das Kommissionsmitglied der „Nuclear Regulatory Commission“, James Asselstine, zu. Noch 1986 kritisierte er öffentlich die offizielle amerikanische Position und unterstrich in bis dahin ungekannter Deutlichkeit für einen Regierungsbeamten, dass ähnliche Unfälle in den USA nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich seien.8 Asselstines öffentliches Auf-

6 Introduction, in: Radical America, 20 (1986) 2/3, S.2, 8. 7 Alvin M. Weinberg: A Nuclear Power Advocate Reflects on Chernobyl. In: Bulletin of the Atomic Scientists 43 (1986) 1, Aug./Sep., S.57–60, hier S.57.

8 The Implications of the Chernobyl Accident for the U. S. Nuclear Power Program. Remarks Before the New England Conference of Public Utilities Commissioners, 1986 Annual Symposium, Chatham, Massachusetts., 9. Juni 1986. In: Archives of the Nuclear Regulatory Commission, 47193/47194.

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Tschernobyl-Reise US-amerikanischer Aktivisten des „Center for US-USSR Initiatives“, Anfang 1991. Quelle: Vrač, Okt. 1991, S.58.

treten wurde von der Regierung Ronald Re- Jahre erholten sich Zehntausende sogenannte agan nicht gebilligt, seine Amtszeit 1987 nicht Tschernobylkinder in den USA, oft betreut von verlängert. Seine Warnungen wurden jedoch Gastfamilien, die zuvor keinerlei Berührung zumindest teilweise ernst genommen und mit Osteuropa hatten. mündeten nicht zuletzt in einer international Neben Gasteltern, die in die Heimat ihrer besetzten Expertenkommission, der auch sow- „Tschernobylkinder“ reisten, machten sich jetische Atomphysiker angehörten.9 auch „direkt Betroffene“ aus nuklearen LandNicht nur auf der Ebene der Experten, son- schaften der USA auf den Weg nach „Tschernodern auch auf der Ebene der Zivilgesellschaft byl“: Anwohner der Nuklearwaffentestgebieverstärkten sich nach Tschernobyl Austausch- te in Nevada, New Mexico und Utah oder der beziehungen und Transferprozesse, die weit Plutoniumfabrik in Hanford, die sogenannten davon entfernt waren, Einbahnstraßen zu Downwinders, aber auch Three-Mile-Island-Aksein. US-amerikanische Organisationen wie tivisten wie Gene Stilp und Michael Mariotte das „Center for US-USSR Initiatives“ began- statteten der ukrainischen Reaktorruine einen nen, sich für ökologische Themen zu interes- Besuch ab. Tschernobyl als „the end of the Soviet Union sieren und aktiv Graswurzelinitiativen in der Sowjetunion zu unterstützen oder sowjetische and the beginning of environmental hysteria“ Wissenschaftler/innen in die USA einzuladen. zu definieren, wie es Edward Teller, der „Vater Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion der Wasserstoffbombe“ tat,10 ist irreführend. verdichtete sich das Engagement – sowohl im Auch Ulrich Becks „anthropologischer Schock“11 In- als auch im Ausland. Seit Anfang der 1990er greift zu kurz, wenn wir uns die Auswirkungen

9 Vgl. Thomas R. Wellock: The Children of Chernobyl: Engineers and the Campaign for Safety in Soviet Designed Reactors in Central and Eastern Europe. In: History and Technology 29 (2013) 1, S.3–32. 10 Edward Teller: The Consequences of the Atomic Bomb: The End of the SU and the Beginning of Environmental

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Hysteria. In: Scott, Alisn M. / Geist, Christopher D. (Hrsg.): The Writing on the Cloud. American Culture Confronts the Atomic Bomb, Lanham 1997, S.1–10, hier S.1. 11 Ulrich Beck: Der anthropologische Schock. Tschernobyl und die Konturen der Risikogesellschaft. In: Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken 40 (1986) 8/450, S.653–663.

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Three Mile Island

der Katastrophe in einer Perspektive anschauen, die über die Grenzen Westeuropas hinausgeht. Während nach Fukushima „Tschernobyl“ in Westeuropa wieder in aller Munde war, er-

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weckte der japanische Störfall kaum Aufmerksamkeit in Osteuropa. Tschernobyl hat allerdings tatsächlich zum Ende der Sowjetunion beigetragen. Selbst einer der Hauptverantwortlichen für den Umgang mit der Katastrophe, Michail Gorbačev, gestand das ein.12 Statt einer „ökologischen Hysterie“ hat die Katastrophe auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs zumindest zeitweilig zu einer Ökologisierung bzw. Re-Ökologisierung der Gesellschaft und auch der Politik geführt. Auf beiden Seiten war dieser Prozess mit einer vehementen Einforderung von Rechten verbunden. Sie hat darüber hinaus ein neues Bewusstsein für „eine Welt“ geschärft, in der ökologische Gefahren weder vor nationalen noch ideologischen Grenzen Halt machen und Gesellschaften vor sehr ähnliche Herausforderungen stellen.

12 Michail S. Gorbatschow: Todesstoß für die UdSSR. In: Die Welt, 21. April 2006.

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Am Rande der Arbeitswelt. Prostituierte, Vagabunden und Arbeitslose in Jugoslawien (1918–1941) Projektbearbeiter: Dr. Stefano Petrungaro Laufzeit: seit Januar 2012 Finanzierung: IOS

Dr. Stefano Petrungaro

Ziel des Vorhabens ist die Analyse von Interaktionen zwischen dem Staat und „marginalisierten Arbeiter/inne/n“ in den Großstädten Jugoslawiens in der Zwischenkriegszeit (1918– 1941). Mit dem Begriff werden dabei diejenigen Arbeiter/innen bezeichnet, deren Berufe in der Hierarchie der „normalen“, nach den damaligen Normen „dominanten“ Arbeit so niedrig rangierten, dass sie aus dem Bereich, den man gewöhnlich als „regelgerechte Arbeit“ ansah, (beinahe) ausgeschlossen waren. Es geht also um sozioprofessionelle Gruppen wie beispielsweise Prostituierte (als die Prostitution, wie im Jugoslawien der 1920er Jahre, legalisiert war), Straßenhändler und Wanderkünstler, die von Zeit zu Zeit arbeitslos und gelegentlich Bettler und Vagabunden sein konnten. Solche soziale Figuren befanden sich am Rande der Arbeitswelt. Sie bildeten die Welt derer, die manchmal keine, ansonsten nur eine prekäre und vor allem sozial marginalisierte Arbeit hatten. Ihre Berufe waren nicht illegal, nicht völlig aus dem Bereich der erlaubten Arbeit ausgeschlossen,

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sie waren jedoch in rechtlicher, wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher Hinsicht nur teilweise anerkannt. Die Ausgangsthese ist, dass die Festlegung der Grenze der (anerkannten) Arbeit für die Eliten ein Weg war, um die Grenzen ihrer angestrebten Gesellschaft zu bestimmen. Eine präzise Hierarchie innerhalb der Arbeitswelt herzustellen bedeutete, wichtige Entscheidungen auch über die kollektive Moral, über die gesellschaftliche Ordnung sowie über die wirtschaftlichen und politischen Projekte für die Zukunft zu treffen. Von großer Relevanz sind hierfür die politischen Entwicklungen der 1930er Jahre – zunächst die Einführung der Königsdiktatur 1929, dann das quasi-autoritäre Regime von Ministerpräsident Milan Stojadinović in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre. Im Rahmen dieser politischen Entwicklungen wurden die ersten Schritte des jugoslawischen Interventionsstaats im sozialen und wirtschaftlichen Bereich unternommen, das heißt die ersten einheitlichen staatlichen

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Prostituierte in Jugoslawien

Sozialpolitiken ausgearbeitet und in die Praxis ausreichend berücksichtigt worden waren. umgesetzt. Das Forschungsprojekt hinterfragt, Der „klassische“ Arbeiter war eigentlich iminwiefern solche rechtlichen und politischen mer „umringt von und vermischt mit einem Prozesse das Grenzland zwischen Arbeit und heterogenen‚ Semi-Proletariat‘ von HausieNicht-Arbeit beeinflusst haben, also wie, wann rern, Halbpächtern, Hausangestellten, Bettlern und wo Berufe unterdrückt und marginalisiert und Lumpensammlern“.2 wurden. Dabei wird sich auch der „Rahmen“ Es ist kein Zufall, dass die genannten Bedes von den Eliten entworfenen gesellschaft- rufe weitgehend jenes „Lumpenproletariat“ lichen „Bildes“ zeigen, d. h. ihre sozial-politi- bilden, dem Marx und Engels den Status von „Klasse“ verweigerten. Bei diesen Nicht-Proleschen Projekte im weiteren Sinne. tariern handelt es sich um historische AkteuTheoretischer und methodologischer re, die man an den Rändern der Arbeitswelt Hintergrund trifft, also um Angehörige einer Kategorie, die Das Forschungsprojekt bewegt sich an der in der interdisziplinären Fachliteratur auch Schnittstelle von Sozialgeschichte und new la- als „Nicht-Arbeit“ bezeichnet wird. Diese Kabor history. In den letzten Jahrzehnten wurde tegorie wird von Soziologen und anderen die Geschichte der Arbeit weitgehend revi- Geisteswissenschaftlern benutzt, um auf die diert. Das Forschungsfeld, das traditionell auf strukturellen Veränderungen der heutigen das Industrieproletariat und die Arbeiterbe- Arbeitswelt und auf jene Arbeitsverhältniswegung fixiert war, hat sich um geschlechter- se der Gegenwart hinzuweisen, die „atypisch“, geschichtliche, kulturelle, transnationale und prekär, ungeregelt/informell, und sozial unglobale Perspektiven erweitert.1 Dabei wurde gesichert sind. Es geht also um rechtlich und/ auch die historische Relevanz einer Reihe von oder gesellschaftlich „nicht-anerkannte“ ArBerufen betont, die bis dato kaum oder nicht beitstätigkeiten, wie die Hausarbeit, oder um 1 Heerma van Voss Lex, Marcel van der Linden (Hrsg.): Class and Other Identities. Gender, Religion and Ethnicity in the Writing of European Labour History, New York, Oxford 2002; Joan Allen, Alan Campbell, John McIlroy (Hrsg.): Histories of Labour. National and International Perspectives, Pontypool 2010.

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2 Marcel van der Linden: Globalizing Labour Historiography. The Amsterdam Approach. In: Josef Ehmer et al. (Hrsg.): „Arbeit“. Geschichte-Gegenwart-Zukunft, Leipzig 2002, S.151– 164, hier S.159.

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„nicht-formalisierte“ bezahlte Tätigkeiten, wie die Forschung über den „informellen Sektor“ erörtert hat.3 Das hier vorgestellte Forschungsprojekt will diese internationale und interdisziplinäre Debatte auf das Jugoslawien der Zwischenkriegszeit anwenden und sie damit integrieren, nuancieren und weiter entwickeln. Im Rahmen der internationalen Forschung über die Arbeit/„Nicht-Arbeit“ soll somit eine historische Fallstudie entstehen, die durch neues empirisches Wissen einen fruchtbaren Dialog mit der aktuellsten Forschung herstellen und die theoretischen und vergleichenden Perspektiven erweitern kann. Gleichzeitig greift das Projekt auch auf die Tradition der Sozialgeschichte zurück, die sich mit sozialen Randgruppen, Pauperismus, Devianz und mit Mechanismen sozialer Kontrolle beschäftigt.4 Der Raum der sozialen Marginalität ist dabei weder unveränderlich noch vordeterminiert: Er verändert sich im Zusammenhang mit größe-

ren Brüchen in den soziokulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Im jugoslawischen Raum fand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts statt, was die Städte der westeuropäischen Länder im Laufe des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung erfahren hatten: Eine neue Trennlinie zwischen den „arbeit­ samen“ und den „gefährlichen Klassen“ wurde gezogen.5 Und es ist genau Arbeit, oder, besser gesagt, einige bestimmte Formen von formalisierter Arbeit, welche die moderne Grenze zwischen den respektablen Arbeitern und den marginalisierten sozialen Akteuren bildet. Die Herangehensweise des Projekts verspricht einen besonderen Erkenntnisgewinn, da sie den breiten und beweglichen „Rand“ der Arbeitswelt und der Gesellschaft sichtbar macht. Es wird aufgezeigt, wie Berufe, die früher existiert hatten, nach der jugoslawischen Staatsgründung formell verschwanden; wie einige marginalisierte Arbeiter/innen ihren Status und ihre Überlebensstrategien mit den staatlichen Behörden neu verhandelten; welche Definitionen, Deutungen und Wahrnehmungen dabei normativ waren, und auf welche Weise sich diese änderten. Das erste jugoslawische „Experiment“, der Versuch, am Anfang des 20. Jahrhunderts mehrere ethnonationale Gruppen und Minderheiten unter ein gemeinsames Dach zu bringen, wird aus einem Blickwinkel heraus untersucht, der in der Historiographie zu Südosteuropa eher ungewöhnlich ist. Das Projekt fragt danach, wie die neue jugoslawische Gesellschaft von ihren Rändern her gestaltet wurde. Die Relevanz des Vorhabens liegt darin, einen besonderen Blick auf die Ausdehnung und Veränderung der Staatlichkeit sowie auf

3 Sabyasachi Bhattacharya, Jan Lucassen (Hrsg.): Workers in the Informal Sector. Studies in Labour History 1800–2000. New Delhi 2005; Andrea Komlosy u. a. (Hrsg.): Ungeregelt und unterbezahlt. Der informelle Sektor in der Weltwirtschaft. Frankfurt a. M. 1997.

4 Paolo Sorcinelli: Viaggio nella storia sociale. Bruno Mondadori, Mailand 2009. 5 Louis Chevalier: Classes laborieuses et classes dangereuses à Paris pendant la première moitié du XIXe siècle, Plon, Paris 1958.

Wandergewerbeschein – Viktor der Zauberer

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Ausgewählte Forschungsprojekte

die Ambivalenzen des Modernisierungsprozesses zu ermöglichen. In diesem Sinne wird ein Beitrag zur Erforschung der Genese des Interventionsstaats geleistet. Die konkreten Anwendungen von „sozialhygienischen“ Programmen in Bezug auf die Arbeiter/innen, sowie die exkludierenden Mechanismen des Sozialstaates stehen im Mittelpunkt. Dabei ist das Projekt für die Historiographie über Jugoslawien sowie über Südosteuropa insgesamt äußerst innovativ, und es trägt gleichzeitig dazu bei, die allgemeineren neueren Fragen und Themen der Arbeits- und Sozialgeschichte weiter zu entwickeln.

Die Welt der (jugoslawischen) Nicht-Arbeit: erste Ergebnisse

Bettler vor dem Büro eines Hilfsvereins

Die rechtliche Kodifizierung der Arbeit, die seit dem späten 19. Jahrhundert stattfand und im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit im Zeichen neuer Staatlichkeit erneuert und vielerorts erstmals konsolidiert wurde, spielt bei der Untersuchung der Ränder der Arbeitswelt eine grundlegende Rolle. Im Untersuchungszeitraum ist die Formalisierung und „Anerkennung“ der Arbeit unmittelbar mit der Anerkennung sozialer Rechte verbunden.6 Deswegen ist es wichtig, besser zu verstehen, wer wie und wann ein Recht auf öffentliche Hilfe hatte: Wie wurde die moderne Arbeit und mithin die moderne Arbeitslosigkeit in Jugoslawien konzipiert? Welche Formen von sozialem Schutz wurden theoretisiert und angewandt? Wer war ein- bzw. ausgeschlossen? Die Relevanz der „Arbeitslosigkeit“ für die Entstehung moderner Sozialpolitiken in Jugo-

slawien habe ich bereits anhand der Geschichte der Herbergen für Arbeitslose erforscht.7 In den 1920er und vor allem in den 1930er Jahren wurde in Jugoslawien ein neues Netzwerk von solchen Herbergen erdacht, finanziert und teilweise sogar neu gebaut. In Zeiten großer interner arbeitsbezogener Migration war dies eine wichtige Unterstützung für mittellose Arbeitssuchende. Solche Initiativen wurden gründlich von der alten Armutshilfe unterschieden: Sie waren nicht mehr der Effekt oft privater Barmherzigkeit, sondern ein „Recht“ derjenigen Arbeiter, die „ohne eigene Schuld“ keine Arbeit fanden. Dem Staat wurde in Kooperation mit den lokalen Verwaltungen zum ersten Mal die Pflicht zugeschrieben, einigen – d. h. den rechtlich anerkannten und sozialversicherten – Arbeitslosen Unterstützung zu gewähren. Solche Maßnahmen können als Zeichen eines wichti-

6 Jens Alber: Vom Armenhaus zum Wohlfahrtstaat. Analysen zur Entwicklung der Sozialversicherung in Westeuropa. Frankfurt u. a. 1982; Sabine Hering: Berteke Waaldijk, Helfer der Armen – Hüter der Öffentlichkeit: Die Wohlfahrtgeschichte Osteuropas 1900–1960. Opladen 2006; Béla Tomka: Welfare in East and West. Hungarian Social Security in an International Comparison, 1918–1990. Berlin 2004; Johannes Jäger, Gerhard

Melinz, Susan Zimmermann (Hrsg.): Sozialpolitik in der Peripherie. Entwicklungsmuster und Wandel in Lateinamerika, Afrika, Asien und Osteuropa. Frankfurt a. M. / Wien 2001. 7 Stefano Petrungaro: Hostels for Jobless Workers in Interwar Yugoslavia. In: International Review of Social History, 59 (2014), 3, S.443–471.

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gen Wandels in der damaligen politischen Kultur verstanden werden, die neue Rechte und Unterstützungsinitiativen gründete, gleichzeitig aber neue soziale Differenzierungen und Diskriminierungen schuf. Die Haltung der jugoslawischen Regierungen gegenüber den unterschiedlichen sozialen Schichten wurde ebenfalls stark von den damaligen politischen und sozialen Theorien beeinflusst, wie etwa dem Korporativismus, der allerdings in der Forschung zu Südosteuropa bislang vernachlässigt wurde. Das Projekt hat deswegen eine interessante Forschungsperspektive entwickelt, weil aufgezeigt wird, dass und wie mehrere politisch relevante Persönlichkeiten in diesen Jahren Elemente korporativistischer Theorien benutzten, um Parteiprogramme und -praktiken zu bestimmen.8 Eine transnationale Geschichte des Korporativismus kann deshalb auch Transfers nach und Anpassungen in Jugoslawien berücksichtigen, insbesondere in den Jahren der offiziellen Diktatur (wie im Fall der königlichen Diktatur, die im Januar 1929 eingeführt wurde) und der Regierungen mit formalen und informellen autoritären Tendenzen (wie im Fall des Ministerpräsidenten Milan Stojadinović in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre). Diese Entwicklungen können einige Aspekte des neuen Interventionsstaats und der Reformen erklären, die im Bereich der Sozial- und Wirtschaftspolitik eingeführt wurden, und die auch die Sphäre der Nicht-Arbeit betrafen. Zur weiteren Vertiefung der theoretisch-methodologischen Debatten über den Begriff der „Nicht-Arbeit“ wurde 2013 ein Workshop über die Kategorie der „Nicht-Arbeit“ und ihre his-

torisch-gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Phänomene organisiert.9 Die Veranstaltung problematisierte das Thema anhand der methodischen Ansätze unterschiedlicher Disziplinen und erwies sich als äußerst fruchtbar, nicht nur um die Theoretisierung der Abgrenzung dieser Kategorie klarer zu bestimmen, sondern auch um ihre politischen, moralischen und wissenschaftlichen Implikationen sowie ihre Anwendbarkeit in der analytischen Praxis zu erörtern.10 Weiterhin fand im Rahmen des Projekts das Panel „The Changing Boundaries of Female Work in Eastern Europe (20th–21st Century)“ im Rahmen der Jahrestagung 2014 der Association for Slavic, East European and Eurasian Studies (ASEEES) statt. Ein Beitrag zu diesem Panel konzentrierte sich auf die Entwicklung des rechtlichen Rahmens der Prostitution im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit.11 Die weibliche Prostitution war im Jugoslawien der 1920er Jahre ein „reglementierter“ Beruf, der im Kontext der (internationalen) abolitionistischen Bewegung zum Gegenstand immer heftigerer öffentlicher Debatten wurde. Die reglementierte Prostitution wurde Ende der 1920er Jahre abgeschafft. Die Prostitution im Jugoslawien dieser Zeit erweist sich als äußerst geeignetes Beispiel, um zu untersuchen, wie die Arbeit und ihre Grenzen gesellschaftlich konstruiert sind und wie einige marginalisierte Berufe ihren Status schnell ändern können. So wie in diesem Fall – die Prostitution wurde im Laufe weniger Jahrzehnten erst als legale, obwohl marginalisierte Arbeitstätigkeit anerkannt und geregelt, dann aber kriminalisiert und unterdrückt.

8 Stefano Petrungaro: Yugoslavia (1918–1941) Looked Through Corporatist Glasses, European Social Science History Conference, Wien, 23–26. April 2014. 9 „Nicht-Arbeit“: multidisziplinäre Auseinandersetzungen mit einer analytischen Kategorie, Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS), unterstützt von der Universitätsstiftung Hans Vielberth, organisiert von Stefano Petrungaro, Regensburg, 11. Oktober 2013.

10 Stefano Petrungaro: The Fluid Boundaries of “Work”. Some Considerations about Concepts, Approaches, and South-Eastern Europe. In: Südost-Forschungen, 72 (2013), S.271–286. 11 Stefano Petrungaro: Female Prostitution in Yugoslavia Between the Two World Wars, ASEEES Convention 2014, 20–23 November 2014, San Antonio, Texas.

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Sozioökonomische Effekte von Religiosität in Transformationsökonomien Projektleitung: Olga Popova, Ph.D. Projektmitarbeiterin: Ekaterina Selezneva, Ph.D. Kooperationspartner: Center for Economic Research and Graduate Education – Economics Institute (CERGE-EI, Prag), Laboratory for Comparative Social Research of the National Research University – Higher School of Economics (LCSRHSE, Moskau) Finanzierung: Bayhost, DAAD Projektdauer: 2010–2015

Olga Popova, Ph.D.

Ziele und Relevanz des Vorhabens In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sowie in Mittel- und Osteuropa (im Weiteren als Transformationsländer1 bezeichnet) wurden Religionen und Religionsgemeinschaften lange Zeit unterdrückt. Mit dem Ende der kommunistischen Herrschaft nahm in diesen Ländern das Interesse an Religion spürbar zu. Die Wiederbelebung der Religiosität in Transformationsökonomien ist auch in etlichen Befragungen belegt, beispielsweise im World Values Survey und der European Values Study. Ein solcher Wertewandel müsste sich eigentlich 1 Nach der Klassifikation der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) sind die Transformationsländer: Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Estland, Mazedonien, Georgien, Kasachstan, Kirgistan, Kosovo, Lettland, Litauen, Republik

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auch auf weitere Lebensbereiche auswirken. Ob und inwieweit dem so ist, untersuchen wir in unserem Forschungsvorhaben. Wirtschaftswissenschaftliche, soziologische und psychologische Studien legen nahe, dass zwischen Religiosität und individuellen sozio­ ökonomischen Größen wie Bildung, Gesundheit, Einkommen und Lebenszufriedenheit eine Interdependenz besteht. Für entwickelte Länder sind diese Effekte bereits untersucht worden, nicht hingegen in Transformationsökonomien. Das in drei Teilbereiche gegliederte Projekt „Sozioökonomische Effekte von Moldau, Montenegro, Mongolei, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Slowenien, Serbien, Tadschikistan, die Tschechische Republik, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn, Usbekistan und Weißrussland.

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dividuen hat, und sind entsprechend relevant für die Formulierung von Wirtschaftspolitik in Transformationsländern.

Religiosität und Wirtschaftsreformen in Transformationsökonomien

Religiosität in Transformationsökonomien“ schließt diese Lücke: Im Vordergrund des ersten Teilprojektes stehen die Effekte von Religiosität auf Lebenszufriedenheit und die Wahrnehmung von ökonomischen und politischen Gegebenheiten, im zweiten Teilprojekt die Effekte auf die Gesundheit von Kindern und im dritten die Effekte auf Präferenzen bezüglich der Einkommensverteilung. Methodisch basiert das Projekt auf verschiedenen Ansätzen mikroökonometrischer Modellierung. Benutzt werden historische Daten zu Religionen sowie Daten aus verschiedenen Befragungen von Individuen, unter anderem der Life in Transition Survey (LiTS) der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), der Russian Longitudinal Survey (RLMS) und der European Values Study (EVS). Die mögliche umgekehrte Kausalität des Effektes von Religiosität auf sozioökonomische Größen zu erfassen, ist dabei eine große methodische Herausforderung. Diesbezüglich trägt das Projekt zur Literatur bei, indem innovative Methoden entwickelt werden, um solche Endogenitäten zu kontrollieren. Die Ergebnisse des Projektes lassen erkennen, welche Konsequenzen die Wiederbelebung der Religiosität auf In-

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Die abschließende Studie zu diesem Teil des Projektes trägt den Titel „Can Religion Insure against Aggregate Shocks to Happiness? The Case of Transition Countries“ (Kann Religion gegen Lebensbrüche versichern – das Beispiel der Transformationsökonomien); untersucht wird der unterschiedliche Einfluss von Wirtschaftsreformen auf religiöse und auf nicht-religiöse Personen. Wir analysieren dabei die Effekte von Religiosität auf verschiedene Größen – insbesondere auf die Lebenszufriedenheit, und darauf, wie die Personen ihre wirtschaftliche und politische Situation einschätzen. Frühere Untersuchungen legen nahe, dass religiöse Menschen besser mit stressreichen Lebensereignissen zurechtkommen. Dies gilt zum Beispiel für Entlassungen – hierunter leiden alle Menschen, religiöse Personen jedoch in geringerem Ausmaß. Dieses Phänomen wird als „Absicherungseffekt“ der Religiosität bezeichnet; während er in entwickelten Ländern hinreichend untersucht wurde, wurde er in den post-kommunistischen Staaten aufgrund der einst unterdrückten Religionsausübung bislang kaum erfasst. Indem wir LiTS-Surveydaten der EBRD und historische Daten zur Religion kombinieren, kommen wir zu Aussagen über den Absicherungseffekt von Religiosität im Transformationsprozess. Die Endogenität von Religion wird hierbei berücksichtigt. Unsere Ergebnisse bestätigen, dass Religiosität bei der individuellen Anpassung an Wirtschaftsreformen eine Rolle spielt. Betrachtet werden die Effekte verschiedener Reformmaßnahmen, die von der EBRD kategorisiert werden. Dies sind unter anderem die Privati-

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Ausgewählte Forschungsprojekte

sierung großer Unternehmen, Reformen der Governance bzw. Regierungsführung, die Preisliberalisierung, sowie Reformen der Wettbewerbspolitik. Die Ergebnisse legen nahe, dass religiöse Menschen im Reformverlauf eine höhere Lebenszufriedenheit empfinden als nicht-religiöse Menschen. Religiosität wirkt demnach tatsächlich als eine Art „Sicherungsanker“ für Glück und die Wahrnehmung wirtschaftlicher und politischer Ereignisse. Die Ergebnisse der Studie wurden im Oktober 2013 auf der Konferenz „Religiöse Pluralität als Faktor des Politischen in der Ukraine“ präsentiert, die von Katrin Boeckh und Oleh Turiy in Lemberg/Ukraine mit finanzieller Unterstützung des DAAD organisiert worden war. Im Jahr 2014 wurde die Studie auf der Jahres- Preisverleihung, „Young Economist of the Year 2014“, konferenz der „Association for the Study of Re- 29. November 2014, Prag ligion, Economics, and Culture“ (ASREC) vorgestellt, die an der Chapman University (Orange, Elterliche Religiosität und die Gesundheit von Kindern CA, USA) stattfand. Im August 2014 wurden die Ergebnisse in der international führenden Der zweite Teil des Projektes trägt den Titel Fach­zeitschift Journal of Comparative Econo- „Suffer for the Faith? Parental Religiosity and Children’s Health“ (Für den Glauben leiden? Elmics publiziert.2 Für diese Studie hat die Czech Economic So- terliche Religiosität und Gesundheit von Kinciety zudem Olga Popova den zweiten Preis dern) und wird zusammen mit dem Laboraim Wettbewerb „Young Economist of the Year torium für Vergleichende Sozialforschung der 2014“ zuerkannt. Der Preis wurde im Rahmen Nationalen Forschungsuniversität – Higher der Konferenz der Czech Economic Society ver- School of Economics (LCSR-HSE, Moskau, Rusliehen, die am 29. November 2014 an der Wirt- sische Föderation) durchgeführt. Im Rahmen schaftsuniversität Prag stattfand. der Durchführung dieser Studie ist Olga Popova im Jahr 2013 Mitglied des internationalen Netzwerkes des Laboratoriums geworden. Die wirtschaftswissenschaftliche Literatur hat den positiven Einfluss von Religiosität auf verschiedene soziökonomische Faktoren wie Gesundheit, Bildung, Einkommen und Lebenszufriedenheit untersucht. Die Auswirkungen von Religiosität auf Kinder ist jedoch

2 Popova, O., 2014: Can religion insure against aggregate shocks to happiness? The case of transition countries, Journal of Comparative Economics 42 (3), 804–818.

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Ausgewählte Forschungsprojekte

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auf wichtige Ausprägungen kindlicher Gesundheit ausübt. Dieses Resultat ergibt sich für verschiedene Charakteristika kindlicher Gesundheit, wie z. B. die Impfwahrscheinlichkeit, die Wahrscheinlichkeit von Gesundheitsproblemen und die Wahrscheinlichkeit von Krankenhausaufenthalten. Das impliziert auch, dass gesundheitspolitische Maßnahmen im Bereich der Kindergesundheit durchaus auch vor dem Hintergrund der Wiedererstarkung von Religiosität entwickelt werden können und nicht notwendigerweise mit Widerstand religiöser Eltern rechnen müssen. Das entsprechende Forschungspapier wurde zur Präsentation auf der ASREC Jahreskonferenz angenommen, die im März 2015 in Boston stattfindet.

Religiosität und Präferenzen zur Einkommensverteilung Olga Popova und Ekaterina Selezneva bei der LCSR Konferenz, November 2014, St. Petersburg

selten Gegenstand der Betrachtungen. Der zweite Teil unseres Projektes widmet sich genau dieser Frage und untersucht den Einfluss, den religiöse Überzeugungen von Eltern auf die Gesundheit ihrer Kinder haben. Um dies leisten zu können, werden zunächst theoretische Modelle der Nachfrage nach Gesundheit modifiziert Mit Hilfe der Daten des Russian Longitudinal Monitoring Survey (RLMS) wird daraufhin empirisch getestet, ob elterliche Religiosität die kindliche Gesundheit beeinflusst. Um die Religiosität der Eltern zu erfassen, werden Umfragedaten genutzt, die über Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft sowie Selbsteinschätzungen zu religiösen Einstellungen Auskunft geben. Die Endogenität von Religiosität wird dabei, wie im ersten Teilprojekt, berücksichtigt. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass elterliche Religiosität keinen Einfluss

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Vorstellungen von Einkommensgerechtigkeit innerhalb von Gesellschaften spielen eine naturgemäß herausragende Rolle bei der Ausgestaltung sozialer Sicherungssysteme. Deshalb stehen sie im Fokus der Aufmerksamkeit verschiedener Disziplinen und auch politischer Debatten. Die vorhandene Literatur zeigt, dass in westlichen Ländern auch die individuelle Einstellung zur Religiosität Einfluss auf Präferenzen zur Einkommensumverteilung und zur Gestaltung der sozialen Sicherungssysteme hat. Frühere Arbeiten untersuchen diesen Zusammenhang zumeist vor dem Hintergrund protestantischer Glaubensbekenntnisse, während die Rolle anderer Konfessionen bisher weniger Aufmerksamkeit erfährt. Unsere Studie mit dem Titel „Paying for One’s Sins: Income Redistribution through the Lens of Religiosity“ (Für seine Sünden zahlen: Einkommensumverteilung betrachtet durch die Linse der Religiosität), die gemeinsam von Olga Popova und Ekaterina Selezneva erstellt wird, schließt einen wichtigen Teil dieser Forschungslücke.

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Auf der Basis einiger theoretischer Vorhersagen von B. Benabou und J. Tirole (Belief in a Just World and Redistributive Politics, Quarterly Journal of Economics 121 (2), 2006, 699–746) überprüft die Studie den Einfluss individueller Religiosität in Russland und in der Ukraine auf individuelle Präferenzen zur Einkommensverteilung und auf die Vorstellungen zur Rolle des Staates bei der Herstellung von Einkommensgerechtigkeit in der Gesellschaft. Als empirische Basis dienen Individualdaten der European Values Study (EVS) der Jahre 1999 und 2008. Messgrößen für Religiosität im EVS sind unter anderem die Religionszugehörigkeit an sich, die Bedeutung von Gott im eigenen Leben sowie die Häufigkeit von Kirchenbesuch und Gebet. Die vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass sowohl in Russland als auch in der Ukraine religiöse Menschen – mehr als andere – es als erniedrigend empfinden, staatliche Transfereinkommen ohne Gegenleistung zu empfangen, und daher der staatlichen Korrektur von Einkommensverteilungen durch solche Leistungen auch reservierter gegenüber stehen. Im April 2014 wurden die vorläufigen Ergebnisse der Arbeit auf der Konferenz der „International Study of Religion in Eastern and Central Europe Association“ (ISORECEA) in Kaunas vorgetragen. Auf dieser Konferenz organisierte das IOS mit finanzieller Unterstützung durch Bayhost ein eigenes Panel mit dem Titel „Religion and Religiosity in Ukraine and Russia: Institutions, Ideology, and Values (Religion und Religiosität in der Ukraine und Russland:

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Ausgewählte Forschungsprojekte

IOS-Wissenschaftlerinnen bei der ISORECEA Konferenz, April 2014, Kaunas, Litauen

Institutionen, Ideologie, und Werte). In diesem Panel haben auch weitere IOS-Wissenschaftlerinnen teilgenommen: Kseniia Gatskova präsentierte ein Papier über den Wandel religiöser Einstellungen nach dem Fall des Kommunismus und deren Auswirkungen auf politische Einstellungen in der Ukraine und Russland; Miriam Frey widmete sich der Frage, ob Unterschiede in religiösen Einstellungen regionale Unterschiede in Werten und Normen innerhalb der Ukraine erklären. Ein ähnliches Panel wurde vom IX World Congress of the International Council for Central and Eastern European Studies (ICCEES) akzeptiert, der im August 2015 in Makuhari/Japan stattfindet.

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Ausgewählte Forschungsprojekte

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Arbeitsmarktinstitutionen, die globale Krise und geschlechterspezifische Lohnunterschiede in Mittel- und Osteuropa Projektteilnehmerin: Ekaterina Selezneva, Ph.D. (IOS) und Prof. Cristiano Perugini, Ph.D. (Università degli Studi di Perugia) Finanzierung: EU Jean Monnet Programm Variety of Institutional Settings and Socio-economic Inequalities in the Process of European Integration (INEQ) Projektdauer: 2013–2015

Ekaterina Selezneva, Ph.D.

Geschlechterspezifische Arbeitsmarktunterschiede in den neuen mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedsländern In den zurückliegenden Jahrzehnten waren die geschlechterspezifischen Lohn- und Beschäftigungsunterschiede sowohl in den alten als auch in den neuen EU-Mitgliedsstaaten sehr heterogen. So verdienten 2008 tschechische Männer bei gleicher Qualifikation und sonstigen Charakteristika für gleiche Tätigkeiten 22,6 % mehr als Frauen. In Polen dagegen betrug diese rein geschlechterspezifische Lohndifferenz im gleichen Jahr nur 8,6 %. Darüber hinaus konnten in den meisten Staaten sog. glass ceilings, das sind auf den ersten Blick nicht sichtbare Aufstiegsbarrieren für Frauen, identifiziert werden, insbesondere in Estland, Polen und Ungarn. Vor dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise erlebten die Länder Mittel- und Osteuropas eine Phase massiven wirtschaftlichen Aufschwungs, die durch ein schnelles Wirt-

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schafts- und Kreditwachstum gekennzeichnet war. Mit Ausnahme der baltischen Staaten, wo der wirtschaftliche Abschwung bereits 2007 einsetzte, wurde das Ausmaß der Krise im Rest der Region erst im September 2008 deutlich. Die krisenbedingten Folgen für Beschäftigung und Löhne waren durch signifikante Asymmetrien zwischen verschiedenen sozialen und wirtschaftlichen Gruppen geprägt. Zwischen 2007 und 2010 verringerten sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede in 16 von 25 Mitgliedsstaaten der EU. Diese Entwicklung vollzog sich vor dem Hintergrund weit verbreiteter Lohnsenkungen, die vor allem durch Einschnitte bei volatilen Lohnkomponenten (wie etwa Boni) zustande kamen, die für Löhne von Männern in der Regel relevanter sind. Zwei Faktoren scheinen eine generelle Verschärfung geschlechterspezifischer Unterschiede verhindert zu haben: zum einen die Muster vertikaler Arbeitsmarktsegmentierung und zum anderen die Struktur der Ar-

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beitsmarktinstitutionen. Die vertikale Arbeitsmarktsegmentierung übte vor allem deshalb einen mäßigenden Einfluss aus, weil Frauen in von der Krise weniger betroffenen Sektoren (Dienstleistungen, öffentlicher Sektor) überrepräsentiert, im produzierenden Gewerbe, im Baugewerbe und im Finanzsektor dagegen unterrepräsentiert sind. Die Umgestaltungen der Arbeitsmarktinstitutionen im vergangenen Jahrzehnt haben überdies dazu geführt, dass wirtschaftliche Abschwünge nicht mehr vornehmlich zuungunsten der Beschäftigung von Frauen, sondern durch die Reduzierung von Zeitarbeit abgefedert werden.

Institutionelle Rahmenbedingungen und geschlechterspezifische Lohn­ unterschiede: Forschungsstand und Forschungslücken Der Einfluss unterschiedlicher institutioneller Rahmenbedingungen wird mittlerweile vielfach zur Erklärung geschlechterspezifischer Lohn- und Beschäftigungsunterschiede herangezogen. Seit einem bahnbrechenden Beitrag von Freeman und Katz (1995) konzentriert sich die Debatte vorrangig auf geschlechtsspezifische Lohnunterschiede im Kontext des Einflusses von Arbeitsmarktinstitutionen auf die Lohnsetzung. Es wird gemutmaßt, dass dieser Einfluss zu einer Stauchung der Lohnstruktur führt, Unterschiede zwischen Sektoren und Firmen reduziert und Diskriminierung verhindern kann. Der Einfluss institutioneller Rahmenbedingungen variiert jedoch abhängig von den Ergebnissen des Arbeitsmarktes, der Beschäftigungsart (Vollzeit bzw. Teilzeit) und der Position der Arbeitnehmer innerhalb der Lohnstruktur. So kann etwa der Einfluss von Gewerkschaften unterschiedliche Effekte auf die Lohnspreizung zur Folge haben. In Gegenwart starker Gewerkschaften können Lohndifferenzen im Niedriglohnsektor zwischen

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Ausgewählte Forschungsprojekte

einzelnen Gruppen (gewerkschaftlich organisiert / nicht gewerkschaftlich organisiert) stärker ausgeprägt sein als innerhalb dieser Gruppen, was eine Vergrößerung der Ungleichheit mit sich bringt. Für hohe Löhne gilt jedoch das Gegenteil, da hier der Effekt innerhalb von Gruppen dominiert. Solche Effekte erschweren die Untersuchung des Einflusses von Gewerkschaften auf geschlechtsspezifische Lohnunterschiede, da männer-/frauendominierte Arbeitsmarktsektoren durch unterschiedliche Grade gewerkschaftlicher Organisation geprägt sind. Im Kontext von Insider-/Out­ sider-Konzepten können Gewerkschaften die Existenz dualer Arbeitsmarktstrukturen, die durch eine spezifische Geschlechterverteilung gekennzeichnet sind, sogar verstärken (länger Angestellte gegenüber Neubeschäftigten oder Zeitarbeiter gegenüber Festangestellten). Die empirische Literatur zeigt überdies, dass der Lohneffekt, der durch Gewerkschaften hervorgerufen wird, einen signifikanten Teil des Lohnunterschiedes zwischen gewerkschaftlich organisierten und nicht gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern für Männer erklären kann, nicht jedoch für Frauen. Darüber hinaus liefert die Literatur Evidenz dafür, dass Mindestlöhne und kollektive Lohnverhandlungen dazu beitragen, geschlechterspezifische Lohnunterschiede zu reduzieren.

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Ausgewählte Forschungsprojekte

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kann sich eine Veränderung des Kündigungsschutzes auch auf die geschlechterspezifischen Lohnunterschiede auswirken. Dies gilt insbesondere dann, wenn Kündigungsschutzunterschiede zwischen verschiedenen Segmenten der Arbeitnehmerschaft bestehen, was wiederum die Entstehung dualer Arbeitsmarktstrukturen befördern würde. Zum Einfluss institutioneller Rahmenbedingungen auf geschlechterbezogene Beschäftigungs- und Lohnunterschiede in Mittel- und Osteuropa existiert nur eine sehr kleine Zahl von Studien, deren Ergebnisse zudem nicht eindeutig sind. Eine stärkere Zentralisierung und Koordinierung von Lohnverhandlungen begünstigen den Abbau von Lohnunterschieden zwischen verschiedenen Sektoren und Firmen. Indirekt kann dieser Effekt dann auch die geschlechterspezifischen Lohnunterschiede reduzieren, sofern diese mit sektor- oder firmenbezogenen Lohnunterschieden verbunden sind. Da die Tradition kollektiver Lohnverhandlungen in vielen weiblich dominierten Sektoren der Privatwirtschaft, wie im Einzelhandel, im Vergleich zu vielen männlich dominierten Sektoren schwächer ausgeprägt ist, kann eine Stärkung kollektiver Lohnverhandlungen paradoxerweise aber auch eine Verstärkung geschlechterspezifischer Lohnunterschiede nach sich ziehen (wie etwa in Ungarn geschehen). Die Deregulierung des Arbeitsmarktes beeinflusst geschlechterbezogene Unterschiede ebenfalls in verschiedene Richtungen. Stringentere Kündigungsschutzgesetze wirken sich insbesondere auf das Beschäftigungsniveau weiblicher Arbeitnehmer negativ aus. Bezogen auf die Löhne hängt der Einfluss der Kündigungsschutzgesetzgebung von der Verhandlungsstärke der Arbeitnehmer gegenüber den Arbeitgebern ab. Insofern in dieser Hinsicht geschlechterbezogene Unterschiede bestehen,

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Projektziele Das gemeinsam von Ekaterina Selezneva (IOS) und Cristiano Perugini (Università degli Studi di Perugia, Italien) durchgeführte Forschungsprojekt „Arbeitsmarktinstitutionen, die globale Krise und geschlechterspezifische Lohnunterschiede in Mittel- und Osteuropa“ hat zum Ziel, geschlechtsspezifische Lohnunterschiede in zehn neuen mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedsländern seit 2007 nachzuweisen, die bislang in der Literatur nicht dokumentiert sind. Dafür werden die neuesten Informationen der Eurostat SILC-Datenbasis zu Einkommens- und Lebensbedingungen genutzt. Besondere Aufmerksamkeit liegt auf den Effekten, die sowohl vom Ausbruch der globalen Krise als auch von den darauf folgenden politischen Reaktionen hervorgerufen werden. Im Rahmen des Projektes wird zunächst ein detailliertes Bild geschlechterbezogener Strukturen in der Lohnverteilung der mittelund osteuropäischen Staaten kurz vor Ausbruch und während der aktuellen Wirtschaftskrise gezeichnet. Anschließend werden zwei miteinander verwandte Themen bearbeitet. Es wird erstens eine vergleichende Analyse geschlechtsspezifischer Lohnunterschiede der aktuellsten Lohnverteilungen der mittel-

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und osteuropäischen Länder im Kontext der noch andauernden Krise durchgeführt. Dabei wird zweitens die besondere Rolle der Arbeitsmarktinstitutionen (d. h. der Arbeitsmarktderegulierung, der Gewerkschaftsmacht und der lohnpolitischen Koordinierung) bei der Bestimmung der verschiedenen länderspezifischen Niveaus und Muster der geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede bewertet. Es wird zudem untersucht, ob diese Effekte für niedrige, mittlere oder hohe Einkommensbezieher/innen unterschiedlich sind. Wir verwenden dazu einen speziellen Ansatz der Quantilsregression, um die Varianz unerklärter geschlechtsspezifischer Lohunterschiede – und somit die geschlechterbezogene Diskriminierung – für alle Teile der Lohnverteilung in jedem Land aufzeigen zu können. Zudem ermöglicht dieser Ansatz, die Einflüsse unterschiedlich strukturierter Arbeitsmarktinstitutionen auf die geschlechterbezogenen Unterschiede in verschiedenen Segmenten der Lohnverteilung zu untersuchen. Alle empirischen Schätzungen kontrollieren zudem potentielle Stichprobenverzerrungen (sample selection bias). Die Länderauswahl umfasst die zehn neuen mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten und bezieht sich auf die Jahre 2007 und 2009.

Zusammenfassung der Ergebnisse Die Untersuchung fördert bemerkenswerte Unterschiede, aber auch Ähnlichkeiten zwischen den Ländern zu Tage. Für den durchschnittlichen und mittleren geschlechtsspezifischen (Stundenlohn-)Unterschied finden sich relativ niedrige Diskriminierungsraten in Bulgarien, in der Tschechischen Republik und in Ungarn, die höchsten Raten dagegen in den baltischen Staaten, besonders im Jahre 2007. Die Muster der geschlechterspezifischen Unterschiede entlang der Lohnverteilung zeigen

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in allen untersuchten Ländern, außer in Rumänien und der Slowakei, dass der Abstand zwischen den Quantilen der Lohnverteilungen von Männern und Frauen mit zunehmendem Lohn immer größer wird. Dies impliziert die Existenz von auf den ersten Blick nicht sichtbaren Aufstiegsbarrieren für Frauen (sog. glass ceilings). Im Jahre 2009 ist in Slowenien zudem das komplementäre Phänomen festzustellen, dass Lohnunterschiede im unteren Bereich der Lohnverteilung größer sind als im Durchschnitt. Das bedeutet, dass Frauen im Hinblick auf Beförderungen und Lohnerhöhungen benachteiligt werden (sog. sticky floors). Die Veränderung des geschlechterbezogenen Lohnunterschieds infolge der Krise variiert wenig zwischen den Ländern. Mit Ausnahme Ungarns (wo der geschlechterspezifische Lohnunterschied wuchs), Rumäniens und der Slowakei (wo er unverändert blieb), verzeichneten alle untersuchten Länder zwischen 2007 und 2009 einen Rückgang des geschlechterspezifischen Lohnunterschieds. Die Projektergebnisse implizieren jedoch, dass diese Entwicklung keineswegs als positiv angesehen werden kann, da die Verkleinerung des Lohnunterschieds lediglich infolge der Annäherung der Löhne männlicher Arbeitnehmer an die niedrigsten Löhne weiblicher Arbeitnehmer zustande kam. Daher ist es auch kein Zufall, dass die deutlichste Schrumpfung des geschlechterbedingten Lohnunterschieds in der Mehrzahl der Länder am unteren Ende der Lohnverteilung stattfand. Des Weiteren zeigt die Analyse, dass Arbeitsmarktderegulierung durch Ausweitung wenig regulierter Zeitarbeitsverträge und Schwächung von Mindestlohn-Bestimmungen im Durchschnitt zu einer Vergrößerung des geschlechterspezifischen Lohnunterschieds beiträgt. Die entsprechenden Quantilsregressionsschätzungen enthüllen jedoch, dass dies eigentlich nur für die Mitte und die Spitze der

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Lohnverteilungen gilt, während Deregulie- zugunsten größerer Flexibilität und liberaler rung die geschlechterbezogenen Unterschiede Modelle. Insgesamt stützen die Projektergebim Niedriglohnsektor reduziert. Dies lässt sich nisse die Vorstellung, dass diese Schwächung vermutlich durch die Schwächung von Min- von Arbeitsmarktinstitutionen Ungleichheit destlohn-Bestimmungen erklären, von denen am Arbeitsmarkt befördert. Die Ergebnisse Männer proportional stärker betroffen sind, da zeigen insbesondere, dass dieser langfristige sie in Sektoren mit Mindestlohnbindung über- Prozess zum Ende der 2000er Jahre in Mittelrepräsentiert sind. Dies wiederum führt zu ei- und Osteuropa dazu geführt hat, dass sich mit ner nach unten gerichteten Konvergenz der dem Niedriglohnsektor ein wichtiges Segment Löhne männlicher Arbeitnehmer und einer des Arbeitsmarktes der Regulierung durch Arbeitsmarktinstitutionen entzogen hat, zuminentsprechenden Angleichung der Bezahlung. Eine höhere gewerkschaftliche Präsenz und dest im Hinblick auf die Fähigkeit, geschlecheine stärkere Koordinierung der Lohnver- terbezogene Unterschiede zu reduzieren. Für handlungen führen ebenfalls zu einer Redu- die Politik – nicht nur in den neuen Mitgliedszierung der geschlechterspezifischen Lohnun- ländern, sondern auch für die EU insgesamt terschiede. Der Einfluss dieser Institutionen ist – bedeutet dies, dass weitere Liberalisierungsdabei je höher, desto weiter oben der jeweilige wellen nicht nur zu einer Vergrößerung geLohn in der Lohnverteilung angesiedelt ist. Bei schlechterbezogener Unterschiede führen der Reduzierung der geschlechterspezifischen können, sondern auch eine weitere PolarisieLohnunterschiede im Niedriglohnsektor sind rung der Arbeitnehmer fördern und die Andie Institutionen zur Lohnfestsetzung dagegen zahl der Arbeitsmarktsegmente vergrößern, in weitaus weniger effektiv. Dies gilt insbesonde- denen die Fähigkeit der Arbeitsmarktinstiture im Kontext der Finanz- und Wirtschaftskrise, tionen zur Bekämpfung von Diskriminierung als sie kaum in der Lage waren eine anti-dis- gehemmt wird. kriminierende Rolle zu spielen. Die zu den empirischen Schätzungen komplementäre Kooperation und Präsentation der Ergebnisse deskriptive Evidenz bekräftigt die Vorstellung, dass die Arbeitnehmer des Niedriglohnsektors Dieses Projekt wird im Rahmen des Jean zu einem Bereich des Arbeitsmarktes gehören, Monnet Programms der EU zu „Variety of Instiden die Arbeitsmarktinstitutionen entweder tutional Settings and Socio-Economic Inequagar nicht erreichen oder in dem sie nicht mehr lities in the Process of European Integration” fähig sind, dem Problem der Geschlechterdis- (INEQ) realisiert. INEQ wird von einem interkriminierung effektiv zu begegnen. In diesem nationalen Forschungsteam (Università degli Sinne trägt das Projekt zur Beschreibung der Studi di Perugia, IOS Regensburg, Universität Beziehung zwischen neuen, komplexen Dual- Regensburg, University of Brighton, State Unistrukturen auf dem Arbeitsmarkt und institu- versity – Higher School of Economics Moscow, tionellen Rahmenbedingungen bei. Universität Bayreuth und Rutgers University) Alle verfügbaren Indikatoren zeigen, dass in getragen und setzt sich zum Ziel, in Forschung den letzten zwei Jahrzehnten in Europa eine und Gesellschaft das Wissen über die Gefahren generelle Schwächung der Arbeitsmarktinsti- von institutionell bedingten Ungleichheiten tutionen stattgefunden hat. Diese war gekenn- für die EU-Integration zu erweitern und Pozeichnet durch eine Veränderung der Regula- litikoptionen zur Bekämpfung der negativen rien und Funktionsweisen des Arbeitsmarktes Folgen extremer Ungleichheit aufzuzeigen.

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Ausgewählte Forschungsprojekte

Im Rahmen der Forschungskooperation verbrachte Ekaterina Selezneva im Mai 2013 zwei Wochen als Visiting Research Fellow in Perugia. Vorläufige Ergebnisse wurden auf mehreren internationalen Konferenzen präsentiert, unter anderem auf der fünften ECINEQ Konferenz der Universität Bari (Italien) und der NOeG Konferenz „Economics and Inequality“ der Wirtschaftsuniversität Wien (Österreich). Ein gemeinsam von Cristiano Perugini und Ekaterina Selezneva verfasster Aufsatz mit dem Titel „Labour Market Institutions, Crisis and Gender Earnings Gap in Eastern Europe“ fasst die wichtigsten Projektergebnisse zusammen. Der Aufsatz erscheint im Frühjahr 2015 in der renommierten internationalen peer-review Zeitschrift Economics of Transition.

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FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES Einführung  ������������������������������������������������������������������������������������������� 42  Ausgewählte Promotionsprojekte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Trade and Environmental Policies: Empirical Investigations for Ukraine Using CGE Models Ungarn im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe in den 1960er und 1970er Jahren Wissenschaftliche Veranstaltungen für den Nachwuchs  . . . . . 57 Promotionsübersicht 

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

Nachwuchsförderung

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

EINFÜHRUNG Auch im vergangenen Jahr war die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses – entsprechend der Zielsetzung des IOS– ein zentraler Bereich der Institutstätigkeit. Schließlich muss es einer Forschungseinrichtung wie dem IOS ein genuines Anliegen sein, dass auch in Zukunft exzellent ausgebildete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Forschungsfelder des eigenen Aufgabengebietes nicht nur weiter bearbeiten, sondern in ihnen neue Impulse setzen und innovative Fragestellungen eröffnen. Das IOS ist dabei in der besonderen Lage, als An-Institut der Universität Regensburg eng mit dieser kooperieren

zu können, und erreicht durch Lehrtätigkeit und Kooperationen national wie international auch andere Partnerinstitutionen im Bereich der gemeinsamen Nachwuchsförderung. Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung bietet es Möglichkeiten zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses insbesondere auf der Promovierenden- und Post-Doc-Ebene. Aber auch Studierende einschlägiger Fächer werden angesprochen, um diese frühzeitig mit attraktiven Angeboten im Bereich der Ost- und Südosteuropaforschung zu interessieren.

Promovierende Ein zentraler Bestandteil der Nachwuchsarbeit des IOS ist seine Promotionsförderung. Eine Betreuung durch Wissenschaftler/innen des Instituts ist dabei der Regelfall und auch ohne eigenes Promotionsrecht des IOS möglich: Sowohl die Institutsdirektoren als auch weitere Wissenschaftler/innen sind Inhaber einer Professur an der Universität Regensburg oder an anderen Universitäten. 2014 wurden durch am IOS tätige Professoren insgesamt 19 Promovierende in den Fächern Geschichte und Ökonomie betreut. Das Institut bietet Promovierenden zahlreiche Möglichkeiten, ihre Forschungsvorhaben am IOS zu finanzieren. Auf befristeten Mitarbeiterstellen werden Doktorand/inn/en beschäftigt, die mit dem Ziel der Promotion am IOS forschen und bei Erreichung klar definierter Zielvorgaben in die Postdoc-Phase

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verlängert werden können. Darüber hinaus fördert das IOS Promovierende mit Stellen in drittmittelfinanzierten Projekten sowie durch wissenschaftliche Hilfskraftstellen. Eine spezielle Nachwuchskomponente sorgt dafür, dass in allen Forschungs- und Drittmittelprojekten des Instituts von vornherein die Finanzierung solcher Stellen eingeplant werden kann. Zur materiellen Förderung der am IOS Promovierenden gehört schließlich auch die Bereitstellung von Mitteln für Forschungs- und Konferenzreisen. Das Institut offeriert somit ohne eigenes Stipendienprogramm eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten für verschiedene Phasen eines Promotionsvorhabens. Insgesamt waren 2014 fünf Doktorandinnen und Doktoranden am Institut beschäftigt. Für die Betreuung von Promovierenden am und durch das IOS stellt die intensive Betei-

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Nachwuchsförderung

Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

ligung des Instituts an der interdisziplinären Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien (www.gs-oses.de) einen kaum zu überschätzenden Mehrwert dar: Die 2012 gemeinsam von der LMU München und der Universität Regensburg gegründete Einrichtung wird aus Mitteln der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern gefördert. Das IOS ist eine von sechs an der Graduiertenschule beteiligten außeruniversitären Einrichtungen. Mit Ulf Brunnbauer ist der geschäftsführende Direktor des IOS auch einer der beiden Sprecher der Graduiertenschule. Der Sprecher auf Münchner Seite, Martin Schulze Wessel, ist im Übrigen Mit-Herausgeber einer der Zeitschriften des IOS und als Direktor des Collegium Carolinums ein wichtiger Kooperationspartner, was den Mehrwert der engen Zusammenarbeit zwischen Regensburg und München verdeutlicht.

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Wie intensiv das IOS an der Graduiertenschule beteiligt ist, zeigt sich an den vielen Ebenen der Kooperation. Während Mitarbeiter/innen des IOS an der Umsetzung des Qualifikationskonzepts beteiligt sind, haben Promovierende der Graduiertenschule die Möglichkeit, viele Angebote des IOS zu nutzen. Darüber hinaus führt das IOS regelmäßig gemeinsame Veranstaltungen mit der Graduiertenschule durch und bietet mit seiner umfangreichen Spezialbibliothek ausgezeichnete Recherchemöglichkeiten in unmittelbarer örtlicher Nähe. Zur Förderung der Vernetzung und des Austausches von Promovierenden am IOS organisierte das Institut auch 2014 eine Reihe eigener Veranstaltungen (siehe Seite 57). Dazu gehörten regelmäßige Formate wie die jährlich stattfindende wirtschaftswissenschaftliche Sommerschule „Joint IOS / APB / EACES Summer

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Nachwuchsförderung

Workshop der Graduiertenschule

Academy on Central and Eastern Europe“ in Tutzing und das wöchentliche Forschungskolloquium „Neue Perspektiven in der ost- und südosteuropäischen Geschichte“. Daneben fanden wieder themenbezogene Workshops statt, bei denen Promovierende ihre Projekte vorstellen und diskutieren konnten („2.WienRegens­burg Workshop für Doktorand/inn/en: Gesellschaftlicher Wandel in Ost- und Südosteuropa, 19.–20. Jh.“, VII. Dr. Fritz Exner-Kolloquium für Nachwuchswissenschaftler im Bereich der Südosteuropaforschung „Menschen in Bewegung: Gründe, Muster und Folgen von Migration, 19.–21. Jh.“). Zwei Sommerschulen

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in Kasachstan richteten sich insbesondere an Nachwuchswissenschaftler/innen aus Zentralasien und verdeutlichen das Bestreben des Instituts, den internationalen Nachwuchs gerade aus und in der Zielregion zu unterstützen. Neben diesen Formaten zur Arbeit am eigenen Promotionsprojekt bietet das IOS Promovierenden die Möglichkeit, unterschiedliche wissenschaftliche Arbeitsfelder kennenzulernen und frühzeitig entsprechende berufliche Erfahrungen zu machen. Neben Forschung kommen hier u. a. die redaktionelle Betreuung von Publikationsreihen, die Organisation einer wissenschaftlichen Spezialbibliothek, die Schaffung elektronischer Infrastrukturen, die Organisation von wissenschaftlichen Veranstaltungen, die Beantragung von Forschungsprojekten und insgesamt das Wissenschafts- und Projektmanagement in Betracht – allesamt mögliche Berufsfelder für angehende Akademiker. Zur Unterstützung der beruflichen Perspektiven seiner Promovierenden nutzt das IOS sein weitverzweigtes Netzwerk im In- und Ausland. Schließlich bietet das Institut in seinen Zeitschriften und Buchreihen die Möglichkeit, Ergebnisse aus der Forschung oder die Dissertation als solche in international wahrgenommenen Publikationen mit Qualitätskontrolle zu veröffentlichen.

Postdocs Die Postdoc-Förderung ist ein wichtiger Baustein der Nachwuchsstrategie des IOS. Zentrales Mittel dieser Förderung ist die Bereitstellung von Wissenschaftlerstellen, die für diesen Zweck befristet sind und bei deren Besetzung die Karriereperspektive der/des Bewerber/in/s eine überaus wichtige Rolle spielt. Bei Erreichen klar definierter Leistungen (wie einer überdurchschnittlichen Publikations-

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oder Drittmittelbilanz) können die Stellen verlängert werden, etwa um den Abschluss der Habilitation oder die Beantragung eines Nachfolgeprojekts zu ermöglichen. Zur Habilitationsförderung gehört für die Postdocs am IOS die Möglichkeit, an einer Universität zu unterrichten und sich damit ein eigenständiges Lehrprofil zu erarbeiten. Die Tatsache, dass auch 2014 Postdocs des IOS Preise gewannen

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(die Ökonomin Olga Popova) oder Fellowships an renommierten Einrichtungen bekleideten (die Historikerin Sabine Rutar und die Ökonomin Ekaterina Selezneva) bestärkt das Institut in seinen Bemühungen, junge Wissenschaftler/ innen auf die beschriebene Weise zu fördern. Neben den Formaten zur Unterstützung des wissenschaftlichen Austausches im Bereich der Promotionsförderung stehen Postdocs am IOS diesbezüglich weitere Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Insbesondere die Konzeptionierung und Durchführung eigener Veranstaltungen werden gefördert, weil mit ihnen Sichtbarkeit und Kontakte innerhalb der wissenschaftlichen Community gewonnen werden. Ebenso wichtig ist die Förderung der Teilnahme an relevanten internationalen Tagungen, etwa der Jahrestagung der Association for Slavic, East European and Eurasian Studies. Weiterhin dienen Veranstaltungen am IOS der gezielten Weiterbildung auch von Postdocs bei zukunftsweisenden Trends im

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eigenen Forschungsfeld. 2014 waren dies vor allem die Veranstaltungen zu Digital Humanities und zur Förderpraxis der DFG im Bereich des digitalen Publizierens. Auch die Teilnahme an externen Weiterbildungsangeboten, etwa im Bereich der Hochschuldidaktik oder des Projektmanagements, werden Postdocs vom IOS ermöglicht. Besondere Relevanz für die Förderung externer Nachwuchswissenschaftler/innen besitzt das Gastwissenschaftler/innenprogramm des IOS, das auch internationale Postdocs mit einem vielversprechenden und zum Institut passenden Forschungsprojekt für bis zu einem Monat nach Regensburg einlädt. Die wachsende Zahl fachlich exzellenter Bewerbungen in diesem wie auch in den Programmen der AvH und des DAAD für einen Forschungsaufenthalt am IOS zeigt, dass dieses sich in kürzester Zeit zu einer wichtigen Institution für den internationalen wissenschaftlichen Nachwuchs der Ostund Südosteuropaforschung entwickelt hat.

Studierende Komplettiert wird die Nachwuchsförderung des IOS durch den Versuch, qualifizierte Studierende frühzeitig für die Ost- und Südosteuropaforschung zu gewinnen. Die Möglichkeit, dies zu tun, ergibt sich für das IOS einerseits über seine verschiedenen Angebote vor allem im Veranstaltungs- und Bibliotheksbereich, andererseits durch vielfältige Lehr- und Betreuungstätigkeiten seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Universitäten. Während so bei den Studierenden unterschiedlicher Studiengänge wichtige Kenntnisse über Geschichte und Gegenwart Ost- und Südosteuropas und damit Grundlagen für eine spätere wissenschaftliche Tätigkeit vermittelt werden, gibt die Betreuung von Abschlussarbeiten die

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Gelegenheit, Studierende noch stärker für das Forschen zu begeistern. Hervorragende Masterarbeiten können dann in der Arbeitspapiere-Reihe des IOS wie auch in der Digitalen Reihe der Osteuropa-Dokumente online veröffentlicht werden. Interessierten Studierenden bietet das IOS weiterhin die Möglichkeit, im Rahmen von Praktika interessante Aspekte der wissenschaftlichen Arbeit des Instituts kennenzulernen und berufsrelevante Zusatzqualifikationen zu erwerben. Praktika sind etwa im Bereich der Zeitschriften- und Buchredaktionen, in der Bibliothek und der Datenbankpflege, aber auch in anderen Feldern möglich. Auch internationale Praktikant/inn/en sind

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Promotionsfeier von Kseniia Gatskova

regelmäßig auf der Grundlage von Kooperationsabkommen am IOS tätig. 2014 konnte das Institut erstmals einen Praktikanten aus Kanada willkommen heißen. Aus dem Kreis besonders qualifizierter Studierender, v. a. der Universität Regensburg, rekrutiert das Institut studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte, die in unterschiedlichen Aufgabengebieten des Instituts – von der Bibliotheksaufsicht über die Verwaltung, Veranstaltungsorganisation und Datenbankpflege bis hin zur Mitwirkung an Forschungsprojekten und der Unterstützung der Zeitschriftenredaktionen – zum Einsatz kommen. Bei ihrer Auswahl spielt der Wunsch, eine Abschlussarbeit im Bereich der Forschungsthemen des IOS zu schreiben, eine wichtige Rolle, da auf diese Weise auch der Übergang zur Promotion vorbereitet werden kann. Wie zielfüh-

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rend diese Unterstützung sein kann und wie dabei die einzelnen Ebenen der Nachwuchsförderung ineinandergreifen, illustriert die Tatsache, dass mit Maria Đokić eine ehemalige wissenschaftliche Hilfskraft des Instituts heute in der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien promoviert; Peter Techet, 2013/2014 ebenfalls Hilfskraft am IOS, ist heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter Teil einer Emmy Noether-Nachwuchsgruppe am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz. Die folgenden Seiten sollen einen Einblick in die Förderung sowie die Aktivitäten von Nachwuchswissenschaftler/inne/n am Institut geben, indem zwei Promotionsprojekte und wichtige Nachwuchsveranstaltungen exemplarisch vorgestellt werden.

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AUSGEWÄHLTE PROMOTIONSPROJEKTE Trade and Environmental Policies: Empirical Investigations for Ukraine Using CGE Models (Promotionsprojekt) Projektbearbeiterin: Miriam Frey Betreuer: Prof. Dr. Jürgen Jerger und Prof. Dr. Andreas Löschel (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster)

Miriam Frey

Durch die jüngsten weltpolitischen Ereignisse ist die Ukraine in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Damit einher gingen zahlreiche öffentliche Diskussionen, welche das vorher kaum beachtete Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine zum Thema machten. Ökonomisch standen dabei meist die möglichen Effekte eines vertieften Freihandelsabkommens mit der EU und einer Zollunion mit Russland im Vordergrund, häufig verbunden mit der Frage, ob sich die Ukraine politisch und ökonomisch eher nach Westen oder nach Osten orientieren sollte. Der ukrainisch-russische Konflikt hat aber auch dazu geführt, dass das Thema Energiesicherheit in der Ukraine und der EU neu diskutiert

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wurde. Um sich über diese Fragen sachlich austauschen zu können, bedarf es fundierter wissenschaftlicher Untersuchungen. In dieser Hinsicht leistet die Dissertation von Miriam Frey an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Regensburg mit dem Titel „Trade and Environmental Policies: Empirical Investigations for Ukraine Using CGE Models“ einen wichtigen Beitrag. Die von Prof. Dr. Jürgen Jerger und Prof. Dr. Andreas Löschel betreute Arbeit besteht aus drei eigenständigen wissenschaftlichen Artikeln, welche jeweils einen konkreten Aspekt der ukrainischen Handels- und Umweltpolitik analysieren. Ihnen gemein ist neben dem Länderfokus vor allem die Methode der berechenbaren all-

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11% 10%

10. 5% in public budget in total tax revenues

9.4% 8.8%

share of tariff revenues

9%

7.3% 6.7%

7% 6%

8.5% 7.6%

8% 6.2%

6.1%

6.0% 5.4%

5.3%

5.1%

5%

4.5%

4.4%

4%

3.6% 3.0%

3%

3.3%

2% 2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Die Entwicklung der ukrainischen Zolleinnahmen Quelle: eigene Berechnungen basierend auf den Berichten des ukrainischen Finanzministeriums

gemeinen Gleichgewichtsmodelle (Englisch: CGE Models). Mithilfe dieser Methode, welche unter anderem auch zur Evaluierung von fiskal- und agrarpolitischen Maßnahmen eingesetzt wird, lassen sich die Richtung und die Größenordnung eines Effektes auf Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt abschätzen. Die in CGE Modellen enthaltenen Gleichungen bilden alle im Laufe eines Jahres in einer bestimmten Volkswirtschaft ablaufenden Prozesse wie beispielsweise Produktionsprozesse ab. Dahinter stehen auf mikroökonomischer Theorie basierende Annahmen über das Verhalten der in einer Volkswirtschaft agierenden Wirtschaftssubjekte (z. B. Produzenten, Konsumenten und Staat). Ein Beispiel hierfür ist das Gewinnmaximierungskalkül der Produzenten, aus welchem sich die angebotenen Gütermengen ergeben. Rechnerisch werden die gleichgewichtigen Preise sowie die Angebots- und Nachfragemengen bestimmt, indem in der Realität beobachtete Daten in die Modellgleichungen eingesetzt werden. Die Basis hierfür bilden die Daten aus der volkswirtschaftlichen

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Gesamtrechnung und sogenannte Input-Output-Tabellen, welche abhängig von der untersuchten Fragestellung um weitere Daten wie Exporte und Importe, Haushaltsausgaben oder CO2-Emissionen ergänzt werden können.

A General Equilibrium Evaluation of the Fiscal Costs of Trade Liberalization in Ukraine Der erste Artikel mit dem Titel „A General Equilibrium Evaluation of the Fiscal Costs of Trade Liberalization in Ukraine“, welcher in Ko-Autorenschaft mit Zoryana Olekseyuk von der Universität Duisburg-Essen entstand und in der Zeitschrift Empirica publiziert wurde, befasst sich mit den fiskalischen Auswirkungen der ukrainischen Handelsliberalisierung gegenüber der EU. Dahinter steht die Überlegung, dass vor allem in weniger entwickelten Ländern die Kosten der Liberalisierung bei handelspolitischen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Dies trifft auch auf die Ukraine zu, wo der Anteil der Zolleinnahmen am Staatsbudget bis 2008 durchschnittlich 6 %betrug.

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Auch wenn dieser im Zuge des Beitritts der Ukraine zur Welthandelsorganisation in 2008 auf 3 % zurückging, stellen Zölle immer noch eine wichtige Einnahmequelle des ukrainischen Staates dar. Gleichzeitig fallen mit dem in 2014 in Kraft getretenen vertieften Freihandelsabkommen als Teil des Assoziierungsabkommens mit der EU auch die Zollschranken gegenüber dem wichtigsten Handelspartner weg. Darauf basierend werden mithilfe eines berechenbaren allgemeinen Gleichgewichtsmodells für die Ukraine die Effekte des Wegfalls der Importzölle für Waren aus der EU und des damit verbundenen Rückgangs der Zolleinnahmen simuliert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf verschiedenen Möglichkeiten, mit den fehlenden Zolleinnahmen umzugehen. Im ersten Fall wird unterstellt, dass die ukrainische Regierung keine Möglichkeit hat, die wegfallenden Zolleinnahmen durch die Anhebung einer anderen Steuer zu kompensieren. Dies würde zu einer Kürzung der öffentlichen Ausgaben beispielsweise für Bildung führen. Im Gegensatz dazu wird als zweite Möglichkeit untersucht, welche Effekte sich ergeben würden, wenn die ukrainische Regierung die fehlenden Zolleinnahmen über eine Erhöhung des indirekten Steuersatzes ausgleicht und somit die Staatsausgaben konstant gehalten werden könnten. Motiviert durch die Ankündigung der EU, der Ukraine finanzielle und technische Unterstützung bei der Umsetzung des Assoziierungsabkommens zukommen zu lassen, wird als dritte Alternative ein Ausgleich über Entwicklungshilfe aus der EU simuliert. Die Ergebnisse bestätigen die Bedeutung der Berücksichtigung von fiskalischen Kosten bei der Analyse von handelspolitischen Maßnahmen, da die Wohlfahrtseffekte abhängig von der Kompensationsmöglichkeit stark variieren. Während die erst- und drittgenannte Möglichkeit zu einer Wohlfahrtserhöhung führen würden, würde ein Ausgleich der fehlen-

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den Zolleinnahmen durch Anhebung des indirekten Steuersatzes zu Wohlfahrtsverlusten in der Ukraine führen. Vor dem Hintergrund der aktuell ohnehin angespannten finanziellen Lage der Ukraine, unterstreicht diese Analyse zudem die Bedeutung der von der EU zugesagten finanziellen und technischen Unterstützung.

Income Inequality Effects of Ukraine’s Trade Liberalization with the EU. Are there ‘two Ukraines’? Die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine bilden auch die Motivationsgrundlage für den zweiten Artikel mit dem Titel „Income Inequality Effects of Ukraine‘s Trade Liberalization with the EU. Are there ‘two Ukraines’?“. Darin wird der Frage nachgegangen, ob Bedenken hinsichtlich der Effekte des Freihandelsabkommens mit der EU auf die Einkommensungleichheit in der Ukraine einer der Gründe für regional differierende Zustimmungsraten zur Annäherung des Landes an die EU sein könnten. In den letzten Jahren hatten mehrere Meinungsumfragen in der Ukraine ergeben, dass sich im Westen und im Zentrum der Ukraine mehr als die Hälfte der Befragten für das Assoziierungsabkommen mit der EU aussprach, während im Osten und Süden des Landes die Zustimmung deutlich geringer ausfiel. Zudem wurde die Ukraine in der öffentlichen Berichterstattung häufig als ein in einen West- und einen Ostteil gespaltenes Land dargestellt. Falls dies der Fall wäre, würde man bei einer handelspolitischen Maßnahme wie dem Freihandelsabkommen mit der EU unterschiedliche Effekte auf die beiden Landesteile erwarten. Innerhalb der Landesteile sollten sich jedoch ähnliche Auswirkungen beobachten lassen. Zu diesem Zweck wird ein allgemeines berechenbares Gleichgewichtsmodell mit detaillierten Einkommens- und Ausgabendaten aus einer Befragung unter mehr als 10.000 ukrainischen

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Haushalten verknüpft. Dies ermöglicht eine genauere Untersuchung der Einkommens- und Verteilungseffekte der Handelsliberalisierung mit der EU. Hinsichtlich der Einkommenseffekte zeigt sich, dass es nur bei sehr wenigen Haushalten zu einer Verringerung des realen Einkommens kommen würde, wobei sich kein klares Muster hinsichtlich der geografischen Lage dieser Haushalte ergibt. Bezüglich der Einkommensungleichheit lässt sich festhalten, dass die Handelsliberalisierung gemessen am Gini-Index zu einem leichten, wenn auch sehr kleinen Rückgang der Ungleichheit führen würde. Zudem wird ein weiterer Index, der sogenannte Theil-Index berechnet, welcher eine Zerlegung in zwei quantifizierbare Effekte ermöglicht. Im Falle der Ukraine und auf diese Fragestellung angepasst bedeutet dies, dass sich die gesamte Einkommensungleichheit in der Ukraine zum einen aus der Einkommensungleichheit zwischen den beiden Landesteilen und zum anderen aus der Einkommensungleichheit innerhalb der beiden Landesteile zusammensetzt. Die Daten belegen, dass 99 % der gesamten Einkommensungleichheit in der Ukraine durch die Ungleichheit innerhalb der beiden Landesteile erklärt werden und nur ein 1% auf die Einkommensungleichheit zwischen

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den beiden Landesteilen zurückzuführen ist. Um die eingangs aufgeworfene Frage zu beantworten wird untersucht, wie sich die Zusammensetzung dieser beiden Effekte durch die Handelsliberalisierung verändert. Hierbei zeigt sich, dass eine Liberalisierung der Importe aus der EU ausschließlich auf die Einkommensungleichheit innerhalb der beiden Landesteile wirkt und sich die Ungleichheit zwischen den beiden Landesteilen nicht verändert. Somit lässt sich auf Grundlage dieser empirischen Untersuchung nicht bestätigen, dass sich aus der Handelsliberalisierung mit der EU ungleiche Einkommenseffekte für den West- und den Ostteil der Ukraine ergeben würden.

Assessing the Impact of a Carbon Tax in Ukraine Der dritte Artikel dieser Dissertation widmet sich unter dem Titel „Assessing the Impact of a Carbon Tax in Ukraine“ dem Thema Umweltpolitik. Auch wenn es dabei hauptsächlich um die Frage der Emissionsverringerung geht, kann durch das Ziel eines geringeren Energieverbrauchs ebenso ein Bezug zur aktuellen Diskussion um die Energiesicherheit in der Ukraine hergestellt werden. Die Ukraine hat nach wie vor einen der weltweit höchsten Werte in Bezug auf die CO2-Emissionen pro Einheit des Bruttoinlandsproduktes. Gleichzeitig hat sich die ukrainische Regierung verpflichtet, Schadstoffemissionen aus stationären Quellen bis 2015 um 15% zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen wurde 2011 erstmals eine Verbrauchsteuer auf Kohlenstoffemissionen erhoben. Der Einstiegswert der Steuer lag bei 0,1 Ukrainischen Hrywnja (UAH) / TonneCO2, welcher in mehreren Schritten auf einen aktuellen Wert von 0,26 UAH / Tonne CO2 angehoben wurde. Dies entspricht ungefähr einem Wert von 0,02 US Dollar (USD)/Tonne CO2, was im internationalen Vergleich als sehr niedrig

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carbon tax level 0

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0 −2 emission reduction (%)

−4 −6 −8 −10 −12 −14 −16 −18 −20 −22 Verschiedene Verbrauchsteuern auf Kohlenstoffemissionen und damit einhergehende CO2-Emissionsreduktionen Quelle: eigene Berechnungen

erscheint. Hieraus ergeben sich folgende zwei Leitfragen. Erstens, ist ausgehend von dieser sehr geringen Steuer überhaupt ein Effekt auf die CO2-Emissionen zu erwarten? Zweitens, in welchem Bereich müsste eine Steuer liegen, welche zu der angestrebten Reduzierung der Emissionen führen würde? Auch zur Beantwortung dieser Fragen wird wieder ein allgemeines berechenbares Gleichgewichtsmodell für die Ukraine herangezogen, welches in diesem Fall um Daten zum Energieverbrauch und den CO2-Emissionen in der Ukraine ergänzt wird. Mit diesem Modell werden neben den Auswirkungen der derzeit bestehenden Verbrauchsteuer auf Kohlenstoffemissionen auch die Effekte einer Erhöhung dieser Steuer auf die CO2-Emissionen und das Bruttoinlandsprodukt simuliert. Dabei zeigt sich, dass die aktuelle Steuer wie erwartet nur zu einer

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sehr kleinen Verringerung der CO-Emissionen (–0.19 %) führt. Die zur Erreichung des Reduktionsziels notwendige Verbrauchsteuer auf Kohlenstoffemissionen müsste im Bereich von 40UAH / Tonne CO2 (3,46 USD / Tonne  CO2) liegen. Unter der Annahme, dass die Einnahmen aus dieser Steuer genutzt werden, um den indirekten Steuersatz zu senken, lassen sich außerdem positive Effekte auf das Bruttoinlandsprodukt identifizieren, was für das Vorliegen einer sogenannten Doppelten-Dividende spricht. Da es dadurch jedoch zu einer Entlastung der Konsumenten und bestimmter Sektoren wie der Textilindustrie auf Kosten der Energieproduzenten kommen würde, hängt die Durchführbarkeit dieser umweltpolitischen Maßnahme stark von der Macht verschiedener Lobby-Gruppen ab.

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Ungarn im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe in den 1960er und 1970er Jahren Projektbearbeiter: Christian Mady Betreuer: Prof. Dr. Stefan Plaggenborg (Ruhr-Uni Bochum, Gesamtprojektleitung) Gefördert durch: Fritz-Thyssen-Stiftung Laufzeit: 2011–2015

Christian Mady

Mit dem „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ (RGW) untersucht dieses Projekt einen wichtigen, in der historischen Forschung bisher vergleichsweise wenig erforschten Teilbereich des „real existierenden Sozialismus“. Die sozialistischen Volkswirtschaften versuchten im Rahmen dieser Organisation, eine eigenständige, eben „sozialistische“ Form der wirtschaftlichen Integration zu erreichen. Aus den Besonderheiten des planwirtschaftlichen Modells ergaben sich hierbei ganz eigene Probleme, Schwierigkeiten und Lösungsansätze, die bisher zumeist unter wirtschaftswissenschaftlichem Blickwinkel, kaum aber historisch untersucht worden sind. Das Projekt besteht aus zwei Länderstudien, zur UdSSR sowie zur Ungarischen Volksrepublik. In der Studie zur Sowjetunion, die von Erik Radisch durchgeführt wird, geht es vorrangig um den langwierigen und problembehafteten Versuch der sowjetischen Wirtschaftsplaner, ein umfassendes und konsistentes Konzept für den Aufbau, die

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Flagge des RGW.

Funktionsweise und die wirtschaftliche Integration des RGW zu erarbeiten. Die hier vorgestellte Länderstudie zu Ungarn fokussiert auf die ungarischen Bemühungen um eine Reform des RGW zwischen 1968 und 1971 sowie auf die Wechselwirkungen zwischen dem RGW-Handel und den im Januar 1968 in Ungarn eingeführten Wirtschaftsreformen, die als „Neuer Wirtschaftsmechanismus“ bekannt sind. Hierbei wird in einem ersten Schritt die Entstehung der ungarischen RGW-Konzeption aus der ungarischen Wirtschaftsreform heraus untersucht und in einem zweiten Schritt die Reformdebatte innerhalb des RGW analysiert.

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Schließlich dient das Fallbeispiel einer einzelnen Wirtschaftsbranche, nämlich der ungarischen Automobilindustrie, dazu, die gravierenden Auswirkungen des Scheiterns der RGW-Reformbemühungen für das „Reformland“ Ungarn aufzuzeigen. Der Untersuchungszeitraum beginnt 1958 mit dem institutionellen Aufbau des RGW und endet Mitte der 1970er Jahre, als nach Beendigung der Debatte um eine Reform des RGW das Preissystem auf Druck der UdSSR maßgeblich zu ihren Gunsten umgestaltet wurde. Der Forschungsstand zum RGW ist durch ein starkes Nachlassen des bis dahin vor allem ökonomischen und politikwissenschaftlichen Forschungsinteresses nach 1989 gekennzeichnet, wobei eine Anzahl neuerer Publikationen von einer allmählichen Rückkehr des Interesses am RGW zeugt.1 Die Forschungsdiskussion drehte sich Anfang der 1990er Jahre hauptsächlich um die Frage, ob die UdSSR die kleineren RGW-Mitglieder wirtschaftlich ausgebeutet oder gerade im Gegenteil massiv subventioniert habe. Diese Diskussion gilt seit Randall W. Stones Buch „Satellites and Commissars“ (1996)2 als abgeschlossen. Stone konnte durch Archivquellen sowie eine Vielzahl von Interviews mit ehemaligen RGW- bzw. KP-Funktionären aus verschiedenen Ländern die Subventionsthese untermauern und erklärte das wiederholte Scheitern der sowjetischen Integrationsinitiativen mit einem fehlerhaften Anreizsystem, aufgrund dessen regelmäßig schlecht informierte und unmotivierte sowjetische Funktionäre bei ökonomischen Verhandlungen auf zwischenstaatlicher und RGW-Ebene übervorteilt worden seien.

Die materielle Grundlage der Untersuchung bildet im ungarischen Teilbereich der Aktenbestand des ungarischen Nationalarchivs (MOL), ergänzt durch Akten aus dem Open Society Archive (Budapest) und dem Bundesarchiv (Berlin). Die wichtigsten ungarischen Bestände sind diejenigen der ehemaligen Planungsbehörde (Országos Tervhivatal, OT), in denen sich u. a. die Protokolle der RGW-Ratssitzungen sowie Material der sogenannten „Mechanismus-Kommission“ finden, welche vielerlei Einblicke in die Entstehungsgeschichte der ungarischen Wirtschaftsreform gewähren. Ausgesprochen wichtig sind für den Zusammenhang von ungarischer Wirtschaftsreform und RGW-Reform auch die Sitzungsprotokolle des ZK und des Politbüros der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei (MSzMP), die mittlerweile in digitalisierter Form im Internet zugänglich sind. Da die wesentlichen Merkmale des „Neuen Wirtschaftsmechanismus“ und die Vorschläge Ungarns (sowie die in vielen Punkten ähnlichen Positionen Polens) während der „Reformdebatte“ im RGW 1967–69 weithin bekannt sind,3 wird an dieser Stelle auf deren ausführliche Darstellung verzichtet und stattdessen auf einige Aspekte hingewiesen, die aufgrund der im Projekt gewonnenen Erkenntnisse stärker als bisher betont werden sollten. Zum einen ist dies die während der Reformdebatte deutlich erkennbare Bereitschaft der ungarischen Parteiführer, zugunsten einer funktionierenden Arbeitsteilung im RGW in gewissem Umfang auf wirtschaftliche Vorteile Ungarns zu verzichten. Dies bezieht sich vor allem auf die ungarischen Pläne zur Schaffung eines neuen

1 Siehe z. B. Ralf Ahrens: Gegenseitige Wirtschaftshilfe? Die DDR im RGW - Strukturen und handelspolitische Strategien 1963–1976, Wien, Köln, Weimar 2000; Suvi Kansikas: Socialist countries face the European Community: Soviet-bloc controversies over East-West trade, Frankfurt a. M. 2014.

2 Randall W. Stone: Satellites and Commissars: Strategy and Conflict in the Politics of Soviet-Bloc Trade, Princeton 1996. 3 Siehe dazu z. B. Adam Zwass: Der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe 1949 bis 1987. Wien, New York 1988; Lee Kendall Metcalf: The Council of Mutual Economic Assistance: The Failure of Reform. Boulder, New York 1997.

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Preissystems, bei dem die Preise vieler Warengruppen freigegeben, also von Angebot und Nachfrage bestimmt werden sollten. Die diesbezüglichen ungarischen Analysen gingen davon aus, dass sich die Abkehr vom bisherigen „Bukarester Preisprinzip“ für Ungarn kurzfristig negativ auswirken würde, insbesondere was die Terms of Trade mit der UdSSR betraf. Mittelfristig wurde jedoch die Gesamtheit der vorgeschlagenen RGW-Reformen, die neben der Preisreform auch die weitgehende Abschaffung von Warenkontingenten, die Schaffung eines gemeinsamen Zollgebiets, die Einrichtung direkter Handelskontakte durch die Produktionseinheiten sowie die Herstellung einer teilweisen Konvertibilität der RGW-eigenen Verrechnungswährung, des Transferrubels, vorsahen, als für Ungarn vorteilhaft angesehen. Der angenommene Vorteil der Gesamtheit dieser Maßnahmen lag vor allem in der Abkehr vom in den RGW-Beziehungen vorherrschenden Bilateralismus und der Möglichkeit, sowohl den Intra-RGW-Handel zu beleben als auch das Auftreten des RGW gegenüber der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), zu stärken. Das Verhalten Ungarns im Zeitraum von 1968–71 weicht deutlich von dem von Stone und anderen geprägten Bild ab, welches die opportunistische Haltung der kleineren RGW-Länder gegenüber dem RGW betont. Bekanntlich konnten sich Polen und Ungarn mit ihren Vorschlägen in der RGW-internen Reformdebatte nicht durchsetzen, und letztere mündete 1971 im „RGW-Komplexprogramm“, welches, neben der Spezialisierung der Mitgliedsstaaten auf die Produktion bestimmter Warengruppen, die Koordinierung ihrer Wirt-

schaftspläne zum hauptsächlichen Integrationsinstrument erklärte. Eine ungarische Analyse von 1972 zur RGW-Reformdebatte4 suchte im Nachhinein nach den Gründen für die weitgehende Durchsetzung der sowjetischen Position gegenüber den polnischen und ungarischen Reformvorschlägen. Der Hauptgrund für den sowjetischen Erfolg wird nicht allein im politischen und wirtschaftlichen Gewicht der Sowjetunion gesehen, sondern vor allem in der geschickten Ausnutzung der vorhandenen RGW-Strukturen durch die sowjetische Delegation, welche jedwede übergreifende Debatte über eine Gesamtreform der RGW-Zusammenarbeit im Keime habe ersticken können. Die Analyse endet mit dem bitteren Fazit, dass auf der Grundlage des beschlossenen „Komplexprogramms“ von einer RGW-Integration, die diesen Namen verdiene, nicht die Rede sein könne. Als Quelle ist sie vor allem deshalb wertvoll, weil die UdSSR in der Forschungsliteratur, etwa in Stones oben genanntem Werk, oft als ungeschickter Verhandlungspartner dargestellt wird, der nicht in der Lage gewesen sei, das eigene politische und ökonomische Gewicht gegenüber den kleinen RGW-Mitgliedern effektiv einzusetzen. Dies mag in vielen Fällen zutreffen, es gab jedoch auch wichtige Ausnahmen, in denen es der Sowjetunion gelang, ihr Gewicht innerhalb des RGW zum Erreichen der eigenen Ziele zu nutzen, ohne dabei die Rechte der kleinen Mitgliedsstaaten zu verletzen. Dies legt nahe, dass der Hauptgrund für den Misserfolg der meisten sowjetischen Integrationsinitiativen im weitgehenden Fehlen einer kohärenten sowjetischen RGW-Konzeption zu sehen ist.5

4 N. N.: Néhány észrevétel a KGST XXIII. és XXIV. üléssel kapcsolatban, MOL XIX-A-16-c 91. db. Karádi Gyula OT elnökhelyettes UGM anyag 1967–1972. 5 Erik Radisch: The Soviet conception of the Comecon

1954–1971. Vortrag auf der Konferenz „Economic Entanglements in East-Central Europe and the Comecon’s Position in the Global Economy (1949–1991)“, GWZO Leipzig, 14–16. November 2012.

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Neben der RGW-Politik der ungarischen Führung ist noch eine weitere Perspektive für den ungarischen Teilbereich des Projekts wichtig, nämlich diejenige der nachgeordneten wirtschaftlichen Lenkungsorgane (vor allem der Branchenministerien) sowie der Betriebe. Dies ist relevant, um die Unterschiedlichkeit der Interessen von Akteuren auf verschiedenen Hierarchieebenen der ungarischen Wirtschaftslenkung zu analysieren. Zu diesem Zweck wurde als Fallbeispiel die ungarische Automobilindustrie ausgewählt, da diese: 1.) sowohl ökonomisch als auch ideologisch einen bedeutenden Wirtschaftszweig darstellte; 2.) einen hohen Exportanteil und innerhalb dessen einen hohen Anteil von Exporten in den RGW aufwies und schließlich 3.) in dieser Branche eine nennenswerte Anzahl von quantitativ bedeutenden Kooperationsabkommen zwischen Ungarn und anderen RGW-Staaten abgeschlossen wurde. Im Mittelpunkt steht hier das Spannungsverhältnis, in dem sich Staatsführung, Branchenministerien und Betriebe durch die ungarischen Wirtschaftsreformen wiederfanden, da die Betriebe nunmehr nach gänzlich anderen Prinzipien funktionieren sollten als bisher: als weitgehend autonome, gewinnorientiert handelnde Wirtschaftseinheiten, denen die Wirtschaftspläne des OT lediglich zur Orientierung dienen sollten und die von den zuständigen Ministerien lediglich indirekt durch ökonomische Anreize (v. a. in Form von Steuern und Subventionen) gelenkt werden sollten. Da die Methoden des Außenhandels zwischen RGW-Staaten jedoch unverändert blieben, waren dem gewinnorientierten Handeln der weitgehend auf den Export in die RGW-Märkte ausgerichteten Automobilindustrie enge Grenzen gesetzt. Hinzu kam, dass diese Industrie sich zum Zeitpunkt der Reform in einer Phase beschleunigten Wachstums befand, das durch ein zehnjähriges Ausbauprogramm initiiert wurde. Dieses Programm

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beinhaltete eine massive Erweiterung der Produktion von Autobussen der Marke Ikarus, vor allem für den Export in die UdSSR und die DDR, sowie der Produktion von Hinterachsen für Busse und LKW für den gesamten RGWRaum. Die Hersteller der Endprodukte waren dabei mit dem Problem konfrontiert, dass sowohl die Exportpreise ihrer Produkte als auch die Größe der für den Export bestimmten Kontingente in bilateralen Verhandlungen auf der Regierungsebene stattfanden, in denen die Betriebe kein Mitspracherecht hatten. Andererseits wurde von ihnen wirtschaftliches Handeln erwartet, und unrentable Betriebe erfuhren hinsichtlich ihrer Investitionsfonds wie auch der Prämien materielle Nachteile. Die Branchenministerien, im Falle der Automobilindustrie das Ministerium für Maschinenbau und Hüttenwesen (KGM), hatten im Zuge der ungarischen Wirtschaftsreformen ihre direkte Leitungsfunktion über die Betriebe verloren. Das KGM versuchte jedoch, seinen Einfluss wiederzugewinnen, indem es sich bei den unausweichlichen Vertragskonflikten zwischen den Betrieben und ihren Zulieferern, die ihre neugewonnene Autonomie in der Regel zu massiven Preiserhöhungen nutzten, als Vermittler einschaltete. Die Fallstudie zur ungarischen Automobilindustrie eröffnet neue interessante Einblicke in die bisher kaum untersuchte betriebliche Praxis der internationalen Zusammenarbeit sozialistischer Betriebe. Diese war, wie die untersuchten Beispiele ergeben haben, oftmals sehr konfliktträchtig. Aufgrund mangelhafter Informationen wurden häufig Verträge abgeschlossen, die unmöglich einzuhalten waren – in der Automobilindustrie, die in vielen RGW-Mitgliedsstaaten zur selben Zeit massiv ausgebaut wurde, kam dies regelmäßig vor. Es gibt Beispiele, bei denen die Kooperation nur einen Bruchteil des vorgesehenen Umfangs erreichte. Das Vertrauen in vage, münd-

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Busproduktion bei Ikarus in Székesfehérvár. Quelle: Archiv Népszabadság

lich gegebene Zusagen konnte, wie im Falle des ungarisch-sowjetischen Austausches von Vorder- und Hinterachsen, auch zu massiven Fehlinvestitionen führen. Zwar sind diese Probleme prinzipiell seit langem bekannt, die praktischen Auswirkungen und der Umfang der Probleme zeigen sich jedoch erst bei der Durchsicht der Akten. Zusammenfassend ist festzustellen, dass man ungarischer Seits die Probleme der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen sozialistischen Staaten im Rahmen des RGW klar erkannte und auch ein kohärentes Modell zu ihrer Lösung konzipierte. Die Durchsetzung des Reformmodells im RGW gelang jedoch nicht. Die Haltung der ungarischen Führung zur Integration im RGW war während der 1960er Jahre grundsätzlich positiv, da das Land wirtschaftlich in hohem Maße von ei-

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nem funktionierenden Außenhandel abhing. Die pragmatische Haltung Ungarns war daher, Maßnahmen, die den Intra-RGW-Handel aus dem engen Korsett des bilateralen Tauschhandels befreien konnten, zu unterstützen, selbst wenn Ungarn dafür auf unmittelbare ökonomische Vorteile, beispielsweise künstlich niedrig gehaltene Rohstoffpreise, verzichten musste. Diese Sichtweise änderte sich zumindest teilweise während der 1970er Jahre nach dem Scheitern der angedachten RGW-Reform. Ungarn arbeitete in dieser Zeit zwar konstruktiv an den RGW-Projekten mit, versuchte jedoch zugleich wie die übrigen Staaten, die finanziellen Belastungen durch diese sowie die gestiegenen Rohstoffpreise zu minimieren. Die Perspektive der ungarischen Betriebe auf die Kooperation mit ihren RGW-„Partnern“ war derweil zumeist von einer Vielzahl praktischer Probleme geprägt, welche die propagierten Grundsätze der ungarischen Wirtschaftsreformen ad absurdum führten. Daran, dass eine wirtschaftliche Integration der sozialistischen Staaten im Rahmen des RGW tatsächlich stattfinden könnte, glaubten die ungarischen Wirtschaftsplaner offenbar spätestens seit 1972 nicht mehr.

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Wissenschaftliche Veranstaltungen für den Nachwuchs (Auswahl) Zweiter Wien-Regensburg Workshop für Doktorand/inn/en: „Gesellschaftlicher Wandel in Ost- und Südosteuropa, 19.–20. Jh.“ 5. Juni 2014 am IOS, Regensburg Veranstalter: IOS, Lehrstuhl Geschichte Südost- und Osteuropas (Universität Regensburg), Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, Institut für Osteuropäische Geschichte (Universität Wien) Organisiert und geleitet von Ulf Brunnbauer und Philipp Ther (Professor für ost­europäische Geschichte, Universität Wien) Nachdem dieser Workshop 2013 zum ersten Mal mit intensiven Diskussionen sehr erfolgreich in Wien stattgefunden hatte, war es 2014 an Regensburg, Gastgeber dieses Treffens von Promovierenden der veranstaltenden Einrichtungen zu sein. Das Konzept des Workshops war so einfach wie effektiv: Promovierende in unterschiedlichen Phasen ihres Promotionsprojekts stellten dieses vor, wobei einige das gesamte Forschungsdesign in die Diskussion brachten, die weiter Fortgeschrittenen ein spezifisches Kapitel ihrer Arbeit präsentierten. Die thematische Klammer war bewusst weit gefasst: Die durchweg auf signifikante Forschungsdesiderate fokussierten Arbeiten behandelten unterschiedliche Aspekte des sozialen und kulturellen Wandels im (süd-)östlichen Europa seit dem 19. Jahrhundert. Auf der Basis kurzer mündlicher Präsentationen und vorab eingereichter Exposés wurden die einzelnen Projekte kritisch, aber konstruktiv sowie eingehend von den Leitern des Workshops und Prof. Kerstin Jobst (Universität Wien), Post-

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docs aus Regensburg und den teilnehmenden Doktorand/inn/en diskutiert. Ziel war, den Doktorand/inn/en ein substanzielles Feedback zu geben und gleichzeitig ihre Fähigkeit zu schärfen, das eigene Projekt überzeugend zu präsentieren und zu verteidigen. Angesichts der einhellig positiven Resonanz der Teilnehmer/innen soll das Format verstetigt werden, so dass sich Promovierende aus Regensburg und Wien regelmäßig gemeinsam einen Tag lang über ihre Projekte austauschen und einer kritischen Diskussion stellen. Nicht zuletzt verdeutlicht der Workshop die Sinnhaftigkeit der Kooperation zwischen den beiden Standorten, die im Bereich der ost- und südosteuropäischen Geschichte zu den führenden gehören und dank der Bahn nur mehr dreieinhalb Stunden voneinander entfernt liegen. Eine Teilnehmerin des Workshops (Kathleen Beger) hat sich überdies einige Monate später erfolgreich um Aufnahme in die Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien beworben.

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Programm ŦŦ Henner Kropp (Regensburg): Zwischen Sankt Petersburg und Washington: Die russische Kolonie in Alaska und die Vereinigten Staaten von Amerika, 1787–1867 ŦŦ Nina Polt (Wien): (Popular-)Kultur als gesellschaftsverbindendes Element am Beispiel Wiens im 19. Jahrhundert ŦŦ Johannes Kontny (Wien): Unabgeschlossene Transformation? Die Integration von Eupen und Znojmo/Znaim in den neuen Staat während der Zwischenkriegszeit ŦŦ Irena Ristić (Belgrad/Regensburg): ‚Befreiung und Vereinigung‘: Die Ideologie der serbischen politischen Elite zwischen 1878 und 1918

ŦŦ Kathleen Beger (Wien): Jugendtourismus auf der Halbinsel Krim seit 1945 ŦŦ Visar Nonaj (Regensburg): Das Kombinat von Elbasan. Symbol und Schauplatz des Kommunismus in Albanien ŦŦ Jan Tesař (München): The History of Scientific Atheism. A Comparative Study of Czechoslovakia and the Soviet Union (1953–1989) ŦŦ Matthias Kaltenbrunner (Wien): Lokale Migrationspatterns und staatliche Migrationsregime im Wandel: Ein west­ ukrainisches Dorf nach dem Zweiten Weltkrieg

6. IOS / APB / EACES Summer Academy: „Poverty, Social Exclusion and Income Inequality Dynamics in Central and Eastern Europe“ 4. bis 6. Juni 2014 an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing In Kooperation mit der Akademie für politische Bildung und der European Association for Comparative Economic Studies Organisation: Prof. Dr. Jürgen Jerger (IOS), Dr. Wolfgang Quaisser (APB) und Ekaterina Selezneva, Ph.D. (IOS) Ursachen und Konsequenzen ungleicher Verteilungen von Einkommen und Vermögen sind nicht erst seit Thomas Pikettys Bestseller „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ ein Forschungsthema für Ökonomen und andere Sozialwissenschaftler. Insbesondere in Ost- und Südosteuropa haben diese Themen durch die Umwälzungen der letzten Jahrzehnte enorm an Relevanz gewonnen.

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Vom 4. bis 6. Juni 2014 fand in Tutzing am Starnberger See die sechste internationale IOS Summer Academy statt, die jährlich in Kooperation mit der Akademie für Politische Bildung (APB) und der European Association for Comparative Economic Studies (EACES) veranstaltet wird. Die Tagung brachte drei renommierte Keynote Speakers mit Doktoranden und PostDocs zum Thema „Poverty, Social

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Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sommerakademie

Exclusion and Income Inequality Dynamics in Central and Eastern Europe“ zusammen. Cristiano Perugini (Università degli Studi di Perugia) thematisierte in der ersten Keynote Lecture „Institutions, Crisis, and Gender Wage Gap in Central and Eastern Europe”, in der zweiten sprach Philippe van Kerm (CEPS/INSTEAD, Luxembourg) über „Household Income Growth in Russia 2000–2011: Distribution, Pro-poorness and Determinants“. Abschließend fragte – und beantwortete – Stephan Klasen (Universität Göttingen) „What Do We Know about Objective and Subjective Welfare Levels and Trends in Transition Countries?“ Zudem präsentierten insgesamt 15 ausgewählte internationale Nachwuchswissenschaftler/innen ihre Forschungsergebnisse. Die Schwerpunkte der durchweg englischsprachigen Beiträge lagen auf:

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ŦŦ Comparative perspectives on institutional determinants of poverty, social exclusion and inequality ŦŦ The role of labour market and social policies ŦŦ Social exclusion, poverty and vulnerability: concepts and measurement ŦŦ Uncertainty and the impact of economic and financial crises ŦŦ Income mobility, life-cycle dynamics and intergenerational transmission of welfare Im Rahmen der Summer Academy wurde zum dritten Mal der „Hans Raupach Best Paper Award“ vergeben. Das ausgezeichnete Papier von Gerhard Toews von der Universität Oxford beschäftigt sich mit dem Thema „Macroeconomics of Natural Resource Booms: Evidence from Kazakhstan“.

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VW Summer School: „Environmental Economics for the Central Asia and Caucasus Region – Foundations and First Empirical Applications“ 21. Juli – 2. August 2014 an der Karaganda Economic University, Kazachstan Veranstalter: IOS, Karaganda Economic University / Kasachstan Organisiert und geleitet von Manuela Troschke, weitere Lehrende: Prof. Wolfgang Buchholz (Universität Regensburg), Miriam Frey (IOS), Olga Popova (IOS) Gefördert von der VokswagenStiftung

VW Summer School in Karaganda

Die Sommerschule setzt das langjährige Engagement des IOS im Raum Zentralasien fort, erweitert um den Raum Kaukasus, und intensiviert die fachliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Umwelt“, das seit einigen Jahren am IOS etabliert ist, auf der Ebene von Lehre

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und Forschung. Motivation für die Beantragung dieser Sommerschule war die Wissenslücke, die in Bezug auf Grundlagen und Anwendungen der Umweltökonomie im Raum der gesamten GUS existiert. Das Fach wird in der Region gar nicht oder nicht auf aktuellem Niveau gelehrt, entsprechend ineffizient ist in weiten Bereichen die Umweltpolitik. Gleichzeitig existieren ernstzunehmende Umweltgefährdungen, wofür das Austrocknen des Aral-Sees das bekannteste Beispiel sein dürfte. Emissionen, Erosion und Industrieabfälle sind weitere Bereiche, die in der gesamten Region dringend einer neuen, effizienten Regulierung bedürfen. Hierzu müssen aber die Wirkungen verschiedener umweltpolitischer Maßnahmen in der Theorie bekannt sein und empirisch berechnet werden können. Die mit einem arbeitsintensiven Programm konzipierte Sommerschule hat hierzu erste Grundlagen geschaffen, indem sie mit vier Modulen über jeweils 20 Stunden in die Grundlagen der Umweltökonomie eingeführt, das empirische Arbeiten mit Gleichgewichtsmodellen sowie mit Ökonometrie an Hand von Umweltfragen gezeigt, und den rund 20 Teilnehmern in einem soft-skills-Modul den Weg zu weiterer Vernetzung mit der internationalen scien-

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tific community geebnet hat. Darüber hinaus haben die Teilnehmer nach entsprechender Vorbereitung als Praxisübung jeweils ihre eigene Forschungsarbeit vorgestellt, wurden von ausgewählten Diskutanten kommentiert, und stellten sich der allgemeinen Diskussion– ganz wie im europäischen Forschungsrahmen üblich. Da die Teilnehmer/innen durchweg hoch motiviert und engagiert waren und

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nicht zuletzt auch ausgesprochen kollegial und humorvoll zusammengearbeitet haben, hat die Schule gemeinsame Projektideen hervorgebracht, von denen die Durchführung einer eigenen Sommerschule in Kirgistan bereits im Stadium der Beantragung ist. Bewerbungen von Teilnehmer/inne/n an internationalen Institutionen, auch am IOS, sind ein weiterer anschaulicher Beweis für nachhaltigen Erfolg.

DAAD Summer School: „Modernization and Conflict in Central Asia“ 4. bis 9. August 2014 in Almaty/Kasachstan Veranstalter: Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, IOS, Al-Farabi Kazakh National University Organisiert und geleitet von Dr. Sebastian Schiek (IFSH Hamburg)

Thematisch beschäftigte sich diese Sommerschule mit verschiedenen Formen der Modernisierung sowie den politischen, ökonomischen und sozialen Aspekten von Modernisierungsprozessen in den zentralasiatischen Staaten und ihren Nachbarländern. Im Vordergrund stand dabei die Frage, ob westlich geprägte Modernisierungskonzepte wie Demokratisierung, der Aufbau einer Zivilgesellschaft und eine freie Marktwirtschaft auch einen geeigneten Fahrplan für die Länder dieser Region darstellen. In kurzen Präsentationen stellten junge Akademiker/innen aus Zentralasien, China, Afghanistan, der Mongolei und

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Deutschland ihre Forschungsarbeiten zu Themen wie Energiesicherheit, Erinnerungskultur und der Bedeutung und den Aufgaben von Internationalen Organisationen vor. Diese Teilnehmer-Panels wurden durch Expertenseminare ergänzt. So nahm Miriam Frey für das IOS an der Sommerschule teil und leitete in Almaty zwei Seminare zu den ökonomischen und umweltökonomischen Aspekten von Modernisierung. Neben den rein fachlichen Inhalten wurden den Teilnehmer/innen auch Soft Skills wie Lehrmethoden vermittelt. Abgerundet wurde das Programm durch eine Stadtexkursion sowie eine gemeinsame Wanderung.

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7. Fritz-Exner Kolloquium für Nachwuchswissenschaftler im Bereich der Südosteuropaforschung: „Menschen in Bewegung“ 12. bis 13. Dezember 2014 am IOS, Regensburg Veranstalter: IOS, Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, Südosteuropa-Gesellschaft Organisiert und geleitet von Ulf Brunnbauer, Wolfgang Höpken (Professor für Geschichte Südosteuropas an der Universität Leipzig), Klaus Roth (Prof. emerit. für europäische Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München) Gefördert von der „Fritz- und Helga Exner-Stiftung“ sowie dem „Schroubek-Fonds Östliches Europa“

Die siebte Ausgabe des Fritz Exner-Kolloquiums für Nachwuchswissenschaftler, das wiederum im Auftrag der Südosteuropa-Gesellschaft organisiert wurde, diente zur Vorstellung und Diskussion von kultur-, sozial- und geschichtswissenschaftlichen Nachwuchsprojekten, die sich mit Migrationsprozessen bzw. Migranten in und aus Ost- und Südosteuropa beschäftigen. Es nahmen nicht nur Promovierende, die Dissertationsprojekte vorstellten, sondern auch fortgeschrittene Studierende an dem Kolloquium teil, die die Ergebnisse ihrer Masterbzw. Bachelorarbeiten präsentierten, sowie ein erfahrener Wissenschaftler, der sein neues migrationshistorisches Projekt zur Diskussion stellte. Der Fokus der Veranstaltung lag eindeutig auf der Diskussion, die sich gerade aufgrund der interdisziplinären Zusammensetzung der Teilnehmerschaft äußerst intensiv und produktiv gestaltete. Nach jedem Vortrag wurde die Zeit für die Diskussion, wiewohl großzügig bemessen, zu knapp. Auch die Zuge-

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hörigkeit der Teilnehmenden zu unterschiedlichen Generationen (im sowohl physischen als auch akademischen Sinne) und ihre Herkunft aus verschiedenen wissenschaftlichen Milieus trugen zur besonderen Vielfalt der Perspektiven und Zugangsweisen bei. Eine der umstrittenen Fragen in den Diskussionen war, ob es im Bereich der Migration nichts Neues unter der Sonne gäbe – was einige Historiker behaupteten –, während die Kulturwissenschaftler auf substanzielle Unterschiede zwischen Migrationsphänomenen gestern und heute hinwiesen. Deutlich wurde zudem, dass ein so komplexes, multidimensionales Forschungsproblem wie Migration einen inter- bzw. transdisziplinären Zugang regelrecht einfordert, und dass die Migrationsforschung einen substanziellen Beitrag zur Versachlichung der stets aufgeregten öffentlichen und politischen Debatten um Zuwanderung leisten kann.

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Nachwuchsförderung

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kolloquiums

Programm ŦŦ Markian Prokopovych (Wien): Metropolen Zentraleuropas und transatlantische Migration im langen neunzehnten Jahrhundert ŦŦ Benjamin M. Grilj (Graz): Mobilität als Antwort. Eugen Ehrlich und Leon Kellners Reaktion auf den Antisemitismus ŦŦ Tanja Višić (Belgrad): Mikropolitik der Mutterschaft und Transnationalisierung des Betreuungswesens am Beispiel der Erfahrung von Migrantinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien, als beruflichen Betreuerinnen in Deutschland ŦŦ Zlatka Hüttinger (Eichstätt-Ingolstadt): Beheimatungsstrategien bulgarischer Migranten in Bayern. Ethnographische Zugänge zur Sprache und Heimat im Kontext der Migration ŦŦ Judith Schmidt (Bonn): Deutsche Landwirtschaft und osteuropäische Arbeitskräfte: Lebenswelten und Arbeitspraktiken zwischen temporärer und permanenter Migration ŦŦ Karolina Purnhauser (Innsbruck/Augsburg): Ausbildung regionaler Dispari-

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täten in Rumänien seit 1990 im Spiegel der Binnenwanderung. Eine geographische Perspektive ŦŦ Janka Vogel (Jena): Transnationale Familien in Rumänien: Wie Kinder und Jugendliche die Arbeitsmigration ihrer Eltern erleben ŦŦ Lidija Vindiš-Roesler (Graz): Spiritueller Tourismus im postkommunistischen Slowenien ŦŦ Dijana Simić (Graz): Die Hinterfragung (nationaler) Identitäten im Migrationskontext am Beispiel Aleksandar Hemons und seiner Werke ŦŦ Anna Flack (Regensburg): Ernährung und Ethnizität. Russlanddeutsche im westsibirischen Barnaul ŦŦ Matthias Thaden (Berlin): Jugoslawien im Äther. Überlegungen zu Kontinuitäten und Brüchen in der Repräsentation von Identitäten anhand der „Sendung für unsere jugoslawischen Mitbürger“ des Sender Freies Berlin (ca. 1987– ca. 1992)

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Nachwuchsförderung

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PROMOTIONSÜBERSICHT Ulf Brunnbauer (Geschichte) ŦŦ Kathleen Beger: „Das Pionierlager Artek, 1945 bis ca. 1989“ * ŦŦ Sara Bernard: „Return Migration in Socialist Yugoslavia (1965–1991). Policies, Patterns, Representations and Memories“ ŦŦ Rosanna Dom: „Neue Staatsordnung und ihre Auswirkung auf die Loyalitäten von Minderheiten: Die russische und ukrainische Bevölkerung in der Republik Moldau“ ŦŦ Dr. Jürgen Henkel: „Politik und Kultus in Rumänien. Die Entwicklung des Staatskirchenrechts in Rumänien vom 19.Jahr­hundert bis zur Gegenwart“ ŦŦ Julia Kling: „Jugoslawien im europäischen Erinnerungsforum – Der Einfluss von transnationalen Diskursen auf die nationale Erinnerungsarbeit der jugoslawischen Veteranen- und Opferverbände des Zweiten Weltkriegs“ * ŦŦ Ana-Teodora Kurkina: „Intelligentsia in Exile. Bulgarian Revolutionary Emigration in the Second Half of the XIX Century and the Projects for Balkan Federation“ * ŦŦ Markus Meinke: „Bayern und der Eiserne Vorhang: Die Grenze zur DDR und der ČSSR 1945 bis 1989 im Vergleich“ ŦŦ Jacqueline Nießer: „Transnationale Vergangenheitsaufarbeitung im postjugoslawischen Kontext: Die ‚Koalition für REKOM‘“ *

ŦŦ Visar Nonaj: „Das Kombinat von Elbasan. Symbol und Schauplatz des Kommunismus in Albanien“ ŦŦ Marios Papakyriacou: „Formulations and Definitions of the Greek National Ideology in Colonial Egypt, 1856–1919“ (2014 abgeschlossen) ŦŦ Irena Ristić: „‘Befreiung und Vereinigung‘: Die Ideologie der serbischen politischen Elite zwischen 1878 und 1918“ ŦŦ Oana-Valentina Sorescu-Iudean: „The Evolution of Testamentary Behavior in the Case of the Transylvanian Saxons, 1550–1750“ * ŦŦ Katarzyna Szymankiewicz: „Baltic Germans in the Wartheland (1939–1945)“ ŦŦ Bastian Vergnon: „Die bayerische SPD und die sudetendeutschen Sozialdemokraten 1945 bis 1978“

Trude Maurer (Geschichte) ŦŦ Sabrina Worch: „‘Der nayer dor‘? Zur Bedeutung generationeller Prägung für die Tsentrale Yidishe Shul Organizatsye (Tsysho) und ihren Versuch der Formung einer neuen Generation“

* Im Rahmen der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

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Nachwuchsförderung

Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

Jürgen Jerger (Ökonomie) ŦŦ Florian Freund: „Helfen Sonder- und Vorzugsbehandlungen den Entwicklungsländern? Theoretische Aspekte und empirische Evidenz“ ŦŦ Miriam Frey: „Trade and Environmental Policies: Empirical Investigation for Ukraine using CGE Models“

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ŦŦ Elisabeth Hinreiner: „Empirische Analysen handelspolitischer Maßnahmen in CGE-Modellen“ ŦŦ Jenny Körner: „Macroprudential Regulation and Monetary Policy in a DSGE Framework“

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VERNETZUNG Einführung  ������������������������������������������������������������������������������������������� 68  Projekte der Gastwissenschaftler/innen 

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Research Fellows  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Vernetzungsveranstaltungen 

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Vernetzung

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VERNETZUNG Auch 2014 baute das IOS sein Netzwerk national wie international weiter aus. Im Vordergrund stand dabei die Weiterentwicklung institutioneller Partnerschaften ebenso wie die intensive individuelle Vernetzung mit Wissenschaftler/inne/n, die zu Themen forschen, die für das IOS von Bedeutung sind. Zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen des IOS im In- und Ausland waren dabei nicht nur Ausdruck der Produktivität von Kooperationsbeziehungen, sondern zugleich auch Mittel, bestehende Partnerschaften zu stärken sowie neue zu initiieren. Zwei Tagungen, die das IOS mit langjährigen Partnern im Bereich seiner historischen und ökonomischen Forschung durchführte, werden dazu weiter unten beschrieben (siehe Seite 89). Eine erfreuliche Entwicklung stellte der Abschluss dreier neuer institutioneller Kooperationen dar, da es gelang, weitere starke Partner auch aus Westeuropa bzw. Nordamerika für die Forschungs- und forschungsunterstützenden Tätigkeitsfelder des IOS zu gewinnen. Mit dem Centre for European, Russian and Eurasian Studies (CERES) der Munk School of Global Affairs an der Universität Toronto, den Departments of Economics and of Political Science der Universität Perugia sowie der Fakultät für Sozialwissenschaften der Karls-Universität Prag konnten Verträge abgeschlossen und sofort mit Leben erfüllt werden. So lud das IOS bereits 2014 David Martineau als Praktikanten des Munk-Instituts nach Regensburg ein und trug durch die intensive Einbeziehung in die Institutsarbeit zu dessen Weiterqualifizierung bei. Mit dem Institut für Internationale Studien an der Fakultät für Sozialwissenschaften (Prag) wurde die Beteiligung des IOS an der

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Übersetzung und Veröffentlichung eines Bandes zur jugoslawischen Minderheitenpolitik vereinbart, und schon zu Jahresende erreichte uns die erfreuliche Nachricht, dass der entsprechende Förderantrag vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds genehmigt wurde. Mit Kollegen aus Perugia führte das IOS 2014 eine gemeinsame Tagung durch. Zudem hielten sich zwei Gastwissenschaftler aus Perugia am IOS auf. Mit diesen drei neuen Partnerschaften ist die Zahl der engen institutionellen Kooperationen im Bereich der Forschung auf 37 gestiegen. Ein besonders weites Netz von Kooperationsbeziehungen wird von der Bibliothek des IOS betreut: Mehr als 250 Tauschpartner in 36 Ländern tragen dazu bei, dass die Bibliothek auf dem neuesten Stand der Ost- und Südosteuropaforschung bleibt und dabei auch schwer zugängliche Veröffentlichungen in ihren Bestand aufnehmen kann. Durch ihre Erschließungsleistungen unselbständiger Literatur beteiligte sich die Bibliothek gemeinsam mit weiteren Partnern auch 2014 aktiv am Fachportal IREON („Internationale Beziehungen und Länderkunde“). Der Arbeitsbereich Bibliothek und elektronische Infrastruktur war weiterhin für die Betreuung des Kooperationsprojekts „Osteuropa-Dokumente Online“ (OstDok) zuständig, das vom IOS gemeinsam mit der Bayerischen Staatsbibliothek, dem Collegium Carolinum und dem Herder-Institut durchgeführt wird. Im Rahmen von OstDok und VifaOst, einem weiteren Kooperationsprojekt der genannten Partner, stellte das IOS im vergangenen Jahr das Themenportal „Balkankriege“ zusammen, das mittlerweile online verfügbar ist. Darüber hinaus wurde 2014 der Start der

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neuen digitalen Buchreihe digiOst als Teil von OstDok abschließend vorbereitet, so dass mit Jahresbeginn 2015 der erste Band erscheinen kann. In Vorbereitung eines Antrags auf Förderung der Digitalisierung deutschsprachiger jüdischer Periodika aus dem östlichen Europa konnte die israelische Nationalbibliothek als Partnerin für das Projekt gewonnen werden. Gerade bei der Durchführung von komplexen Projekten zeigt sich der Mehrwert, aber auch die Notwendigkeit von Partnerschaften. Häufig bedarf es der Expertise und Kompetenzen mehrerer Einrichtungen, um ein Projekt erfolgreich beantragen und durchführen zu können. Dies zeigte sich zum Beispiel bei dem von Melanie Arndt im vergangenen Jahr (mit-) beantragten Projekt „Umweltzeitgeschichte der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten, 1970–2000. Ökologische Globalisierung und regionale Dynamiken“, das sie gemeinsam mit Klaus Gestwa (Universität Tübingen) und Marc Elie (CNRS-EHESS, Paris) durchführen wird. Im Juli 2014 startete dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Agence nationale de la recherche für drei Jahre finanzierte Forschungsprojekt. Ein weiteres kooperatives Forschungsprojekt, das die lange Geschichte der Transformation anhand von polnischen und jugoslawischen/kroatischen Schiffswerften untersuchen soll, wurde 2014 gemeinsam mit dem Institut für osteuropäische Geschichte der Universität Wien bei der DFG und dem Österreichischem Forschungsförderungsfonds (FWF) zur Förderung eingereicht. Schließlich starteten am IOS 2014 die intensiven Arbeiten an zwei Anträgen im Rahmen von Horizon 2020, die in breiten europäi-

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Vernetzung

schen Netzwerken ausgearbeitet und zum Mai 2015 eingereicht werden. Ein bewährtes Instrument der Vernetzung ist das Gastwissenschaftlerprogramm des IOS, das auch 2014 weiter fortgesetzt wurde und insbesondere exzellente ausländische Wissenschaftler/innen an das IOS einlädt. Die stetig wachsende Zahl von Bewerbungen auf die bis zu vierwöchigen Fellowships (2013 erreichten uns 75 fachlich qualifizierte Bewerbungen für 2014; 2014 dann 92 Bewerbungen für 2015) belegt die steigende internationale Sichtbarkeit des IOS. Es spricht sich herum, dass das Institut und der Standort Regensburg hervorragende Bedingungen für einen Forschungsaufenthalt bieten. 2014 wurden schließlich zwölf Wissenschaftler/innen als IOS-Fellows eingeladen: Stefan Dorondel (Bukarest), Lutz Häfner (Göttingen), Roman Horváth (Prag), Tatiana Karabchuk (Moskau), Borut Klabjan (Koper), Volodymyr O. Kulikov (Charkiv), Loránd L. Mádly (Klausenburg), Damian Panaitescu (Bukarest), Marjan Petreski (Skopje), Leonid Polishchuk (Moskau), Fabrizio Pompei (Perugia), Francesco Venturini (Perugia). Mit selbst eingeworbenen Stipendien kamen folgende Wissenschaftler für einen Forschungsaufenthalt ans IOS: Béla Tomka (Szeged, mit einer Förderung der Alexander-von-Humboldt-Stiftung), Krisztián Csaplár-Degovics (Budapest, als DAAD-Stipendiat), Kurt Gostentschnigg (Graz, als Stipendiat des Österreichischen Forschungsförderungsfonds FWF) und Gianfranco Tamburelli (Rom, mit einem Stipendium des italienischen Staates). Auf den folgenden Seiten beschreiben die Gastwissenschaftler ihre Projekte.

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Vernetzung

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Projekte der Gastwissenschaftler/innen Das Wirken der Internationalen Kontrollkommission in Albanien 1913–1914: eine internationale Staatsbildungsmission und ihre Schwierigkeiten Dr. Krisztián Csaplár-Degovics DAAD-Stipendiat: 15.9.–15.12.2014 Leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter Ungarische Akademie der Wissenschaften, Forschungs­ zentrum für Geisteswissenschaften, Institut für Geschichte

Dr. Krisztián Csaplár-Degovics

Als der allmähliche Zerfall des Osmanischen Reiches im ausgehenden 19. Jahrhundert offenbar wurde, gewannen die Nationalbewegungen auf dem Balkan immer mehr an Bedeutung. Die politischen und intellektuellen Gruppen der christlichen Völker erwiesen sich imstande, mit der Hilfe der Großmächte neue Nationalstaaten zu gründen. Von den mehrheitlich muslimischen Völkern waren – und zwar sowohl in europäischer als auch in globaler Perspektive – die Albaner die ersten, deren Nationalaktivisten damit begannen, an einer Nationswerdung nach europäischen Mustern aktiv zu arbeiten (1878–1912). Obwohl die schließliche Entstehung ihres Nationalstaates (1912–1913) vor allem das Verdienst der damaligen Adria-Mächte Österreich-Ungarn und Italien war, bedeutete die Gründung für die Mitglieder der Nationalbewegung ebenso einen großen Erfolg.

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Das unabhängige Albanien entstand anhand des Beschlusses der Londoner Botschafterkonferenz vom 29. Juli 1913. Ein weiterer Beschluss der Botschafterkonferenz besagte, dass die Kontrolle über den Ausbau der Staatsstrukturen von einer Internationalen Kontrollkommission (IKK) ausgeübt werden sollte, die aus den Vertretern der Großmächte und Albaniens zu rekrutieren waren. Die Geschichte der IKK bzw. allgemein der albanischen Staatsgründung wurde bisher zumeist von internationalen Autorinnen und Autoren lediglich als eine Fallstudie der Großmachtpolitik auf lokaler Ebene erforscht. Für die albanische Nationalhistoriographie ist die Geschichte des ersten Nationalstaates (1912– 1914) eines der wichtigsten Forschungsfelder. Die Ansichten, Fragestellungen, Methodologie und Konklusionen dieser Historiographie haben sich dabei im Wesentlichen ähnlich na-

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tionszentriert und Osmanen-feindlich wie in den Historiographien der anderen Balkanstaaten entwickelt. Doch weder in der internationalen noch in der albanischen Forschung ist die Geschichte der IKK jenseits vereinfachter Schemata dargestellt worden. Es gibt aber im Hinblick auf die Vielfalt der auf den Staatsbildungsprozess einwirkenden Akteure und auf deren wechselseitige Verflechtungen eine Vielzahl von Fragen, die von beiden historiographischen Seiten ignoriert worden sind, von der internationalen Forschung ebenso wie von der albanischen: Die Beziehungen zwischen der IKK und den albanischen Machtzentren weisen zahlreiche Forschungslücken auf. Das gleiche Desiderat besteht auch für die folgenden Aspekte: Durch was für ein Netzwerk versuchte die IKK, ihren politischen Willen umzusetzen und ihre politische Autorität auszuüben? Und auf der Ebene der internationalen Politik: Wie und mit welchen Mitteln versuchten die Großmächte ein lebensfähiges Albanien zu formen, ihre Ziele zu erreichen? Der Forschungsplan ging von den folgenden Hypothesen aus: 1.)  Die IKK hatte von Beginn an gravierende Funktionsstörungen. Die unmittelbare Ursache lag darin, dass die Rechtsvollmachten der Londoner Beschlüsse von den italienischen und Entente-Delegierten anders interpretiert wurden als von dem österreichisch-ungarischen Vertreter. Nach der Auffassung der ersten bedeutete das Wort „Kontrolle“, dass sie die Staatsverwaltung direkt auf- und ausbauen sollten. Dagegen bestanden die k. u. k. Diplomaten hartnäckig auf dem engeren Bedeutungsfeld des Wortes und verstanden „Kontrolle“ schlicht als Kontrolle. Aus der Perspektive des Ballhausplatzes waren allein Fürst Wied und seine albanische Regierung für den

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Auf- und Ausbau der Staatsorganisation verantwortlich, hatten also die Regelungsfunktion für den Staatsbildungsprozess. Aus der unterschiedlichen Rechtsauffassung der internationalen Akteure folgten verschiedene Interventionspraktiken vor Ort. 2.)  Für die Entente-Delegierten war Albanien ein in sich betrachtet völlig interessen-unberechtigtes Land; deswegen waren Krisenmanagement und die Steuerung ihrer wechselseitigen Beziehungen für sie eindeutig wichtiger als die Aufgabe der Staatsbildung, auch wenn sie diese selbst zu steuern beanspruchten. Dagegen versuchte Österreich-Ungarn die Krisen nicht zu „managen“, sondern durch state-building zu lösen. Folgerichtig unternahm es auch selbst erhebliche Anstrengungen für den Staatsaufbau. Ergänzend zu der Behandlung der Staatlichkeitskonzepte und der Interpretation der kolonial unterfütterten Diskurse der Akteure der IKK soll die verrichtete Arbeit dazu dienen, die konkrete staatsbildende Tätigkeit der IKK mit Blick auf die staatlichen Strukturen (Staatsverwaltung, Verfassung, Streitkräfte) darzustellen. Die Analyse der Beziehungen zwischen der IKK und den albanischen Akteuren (den einheimischen Machtzentren und religionspolitischen Akteuren) wurde ebenso unternommen. Diese Interaktion ist von besonderer Bedeutung: Zum einen war erstmals in den Jahren 1913– 1914 eine albanische Elite mit den Schwierigkeiten bei Aufbau und Entwicklung eines eigenen Nationalstaates konfrontiert. Zum anderen trat hier das bis heute prägende Spannungsverhältnis zwischen einheimischen und internationalen Akteuren zutage. Über die bisherigen Forschungsergebnisse wurde ein Vortrag im Rahmen des historischen Forschungskolloquiums des IOS gehalten.

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Taming the Lower Danube: Floods, Dams and the Economic and Ecological Changes along the Twentieth Century Ştefan Dorondel, Ph.D. Visiting Fellow: 28.2.–31.3.2014 Francisc I. Rainer Institute of Anthropology Bucharest

Ştefan Dorondel, Ph.D.

The main project I worked on while at IOS was the development of a research project outline to be submitted next year to DFG, together with Ulf Brunnbauer and Luminiţa Gătejel. The project, tentatively titled “Taming Nature along the Lower Danube: Villages, State and Modernity in Romania, Bulgaria and Hungary,” analyzes the human interventions that transformed the Lower Danube between 1830 and the present. We detect three periods in the state interventions into the environment that coincide with three major political and social changes the Romanian and Bulgarian state went through during this period. First is the period between 1880 and the First World War. The second period is the socialist period. Finally, a third period is the postsocialist one. This project uses a political ecology approach, allowing us to consider historical context, engage with ethnography at the local level and also look at political economy in order to understand what external forces (national, regional, global) influence changes at local level (among rural communities along the Danube and the Delta). Closely connected with the research project was the first editorial project I worked on during my stay. It consisted of writing a paper with

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Veronica Mitroi (École Nationale des Ponts et Chaussées, Paris) which will be submitted at the end of this year to Past and Present. The paper, called “Fishermen into Poachers: Nature, Sate and Fishing Practices in the Danube Delta”, explores the Romanian state’s conservation policies as well as the international institutions involved, including UNESCO and WWF for Nature, which led to the Lipovan (Old Believers, Starovietsi) fishermen’s exclusion from fishing – their main resource of existence. We demonstrate how Romanian and international policies turned the Lipovan fishermen into poachers overnight. The second editorial project was to finish the Introduction of a special issue for Martor: “The Museum of the Romanian Peasant Anthropology Review”. The Martor issue, called “At the Margins of History. Peasantry and the Agrarian Question in Southeast Europe”, was co-edited with Stelu Şerban. The Introduction (“The Missing Link: The Agrarian Question in Southeast Europe”) explores the European history of the agrarian question also looking at the contemporary relevance of this theoretical issue for countries in Southeast Europe. The Introduction emphasizes the interdisciplinary perspective through which the agrarian question

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should be analyzed: political economy, history and also anthropological perspectives are necessary in order to understand the complexity of this issue. A third editorial project I worked on while at IOS consisted of finishing a paper called “Shifting Frames. Social Anthropology in Romania after 1990”. The paper, written with Stelu Şerban, is part of the Ethnologia Balkanica no. 17/2014.

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In the article, Şerban and I explore the developments in social anthropology, new theories and ideas, publications, people and institutions post 1990. I appreciate the fellowship offered by IOS, which was vital for finishing the three editorial projects and also for writing the outline of the research project.

Lebensmittelkonsum, Volksgesundheit und Verbraucherschutz in Moskau und St. Petersburg 1860 bis 1914 PD Dr. Lutz Häfner Visiting Fellow: 1.–28.2.2014 Universität Göttingen

PD Dr. Lutz Häfner

Die breite Masse der städtischen Bevölkerung beider Hauptstädte des Zarenreichs verwendete über 50 % ihrer Ausgaben auf den Erwerb von Nahrungs- und Genussmitteln. Im Zentrum der Studie stehen – eingebettet in ihr jeweiliges soziales Umfeld – die Akteure und ihre Praktiken. Zunächst werden in einem sozioökonomischen und kulturhistorischen Zugriff die Handelsorte und der Handelsalltag abgesteckt. Was wurde wann, wo, wie und zu welchem Preis erworben? Wer z. B. in St. Petersburg am Nevskij Prospekt oder in Moskau an der Tverskaja in den eleganten Gourmettempeln der Kaufmannsdynastie Eliseev einkaufte/einkaufen ließ, erhielt in der

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Regel hygienisch einwandfreie, unverdorbene und nicht verfälschte Lebensmittel. Wer hingegen leicht verderbliche Lebensmittel wie Milch, Fleisch oder Fisch von einem fliegenden Händler am Stadtrand erwarb, musste oft nicht nur Qualitätseinbußen in Kauf nehmen, sondern ging auch ein nicht kalkulierbares Gesundheitsrisiko ein. Hinzu kam der auch in der russischen Literatur kolportierte Topos des „nicht ehrbaren Kaufmanns“: Verkauf und Betrug – so die zeitgenössische Auffassung – gingen Hand in Hand. Vor dem Hintergrund des rapiden Wandels durch Industrialisierung, erheblichem Städ-

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tewachstum als Folge der Binnenmigration und zunehmenden sanitären Problemen der nur unzureichend assanierten Städte erörtert das zweite Kapitel das Beziehungsgeflecht zwischen Produzent, Händler, Konsument sowie den städtischen und staatlichen Instanzen der Marktaufsicht und Lebensmittelhygiene, aber auch der Interessenvertretungsorgane von Handel, Industrie und – in geringem Maße – der Verbraucher. Anders als in Frankreich, England oder dem Deutschen Reich war es weniger der Staat, der auf gesetzgeberischem Wege den Rahmen absteckte. Vielmehr delegierte er Kompetenzen an die städtischen und ländlichen Selbstverwaltungsorgane, die durch Verordnungen ihre Belange regelten und insbesondere in Kooperation mit der medizinischen Verwaltung des Innenministeriums versuchten, die weit verbreitete Lebensmittelverfälschung einzudämmen, um Lebensmittelhygiene und damit in Ansätzen auch Verbraucherschutz zu garantieren. In diesem Zusammenhang erfuhr nicht nur die Profession der Mediziner, sondern sukzessive auch der Chemiker zunehmende Wertschätzung. Sie analysierten in den zumeist städtischen Laboratorien Lebensmittel und übten damit eine Qualitätskontrolle aus; ihrer Expertise vertrauten Konsumenten und Öffentlichkeit. Darüber hinaus fällt auf, in welchem Maße sich das Zarenreich in Bezug auf Lebensmittel­ hygiene, Seuchenprohibition, Rechtsprechung und Strafbemessung an seinen europäischen

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Nachbarn orientierte, und sich bei der Definition des sog. „Normalprodukts“ unterschiedlicher Nahrungs- und Genussmittel zunehmend in internationale wirtschaftliche, politische und wissenschaftliche Netzwerke integrierte. Das dritte Kapitel untersucht Objekte, Subjekte, Strategien und (Bild)Sprache der Lebens- und Genussmittelreklame. Anders als beispielsweise im Deutschen Reich hatten industriell gefertigte Nahrungs- und Genussmittel einen deutlich geringeren Marktanteil; aber die „feinen Unterschiede“ zwischen Tafel- und von der Reichsmedizinalbehörde anerkanntem Heilwasser waren beispielsweise ein erheblicher ökonomischer Faktor. Mein Dank gilt dem IOS. Ich habe am Institut nicht nur die sehr gute Ausstattung des Arbeitsplatzes, die vorzügliche Bibliothek, die beeindruckende Dichte an Vorträgen, Kolloquien und die Möglichkeit, wissenschaftliche und persönliche Kontakte zu knüpfen, schätzen gelernt. Diese überaus inspirierende Atmosphäre ist nachdrücklich hervorzuheben. Die entscheidende Ressource eines jeden Instituts aber sind die an und in ihm wirkenden Menschen: Freundlichkeit, Offenheit, Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Kompetenz sind mir im Übermaß zuteil geworden und haben den Aufenthalt zu einem Erlebnis gemacht, an das ich mich nur zu gerne erinnere. Ich wäre gerne länger geblieben; aber ich hoffe auf eine zweite Gelegenheit in der Zukunft.

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Financial Development and Economic Growth: A Meta-Analysis Prof. Roman Horváth Visiting Fellow: 20.1.–7.2.2014 Institute of Economic Studies, Charles University in Prague

Prof. Roman Horváth

Does development of the financial sector support economic growth? On the one hand, we observe that financial markets in developed countries demonstrate substantial complexity. But some researchers suggest a causal effect from financial development to growth. On the other hand, the complexity of financial markets may contribute to financial crises, which occur regularly around the world and often cause a long-lasting decline in growth rates. In our research (carried out with Petra Valičková and Tomáš Havránek and accepted for publication in the Journal of Economic Surveys), we quantitatively review the available empirical literature on the finance-growth nexus. We focus on two fundamental questions. First, does financial development foster economic growth? Second, are some types of financial structures more conducive to growth than others? In the light of the recent discussion showing conflicting findings about the importance of different financial structures on growth, this second question becomes particularly important. To examine these issues, we use modern meta-analysis techniques. Although originally developed for use in medicine, meta-analy-

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sis is increasingly used in economic research. To our knowledge, however, a comprehensive meta-analysis of the relation between finance and growth has not yet been conducted. Our research contributes to bridging this gap. Our results suggest that the literature identifies an authentic positive link between financial development and economic growth. We argue that the estimates of the effect reported in the literature are not overwhelmingly driven by so-called publication selection bias, i. e., the preference of researchers, referees, or editors for positive and significant estimates. The results also indicate that the differences in the reported estimates arise not only from the research design (e. g. from addressing or ignoring endogeneity), but also from real heterogeneity in the effect. To be specific, we find that the effect of financial development on growth varies across regions and time periods. The effect weakens somewhat after the 1980s and is generally stronger in wealthier countries. Our results also indicate that financial structure is important for the pace of economic growth. We further find that stock market-oriented systems tend to be more conducive to growth than bank-oriented systems.

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Foreign Industrialists and Corporate Social Responsibility in pre-Soviet South Russian Enterprises Volodymyr Kulikov, M.A. Visiting Fellow: 1.–31.7.2014 V. N. Karazin Kharkiv National University

Volodymyr Kulikov, M.A.

Foreign entrepreneurs, mainly coming from Western Europe, played an important part in establishing the conditions of industrialization in Russia as well as in the rise of modern business enterprise. Scholars have repeatedly addressed their activities. This research claims that Western entrepreneurs were the driving force behind industrialization, promoting changes against “relatively backward Russians.” The same entrepreneurs pushed Russia into a semi-colonial status, entirely dependent on foreign capital. Foreign entrepreneurs transferred the knowledge of “five M’s” of production management to Russia: men (engineers and managers), machines, methods (technologies and managerial know-how), materials and money. These factors constituted the essential conditions for efficient business activity and the maximization of profit. Many foreign corporations and individual proprietors, however, also built and financed churches, hospitals, schools and other elements of social infrastructure. Through these foundations, the corporations sought to benefit a wider public than the employees of their own enterprises. Why did they do so? Were they attempting to change the workers’ traditional labor ethics through social inno-

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vation? What kind of changes can we identify in the social policies applied under the conditions of Russian political and social reality at this time? The evaluation of enterprises owned or managed by foreigners’ corporate social responsibility (CSR) activities has been ambiguous. Recognizing the important role of foreign industrialists in developing social programs, researchers offer various definitions for their motivations. Their explanations range from claiming that foreigners had a sincere wish to transmit culture (“kulturträger”) to arguing that foreigners saw CSR as a way to increase the dependence and exploitation of the workers. Foreign entrepreneurs’ CSR in Russia has mainly been studied as part of the history of philanthropy as well as cultural and labor history (looking at the material standards of living of the workers). My project aims to broaden current scholarship with theories and methods deriving from business history. I will explore why and how foreign industrialists practiced CSR in South Russia during pre-Soviet industrialization, looking at their impact on the social, economic and cultural environment, and consider how those environmental changes influenced further innovative attempts.

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My research will be based on the analysis of memoirs, folklore, official statistics, as well as of unpublished business archives and visual

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sources housed in local Ukrainian and Russian museums and archives.

Von der Revolution zum Ausgleich. Aspekte der Reformpolitik in Siebenbürgen und den östlichen Ländern der Habsburgermonarchie im Neoabsolutismus und Liberalismus Loránd L. Mádly, Ph.D. Visiting Fellow: 16.–30.6.2014 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Geschichte „George Baritiu“ in Cluj-Napoca

Loránd L. Mádly, Ph.D.

Meinen Forschungsaufenthalt am IOS in Regensburg habe ich in erster Linie für Recherchen zu den Entwicklungen in Siebenbürgen zwischen der Revolution der Jahre 1848–49 und dem Ausgleich von 1867 genutzt. Ausgehend von den Ansätzen meines Forschungsprojektes „Von der Revolution zum Ausgleich. Aspekte der Reformpolitik in Siebenbürgen und den östlichen Ländern der Habsburgermonarchie im Neoabsolutismus und Liberalismus“, habe ich in der umfangreichen Spezialbibliothek des Instituts meine Recherchen mit dem Fokus auf die Entwicklungen in den 1860er Jahren erweitert. In dieser Zeit fand eines der interessantesten neuzeitlichen politischen Experimente im Kronland Siebenbürgen statt, nämlich die Einberufung und die Versammlung des Landtags von 1863. Überdies habe ich anhand der älteren sowie in neuester Zeit erschienenen Fachliteratur die Forschung

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auch auf einer vergleichenden Basis auf die anderen, benachbarten Kronländer ausgedehnt. Auf diese Weise wurden Gemeinsamkeiten mit und Unterschiede zu den Entwicklungen in Ungarn, Lombardo-Venetien oder sogar Galizien sichtbar. Dieser komparatistische Ansatz wird auch weiterhin verfolgt und verspricht eine Reihe neuer Erkenntnisse. Als wesentlich hat sich während meiner Recherchen auch die Rolle wichtiger Persönlichkeiten der Zeit erwiesen: Die Neugestaltung des Habsburgerreiches nach der Revolution hat, je nach den Gegebenheiten und den inneren oder äußeren Konditionierungen, grundsätzlich die Ideen des historischen Rechts verfolgt. Diese Ideen wurden von Persönlichkeiten vertreten, welche nicht immer Teil der etablierten politischen Elite waren. Die Rolle der wirklichen Entscheidungsträger (Hofkanzler, Gubernium etc.) wird aus der Analyse ihrer Korrespondenz

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ersichtlich. Zum Ganzen haben aber auch andere Einrichtungen beigetragen, die bisher weniger erforscht wurden, wie zum Beispiel die Organe der (Geheim-)Polizei. Alle diese Ansätze sowie die neu erarbeiteten Zusammenhänge wurden in einem Aufsatz dargestellt, der in Kürze erscheint. Die Forschungstätigkeit am IOS Regensburg hat sich, auch wenn sie von kurzer Dauer war,

als sehr nützlich für meine jetzigen Forschungen erwiesen. Die Ressourcen und Publikationen, die in der Bibliothek zugänglich sind, die tägliche Kommunikation und die Möglichkeit der Diskussion der neuen Erkenntnisse mit den Experten des Instituts, und nicht zuletzt die angebotene hochqualitative Infrastruktur haben einen wichtigen Beitrag zum Fortschritt meines Forschungsvorhabens geleistet.

Decision-making and Fiscal Change in an Ottoman Periphery: Wallachia during 1774 and 1830 Damian Panaitescu, M.A. Visiting Fellow: 3.–17.4.2014 Ph.D. Student, University of Bucharest

Damian Panaitescu, M.A.

The main objective of my project is to identify the intertwined factors affecting decision-making in fiscal policies in Wallachia between 1774 and 1830 and their effects on shaping the fiscal system of this Principality located at the periphery of the Ottoman Empire. The complexity of the institutional history of Wallachia was configured by accentuated official and unofficial Russian political interventions in Wallachia and intensified efforts from the Porte to regulate and tighten its grip on the politics in the province, including fiscal ones. My study stresses this complex political setting, which included significant capacity for the Ottoman institutions to adapt

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to new threatening situations, divergent interests of the nobility class and the important political role of the prince as an imperial intermediary. I am especially interested in the political and economic relationships between Wallachia and the Porte as well as the effects of that relationship on domestic fiscal decisions. Because the Porte primarily sought the demographic stabilization of Wallachia, in order to gain the most of its money and products, the administration encouraged some princes who tried to preserve the old fiscal institutions to lighten the fiscal burden and to fight against fiscal abuses, while penalizing others who did the opposite. But the Ottoman political factors

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had limited capability of obtaining information about the fiscal policies of Wallachia, and, therefore, most of these supervisions came in response to already accomplished events. Furthermore, the empire’s capability to improve Wallachia’s fiscal system is demonstrated by the recurrence of some of the provisions to the princes. Nevertheless, during this long span of time, the Ottoman Empire succeeded in maintaining considerable gains, in money and products, officially and unofficially from Wallachia. The real figures are still debatable due to the inconsistency of available sources, but it is reasonable to assert that these gains amounted to over half of the Principality’s total revenues. At the Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg I researched the theoretical and methodological aspects of my thesis. In recent years, the fast expansion of the scholarship on fiscal history has exposed some problems with the standard methodology and the theoretical approaches to this topic. Particularly, the observation of different evolutions of fiscal systems outside Europe challenged the dominant model of the transition between specific types of fiscal systems, from domain to tax and then to fiscal state. Also,

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even though Douglass North’s proposed New Institutional Economy produced interesting studies of fiscal history, including some on the Ottoman Empire, this approach was criticized for its dependence on rational choice theory and for viewing institutional change as intentional efficient actions toward cost and risk reduction and profit maximization. This usage of contemporary economic reasoning to explain earlier systems overlooks and often contradicts the cultural context of earlier periods. The formula of “path-dependence” seems to be an incomplete substitute for the complex historical context in explaining the evolution of institutions that today are not considered to be efficient. In the case of Wallachia, one way of testing theoretical models and overcoming their weaknesses is to undertake comparisons between diverse provinces (such as Ragusa and the Crimean Khanate) in the Ottoman Empire, which had similar tributary positions during the 18th century. At the institute in Regensburg I accessed important studies concerning the political and economic relations between these provinces and the Ottoman Empire, thus broadening my understanding of the fiscal history of Wallachia.

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Gender Pay Gap when Women are Highly Inactive: Evidence from Repeated Imputations with Macedonian Data Marian Petreski, Ph.D. Visiting Fellow: 15.1.–2.2.2014 University American College Skopje (UACS), Macedonia, School of Business Economics and Management, Assoc. Professor of Economics

Marian Petreski, Ph.D.

While at the Institute for East and Southeast European Studies, I was working on the project “Gender Pay Gap when Women are Highly Inactive: Evidence from Repeated Imputations with Macedonian Data”. The objective of this research is to understand if large gender employment and participation gaps in Macedonia can shed some light on the gender wage gap. A large contingent of inactive women in Macedonia including long-term unemployed due to the transition process, female remittance receivers from the male migrant, unpaid family workers in agriculture and so on, is outside employment, but is not necessarily having the worst labour-market characteristics. In addition, both gender wage gap and participation gap enlarge as education decreases, revealing the importance of non-random selection of women into employment. Though, the standard Heckman-type correction of the selectivity bias suggests that non-random selection exists, but the resulting wage gap remains at the same level even when selection has been considered. Instead, we perform repeated wage imputations for those not in work, by simply making assumptions on the position of the imputed wage observation with respect to the median. Then, we assess the impact of selec-

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tion into employment by comparing estimated wage gaps on the base sample versus on an imputed sample. The main result is that selection explains most of the gender wage gap in the primary-education group (75 %), followed by the secondary-education group (55 %). In the tertiary group, the small initial gap vanishes once selection considered. This suggests that indeed non-working women are not those with the worst labour-market characteristics. Results suggest that gender wage discrimination in Macedonia is actually between 5.4 % and 9.8 % and does not exist for the highly-educated women. The inability of the Heckman-type correction to document a role for selection in explaining the gender wage gap may be due to the criticisms to the exclusion restrictions and the large amount of missing wages. I heavily benefited from the formal and informal discussions with the economists of the Institute, in particular Olga Popova, Ekaterina Selezneva and Richard Frensch. The results on the project have been recently accepted for publication in the Journal of Labor Research. I also benefited from the discussions with the Institute’s economists in another research area I actively work in: migration and remittances. Coming from a region known for mi-

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gration and large amounts of remittances sent back by the diaspora to the homeland, I work on issues related to the development effects

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of remittances. This area of research is another venue of a potential cooperation with IOS in future.

Rotation and Asset Ownership by Ruling Elites: Implications for Property Rights / The Impact of War on Social Capital Prof. Leonid Polishchuk Visiting Fellow: 12.–28.5.2014 Laboratory Head and Professor of Applied Analysis of Institutions and Social Capital, Higher School of Economics, Moscow

Prof. Leonid Polishchuk

Rotation and Asset Ownership by Ruling Elites: Implications for Property Rights The idea of the project is that in imperfect democracies and autocracies ruling elites are not sufficiently accountable to the society and hence might not have the incentives, common in fully functional democracies, to maintain secure property rights and other market-supporting institutions. Yet, rotation of ruling elites and asset ownership could substitute for a lack of democratic accountability, and secure property rights could still be maintained as “institutional insurance” that ruling elites need to protect their own assets after losing power. A theory of endogenous property rights developed during the project corroborates the above reasoning and is illustrated in cross-country data. Using various estimation strategies, empirical analysis provides a robust confirmation of the project’s hypotheses, which pass

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the necessary tests. Examination of Russian regional data further demonstrates the impact of ruling elites’ rotation and asset ownership for institutional quality. Cross-regional analysis complements the cross-country study, both confirming that political competition, even if of non-democratic nature, could still have a beneficial impact for institutions, including property rights.

Impact of Combat Experience during WWII for Norms, Values, and Political Attitudes of War Veterans This project belongs to the stream of research about the impact of history on culture. It conjectures, based on historical scholarship and other evidence, that participation in combat during WWII had had a liberating impact on Red Army soldiers, increasing their valuation of rights and freedom, their sense of personal dignity and propensity for collective action. It

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is further conjectured that such values at least partly survived post-war political repression and decades of Soviet governance. While no direct, systematic measure of war veteran values exist, the project relies on cultural transmission theories whereby parents pass their values to children in the process of socialization in families. This project uses survey data of contemporary Russians that have information on respondents’ norms, values, and attitudes, and family history, including any participation in

WWII of respondents’ parents and grandparents. The collected data confirm that there are statistically significant differences of values of descendants of WWII veterans from the rest of the Russian population (controlled for other relevant characteristics), and the nature of such differences is consistent with the project hypotheses. The project also lends support to the transmission of values mechanism based on family socialization.

Skills Mismatch and Youth Unemployment during the Great Recession: a Comparative Analysis between Western and Eastern European Countries Fabrizio Pompei, Ph.D. Visiting Fellow: 15.–30.6.2014 Associate Professor, Department for Economics, University of Perugia

Fabrizio Pompei, Ph.D.

Dramatic structural changes caused by the years of the Great Recession contributed to the creation of multiple forms of skill mismatch in the European labour markets. Usually, the educational mismatch refers to demand (supply) for a particular type of skill that exceeds the supply (demand) of people with that skill in the labour market, whereas over-education means that workers have more years of education than the job requires. The process of labour reallocation – from declining to emerging sectors – is not free of friction and the mis-

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match typologies mentioned above can be a cause of long-lasting unemployment, especially among young people in the age of 15–34. Indeed, the skills mismatch hypothesis is recently regaining ground as a possible explanation of the severe youth unemployment plaguing Europe. Bearing these considerations in mind, this research project (in collaboration with Ekaterina Selezneva) focuses on the interaction effects that macro-variables (different types of country-level skill mismatch) and individual char-

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acteristics have on the probability for European Union youngsters’ divergent employment statuses during 2006–2010. More precisely, we firstly consider 5 mutually exclusive employment statuses (employed, self-employed, unemployed, in education, inactive) and analyse if increasing years of education reduces the risk of unemployment and/or inactivity. Secondly, we investigate if living in a country characterised by higher educational mismatch or over-education influences the risk of unemployed or inactivity for people with different education levels (interaction effect). As the degree of skill mismatch varies across the European Union (EU) countries, we provide a comparative analysis of the relationship between Western and Eastern EU countries. Based on the individual data from the European Social Survey, we perform a multi-level multinomial logit analysis of the 5 employment statuses mentioned above. The first outcomes show that investing in education is still important for reducing the unemploy-

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ment or inactivity risk. This result holds when we distinguish countries by their different skill mismatch levels. In Eastern EU countries, highly educated young people are favoured even when the educational mismatch is stronger. This happens because there is a more important shortage of tertiary educated youngsters in the labour supply of Eastern EU countries with respect to the labour demand side. Yet, if we take into account the outburst of the crisis, this result is reverted and young people living in countries with higher educational mismatch in 2010 have seen increase risk of unemployment or inactivity. A possible explanation for this conclusion relies on the qualitative changes that crisis induced in the educational mismatch. In other words, the crisis has probably changed the required cognitive tasks that are associated with open vacancies of new jobs for highly educated people. Consequently, higher educated youngsters on the labour supply side are not able to bridge this competence gap in the short term.

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The EU and the Ukrainian Crisis – Legal and Political Aspects Gianfranco Tamburelli, Ph.D. Fellowship: 18.11.–8.12.2014 Team Leader, Institute for International Legal Studies (ISGI) of the National Research Council of Italy (CNR), Rome

Gianfranco Tamburelli, Ph.D.

The current Ukrainian crisis seems to highlight the complexity, ambiguity and contradictions of the legal and political relations between the EU, Ukraine and Russia. Brussels, Kyiv and Moscow are not united by trilateral agreements. Russia is the EU’s largest neighbour and its third biggest trading partner. The 1994 Partnership and Cooperation Agreement (PCA) does not reflect the increasing breadth of EU-Russia relations since the early 1990s. In 2008, negotiations on a new agreement providing a more comprehensive framework were launched. Yet, even before the current crisis, the dialogue between Brussels and Moscow faced difficulties on account of the EU’s critical attitude on democracy in Russia and the differences of opinion over regional security. Contracts between the EU and Russia are also burdened with competing integration projects in the post-Soviet area. In 2003, however, the EU and Russia agreed to strengthen their cooperation by developing four “common spaces”: economy (including the environment); freedom, security and justice; external security (including crisis management and non-proliferation); research and education (including cultural aspects). But an eventual Russian membership of the EU has yet to be officially raised and seems to be economically unfeasible.

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In the framework of the Eastern Partnership, the Ukraine is a priority partner, considered by Russia as an EU attempt to expand its “sphere of influence.” An innovative Association Agreement (AA), negotiated between 2007 and 2012, is at the center of the current crisis: in November 2013, when the Ukrainian Government decided to suspend its signing, there were huge protest demonstrations. The Agreement aims to deepen political and economic relations between EU and Ukraine, and to gradually integrate Ukraine into the EU internal market. It is unprecedented in its breadth (number of areas covered) and depth (commitments and timelines). Among the main subsequent events, there were government changes and new presidential and general elections. In addition, the EU condemned Crimea’s declaration of independence as a violation of the sovereignty and territorial integrity of the Ukraine and also criticized Russia’s annexation of the peninsula. Nonetheless, the EU and Ukraine signed the AA on 27 June 2014 and the provisional application of some important parts started on 1 November. In contrast, the provisional application of the Deep and Comprehensive Free Trade Area (DCFTA) has been delayed until 1 January 2016, in order to facilitate the overall efforts towards a peace process.

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This research argues that the thorough analysis of the chain of events and of the current situation in the light of international law can contribute to the shape and development of EU foreign policy for effectively handling the crisis, and help achieve mutually acceptable solutions. With that aim, my research aims to analyze and evaluate five basic themes: First, the AA between the EU and Ukraine’s scope and character in the light of international treaty law and EU praxis. My research compares on one hand the parallel agreements with Georgia and Moldova as well as, on the other hand, existent agreements with Russia. It further considers the compatibility between the AA’s provisions and those in previous agreements between Ukraine and Russia. The assumption is that this is the first of a new generation of agreements with Eastern Partnership countries, which will establish a new type of integration without membership. My second aim is to examine the legal value of the declaration of independence of the Crimea and the non-recognition of the situation by the General Assembly of the United Nations and the EU, in the light of international law and the supposed precedent represented by Kosovo. My research compares the situation with the status of the regions of Abkhazia, South Ossetia and Transnistria, which constitute analogous issues in the relations between EU, Georgia, Moldova and Russia. Third, I explore the status of the self-proclaimed Republic of Donetsk in the light of the conceptions of personality in international law, including that of the insurgents. Fourth, I will analyze the EU’s position on the crisis in Ukraine in the context of its foreign policy. To do so, I will include the adoption of economic sanctions against Russia and consider the eventual influence of the USA’s inter-

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ests and NATO’s vision, also taking into account the EU Member States’ interests and orientations, especially of Italy and Germany, of the States neighbouring Ukraine (Poland, Romania, Slovakia and Hungary) as well as other Eastern States (Bulgaria and Czech Republic). Finally, I will explore the possible implications of the Ukrainian crisis on global geo-political scenarios, particularly with regard to relations between the EU, USA and Russia, as well as the international cooperation and natural resource exploitation in the Arctic. The expected results of this broad research will be mainly the following: a detailed analysis of the legal and political relevance of the Association Agreement between the EU and Ukraine, on the assumption that it represents a milestone in the history of EU foreign relations and for Europe as a whole. I also will provide an in-depth evaluation of the Crimean conundrum, which might be of value for the development of the peace process. I further examine the legal status of the eastern regions, which might offer useful action with regard to the status of other regions in the Eastern countries, and help to prevent the insurgence of new tensions in other areas (i. e. in the Moldova’s region of Gagauzia). Research results additionally include an assessment of the potential implications of the Ukrainian crisis on the relations between the EU, the Eastern Partnership’s countries, and Russia. Finally, my research will allow an evaluation of the clarity, coherence, appropriateness and effectiveness of the EU position on the Ukrainian crisis as well as on the prospects of the EU relations with Ukraine and Russia (legal and political aspects), including on issues such as the eventual establishment of trilateral mechanisms for cooperation, or regarding potential EU membership for the Ukraine.

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Consumption and Leisure in 20th Century Central and Eastern Europe: A Book Project Prof. Béla Tomka Humboldt Fellow: 1.6.–31.8.2014 Department of History, University of Szeged, Hungary

Prof. Béla Tomka

The book project intends to integrate the an consumer patterns. In Western Europe the growing but fragmented scholarship about “crowd pleasures” were nearly not as self-deconsumption in 20th century East Central Eu- structive as once assumed by many observers, rope. While most of the recent contributions and mass consumption nurtured a relatively to the topic reflect a propensity or even bias passive population. That is, consumption had for cultural approaches, the project advocates a stabilizing effect on the social and political an interdisciplinary interpretation of con- systems in the region. In contrast, in the Censumption regimes in the region. It offers new tral and Eastern European communist systems, perspectives for research by the comparative consumption had a destabilizing effect as it beanalysis of consumption practices in Central came a heavily politicized issue from the early and Eastern European societies that allows us 1950s onwards. to test existing generalizations and develop The above interdisciplinary interpretation new ones. The major themes addressed by the has several analytical advantages: It engages book include the level and structure of con- major strands of research; it gives as much atsumption, qualitative features of consump- tention to economic and social as to cultural tion, social differentiation in consumption, aspects; it maintains the significance of scarciconsumption politics, places and practices of ty as well as abundance in the creation of conconsumption. The volume also addresses the sumer societies and in the lack of it; it places dynamics of changes and the unity of the re- consumption in essential non-commercial setgion as well as the plausibility of some influ- tings, like the household; and finally, it allows ential interpretations, such as the notions of us to emphasize the contribution of the state “shortage economy” and “socialist consumer to the formation of consumption patterns in society”. The book suggests some peculiarities Central and Eastern Europe. of 20th century Central and Eastern Europe-

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Innovation, Productivity, Economic Growth

Francesco Venturini, Ph.D. Visiting Fellow: 3.–16.11.2014 University of Perugia and NIESR (UK)

Francesco Venturini, Ph.D.

During my stay at IOS I worked on three main research projects, which mainly deal with the role of economic policy for productivity performance. First, I worked on the assessment of heterogeneous effects of R&D policies on industrial performance, measured in terms of research engagement, patenting and productivity growth. This analysis has been developed using industry-level data from the United States, and represents a follow up of earlier works on this field. I will submit the work to the IOS working paper series when I finish drafting the paper. My analysis shows that there are large disparities in the effectiveness of R&D policies across sectors, the expansive impact of policy instruments is temporary on R&D and patenting but permanent on the rate of productivity growth. Moreover, R&D public support is on average more effective on R&D-intensive sectors and those close to the technology frontier. Second, I worked on a research paper seeking to explain why EU firms cooperate with Universities to perform R&D. This analysis is based on a novel cross-sectional sample of manufacturing firms from seven EU coun-

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tries (Austria, France, Germany, Hungary, Italy, Spain and the UK) covering the downturn period between 2007 and 2009. This issue’s importance comes from the increasing attention EU governments pay to the higher education sector and technology transfers from university as a tool to raise firm competitiveness. My results show the impact of EU firms cooperation with universities and demonstrates that the potential for knowledge spillover from R&D collaboration is very high. Such firms have good innovative abilities because they are able to appropriate R&D outcomes. Third, I collected data on green patents and developed a framework of analysis to study how anti-pollution laws have changed innovation performance and trade specialisation in OECD countries. I will be developing this research project in collaboration with Miriam Frey (IOS) over the next months. In addition to my research, on 10 November 2014, I gave a seminar presenting the results of a paper on the role of R&D policies on economic growth from a Schumpeterian growth perspective.

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Research Fellows Research Fellows sind externe Wissenschaftler/innen, die eng mit dem Institut für Ost- und Südosteuropaforschung kooperieren.

Prof. Alexander M. Danzer

Prof. Jarko Fidrmuc

Dr. Christa Hainz

Prof. Roman Horvath

Prof. Evžen Kočenda

Dr. Wim P. van Meurs

Prof. Oleh Turij

Dr. Roman Smolorz

Prof. Alexander M. Danzer, Ph.D. Ludwig-Maximilians-Universität München

Dr. Wim P. van Meurs Radboud Universiteit Nijmegen

Prof. Dr. Jarko Fidrmuc Chair for International Economic Theory and Policy, Zeppelin University Friedrichshafen

Prof. Dr. Oleh Turij Ukrainische Katholische Universität Lemberg

Prof. Ira N. Gang Rutgers University, New Jersey

Prof. Elena Višlenkova Gosudarstvennyj universitet, Vysšaja škola ėkonomiki, Moskau

Dr. Christa Hainz ifo-Institut München

Dr. Roman Smolorz Universität Regensburg

Prof. Dr. Roman Horvath Institute of Economic Studies, Faculty of Social Sciences, Karls-Universität Prag

Prof. Dr. Enzo Weber Universität Regensburg

Prof. Dr. Evžen Kočenda CERGE, Karls-Universität Prag

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Vernetzungsveranstaltungen Viele seiner Tagungen organisiert das IOS gemeinsam mit Partnern – entweder in Regensburg, an den Partnerinstitutionen oder an einem dritten Ort. Auch 2014 fanden daher Kooperationsveranstaltungen statt, von denen die größte die internationale Tagung zum Ersten Weltkrieg in Sarajevo (siehe Seite110) war. Einige dieser Veranstaltungen kann man bereits als Tradition bezeichnen, wie die Summer School an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing (siehe Seite 58) oder die

Forschungskonferenz „International Economics“, die im Dezember in Wien zum siebten Mal gemeinsam mit FIW Wien, ifo Institut, Universität Ljubljana und der Ungarischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt wurde. Die beiden Tagungen, die im Folgenden näher beschrieben werden und gemeinsam mit langjährigen Kooperationspartnern durchgeführt wurden, stehen daher als Beispiel für eine größere Zahl ähnlicher Veranstaltungen.

Tagung „Political Mobilization in East Central and Southeast Europe“ 14. bis 15. Februar 2014 am IOS in Regensburg In Zusammenarbeit mit dem Herder-Institut (Marburg) Geleitet von Ulf Brunnbauer (Regensburg) und Peter Haslinger (Marburg)

Bei dem zweiten Teil dieser Doppeltagung, deren erste Runde 2013 in Marburg stattgefunden hatte, standen erneut Fragen der politischen Mobilisierung im östlichen und südöstlichen Europa im Vordergrund. Der Fokus lag dieses Mal auf dem Zusammenhang von Krise und Mobilisierung – ein, wie Ulf Brunnbauer in seiner Einleitung ausführte, nicht nur tagesaktuelles, sondern auch historisch höchst bedeutsames Problem. Ausgangspunkt der Tagung war konkret die Frage, welcher Mobilisierungsformen und -strategien sich politische Parteien bzw. Bewegungen in Zeiten von Krisen bedienen und ob Krisen besondere politische Dynamiken auslösen. Dabei ging es u. a.

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um die kommunikativen und symbolischen Dimensionen der Mobilisierung, die Konstruktion von politischen Wahrnehmungen, die Formierung und Instrumentalisierung von sozialen Netzwerken für politische Zwecke und die Artikulationsformen von Protest. Den Auftaktvortrag hielt der Politikwissenschaftler Sergiu Gherghina (Frankfurt am Main), der am Beispiel der politischen Mobilisierung ethnischer Minderheiten über die Produktivität interdisziplinärer Ansätze reflektierte und dabei insbesondere auf die Spannung zwischen quantitativen und qualitativen Methoden einging. 23 Referentinnen und Referenten aus zwölf Ländern und unterschiedlichen Disziplinen

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Tagung „Politische Mobilisierung“ in Regensburg

(Geschichte, Politikwissenschaft, Ethnologie, Soziologie, Rechtswissenschaft) stellten im Rahmen der Tagung ihre Forschungen zur Diskussion. Sie adressierten dabei folgende Hauptthemen: Mobilisierung bäuerlicher Bevölkerungen; Ende der Imperien; Mobilisierung im Spätsozialismus; Dynamiken zeitgenössischen Protests; Grassroots-Mobili-

sierungen im Vergleich; Visualisierung, Kultur und Protest. Zeitlich spannte sich der Bogen vom späten 19. Jahrhundert bis heute, räumlich wurde das gesamte (süd-)östliche Europa thematisiert. Somit war reichlich Material für diachrone und synchrone Vergleiche geboten. Die einhellige Meinung am Ende der Tagung war, dass trotz großen Fortschritts in der einschlägigen Forschung viele Fragen noch einer hinreichend fundierten Beantwortung harren und dass dafür gerade der auf der Tagung praktizierte transdisziplinäre sowie vergleichende Ansatz neue Erkenntnisse verspricht. Die Veröffentlichung einer Auswahl der Tagungspaper in einer internationalen Zeitschrift ist geplant. Ein ausführlicher Tagungsbericht erschien auf H-Soz-u-Kult (http://hsoz‌ kult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/ id=5427&view=pdf).

Programm ŦŦ Ulf Brunnbauer (Regensburg): Introduction: Results of the First Conference in Marburg ŦŦ Sergiu Gherghina (Frankfurt a. M.): The Political Mobilization of Ethnic Minorities in Central and Eastern Europe: Challenges and Avenues for Better Explanations ŦŦ Uwe Müller (Leipzig): The Agrarian Crisis of the Late 19th Century and the Political Mobilization of the Rural Population in East Central Europe ŦŦ Stefano Petrungaro (Regensburg): The Meanings of Flags in the Political and Popular Mobilizations in Late 19th Century Croatia ŦŦ Christopher Richard Gilley (Hamburg): Warlordism and Social Democracy – Mobilising Ukrainian Peasants during the Spring and Summer 1919 Uprisings

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ŦŦ Krisztián Csaplár-Degovics (Budapest): Political Mobilisation in the late Ottoman Kaza of Tirana or Political Instrumentalisation by the Austro-Hungarian Foreign Office? – The Toptani Bejs and the Ballhausplatz ŦŦ Svetlana Suveica (Regensburg): Negotiating Loyalties, Building Networks – the ‘Russian Cause’ for Bessarabia after World War One (1918–1920) ŦŦ Martin Belov (Sofia): Normative Reform, Political Turbulences and Economic Crisis. Participatory Revolution in Bulgaria or Just Business as Usual? ŦŦ Marius I. Tatar (Oradea/Debrecen): Sources and Consequences of Political Mobilization during the Economic Crisis: the Romanian Case

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Tagung „Politische Mobilisierung“ (1. Teil) in Marburg

ŦŦ Natalya Savel’eva, Oleg Zhuravlev (Florence/St. Petersburg): Politicization in a Depoliticized Society: the Russian Protest Movement “For Fair elections” and mobilization, 2011–2012 ŦŦ Inna Chuvychkina (Bremen): Putin’s Political System and Mobilization Potential ŦŦ Raul Cârstocea (Flensburg): Grassroots Fascists: The Political Mobilization Strategies of the “Legion of the Archangel Michael”, 1927–1938 ŦŦ Maria Turovets (St. Petersburg): A Case of Effective Political Mobilization in Russia ŦŦ Petra Mayrhofer (Vienna): “Havel na hrad!” Visuality of Political Mobilization in Central and Eastern Europe 1989 ŦŦ Irena Stefoska, Darko Stojanov (Skopje): A Tale in Stone & Bronze: Old/New Strategies for Political Mobilization in the Republic of Macedonia

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ŦŦ Irena Šentevska (Belgrade): Serbia as a “Ghetto Nation”: Hip Hop from Southeastern Europe or on the Power of Pop Culture in Political Mobilization ŦŦ Dario Brentin (Graz): Sport as a Social Field of Political Mobilization in Late Socialist Yugoslavia ŦŦ Jure Ramšak (Koper): “To Make Catholics Devote Self-Managers”– Communist Attempts to Mobilise Believers in Slovenia in the Late 1970s ŦŦ Idrit Idrizi (Vienna): Political Mobilization in the Context of the Great Purges of 1982 in Late Socialist Albania ŦŦ Mateusz Fałkowski (Erfurt): Crisis of Communism, Myth of the Market, and Social Movement Mobilization ŦŦ Peter Haslinger (Marburg): Contexts, Dynamics and Limits of Political Mobilization – Concluding Remarks

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Third Biannual Assisi Workshop on “Economics and Institutions: Inequality, Technology and Institutions in Europe” 20. bis 21. Februar 2014 in Assisi Veranstalter: Università degli Studi di Perugia, IOS Regensburg, NIESR, London und FREN, Belgrad Scientific Committee: Cristiano Perugini (Perugia, J. Monnet INEQ Coordinator), Mihail Arandarenko (Belgrad), Richard Frensch (IOS), Ira Gang (Rutgers University), Mary O’Mahony (University of London und NIESR), Leonid Polishchuk (Higher School of Economics, Moskau), Fabrizio Pompei, Milica Uvalić und Francesco Venturini (University of Perugia)

Der Workshop war der dritte im Rahmen des Jean Monnet Forschungs- und Informationsprojektes „Variety of Institutional Settings and Socio-economic Inequalities in the Process of European Integration“ (INEQ), das in Kooperation mit dem IOS Regensburg an der Universität Perugia koordiniert und von Cristiano Perugini geleitet wird. Hintergrund der Veranstaltung ist ein zunehmender Konsens unter akademischen Ökonomen und Wirtschaftspolitikern, dass Ungleichheit die aggregierte Nachfrage schwächt, Konjunkturzyklen verstärkt und insbesondere konjunkturelle Erholungen verzögert. Der thematische Schwerpunkt lag auf der Identifikation von Bestimmungsgründen für Ungleichheit und Einkommensverteilung in Europa. In dieser Hinsicht vereinte der Workshop zwei verschiedene Gruppen von Beiträgen: Zum einen ging es um den Einfluss von Technologie und Außenhandel auf funktionale Einkommensverteilungen sowie um die Interdependenzen zwischen diesen Einflussfaktoren und Regulierungen auf Produkt- und Arbeitsmärkten. Andere Beiträge konzentrierten sich auf Wechselwirkungen zwischen Änderungen firmenspezifischer Nachfrage nach ausgebildeter Arbeit und Regulierung in ihrer Auswirkung auf Löhne, Produktivität und Lohnungleich-

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heit. Die Veranstaltung brachte somit eine eher seltene Kombination von Arbeitsmarktund Außenhandelsökonomen zusammen, und erwies sich in dieser Hinsicht auch als Börse für zukünftige gemeinsame Projekte als sehr fruchtbar. Der Workshop war offen für nicht aktive Teilnehmer, unter denen sich nicht nur akademische Gäste befanden, sondern auch lokale und regionale Politiker und Behördenvertreter sowie Repräsentanten regionaler Handelskammern und Gewerkschaften. Für das IOS nahmen Ekaterina Selezneva, Richard Frensch und Stephan Huber (assoz. Wissenschaftler am AB Ökonomie) aktiv teil.

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Programm ŦŦ Stephen Jenkins (London): Keynote lecture: The Treatment of Country Level Effects in Microeconometric Analysis ŦŦ Sonja Avlijaš, Nevena Ivanović, Marko Vladisavljević, Sunčica Vujić (Belgrad): Gender Pay Gap in the Western Balkan Countries – Evidence from Serbia, Montenegro, and Macedonia ŦŦ Discussant: Milica Uvalić (Perugia) ŦŦ Cristiano Perugini (Perugia), Ekaterina Selezneva (IOS): Labour Market Institutions, Crisis and Gender Earnings Gap in Eastern Europe ŦŦ Discussant: Marko Vladisavljević (Belgrad) ŦŦ Cristiano Perugini (Perugia), Ekaterina Selezneva (IOS): Temporary Job Position and Life Satisfaction under Different Institutional Contexts. Analysis for Western and Eastern Europe ŦŦ Discussant: David Aristei (Perugia) ŦŦ Stephan Huber (Universität Regensburg und IOS), Cristiano Perugini, Fabrizio Pompei (Perugia): Trade and Wage Inequality – The Role of Export Sophistication and Labour Market Arrangements ŦŦ Discussant: Richard Frensch (IOS) ŦŦ Simon Collie (Brighton), Jens Hölscher (Bournemouth), Cristiano Perugini (Perugia): Inequality, Financial Market Deregulation and Financial Crises ŦŦ Discussant: Leonid Polishchuk (Higher School of Economics, Moscow) ŦŦ Joachim Möller (IAB): Labour Market Performance and Wage Inequality – The German Case ŦŦ Discussant: Stephan Kampelmann (Brussels)

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ŦŦ Andrea Garnero, Stephan Kampelmann (Brussels): François Rycx – Sharp Teeth or Empty Mouths? Revisiting the Minimum Wage Bite with Sectoral Data ŦŦ Discussant: Mirella Damiani (Perugia) ŦŦ Andrea Garnero (Paris), Stephan Kampelmann (Brussels): François Rycx – Part-time Work, Wages and Productivity: Evidence from Belgian Matched Panel Data ŦŦ Discussant: Fabrizio Pompei (Perugia) ŦŦ Damiani Mirella, Fabrizio Pompei, Andrea Ricci (Perugia): Productivity and Wages – The Distributive Implications of Performance-related Pay across Italian Firms ŦŦ Discussant: Andrea Garnero (Paris) ŦŦ Mary O’Mahony, Rebecca Riley (London): Human Capital Spillovers – The Importance of Training ŦŦ Discussant: Marta Guerrero (Birmingham) ŦŦ Marta Guerrero (Birmingham), Kunal Sen (Manchester): What Determines the Share of Labour in National Income? A Cross-country Analysis ŦŦ Discussant: Mickael Melki (CergyPontoise) ŦŦ François Facchin (Paris), Mickael Melki (Cergy-Pontoise), Andrew Pickering (York): The Labour Share and the Size of Government ŦŦ Discussant: Francesco Venturini (Perugia) ŦŦ Round table (Chair: Cristiano Perugini (Perugia), INEQ project leader): Implementing Effective Institutional Settings in Support of European Integration

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WISSENSTRANSFER UND VERANSTALTUNGEN

Einführung  ������������������������������������������������������������������������������������������� 96  Jahrestagung 

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Ukraineschwerpunkt 

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Schwerpunkt Erster Weltkrieg 

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110

IOS-Mitarbeiter/innen in den Medien  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Veranstaltungsübersicht  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 Lehrveranstaltungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

Wissenstransfer und Veranstaltungen

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Einführung

Vortrag von Prof. Dr. Christopher Clark, Cambridge: „Kriegsursachen, Auslöser und Ziele. Europäische Debatten zur Kriegsschuld“ am 22.10.2014 im Auditorium des Thon-Dittmer-Palais

Der Transfer von Forschungsergebnissen in akademische sowie außerakademische Öffentlichkeiten und der wissenschaftliche Austausch sind zentrale Ziele des IOS. Ost- und Südosteuropa ist für Europa und gerade auch für die Bundesrepublik Deutschland sowie den Freistaat Bayern eine äußerst wichtige Region. Wie das Jahr 2014 gezeigt hat, beherbergt die Region nach wie vor erhebliches Konfliktpotenzial; zentrale Fragen der europäischen Integration sind im östlichen und südöstlichen Europa noch nicht gelöst, nicht zuletzt, weil in einigen Ländern der Region Demokratie und Rechtsstaatlichkeit defizitär sind. Angesichts der Erweiterungsstrategie der EU und des Beitrittswunsches der Länder des Westbalkans, der Türkei und neuerdings auch der Ukraine liegen einige der größten Herausforderungen für das europäische Projekt genau hier, in Ost- und Südosteuropa. Ökonomisch bietet die Region große Chancen, aber ebenso

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vielerlei Risiken, wie 2014 ebenfalls deutlich wurde. Umso dringlicher ist daher die Vermittlung fundierter Informationen über Ost- und Südosteuropa. Aus diesem Grund wurde vom Institut auch 2014 wieder eine Vielzahl von Veranstaltungen unterschiedlichen Formats organisiert, die dem Wissenstransfer und der Wissenschaftskommunikation dienten. Darüber hinaus schuf das Institut Publikationsformate, die sich gezielt an eine breitere Öffentlichkeit richten und zur Veröffentlichung von zeitnahen Analysen aktueller Entwicklungen dienen. Ein Ziel dieser Aktivitäten ist es, Entscheidungsträger kompetent beraten zu können sowie den Kontakt mit Medien zu pflegen. Ein Indikator des Erfolgs des Wissenstransfers ist die stark gestiegene mediale Präsenz des IOS in diversen Medien. Unter anderem gaben überregionale Medien wie „Süddeutsche Zeitung“, „Focus Online“, „Der Standard“ und der Radiosender Ö1 des Österreichischen Rund-

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funks Stellungnahmen von Mitarbeiter/innen des IOS wieder (siehe Seite 116). Zu den wichtigen Standardformaten gehört die Jahrestagung, die 2014 zum zweiten Mal stattfand und sich dem Thema „Labour in East and Southeast Europe: Institutions and Practices Between Formality and Informality“ widmete. Das besondere Merkmal der Tagung, deren wichtigste Ergebnisse auf den folgenden Seiten beschrieben werden, ist ihr interdisziplinärer Zuschnitt. Sie bringt Geistes- und Sozialwissenschaftler miteinander ins Gespräch und reflektiert damit das Forschungsprofil des Instituts. 2015 wird sich die Jahrestagung mit einem weiteren für die Forschung des IOS wichtigen Thema beschäftigen: Migration. Ein anderer Fixpunkt der öffentlichkeitsorientierten Veranstaltungstätigkeit des IOS ist die Durchführung der „Regensburger Vorträge zum östlichen Europa“, die gemeinsam mit den Partnern Institut für Ostrecht, Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien und Ungarisches Institut erfolgt. Im Rahmen dieser Reihe fanden auch 2014 wieder Vorträge statt, die sich mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Ost- und Südosteuropa beschäftigten. Besonders erfreulich und für den Wissenstransfer gewinnbringend war die Tatsache, dass drei bekannte Korrespondenten für Südosteuropa im Rahmen der Vortragsreihe vortrugen (Dr. Thomas Brey, dpa; Andreas Ernst, NZZ; Christiane Schlötzer, SZ). Neben den jedes Jahr durchgeführten Formaten Jahrestagung und Regensburger Vorträge setzte das IOS im Berichtsjahr zwei Schwerpunkte in seiner Veranstaltungstätigkeit; einer davon war geplant, der andere den aktuellen Entwicklungen in der Region geschuldet. Geplant gewesen waren die Veranstaltungen anlässlich des hundertsten Jahrestages des Ersten Weltkriegs. Nicht geplant, aber notwendig war der Fokus auf die Ukraine, der zugleich einer auf Russland war. Als Forschungsein-

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richtung, die von der politischen und gesellschaftlichen Bedeutung des östlichen Europa überzeugt ist, erachtete das IOS es als inhärente Aufgabe, die Öffentlichkeit über die Gründe und Folgen des politischen Umsturzes in der Ukraine sowie der russländischen Aggression gegen die Ukraine zu informieren. Bei beiden thematischen Schwerpunkten, die ab Seite 103 ausführlicher beschrieben werden, kam das IOS seiner Aufgabe, fundierte Informationen bereitzustellen, nicht nur durch die Organisation entsprechender Veranstaltungen nach, sondern auch durch seine publizistische Tätigkeit. 2014 etablierte das Institut zudem zwei neue Publikationsformate, die dem Wissenstransfer über die jeweilige Fachcommunity hinaus dienen: In neuer Ausrichtung wieder erscheinen die ausschließlich elektronische Reihe Policy Issues, die von Manuela Troschke redaktionell betreut wird (http://www.ios-regens​burg.de/ service/ios-publikationen/diskuss​ionspapie​ re/policy-issues.html). Policy Issues soll die Hintergründe politisch relevanter aktueller Fragen konzise und verständlich analysieren und darstellen. Geplant sind für die Zukunft bis zu zehn Ausgaben im Jahr. Im Berichtsjahr wurden folgende Themen erörtert: Situation der Stahlindustrie in den post-sowjetischen Ländern (Nr. 1); Armut und soziale Exklusion in den ost- und südosteuropäischen EU-Ländern (Nr. 2); Religion als Faktor der Demokratisierung in der Ukraine (Nr. 3); Zuwanderung aus Ostmittel- und Osteuropa nach Deutschland (Nr. 4). Seit 2014 wagt sich das IOS auch in die Welt des Bloggens vor: Mit ostBLOG. Ostund Südosteuropa im Fokus der Wissenschaft (http://ostblog.hypotheses.org) schuf das Institut ein Portal für die Veröffentlichung von Kommentaren und Analysen zu aktuellen Entwicklungen sowie von Einblicken in seine wissenschaftliche Tätigkeit. Eingerichtet und betreut wurde der Blog von Tillmann Tegeler.

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Zweite Jahrestagung „Labour in East and Southeast Europe: Institutions and Practices between Formality and Informality“ 26.–28. Juni 2014, IOS Regensburg Organisation: Kseniia Gatskova (IOS), Stefano Petrungaro (IOS)

Jahrestagung des IOS in Regensburg

Die zweite Jahrestagung des IOS behandelte das Phänomen der informellen Arbeit in ihrer Relation zu formaler Arbeit. Ziel war, einerseits Bestimmungsfaktoren und sozioökomische Folgen zu eruieren, andererseits diese vor dem Hintergrund jeweils konkreter politischer und kultureller Kontexte in Vergangenheit und Gegenwart zu diskutieren. Dass insgesamt 138 fachlich qualifizierte Bewerbungen eingingen, von denen nur 19 Vorträge ausgewählt und in sieben Panels an zwei Tagen präsentiert werden konnten, zeigt das außerordentliche Interesse am Thema der Konferenz. Zugleich wird deutlich, wie sehr sich das IOS bereits drei Jahre nach dem Zusammenschluss seiner Vorgänger­institute zu einem Anziehungspunkt für die internationale Forschung zum östlichen Europa entwickelt hat.

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Den Auftakt der Jahrestagung bildeten zwei Keynote-Vorträge: Der Historiker Donald Filtzer (London) hob die Bedeutung von informellen Aushandlungsmechanismen am Arbeitsplatz in der Sowjetunion hervor. Dabei ging er insbesondere auf die Frage nach den Handlungsmöglichkeiten und -spielräumen von Arbeiter/inne/n ein. Der Ökonom Hartmut Lehmann (Bologna, Bonn) stellte wirtschaftswissenschaftliche Erklärungsansätze vor und thematisierte das Problem der Messung informeller Arbeit. Abschließend reflektierte er über den Zusammenhang von individueller Risikobereitschaft und Informalität.

Die Panels Das erste Panel behandelte das Thema informeller Beschäftigung sowohl auf regionaler als auch auf Firmenebene. Im ersten Vortrag hob Aleksey Oshchepkov (Moskau) hervor, dass der Anstieg des gesetzlichen Mindestlohns in Russland zu einer Zunahme informeller Beschäftigungsverhältnisse und von Jugendarbeitslosigkeit geführt hätte. Nach der Präsentation diskutierten die Teilnehmer über die Bedeutung der dargestellten Ergebnisse für die Wirtschaft und über die Gesetzgebung in Bezug auf Mindestlöhne in Russland. Die Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass politische Maßnahmen ohne Kontextberücksichtigung zu den gegenteiligen Folgen führen können. So ist der Anteil der formell Beschäftigten in Russland nach der Einführung der

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Mindestlohn­erhöhung gesunken, und die Steu- gen beeinflusst wurde, die auf ihren Status ereinnahmen verringerten sich, anstatt inten- als langjährige griechische Staatsbürger inssiver zu fließen. Danach lenkte Georgios Pa- besondere gegenüber den neu Zugewanderten nos (Stirling) den Fokus auf die Firmenebene. pochten. Die anschließende Diskussion unterEr wies darauf hin, dass in Südosteuropa Fir- suchte die Frage, ob die Diskriminierung durch men mit einem informellen Gründungshin- offizielle Dokumente unterlegt war und in weltergrund bessere ökonomische Kennzahlen in chem Ausmaß sie die soziale Ex- bzw. Inklusion Bezug auf Verkauf, Export und Beschäftigungs- der Flüchtlinge beeinflusste. In der darauffolzuwachs vorzuweisen hätten. Die anschließen- genden Präsentation wies Dragos Radu (Londe Diskussion thematisierte die Motivation, don) darauf hin, dass rückkehrende Migranten ein Unternehmen informell zu gründen sowie mit Arbeitserfahrung auf Grund eines bessedie Frage nach dem Verhältnis von Illegal­ität ren Zugangs zu den informellen Netzwerken und Informalität. Am Ende des Panels präsen- der etablierten politischen und ökonomischen tierte Anne White (Bath) eine qualitative Un- Eliten Rumäniens mehr Einkünfte erzielten tersuchung, die in der polnischen Kleinstadt als diejenigen Rückkehrer, die ausschließlich Limanowa durchgeführt wurde. Die Studie zur Ausbildung im Ausland waren. Im dritten Panel wurde die Diskussion über zeigt, dass informelle Migrationsnetzwerke und soziales Kapital eine erhebliche Rolle bei Migrationen und informelle Netzwerke fortder Arbeitssuche sowohl im lokalen als auch geführt. Zuerst präsentierte Walter Daugsch im internationalen Arbeitsmarkt spielen. Da- (Düsseldorf) die informellen Netzwerke von rüber hinaus berücksichtigte der Vortrag auch Arbeitergesellschaften, die von südslawischen einen komplementären Aspekt des Phäno- Arbeitern im Ausland gegründet wurden. Nach mens: Informalität nicht nur als Migrations­ der Präsentation diskutierten die Teilneheffekt, sondern auch als Migrationsgrund, da mer über die Finanzquellen und gesetzlichen die durchgeführten Interviews klar zeigten, Grundlagen dieser Arbeitergesellschaften sodass die Migration in den untersuchten Fäl- wie über ihre inneren Konflikte, die primär auf len das Ergebnis eines Mangels an formalisier- den unterschiedlichen Nationalitäten ihrer ten Arbeitsstellen ist. So verursacht und stärkt Mitglieder basierten. Als zweiter Vortragender die Informalität des lokalen Arbeitsmarkts die nutzte Ira Gang (London) die Diskrepanz zwiInformalität der Migration. Die Anwesenden schen Haushaltsausgaben auf der einen und stellten Fragen zur Verletzung von Arbeitsge- Einkommen auf der anderen Seite als einen setzen und hoben die Unterschiede zwischen Indikator für informelle Aktivitäten in TadArbeitsmärkten in ländlichen und städtischen jikistan. Er entwickelte dabei die These, dass Gebieten hervor. Migration ein weniger kostenintensiver Ersatz Das zweite Panel war den Themen Bildung für den informellen Beschäftigungssektor im und Diskriminierung gewidmet. Zunächst eigenen Land sei. Die anschließende Diskusanalysierte Nikos Potaminos (Rethymno) die sion legte nahe, dass der rechtliche Rahmen Arbeitsdiskriminierung gegen griechische von Überweisungen diese Ergebnisse erklären Flüchtlinge aus der Türkei nach dem grie- könnte und dass die Besteuerung von Überchisch-türkischen Krieg von 1919 bis 1922. Er weisungen Familienmitglieder dazu drängen legte dar, wie die Formierung der griechischen könnte, diese als informelles Einkommen zu Arbeiterklasse von der Suche nach Privilegi- „verstecken“. Abschließend präsentierte Artjem en auf dem Arbeitsmarkt von Seiten derjeni- Ivlevs (London) Ergebnisse einer Studie basie-

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Jahrestagung des IOS in Regensburg

rend auf individuellen Niveau­daten aus sechs postsozialistischen Ländern, die den Thesen des Vorredners zu widersprechen schienen. Er unterstrich, dass zirkulierende Migranten und Personen, die Überweisungen erhalten, mit größerer Wahrscheinlichkeit informell arbeiten oder arbeitslos sein werden. Die anschließende Diskussion machte deutlich, dass die Ursache der sich widersprechenden Ergebnisse ein unterschiedliches Verständnis von Informalität sein könnte, die es daher klar zu definieren gelte. Das letzte Panel des ersten Konferenztages war Diskursen und Repräsentationen gewidmet. Rudolf Kučera (Prag) wies als erster Redner darauf hin, dass während des Ersten Weltkriegs wissenschaftliche Studien des Arbeitsausschusses die Effizienz von alltäglichen industriellen Arbeitsweisen im Österreich­ Ungarischen Staat vergrößert haben. Nach der Präsentation wurden Details der Kriegs-

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produktion und der Industrieentwicklung der Nachkriegszeit besprochen. Rory Archer (Graz) analysierte als zweiter Redner Betriebszeitungen von mehreren größeren jugoslawischen Fabriken und sprach über die Darstellungen der Ungleichheit und prekären Existenz in den 1980er Jahren. Die anschließende Diskussion warf die Frage nach der Zensur dieser Zeitungen auf und hob Ähnlichkeiten zwischen Karikaturen in jugoslawischen und in anderen sozialistischen Fabriken hervor. Der zweite Tag begann mit dem Panel zu Arbeitsmarktergebnissen. Als erster Vortragender präsentierte Dushko Josheski (Štip) eine grundlegende Untersuchung über den Einfluss von Demokratieindizes, regierungsbezogenen und ökonomischen Kennwerten / Regelgrößen auf Arbeitsmarktergebnisse in mittel- und osteuropäischen Ländern. Die anschließende Diskussion konzentrierte sich auf die Integration der Ergebnisse in die breite-

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re wirtschaftswissenschaftliche Forschung zu diesem Thema. Tatiana Karabchuk (Moskau) verwies in der zweiten Präsentation darauf, dass ein liberaleres Arbeitsrecht auf ein höheres Niveau des subjektiven Wohlbefindens hinauslaufe. Nach ihrer Präsentation wurden der potentielle Einfluss der Wirtschaftskrise sowie die Möglichkeit eines sich wechselseitig beeinflussenden Verhältnisses zwischen subjektivem Wohlbefinden und unterschiedlichen Beschäftigungstypen diskutiert. Zdeněk Nebřenský (Prag) präsentierte als letzter Vortragender seine Untersuchung zur Arbeitsplatzzuteilung von Universitätsabsolventen durch die Zentralregierung im kommunistischen Polen und der Tschechoslowakei (1956– 1968). Nebřenský führte aus, dass der schlecht ausgearbeitete Zuteilungsplan zu höheren Arbeitslosenquoten unter Universitätsabsolventen geführt hätte, die sich häufig auf informelle Netze verlassen mussten, um Arbeit zu finden. Die anschließende Diskussion deckte auf, wie einzelne Universitätsfakultäten die staatlicherseits auferlegten Quoten von zuzulassenden Studenten nicht respektierten, was zum Teil das Fehlen von notwendigen Qualifikationen erklärte. Das zweite Panel des Tages war den Themen Ungleichheit und Nichtarbeit gewidmet. Ulrike Schult (Jena) untersuchte Ungleichheit, die durch die Wirtschaftsreformen in Jugoslawien, genauer durch das Selbstverwaltungsprinzip erzeugt wurde. Am Beispiel von Fahrzeugfabriken in Serbien und Slowenien analysierte Schult die Strategien der Arbeiter im Bekunden ihrer Unzufriedenheit. Die anschließende Diskussion hob die Schwierigkeiten hervor, Daten in Bezug auf Ungleichheit und Streiks für diese Periode zu ermitteln. Danach wandte sich Chiara Bonfiglioli (Edinburgh) mit ihrer Präsentation der Textilindustrie in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien zu. Sie analysierte den negativen Einfluss der

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De-Industrialisierung auf Textilarbeiterinnen Ende der 1990er Jahre bis Anfang der 2000er Jahre. Die nachfolgende Diskussion half, zwischen Gewinnern und Verlierern dieser Wirtschaftsreformen in der Region zu differenzieren. Als letzter Vortragender präsentierte Angelo Martelli (London) die Bestimmungsfaktoren der Sonderbeschäftigung und der Pfade zur Informalität im heutigen Serbien. Er versuchte dabei, Prozesse zu bestimmen, die Menschen in einen informellen Job drängen können. Die Diskussion hob die Bedeutung multidisziplinärer Ansätze hervor, die notwendig seien, um Wirtschaftsphänomene sowohl auf regionaler als auch auf der Ebene von Individuen zu verstehen. Das letzte Konferenzpanel konzentrierte sich auf die Themen Soziales Kapital und Vertrauen/Misstrauen. László Kürti (Miskolc) beleuchtete die Rolle des institutionalisierten Beschwerdeausschusses im spät-sozialistischen Ungarn. Dieser Ausschuss sei mit seinem Versuch gescheitert, politisches Vertrauen durch die Möglichkeit von Unzufriedenheitsbekundungen der Arbeiter zu fördern. Die darauffolgende Diskussion hob die Wichtigkeit einer stringenten Datenerfassung hervor und verwies auf Probleme, die aus einer Archiv-Forschung resultieren können. Danach referierte Jan Fidrmuc (London) über die Langlebigkeit sozialen Kapitals. Durch die Untersuchung von Gebieten, die groß angelegte Bevölkerungsverschiebungen in den letzten 60 Jahren erlebt haben, versuchte Fidrmuc, Putnams Interpretation des sozialen Kapitals als fest in ein langfristiges historisches Erbe eingebettet zu bestätigen. Die nachfolgende Diskussion unterstrich die Bedeutung einer Einbettung dieser Ergebnisse in konkrete historische Kontexte und problematisierte zugleich die Schwierigkeit, passende Messgrößen für soziales Kapital zu finden. Abschließend analysierte Tomás Beszenyi (Budapest) das Konzept

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von „fusi“, d. h. die Aneignung von staatlichen Mitteln durch Arbeiter für andere Zwecke, mit einem speziellen Fokus auf die Autofabrik von Csepel in Ungarn. Die anschließende Diskussion hob die Notwendigkeit des Gebrauchs von sowohl linguistischer als auch wirtschaftswissenschaftlicher Literatur hervor, um die sozialhistorische Rolle von „fusi“ und anderer informeller Praktiken und arbeitsweltlicher Sprachphänomene im kommunistischen Ungarn zu verstehen.

Resümee In ihren Schlussbemerkungen diskutierten die beiden Direktoren des Instituts, Ulf Brunnbauer und Jürgen Jerger, über die Schwierigkeit, die Realität mit binären Konzepten wie „formal“ und „informell“ zu interpretieren. Solche Konzepte entstammten oftmals einer westlichen Sicht, die möglicherweise nicht geeignet sei, die Realität in Ost- und Südosteuropa in ihrer ganzen Komplexität zu erfassen. Auch des-

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wegen unterstrichen beide die Bedeutung der vom Institut geförderten, stärker differenzierenden interdisziplinären Forschung, die exemplarisch gerade auch in der Jahrestagung zum Ausdruck kam: An zwei Tagen stellten insgesamt 19 Vortragende aus verschiedenen europäischen Ländern und Nordamerika aktuelle Forschungsergebnisse vor. Das disziplinäre Spektrum war weit gefasst und reichte von Geschichtswissenschaft über Anthropologie und Soziologie bis zur Ökonomie. In den intensiven Diskussionen wurde informelle Arbeit in Zusammenhang mit konzeptionellen Fragen, ihrer historischen und kulturellen Bedingtheit, ihren ökonomischen und sozialen Auswirkungen sowie ihren politischen Implikationen debattiert. Ein wichtiges Ergebnis war die Herausarbeitung der Bedeutung von Netzwerken und Sozialkapital für die Erklärung informeller Praktiken. Die Tagung verdeutlichte erneut, wie fruchtbar der Dialog zwischen den Geistesund Sozialwissenschaften sein kann, um der Komplexität wichtiger sozialer Phänomene analytisch gerecht zu werden. Dass wichtige Fragestellungen der Tagung vom IOS erneut aufgegriffen und prominent diskutiert werden, zeigt die für 2015 geplante Jahrestagung. So wird der bereits 2014 stark hervorgetretene Themenkomplex Migration zum Leitthema – „Migration in and out of East- and Southeast Europe“ – der dritten Jahrestagung mit den Schwerpunkten Werte, Netzwerke und Wohlstand. Dies eröffnet vielfältige Möglichkeiten, dieses politisch wichtige Thema auch in seinen historischen und ökonomischen Tiefendimensionen sowie in seiner innereuropäischen Dynamik zu diskutieren.

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UKRAINESCHWERPUNKT Podiumsdiskussion

„Ukraine zwischen Krieg und Frieden“

19. März 2014 am IOS In Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

An dieser Podiumsdiskussion zur aktuellen Situation in der Ukraine nahmen am Podium teil: Maxim Gatskov (BAYHOST, Regensburg), Wilfried Jilge (GWZO, Leipzig), Walter Koschmal (Universität Regensburg), Manuela Troschke (IOS); moderiert wurde die Diskussion von Thomas Muggenthaler (Bayerischer Rundfunk, Regensburg). Zu den wesentlichen Diskussionsthemen gehörte die Bedeutung der ideologischen Fundierung der expansionistischen Politik des Kremls, wo Präsident Putin und seine engsten Berater ihr Heil angesichts Dr. Manuela Troschke und Thomas Muggenthaler wachsender ökonomischer Probleme in einem großrussischen Nationalismus, gepaart mit Sowjetnostalgie, zu suchen scheinen. Betont das Podium die Vernachlässigung der Ukraiwurden auch die strukturellen Schwierigkei- ne-Expertise in Deutschland, die angesichts ten der Ukraine angesichts einer weitgehend der Entwicklung dringend notwendig sei. Als desavouierten politischen Elite, grassieren- Beispiel für Regensburger Ukraine-Expertise der Korruption, existierender gesellschaftli- präsentierte Walter Koschmal sein neues Buch cher Spannungen sowie eines massiven öko- über Taras Schevtschenko, den ukrainischen nomischen Reformbedarfs. Zudem beklagte „Nationaldichter“.

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Vortrag von Leonid Polishchuk (Higher School of Economics, Moscow):

„Value Shifts in the Russian Society: Causes, Patterns, and Political Implications“ 21. Mai 2014 am IOS Leonid Polishchuk analysierte die Änderungen der normativen Werthaltungen in Russland und deren Konsequenzen für die Politik. Der abrupten Wende nach dem Kollaps des Kommunismus folgten langsamere aber genauso nachhaltig wirksame Entwicklungen in der russischen Gesellschaft. Insbesondere machte Polishchuk darauf aufmerksam, dass die jüngsten Interventionen der Regierung Russlands in der Ukraine die Zustimmungswerte sowohl von Präsident Putin als auch von

Ministerpräsident Medwedew steil ansteigen ließen. Insofern kann diese expansionistische Politik aus einer innenpolitischen Perspektive als Substitut für die ausbleibenden Erfolge bei der nachhaltigen Verbesserung der ökonomischen Situation gesehen werden. Letzteres war in Putins ersten beiden Amtszeiten das zentrale Fundament für dessen Popularität, ist aber in seiner dritten Amtszeit deutlich in den Hintergrund getreten.

Vortrag von Kerstin Susanne Jobst (Universität Wien, Institut für Osteuropäische Geschichte):

„Wie die Krim ,russisch‘ wurde ... Über die Strategien der Aneignung eines kolonialen Erwerbs“ 4. Juni 2014 am IOS Vortrag im Rahmen der „Regensburger Vorträge zum Östlichen Europa“; in Kooperation mit der Südosteuropa-Gesellschaft (Zweigstelle Regensburg) und der Graduiertenschule für Ostund Südosteuropastudien In seiner von metaphysischen Assoziationen gespickten Rede vor der Duma am 4.12.2014 verglich Präsident Putin die spirituelle Bedeutung der Krim für die Russen mit jener des Tempelbergs in Jerusalem für Moslems und Juden. Die historischen Wurzeln solcher Einstellungen, mit denen die Führung Russlands die völkerrechtswidrige Annexion der Krim rechtfertigt, zeigte Kerstin Susanne Jobst in ihrem Vortrag auf. Die Krim, einst ein Vasallenstaat der Osmanen, wurde nach 1774 in das russische Zarenreich integriert. Damit setzte ein Prozess der kulturellen Aneignung ein, der an kolonialistische Rechtfertigungsstrategien

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erinnerte. Mit religiösen, historischen, naturräumlichen und kulturgeographischen Argumenten versuchten Intellektuelle und Entscheidungsträger den Anspruch Russlands auf die Halbinsel zu begründen, selbst zu einem Zeitpunkt, als die Bevölkerung der Krim noch mehrheitlich aus Tataren bestand. Nach und nach erreichten diese Aneignungsdiskurse solche gesellschaftliche Tiefenwirksamkeit, dass die Eigenschaft der Krim als ur-russisches Territorium für die Bevölkerung Russlands zur Selbstverständlichkeit wurde. Der Kreml kann sich heute dieser festen Wahrnehmungsmuster bedienen.

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Vortrag von Svitlana Khutka (Nationale Universität „Kyiv-Mohyla Academy“):

„The Maidan Protest, Militant Interventions and Radical Shifts in Public Support for EU-orientation vs. Russian Federation in Ukraine“ 4. November 2014 am IOS Vortrag im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie in Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien In ihrem Vortrag stellte Svitlana Khutka aktuelle Ergebnisse der vom Kiewer Internationalen Institut für Soziologie in der Ukraine durchgeführten Umfragen durch, wobei gezielt auch Teilnehmer des „Euromaidan“ befragt wurden. Um das Phänomen des „Euromaidans“ besser zu verstehen, verglich die Referentin die soziodemographischen Merkmale der am

Majdan Protestierenden (Geschlecht, Alter, Bildung, Berufsstatus usw.) mit den entsprechenden Charakteristika der Gesamtbevölkerung. Ferner analysierte der Vortrag die Dynamiken der öffentlichen Meinung in der Ukraine bezüglich der Unterstützung der EU-Integration sowie der Einstellungen gegenüber Russland und der NATO.

Workshop

„Politische Kultur in der Ukraine: Wertewandel nach dem ‚Euromaidan‘?“ 17. bis 22. November 2014 am IOS Gefördert von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ im Rahmen des Programms „Europeans for Peace“ Verantwortliche am IOS: Kseniia Gatskova, Ulf Brunnbauer; in Kooperation mit BAYHOST und der Nationalen Universität „Kyiv-Mohyla Academy“

Der Workshop „Politische Kultur in der Ukraine: Wertewandel nach dem ‚Euromaidan‘?“ wurde konzipiert, um über die Auseinandersetzung mit den aktuellen Ereignissen in der Ukraine in Form von Podiumsdiskussionen hinauszugehen und einen nachhaltigen Effekt zu generieren. Ziel war, Studierenden Methoden zu vermitteln, wie politischer Wandel analysiert werden kann. Sechs deutsche und fünf ukrainische Studierende höherer Semester

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trafen sich dafür in Regensburg für eine Seminarwoche, bei der sie sich intensiv und in eigener Projektarbeit mit Themen der politischen

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Orientierung und des Wertewandels in der von einem Intensivkurs zur statistischen DaUkraine auseinandersetzten. Das Programm tenanalyse. Hier konnten sie konkrete Frageumfasste in seinem theoretischen Teil Vorle- stellungen mit den erlernten Methoden auf der sungen und Vorträge, in seinem anwendungs- Basis aktueller soziologischer Umfragedaten orientierten Teil wurde in Gruppendiskussio- aus der Ukraine selbst bearbeiten. Dadurch nen und Workshops gearbeitet. Als Disziplinen verbesserten die Studierenden nicht nur ihre vertreten waren Soziologie, Wirtschaftswissen- analytische Kompetenz, sondern erlangten schaften, Politikwissenschaft und Geschichte. eine wichtige berufliche Qualifikation für die Im Mittelpunkt stand die Arbeit an gemein- Zukunft: die Aufbereitung von Umfragedaten sam formulierten Forschungsvorhaben zu re- zur wissenschaftlichen Fundierung von Exlevanten Themen der politischen Kultur, der pertenmeinungen. Das Seminar wurde von zivilgesellschaftlichen Partizipation und zur Kseniia Gatskova in Zusammenarbeit mit SviDemokratiebildung in der Ukraine. Neben der tlana Khutka von der nationalen Universität Vermittlung von theoretischen Kenntnissen „Kiew-Mohyla Akademie“ geleitet. profitierten die Studentinnen und Studenten

Vortrag von Gianfranco Tamburelli (Institute for International Legal Studies of the National Research Council of Italy):

„The EU-Ukraine Association Agreement: Legal and Political Dimensions“

25. November 2014 am IOS In Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien Anlass der Protestbewegung gegen Präsi- burelli vertrat die Meinung, dass bei entspredent Janukovič und damit letztlich Grund sei- chender Berücksichtigung die Inkompatibilines Sturzes war dessen Suspendierung der ge- täten zwischen dem AA und den bestehenden planten Unterzeichnung des ausgehandelten Wirtschaftsvereinbarungen der Ukraine mit Assoziierungsabkommens (AA) zwischen der Russland hätten gelöst werden können. Eine Ukraine und der Europäischen Union. Janu- weitere heikle Frage betrifft die Anwendbarkovičs gewählter Nachfolger Porošenko un- keit des Abkommens auf jene Territorien der terzeichnete das AA am 27.6.2014. In seinem Ukraine, die sich nicht unter der Kontrolle der Vortrag ging der Jurist Gianfranco Tamburel- Zentralregierung befinden: die von Russland li auf rechtliche Aspekte des Abkommens ein annektierte Krim sowie die selbsternannten und verglich es mit anderen Assoziierungsab- „Volksrepubliken“ im Osten. Jedenfalls betont kommen der EU. In Reichweite und Tiefe sei das AA ausdrücklich die Unabhängigkeit und das AA mit der Ukraine präzedenzlos. Eine territoriale Integrität der Ukraine. Zum Abweitere Besonderheit sei die Tatsache, dass schluss äußerte Tamburelli seine Befürchtung, das Inkrafttreten des ökonomischen Teils (der dass in der Ukraine die ökonomischen und poSchaffung einer „Deep and Comprehensive litischen Folgen des Abkommens zu optimisFree Trade Area“, DCFTA) auf 1.1.2016 vertagt tisch eingeschätzt würden. wurde, v. a. mit Rücksicht auf Russland. Tam-

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Vortrag von Oleksandr Zabirko (Slavisch-Baltisches Seminar, Universität Münster):

„Das wilde Feld der Ostukraine: Neubeginn oder frozen conflict?“ 27. November 2014 im Kino im Andreasstadel, Regensburg In Kooperation mit „donumenta“ (Regensburg) und der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien Im Rahmen der Präsentation des Kunst- und Kulturprojekts „SHARE – Too Much History, MORE Future“, das sich in Form von Kurzfilmen mit den Wunden der Jugoslawienkriege auseinandersetzt, sprach der an der Universität Münster tätige wissenschaftliche Mitarbeiter Oleksandr Zabirko über die aktuelle Situation in der umkämpften Ostukraine. Ziel der Veranstaltung war auch, die Parallelen zwischen dem Ausbruch der Kriege im ehemaligen Jugoslawien und dem, was 2014 in der Ukraine geschah, hervorzuheben. Diese Parallelen gehen so weit, dass einer der Anführer der „Separatisten“, der russische Geheimdienstoffizier Igor Girkin (genannt Strelkov) vor mehr als 20 Jahren auf serbischer Seite auch in Bosnien gekämpft hat. Zabirko, der selbst aus der umkämpften Stadt Luhansk stammt, analysierte die Genese der vermeintlichen separatistischen Bewegung und hob dabei die Rolle von aus Russland gekommenen Gewaltspezialisten hervor. Eindrücklich schilderte er den Hintergrund der Protagonisten und des Fußvolkes der Aufständischen sowie die gewaltsame Natur der Herrschaft, die sie in den von ihnen eroberten Gebieten der Bezirke Doneck und Luhansk errichteten. Viele der lokalen Akteure haben einen kriminellen Hintergrund. Die ideologischen Wortführer beschwören großrussische und reaktionäre Ideen. Ein Ergebnis der russischen Aggression im Jahr 2014 sei aber auch eine Stärkung des ukrainischen Patriotismus. Immer mehr

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SHARE

Too Much History

MORE Future

Einladungskarte zur Veranstaltung

Menschen würden sich mit dem Staat Ukraine und seiner Unabhängigkeit identifizieren. Ukrainische Identität habe ihre exklusive ethnische Verwurzelung verloren und eine staatsbürgerliche Dimension angenommen. Damit werde auch das Bild der zweigeteilten Ukraine immer brüchiger. Was die konkrete Lage in der Ostukraine anbelangt, zeigte sich Zabirko allerdings skeptisch, nicht zuletzt aufgrund der katastrophalen humanitären Situation und der weitgehenden Zerstörungen in einer ohnehin wirtschaftlich schwachen Region. Selbst die Stabilisierung in Form eines „frozen conflicts“ sei wenig wahrscheinlich. Letztlich sei v. a. das weitere Vorgehen des Kremls kaum einzuschätzen. Oleksandr Zabirkos Vortrag kann auf dem Blog des Instituts (http://ostblog.hypotheses. org) nachgelesen werden.

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Weitere Veranstaltungen und Vorträge zur Ukraine 18. Juni 2014

5. Dezember 2014

„Souveränität und Selbstbestimmung in der „Multi-Vector Nature of Ukraine’s Foreign PoUkraine-Krise: Ist Völkerrecht wichtig?“. Vor- licy since 1991“. Vortrag von Dr. Vasyl Filiptrag von Robert Uerpmann-Wittzack (Univer- chuk (Kiew) in Kooperation mit der Graduiersität Regenburg, Lehrstuhl für Öffentliches tenschule für Ost- und Südosteuropastudien Recht und Völkerrecht) im Rahmen der Re- in Regensburg. gensburger Vorträge zum östlichen Europa in Kooperation mit UIM und IOR.

18. November 2014 „Assessing the Impact of a Carbon Tax on the Ukrainian Economy“. Vortrag von Miriam Frey im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

Publikationen Neben den Veranstaltungen beschäftigte sich das IOS 2014 mit der Situation in der Ukraine auch in seinen Publikationen. ŦŦ Südosteuropa. Journal of Politics and Society: Heft 2 und Heft 3, 2014, enthalten jeweils ein Dossier zu „Southeastern Europe’s Perspectives on the Ukrainian Crisis“. Dorian Jano, Murat Önsoy, Svetlana Suveica und Biljana Vankovska in Heft 2, Filip Ejdus, Virgiliu Bîrlădeanu und Julien Danero Iglesias in Heft 3 analysieren die öffentliche Meinung und politischen Reaktionen auf die Ukraine-Krise und das Vorgehen Russlands in Kosovo, der Türkei, Moldova, Makedonien, Serbien und Rumänien.

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ŦŦ Policy Issues: zwei Ausgaben der Online-Publikation widmen sich der Ukraine. In Ausgabe Nr. 1 (März 2014) gingen Manuela Troschke and Florian Wittmann unter dem Titel „Inside Oligarchs versus Outside India: Technical (non)progress and environmental effects in Post-Soviet Steel“ auf die Entwicklung der Stahlindustrie auch in der Ukraine ein. In Ausgabe 3 (Juni 2014) ging Kseniia Gatskova der Frage nach: „Can increasing religiosity foster democratization in Ukraine?“. ŦŦ In ostBLOG. Ost- und Südosteuropa im Fokus der Wissenschaft erschien im Dezember 2014 die überarbeitete und reichhaltig illustrierte Version des Vortrags von Oleksandr Zabirko (Univer-

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Vortrag „Das wilde Feld der Ostukraine: Neubeginn oder frozen conflict?“

sität Münster) über „Das wilde Feld der Ostukraine. Neubeginn oder frozen conflict?“ (http://ostblog.hypotheses.​org/​ 436#more-436). ŦŦ Mitarbeiter/innen des Instituts veröffentlichten Analysen bzw. Kommentare zum politischen Umbruch in der Ukraine und den ökonomischen Folgen des Konflikts in Medien für ein größeres Publikum: Ulf Brunnbauer und Kseniia Gatskova schrieben zu „Die ukrainische Diversität“ in der österreichischen Tageszeitung Der Standard (17.3.2014). Katrin Boeckh analysierte die politische Entwicklung unter „Die Ukraine

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2000plus: Revolutionen ohne Ende?“ in der von Renovabis herausgegebenen Zeitschrift OST-WEST. Europäische Perspektiven (Heft 4, 2014: „Ukraine? – Ukraine!“). Manuela Troschke kommentierte den Umsturz unter dem Titel „Ukrajina heißt ‚Am Rande‘“ in der Mittelbayerischen Zeitung (27.2.2014), Richard Frensch analysierte in dem Artikel „‚Beide Seiten betroffen‘. Welche Sanktionen haben die stärkste Wirkung?“ die gegen Russland erlassenen Wirtschaftssanktionen, erschienen in Wirtschaftszeitung (September 2014).

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SCHWERPUNKT ERSTER WELTKRIEG Internationale Konferenz „The Great War: Regional Approaches and Global Contexts“ 18. bis 20. Juni 2014 in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina In Zusammenarbeit mit: Institut für Geschichte der Universität Sarajevo, Geisteswissenschaftliches Forschungszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (Budapest), Institut für Balkanstudien und Thrakologie der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (Sofia), Institut für Nationale Geschichte (Skopje), Institut für Zeitgeschichte (Ljubljana), Kroatisches Institut für Geschichte (Zagreb), Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität, Zentrum für Südosteuropastudien der Universität Graz Geleitet von: Ulf Brunnbauer (Regensburg), Husnija Kamberović (Sarajevo), Florian Bieber (Graz), Attila Pok (Budapest), Jasna Turkalj (Zagreb), Damijan Guštin (Ljubljana), Marijana Stamova (Sofia), Dragi Gjiorgiev (Skopje) Gefördert von: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Kanton Sarajevo, Stadtgemeinde Sarajevo, Ungarische Akademie der Wissenschaften, BH Telekom, Universität von Utah, Goethe-Institut Sarajevo Die im Juni 2014 in Sarajevo organisierte internationale Tagung gehörte zu den größten wissenschaftlichen Veranstaltungen in Europa im Jahr der hundertsten Wiederkehr des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, die sich mit Ursachen, Verlauf und Folgen des Krieges beschäftigten. Die Tagung zielte insbesondere auf die Einbettung der südosteuropäischen Weltkriegserfahrung in internationale und vergleichende Kontexte. 132 Vortragende aus 28 Ländern Europas und Nordamerikas stellten in 27 Panels ihre aktuellen Forschungen zum Thema vor. Zur Sprache kamen unterschiedliche Analyseebenen, von individuellen Schicksalen,

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den Erfahrungen konkreter Orte bis zu den nationalstaatlichen, regionalen und globalen Dimensionen. Methodologisch standen dabei– die allgemeinen Trends der Forschung zum Ersten Weltkrieg widerspiegelnd – sozial- und kulturhistorische Zugriffe im Vordergrund. So gingen viele Vorträge auf die Alltagsgeschichte des Krieges ein. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten Diskussionen der erinnerungskulturellen Folgen sowie der divergenten nationalen Repräsentationen des Weltkriegs, zum Beispiel der konfligierenden Wahrnehmungen der Person des Attentäters vom 28. Juni 1914, Gavrilo Princip. Angesichts des Tagungsortes

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galt besondere Aufmerksamkeit auch der bis heute umstritten interpretierten Rolle der Organisation Mlada Bosna, zu der eine eigene Plenarsektion stattfand. Eingeleitet wurde die Tagung mit einem Keynote-Vortrag von Mark Mazower (Columbia University, New York), der u. a. die Frage aufwarf, wie produktiv die Suche nach Schuldigen für den Kriegsausbruch heute noch sei, wenn doch diese Frage schon in der Zwischenkriegszeit umfänglich abgehandelt wurde. Insgesamt machte er in der rezenten Forschung zu den politischen Dimensionen des Kriegsausbruchs eine gewisse Redundanz aus. In ihrem Abschlussvortrag betonte Marie-Janine Calic (LMU München), dass in der Gesamtgeschichte des Ersten Weltkriegs die südosteuropäische Dimension bisher zu wenig berücksichtigt worden sei. Umgekehrt hätten die südosteuro-

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päischen Historiographien die internationalen und globalen Bezüge sowie vergleichende Dimensionen bisher zu wenig beachtet. Die Tagung, die bereits im Vorfeld beträchtliche mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte (u. a. aufgrund der polemischen Kritik seitens nationalistischer serbischer Kreise, die in der Tagung einen Versuch der Revision der Geschichte des Ersten Weltkriegs und einer Schuldzuweisung an Serbien zu entdecken glaubten), generierte starkes öffentliches Interesse. Neben bosnischen Medien berichteten auch internationale, wie der Österreichische Rundfunk und Chronicle of Higher Education. Die meisten Panels können auf dem Youtube-Kanal des Kroatischen Instituts für Geschichte nachgesehen werden (http://www. youtube.com/user/HIPZagreb). Eine umfangreiche Tagungspublikation ist für 2015 geplant.

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Lesung von Gregor Mayer (dpa, Budapest):

„Attentat in Sarajevo – wie Mittelschüler einen Weltkrieg entzündeten“ 1. Juli 2014 im Ostlesesaal der Bayerischen Staatsbibliothek in München In Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek Mit seinen Schüssen auf Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gattin Sophie am 28.Juni 1914 sollte der bosnische Mittelschüler Gavrilo Princip, ohne es zu ahnen, den Anlass zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs liefern. In seinem Buch „Verschwörung in Sarajevo. Triumph und Tod des Attentäters Gavrilo Princip“ begibt sich der österreichische Journalist Gregor Mayer auf die Spuren des Attentäters. Welche Motive haben ihn und seine Mitverschwörer angetrieben, welche Ideen hatten sie für die Zukunft, wie konnten sie ihr Netzwerk der Verschwörung spinnen und wie reflektierte Princip in Haft über seine Tat? Auf diese Fragen versucht das im Residenzverlag erschienene Buch, das auf der Auswertung von historischen Quellen und Recherchen des Autors vor Ort beruht, Antworten zu geben. In seiner Lesung gab Gregor Mayer einige der wesentlichen Passagen seines Werkes wieder, das ein differenziertes Bild eines idealistischen, aber eben auch instrumentalisierten jungen Mannes entwirft. Mayer machte deutlich, wie unzureichend Versuche sind, Princip und seine Mitverschwörer in der Manier einer Schwarz-Weiß-Malerei in klare Schablonen zu pressen. Vielmehr seien solche retrospektiven

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„Das Verbrechen Von sarajeVo“ Öffentliche Wahrnehmungen des Attentats auf Erzherzog Franz Ferdinand am 28.6.1914

1. Juli 2014, 19:00 Uhr

Vortrag im Ostlesesaal

Gregor Mayer (dpa, Budapest): „Attentat in Sarajevo – wie Mittelschüler einen Weltkrieg entzündeten“ Eintritt frei

© Residenz Verlag. Nachdruck mit freundl. Genehmigung

kOSTproben Kleine Kabinettausstellung

im Eingangsbereich zum Ostlesesaal 1. Juli 2014 – 30. Oktober 2014 Montag bis Freitag 9 –17 Uhr 15. August (Feiertag) geschlossen Eintritt frei

In Zusammearbeit mit:

Ludwigstr. 16 80539 München www.bsb-muenchen.de

Landshuterstraße 4 D-93047 Regensburg

Zuschreibungen weniger der historischen Realität als aktuellen politischen Positionen verpflichtet. Der Vortrag fand als Auftakt zu der im Folgenden geschilderten Ausstellung statt.

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Ausstellung:

„Das Verbrechen von Sarajevo – öffentliche Wahrnehmungen des Attentats auf Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914“ 1. Juli bis 30. Oktober 2014 in der Bayerischen Staatsbibliothek im Rahmen der Reihe „kOSTproben“ Organisiert und gestaltet von der Osteuropaabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in Kooperation mit dem IOS Heute wissen wir, dass „das Verbrechen von Sarajevo“ (Reichspost, Wien, 29.6.1914) den Beginn einer folgenschweren Ereigniskette darstellte, die einen Monat später Europa in den Ersten Weltkrieg stürzen ließ. Doch die Zeitgenossen des Attentats auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger konnten dies nicht wissen. Wie waren die zeitgenössischen Einschätzungen des Attentats, welche Folgen wurden für möglich oder wahrscheinlich gehalten? Welche Atmosphäre herrschte in den nationalen und regionalen Öffentlichkeiten jener Zeit? Wie viel Platz wurde dem Attentat im Vergleich zu anderen Nachrichten überhaupt gewidmet? Diese Fragen standen im Zentrum einer Ausstellung, welche die Osteuropaabtei-

lung der Bayerischen Staatsbibliothek zusammen mit dem IOS organisierte; das IOS wirkte insbesondere bei der Auswahl der Exponate und der Verfassung der erläuternden Texte mit. Aus dem reichhaltigen Fundus der Bayerischen Staatsbibliothek, deren zeitgenössische Weltkriegssammlung zu den größten im deutschen Raum gehört, präsentierte die Ausstellung Zeitungen aus jenen Tagen sowie diverse andere Druckwerke aus verschiedenen Regionen und mit unterschiedlicher politischer Ausrichtung. Ein Teil der Materialien zeigte die zeitnahen Wahrnehmungen des Attentats; andere Zeugnisse wiesen auf die steigende Kriegsangst bzw. -bereitschaft der verschiedenen Öffentlichkeiten in Europa hin.

Ringvorlesung:

„100 Jahre seit Anfang vom Ende. Aktuelle europäische Forschungsansätze zum Ersten Weltkrieg“ 22. Oktober, 26. November, 3. Dezember und 10. Dezember 2014 in der Stadtbibliothek Regensburg Organisiert von Katrin Boeckh (IOS) in Kooperation mit der Volkshochschule Regensburg Gefördert von der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth

Mit dem Ziel, einem interessierten Publikum neue Forschungsansätze und Ergebnis-

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se der Historiographie zum Ersten Weltkrieg näher zu bringen, organisierte das IOS eine viergliedrige Ringvorlesung. Diese fand in den Räumen der Stadtbibliothek und Volkshochschule Regensburg statt, um eine breite städtische Öffentlichkeit zu erreichen. Die vier

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Vortrag von Prof. Dr. Christopher Clark, Cambridge: „Kriegsursachen, Auslöser und Ziele. Europäische Debatten zur Kriegsschuld“ am 22.10.2014 im Auditorium des Thon-Dittmer-Palais

Vortragsabende führten west-, mittel-, südostund osteuropäische Blickwinkel in einer übergeordneten europäischen Perspektive zusammen, um die Verflochtenheit der Kriegsgründe, aber auch des Kriegsablaufs aufzuzeigen. Den Auftakt machte am 22. Oktober 2014 der Historiker Christopher Clark (University of Cambridge), Autor des Bestsellers „Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“. In seinem Vortrag sprach er über „Kriegsursachen, Auslöser und Ziele. Europäische Debatten zur Kriegsschuld“. Mit mehr als 200 angemeldeten Zuhörer/innen – mehr passten in das Auditorium des Thon-Dittmar-Palais nicht– handelte es sich um die bisher publikumswirksamste Einzelveranstaltung des IOS. Clark, der mit dem Schlafwandler-Buch eine gerade auch in Deutschland intensiv geführte Debatte über die korrekte Interpretation der Kriegsursachen ausgelöst hatte, ging in seinem Vortrag u. a. auf rezente Trends in der

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Weltkriegsforschung sowie bestehende Forschungsaufgaben ein. So lasse sich eine Verschiebung des Fokus der Historiografie von einzelnen europäischen Zentralen hin auf die Peripherie einerseits und auf die gegenseitigen Verflechtungen andererseits beobachten. Zur derzeit immer wieder diskutierten Frage der Verantwortung für den Ausbruch des Krieges wies Clark auf den Bellizismus der militärischen Eliten in Deutschland hin, die aber, ohne sie zu bagatellisieren, in einen gesamteuropäischen Rahmen eingebaut werden müssten. Die politische Entscheidungsfindung in den Exekutiven der europäischen Staaten sei durch polyzentrische Machtstrukturen und den Chor widersprüchlicher Stimmen sowie durch fehlende Informationen und Fehlperzeptionen in allen beteiligten Ländern geprägt gewesen. Das Geschehen hin zum Kriegsausbruch sei als interaktiv, europäisch, multipolar und daher höchst komplex zu charakterisieren.

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Die weiteren Vorträge der Vortragsreihe waren: 26. November 2014

3. Dezember 2014

Trude Maurer (Universität Göttingen / IOS Re- William Mulligan (University College Dublin): gensburg): „Patriotismus ohne Nationalismus „Der Balkan, die europäische Diplomatie und und zurückhaltende ‚Verteidigung der Hei- der Weg in den Weltkrieg“ mat‘: Studenten, Professoren und liberale Öffentlichkeit des Russischen Reichs im Ersten 10. Dezember 2014 Weltkrieg“ Gunda Barth-Scalmani (Universität Innsbruck): „Höfe ohne Männer: Kriegserfahrungen von Frauen in der Tiroler Landwirtschaft 1914–1918“

Publikationen Zu unterschiedlichen Dimensionen des Ersten Weltkriegs sowie zu aktuellen Entwicklungen im Bereich der Erinnerung an den Krieg und seiner medialen Repräsentation veröffentlichten Mitarbeiter/innen des IOS im Berichtsjahr folgende Publikationen: ŦŦ Katrin Boeckh: Crumbling of Empires and Emerging States. In: 1914–1918-online. International Encyclopedia of the First World War (http://ency​ clopedia.1914-1918-online.net/article/​ crumbling_of_empires_and_emerging_ states_czechoslovakia_and_yugoslavia_ as_multinational_countries). ŦŦ Ulf Brunnbauer: Geteilte Vergangenheiten, teilende Erinnerung: Wie des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs in Serbien und Bosnien-Herzegowina gedacht wird. In: OstBLOG (http://ostblog.hypotheses. org/221#more-221). ŦŦ Ders.: Sarajevo: Erinnerungsort wider Willen. In: Ost-West. Europäische Perspektiven, 15:1 (2014), S.56–65.

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ŦŦ Peter Mario Kreuter, Sarah A. Wagner (Hrsg.): The Changing Places and Faces of War (Freeland, Oxfordshire 2014). ŦŦ Ders.: From Dybbol to Thessaloniki. George I, King of the Hellenes, and the Fate of War. In: Sarah A. Wagner, Peter Mario Kreuter (Hrsg.): The Changing Places and Faces of War (Freeland, Oxfordshire 2014), S.87–116. ŦŦ Trude Maurer: Der Krieg der Professoren. Russische Antworten auf den Deutschen Aufruf „An die Kulturwelt“. In: J. von Ungern-Sternberg, W. von Ungern-Sternberg (Hrsg.): Der Aufruf „An die Kulturwelt!“ Das Manifest der 93 und die Anfänge der Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg (Frankfurt, 2., erw. Aufl., 2013), S.163–201. ŦŦ Dies.: Fern der Front und fern vom „Volk“: „Die Verteidigung der Heimat“ durch Studenten und Professoren des Russischen Reiches. In: Stefan Karner, Philipp Lesiak (Hrsg.): Erster Weltkrieg. Globaler Konflikt – lokale Folgen. Neue Perspektiven (Innsbruck 2014), S.247–270.

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IOS-Mitarbeiter/innen in den Medien ŦŦ „Friedenssicherung statt Expansionsbelohnung. Aufruf von über 100 deutschsprachigen OsteuropaexpertInnen zu einer realitätsbasierten statt illusionsgeleiteten Russlandpolitik“, Artikel im Tagesspiegel vom 11.12.2014 ŦŦ „Deutsch-griechische Beziehungen im Fokus. Studierende und Wissenschaftler aus Regensburg und Athen untersuchen zentrale Momente der Berührung zwischen beiden Ländern“, Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung vom 3.12.2014 ŦŦ „Social Changes in the Aftermath of World War I“, Interview mit Ulf Brunnbauer über die sozialen Folgen des Ersten Weltkriegs für „Memories. South. East“ (Goethe-Institut), http://www.goethe.de/ ins/gr/lp/prj/eri/wap/en13400431.htm, Dezember 2014 ŦŦ „Weiterleben nach den Bomben. 100 Jahre nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs erzählen Künstler, was sie aus der Geschichte für die Gegenwart mitnehmen“, Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung vom 1.12.2014 ŦŦ „Ungarn: Irrt der Westen mit seiner Kritik an Viktor Orbán?“, Bericht mit Stellungnahme von Ulf Brunnbauer in der Wirtschaftswoche vom 9.11.2014 ŦŦ „Aktuelle Konfliktforschung. Staatssekretär Sibler sagt IOS Unterstützung zu“, Artikel über den Besuch von Staatssekretär Sibler am IOS in der Donau-Post vom 4.11.2014

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ŦŦ „Fahrlässige Staatsmänner allerorten“, Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung vom 23.10.2014 über Christopher Clarks Vortrag im Rahmen der IOS-Vortrags­ reihe zum Ersten Weltkrieg ŦŦ „Osteuropaexperte widerspricht Gerhard Schröder: Putins Politik ist gefährlich“, Interview mit Jürgen Jerger auf web.de und gmx.at von 6.10.2014 ŦŦ „Putin bricht definitiv mit dem Westen“, Interview mit Ulf Brunnbauer in der Freien Presse vom 4.9.2014 ŦŦ „Beide Seiten betroffen. Welche Sanktionen haben die stärkste Wirkung?“, Beitrag von Richard Frensch in der Wirtschaftszeitung vom September 2014 ŦŦ „Arbeit in Ost- und Südosteuropa“, Bericht über die IOS-Jahreskonferenz in der Mittelbayerischen Zeitung vom 8.7.2014 ŦŦ „Das unverhallte Echo. Sarajevo 100 Jahre nach dem Attentat“, Feature von ORF Ö1 im Rahmen der Sendung Dimensionen – die Welt der Wissenschaft mit Stellungnahme von Ulf Brunnbauer am 2.7.2014 ŦŦ „Es geht nicht voran. Warum sich Serbien und Kroatien mit der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg so schwer tun“, Bericht mit Stellungnahme von Ulf Brunnbauer in der Süddeutschen Zeitung vom 27.6.2014 ŦŦ „Poroschenko verlängert Waffenruhe“, Bericht mit Stellungnahme von Ulf Brunnbauer in der Mittelbayerischen Zeitung vom 27.6.2014

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ŦŦ Interview von Radio Bremen, Nordwestradio, mit Ulf Brunnbauer über die Tagung zum Ersten Weltkrieg in Sarajevo am 18.6.2014 ŦŦ „Brzo se od Barbara postaje civilizovan“, Artikel über die Erste-Weltkriegs-Tagung in Sarajevo in Oslobodjenje vom 22.6.2014 ŦŦ „Helmut Schmidt sagt: Die Ukraine ist keine Nation. Aber stimmt das überhaupt?“, Beitrag mit Interview mit Ulf Brunnbauer in Focus Online vom 21.5.2014 ŦŦ „Die Furcht vor TTIP“. Außenansicht, Beitrag von Jürgen Jerger in der Mittelbayerischen Zeitung vom 10.5.2014 ŦŦ „Eine Perspektive für die Ukraine“, Bericht über die IOS-Podiumsdiskussion zur Ukraine in der Mittelbayerischen Zeitung vom 20.3.2014 ŦŦ „Die ukrainische Diversität“, Kommentare der anderen, Beitrag von Ulf Brunnbauer und Kseniia Gatskova in Der Standard vom 18.3.2014 ŦŦ „Konflikt auf der Krim – Eine Gefahr für die deutsche Wirtschaft?“, Interview mit Ulf Brunnbauer auf detektor.fm vom 4.3.2014

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ŦŦ „U krajina heißt ‚Am Rande‘“. Außenansicht, Beitrag von Manuela Troschke in der Mittelbayerischen Zeitung vom 27.2.2014 ŦŦ „Die Türkei bleibt wichtig“. Außenansicht, Beitrag von Konrad Clewing in der Mittelbayerischen Zeitung vom 19.2.2014 ŦŦ „Donumenta-Archiv läuft sicheren Hafen an“, Bericht über die Schenkung von Büchern der Donumenta an die IOS-Bibliothek in der Mittelbayerischen Zeitung vom 30.1.2014 ŦŦ „Ein Schatz für die Südosteuropa-Forscher“, Bericht über die Schenkung von Büchern der Donumenta an die IOS-Bibliothek auf Oberpfalznetz.de vom 30.1.2014 ŦŦ „Serbien will nicht der Schuldige sein“, Beitrag mit Stellungnahme von Ulf Brunnbauer in den Salzburger Nachrichten vom 8.1.2014 ŦŦ „Hürden des Gedenkens“, Interview mit Ulf Brunnbauer im Kulturgespräch des SWR2 über die schwierigen Vorbereitungen einer internationalen Historiker-Konferenz zum 1. Weltkrieg in Sarajevo vom 2.1.2014

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VERANSTALTUNGSÜBERSICHT (ohne Schwerpunktveranstaltungen sowie Veranstaltungen in den Kapiteln „Nachwuchs“, „Vernetzung“ und „Bibliothek“)

Tagungen und Workshops 1. Workshop der Arbeitsgruppe Governance des Bayerischen Forschungsverbunds ForChange „Resilienz und Wandel: Wirkungen und Bezüge zu Problemen von Governance“

Jahrestagung der Deutsch-Tschechisch­ Slowakischen Historikerkommission „Die Tschechoslowakei und Deutschland 1933 bis 1989 – Aufnahme von Flüchtlingen und Asyl im Nachbarland“

14. Februar 2014, IOS Regensburg Organisation: Miriam Frey (IOS)

19.–20. September 2014, IOS Regensburg In Kooperation mit dem Collegium Carolinum, dem DAAD und dem Auswärtigen Amt (AA)

Workshop „Personale versus institutionelle Herrschaft im Sozialismus. Kontinuitäten und Brüche in einem spannungsreichen Verhältnis“ 23. Mai 2014, IOS Regensburg Organisation: Edvin Pezo (IOS)

Workshop „Preparatory Horizon 2020“ 30. Juli 2014, IOS Regensburg Organisation: Ulf Brunnbauer (IOS, Universität Regensburg)

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7th FIW Research Conference “International Economics” 12.–13. Dezember 2014, Wien In Kooperation mit dem FIW-Project Vienna, IFO-Institut, University of Ljubljana, Hungarian Academy of Sciences (MTA KRTK), Federation of Austrian Industries (IV) Organisation am IOS: Jürgen Jerger

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Wissenstransfer und Veranstaltungen

Vorträge am IOS 7. Januar 2014

21. Januar 2014

„Von der Minderheitenökonomie zur ‚volksdeutschen Wirtschaft‘. Deutsches Genossenschaftswesen in der Vojvodina (1922–1941)“. Vortrag von Bernd Robionek (Berlin) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

„Youth Self-employment in Households Receiving Remittances in Macedonia“. Vortrag von Marjan Petreski (Skopje) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

14. Januar 2014 „Trade and Unemployment Revisited: Do Institutions Matter?“ Vortrag von Hans-Jörg Schmerer (Nürnberg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

21. Januar 2014 „Die Entstehung und Entwicklung der jugoslawischen Volkspolizei (Narodna milicija), 1944– 1954“. Vortrag von Christian A. Nielsen (Århus) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

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22. Januar 2014 „Breslau – eine Stadt der Wandlungen“. Vortrag von Agnieszka Malicka (Universität Wrocław) im Rahmen der Regensburger Vorträge zum östlichen Europa in Kooperation mit UIM und IOR

23. Januar 2014 „Southeastern Europe, 1914–2014. From War and Transition to Stabilization and Association“. Vortrag von John R. Lampe (University of Maryland) in Kooperation mit der Universität Regensburg, LMU München, DFG, Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

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23. Januar 2014

5. Februar 2014

„The Swinging Border. A Case of Transnational Cooperation in the Italo-Yugoslav Borderland in the 1980s“. Vortrag von Borut Klabjan (Gastwissenschaftler am IOS)

„Die türkische Gesellschaft im Wandel. Die ‚Generation Erdogan‘ und ihr Streben nach mehr Freiheit“. Vortrag von Christiane Schlötzer (Auslandskorrespondentin der Süddeutschen Zeitung für die Türkei und Griechenland) im Rahmen der Regensburger Vorträge zum östlichen Europa in Kooperation mit UIM und IOR

28. Januar 2014 Forschungskolloquium „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“ mit Vorträgen: ŦŦ „(Un-)sichtbare Grenzziehungen. Lokale Erinnerungspraktiken der Nachkriegsgesellschaft in Bosnien und Herzegowina“ (Promotionsprojekt) von Manuela Brenner (Regensburg) ŦŦ „Transnationale Vergangenheitsaufarbeitung im postjugoslawischen Kontext: Die ‚Koalition für REKOM‘“ (Promotionsprojekt) von Jacqueline Nießer (Regensburg)

28. Januar 2014 „The Persistence of Environmental Awareness“. Vortrag von Miriam Frey (Regensburg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

13. Februar 2014 „Geschichte und Geographie als Hilfswissenschaften des Politischen? Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei in der Zwischenkriegszeit“. Vortrag von Peter Haslinger (Marburg/ Gießen/Jena)

26. Februar 2014 „Die Lebensmittelverfälschung berührt nicht nur die Interessen der Volksgesundheit...: Lebensmittelkonsum, Lebensmittelverfälschung und Verbraucherschutz im Zarenreich vor dem Ersten Weltkrieg“. Vortrag von Lutz Häfner (Gastwissenschaftler am IOS)

27. Februar 2014 „Schreckgespenst ‚Sozialtourismus‘? Die aktuelle Zuwanderungsdebatte im Faktentest“, moderiert von Peter-Mario Kreuter (IOS)

4. Februar 2014 „The Danube Route-way in the Past Two Centuries“. Vortrag von Constantin Ardeleanu (Galaţ) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

26. März 2014

4. Februar 2014

10. April 2014

„The Geography of Central Bank Transparency“. Vortrag von Roman Horváth (Prag) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

„Perspectives on Roma in Medical Journals in Hungary, 1960s–1980s“. Vortrag von Eszter Varsa (Regensburg) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südostund osteuropäischen Geschichte“

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„Taming the Lower Danube: Floods, Dams and the Economic and Ecological Changes During the Twentieth Century“. Vortrag von Stefan Dorondel (Gastwissenschaftler am IOS)

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10. April 2014

8. Mai 2014

„Getting the Incentives Right: Human Capital Investment and Natural Resource Booms“. Vortrag von Alexander Libman (Berlin) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

Forschungskolloquium „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“, mit Vorträgen:

15. April 2014 „Institutionen und historische Grenzen“. Vortrag von Jürgen Jerger (Regensburg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

24. April 2014 „Der Zweite Weltkrieg in der Erinnerungskultur Litauens nach 1989“. Vortrag von Ekaterina Makhotina (München) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

29. April 2014 „Zur Rekonstruktion des Surveydatensatzes IOS-U2 zur Aussiedlerzuwanderung und Integration“. Vortrag von Barbara Dietz (Regensburg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

6. Mai 2014 „Serbien als zentrales Land auf der westlichen Balkanhalbinsel – eine Nabelschau“. Vortrag von Dr. Thomas Brey (DPA Belgrad) im Rahmen der Regensburger Vorträge zum östlichen Europa in Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, UIM, IOR und der Südosteuropagesellschaft

ŦŦ „From the Balkan Report to the Balkan Conferences: The Carnegie Endowment in Central and Southeastern Europe, 1914–1934“. Vortrag von Nadine Akhund (IRICE, Paris) ŦŦ „Reframing Stalinism in Late-Socialist Hungarian Film. Márta Mészáros’ Diary for My Children (1984)“. Vortrag von Constantin Parvulescu (Timişoara)

8. Mai 2014 „Economic Ideas and Institutional Change: The Case of the Russian Stabilisation Fund“. Vortrag von Joachim Zweynert (Witten/Herdecke) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

20. Mai 2014 „Ruling Elites’ Rotation and Asset Ownership: Implications for Property Rights“. Vortrag von Leonid Polishchuk (Moskau) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

22. Mai 2014 „State Power and State Failure under Ahmed Zogu (1924–1939)“. Vortrag von Bernd J. Fischer (Indiana University / Purdue University Fort Wayne)

3. Juni 2014 „Suffer for the Faith? Parental Religiostiy and Children’s Health“. Vortrag von Olga Popova (Regensburg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

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5. Juni 2014

1. Juli 2014

„Biographical Research in Serbia – Concepts, Methods, Challenges“. Vortrag von Biljana Šimunović Bešlin (Novi Sad) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte

„Religiosity and Political Orientations: Evidence from Ukraine and Russia“. Vortrag von Kseniia Gatskova (Regensburg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

10. Juni 2014

2. Juli 2014

„Regional Determinants of German FDI in the Czech Republic. Evidence from a Gravity Model Approach“. Vortrag von Michael Moritz (Nürnberg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

„Becoming Bilingual in Early Childhood“. Vortrag von Judit Navracsics (Pannon University, Veszprém) im Rahmen der Regensburger Vorträge zum östlichen Europa in Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, UIM und IOR

17. Juni 2014 3. Juli 2014

„Skills Mismatch and Youth Unemployment during the Great Recession: A Comparative Analysis between Western and Eastern European Countries“. Vortrag von Fabrizio Pompei (Gastwissenschaftler am IOS) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

„Liquid Lands, Solid Waters. An Inter-disciplinary Research Pattern for the (Northern) Adriatic Borderland“. Vortrag von Emilio Cocco (Teramo) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

24. Juni 2014

8. Juli 2014

„Chinese Migration and FDI Flows into Russia: Recent Descriptive Evidence“. Vortrag von Ekaterina Selezneva (Regensburg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

„Consumption and Leisure in 20th Century Central and Eastern Europe: A Book Project“. Vortrag von Béla Tomka (Gastwissenschaftler am IOS) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

26. Juni 2014

10. Juli 2014

„Phantomgrenzen und Rand-Erscheinungen. Von einer spätosmanischen Region (Šopluk) zur Grenzgesellschaft zwischen Serbien und Bulgarien 1856–1989“. Vortrag von Nenad Stefanov (Berlin) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südostund osteuropäischen Geschichte“

„Kontinuität und Wandel interethnischer Beziehungen im urbanen Raum – Fallbeispiel: Prizren“. Vortrag von Johannes Gold (Jena) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

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23. Juli 2014

21. Oktober 2014

„Between Laissez-Faire and Socially Oriented Enterprise: Foreign Industrialists and Corporate Social Responsibility in Pre-Soviet Donbass“. Vortrag von Volodymyr Kulikov (Gastwissenschaftler am IOS)

„Aufgehender Halbmond – Türkische Soft Power auf dem Balkan und ihre Wirkungen“. Vortrag von Andreas Ernst (Korrespondent der NZZ und NZZ am Sonntag in Belgrad) im Rahmen der Regensburger Vorträge zum östlichen Europa in Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, UIM und IOR

12. August 2014 „Job Stability and Fertility Across Europe: Is it Different in Russia?“. Vortrag von Tatjana Karabchuk (Gastwissenschaftlerin am IOS) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

2. Oktober 2014 „Der Nord-Expresszug St. Petersburg-Madrid, 1884–1914. Russlands Rückkehr nach Europa?“. Vortrag von Dr. Andrej Keller (Ekaterinburg)

23. Oktober 2014 „Identitätskonstruktionen und Geschichtsbilder im Europadiskurs von Kirchen in Kroatien, Serbien und Slowenien, 2000–2013“. Vortrag von Angela Ilić (Mainz) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

30. Oktober 2014 9. Oktober 2014 „Ankara – Bonn – Brüssel. Die deutsch-türkischen Beziehungen und die Beitrittsbemühungen der Türkei in die Europäische Gemeinschaft, 1959–1987“. Vortrag von Günal Incesu (Bielefeld) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

21. Oktober 2014 „Does Money Buy Credit? Firm-Level Evidence on Bribery and Bank Debt“. Vortrag von Anna Kochanova (Bonn) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

„The Debate on Progress, Social Order and Economy and the rise of new inequalities in Central Asia, 1970–90s“. Vortrag von Irina Morozova (Regensburg) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

11. November 2014 „R&D Policy and Schumpeterian Growth: Theory and Evidence“. Vortrag von Francesco Venturini (Gastwissenschaftler am IOS) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

20. November 2014 „Embattled Kingdom: South Slav War Veterans in Yugoslavia 1918–1945“. Vortrag von John Paul Newman (Maynooth) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

Jahresbericht 2014

123

Wissenstransfer und Veranstaltungen

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

27. November 2014

9. Dezember 2014

„Bulgaria’s Agricultural Growth during the Interwar Period in the Light of Modern Development Economics“. Vortrag von Michael Kopsidis (Halle) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südostund osteuropäischen Geschichte“

„Beschäftigungseffizienz von Sozialmodellen: Zur Entwicklung eines IOS-Indices“. Vortrag von Michael Knogler (Regensburg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

16. Dezembyer 2014 2. Dezember 2014 „Analysis of the Effects of Kazakhstan’s Customs Union Membership with Belarus and Russia Using GTAP Model and GTAP Data Base“. Vortrag von Lyazzat Nugumanova (Gießen) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

4. Dezember 2014 „Die Internationale Kontrollkommission Albaniens (1913–1914) – eine Organisation der Großmächte, die den internationalen Frieden retten sollte“. Vortrag von Krisztián Csaplár-Degovics (Budapest) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

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„Property Rights, Collateral and Interest Rates. Evidence from Vietnam“. Vortrag von Christa Hainz (München) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

18. Dezember 2014 „Becoming a Roma Mother“. Vortrag von Tatjana Thelen und Jennifer Rasell (Wien) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

Jahresbericht 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Wissenstransfer und Veranstaltungen

LEHRVERANSTALTUNGEN Hermann Beyer-Thoma

Richard Frensch

WS 2014/2015   Wissenschaftliche Rezensionen schreiben; Ludwig-Maximilians-Universität München (Methodenseminar)

SoSe 2014  Außenhandelstheorie und -politik; Universität Regensburg (Vorlesung) WS 2014/15  Economic Growth. Concepts, Evidence and Policies; Universität Regensburg (Vorlesung in englischer Sprache)

Katrin Boeckh WS 2013/14  Religion als Faktor des Politischen im östlichen Europa; Ludwig-Maximilians-Universität München (Übung)

Ulf Brunnbauer SoSe 2014  (gemeinsam mit Svetlana Suveica) 1914–1918 as Rupture: The Reconfiguration of Eastern and Southeastern Europe after World War One; Universität Regensburg (Hauptseminar) SoSe 2014  (gemeinsam mit Klaus Buchenau) Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte; IOS Regensburg (Forschungskolloquium) WS 2014/2015  (gemeinsam mit Klaus Buchenau und Ger Duijzings) Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte und Sozialanthropologie; IOS Regensburg (Forschungskolloquium)

Miriam Frey WS 2014/15  Wirtschaftswachstum / Economic Growth; Universität Regensburg (Übung/ Tutorial) 30.7.–2.8.2014  Modeling Environmental Policy Options in CGE Models; Karaganda Economic University, Kasachstan (Sommerschule)

Reinhard Frötschner SoSe 2014  Politik, Religion, Kultur und Alltagsleben in der Moskauer Rus’ (13.–16.Jahrhundert) – Annäherung an das mittelalterliche Russland über Andrej Tarkovskijs Film „Andrej Rublev“; LMU München (Basiskurs) WS 2014/15  Die Rus’ und ihre europäischen Nachbarn. Mit-, Neben- und Gegeneinander in Politik, Handel und Kultur vom frühen Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit; LMU München (Basiskurs)

Konrad Clewing SoSe 2014  Der Erste Weltkrieg in Ostmittel- und Südosteuropa; Universität Erlangen­ Nürnberg (Proseminar) WS 2014/15  Nationsbildungen und Nationalismen in Ost- und Südeuropa; Universität Erlangen-Nürnberg (Proseminar)

Kseniia Gatskova 10.–11. Juni 2014  SPSS for Historians: Content Analysis of the Soviet Posters 1941–1945; IOS, Regensburg (Intensivkurs) 17.–22. November 2014  Political Culture in Ukraine: Values Change after the “Euromaidan”?; IOS, Regensburg (Intensivkurs)

Barbara Dietz SoSe 2014  Migration Module, International Relations Online; FU Berlin (Online-Kurs) WS 2014/15  Migration Module, International Relations Online; FU Berlin (Online-Kurs)

Jahresbericht 2014

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Wissenstransfer und Veranstaltungen

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Jürgen Jerger

Olga Popova

SoSe 2014  Makroökonomie II; Universität Regensburg (Vorlesungmit begleitender Übung) SoSe 2014  Theorie und Empirie derGeldpolitik; Universität Regensburg (Vorlesungmit begleitender Übung) SoSe 2014  Aktuelle Fragen derGeldpolitik; Universität Regensburg (Seminar) WS 2014/15  Makroökonomie II; Universität Regensburg (Nachholübung) WS 2014/15  Monetary Theory and Policy; Universität Regensburg (Lecture/Tutorials) WS 2014/15 Fortgeschrittene Außenhandelstheorie; Universität Regensburg (Vorlesung mit begleitender Übung) WS 2014/15  Außenhandelstheorie und -politik; Universität Regensburg (Blockseminar) WS 2014/15  Präsentation von Abschlussarbeiten; Universität Regensburg (Lehrstuhlseminar) WS 2014/15  Mikro- und makroökonomische Theorie: Eine Kurzeinführung; Universität Regensburg (Leseseminar)

SoSe 2014  Econometrics for Environmental Economics at the Summer School “Environmental Economics for Central Asia and the Caucasus – Foundations and First Empirical Applications”; Karaganda Economic University (Vorlesung/Seminar) WS 2014/15  Econometrics I; Graduate School of Economics and Management of the Ural Federal University (Vorlesung/Seminar)

Ekaterina Selezneva WS 2014/15  Economics of inequality; Irkutsk State University (Vorlesung)

Svetlana Suveica SoSe 2014  (gemeinsam mit Ulf Brunnbauer) 1914–1918 as Rupture: The Reconfiguration of Eastern and Southeastern Europe after World War One; Universität Regensburg (Hauptseminar) WS 2014/15  Entangled History(ies) of Germany and Russia (1914–1945); Universität Regensburg (Hauptseminar)

Trude Maurer SoSe 2014  Verteidiger des Vaterlands und der Kultur. Studenten und Professoren verschiedener Länder im Ersten Weltkrieg; Georg-August-Universität Göttingen (Master Seminar)

Irina Morozova WS 2014/15  The Comparative History of Socialist Movements in Asia, Africa and the Middle East at the last Quarter of the 20th Century; Universität Regensburg (Master Seminar)

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Manuela Troschke SoSe 2014  Environmental Governance: An Introduction; Karaganda Economic University (Blockvorlesung) SoSe 2014  Introduction to Scientific Work; Karaganda Economic University (Sommerschule)

Eszter Varsa WS 2014/15  The Politics of Reproduction, Framing Interactions in Socialist Societies; Universität Regensburg (Vorlesung/Seminar in einem E-learning Kurs)

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BIBLIOTHEK UND ELEKTRONISCHE FORSCHUNGSINFRASTRUKTUR Entwicklung und Bestand der Bibliothek  �������������������������������� 128  Elektronische Forschungsinfrastruktur  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 Veranstaltungen zur Weiterentwicklung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Entwicklung und Bestand der Bibliothek Die Arbeit der Bibliothek des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung wurde im Jahre 2014 mit der Förderung als „herausragende Forschungsbibliothek“ durch die DFG gewürdigt. Damit erfährt die Forschungsunterstützung, die das IOS und seine Vorgängerinstitute seit Jahrzehnten leisten, die verdiente Anerkennung. Die vom IOS bereitgestellten Dienstleistungen stehen über die Institutsgrenzen hinaus der gesamten Wissenschaftsgemeinde zur Verfügung. Wie bereits bei der Virtuellen Fachbibliothek Osteuropa (ViFaOst) und dem Fachrepositorium Osteuropa-Dokumente online (OstDok) verspricht die DFG-Förderung des „Aufbaus eines Portals georeferenzierter versteckter Karten zu Ost- und Südosteuropa“ (GeoPortOst) einen nachhaltigen Ausbau der Informationsinfrastruktur als Substrat für eine virtuelle Forschungsumgebung in den Ost- und Südosteuropastudien (siehe Beitrag zu GeoPortOst, Seite 132).

Auf OstDok konnte im Berichtszeitraum das Angebot kostenfrei zugänglicher elektronischer Texte erneut erweitert werden. So ist aus den Buchreihen und Zeitschriften urheberrechtsgeschütztes Material digitalisiert worden, das 2015 online gestellt wird. Dazu zählen die Südosteuropäischen Arbeiten ebenso wie die Veröffentlichungen des Osteuropa-Instituts und weitere. Für über 100 Titel bis hin

128

zum Erscheinungsjahr 2007 konnten Rechte zur elektronischen Veröffentlichung eingeholt werden, womit sie ortsunabhängig nutzbar sind. Recherchierbar sind die digitalisierten Titel über den Bibliothekskatalog und die Homepage des IOS; von beiden Orten aus kann man den Volltext erreichen. Die Freischaltung des Themenportals Balkankriege 1912/13 bedeutet zudem eine Bündelung digitaler Ressourcen und Werkzeuge zu ihrer Geschichte. Darin sind neben wissenschaftlichen Essays Volltexte (Quellen, Ego-Dokumente, Forschungsliteratur) elektronisch abrufbar. Außerdem werden Links zu Karten- und Bildmaterial ebenso angeboten wie eine Chronologie, eine Konkordanz der Schauplätze und Orte sowie ein Verzeichnis wichtiger Akteure. Als zweites Standbein von OstDok wurde auch das elektronische Publizieren vorangetrieben: So sind weitere Kapitel des Digitalen Handbuchs der Sportgeschichte Osteuropas erschienen; auch wurde der erste Band aus der Reihe DigiOst so weit vorbereitet, dass er Anfang 2015 erscheinen wird. Beim Bestandsaufbau konnte ein weiterer Zuwachs von insgesamt 3.833 Titeln (3.089Monographien und Sammelbände sowie 744Zeitschriftenbände) verzeichnet werden. Insgesamt verfügt die Bibliothek des IOS damit

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Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur

Bibliographische Einheiten 200.000 180.000

2010

160.000

2011

140.000

2012

120.000

2013

100.000

2014

80.000 60.000 40.000 20.000

0 BVB

ZDB

WAO

Aufsatzdatenbank

BVB: Bibliotheksverbund Bayern (Retrokonversion abgeschlossen im April 2012) ZDB: Zeitschriftendatenbank WAO: World Affairs Online (Systemwechsel 2011/12) Aufsatzdatenbank Osteuropa (über ViFaOst)

über 320.911 Medieneinheiten. Im Berichtsjahr nahm auch der Anteil der über Tausch bezogenen Titel erneut zu und macht nun 38,5 % der Neuerwerbungen aus. 2014 unterhielt das IOS Tauschbeziehungen mit 283 Institutionen aus 36 Ländern in Europa, Nordamerika und Asien. Dieses Netzwerk ermöglicht es, auch Titel in nur geringer Auflagenzahl direkt zu erhalten. Insgesamt stärken diese Beziehungen das geistes- und sozialwissenschaftliche Profil der Bibliothek und erhöhen den Anteil der Literatur in ost- und südosteuropäischen Sprachen, der bereits über 50 % liegt. Die im IOS erschlossenen Medien werden im B3Kat des Bibliotheksverbunds Bayern und der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Ein besonderes Kennzeichen der Spezialbibliothek ist die Tiefenerschließung der

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gesammelten Medien. So werden in der Aufsatzdatenbank Osteuropa, die über die ViFaOst bereitgestellt wird, Aufsätze aus Zeitschriften und Sammelbänden katalogisiert und sachlich durch Schlagwörter erschlossen. In den letzten Jahren war dieses Angebot die meistgenutzte Datenbank der ViFaOst, was den besonderen Wert dieses Katalogs unterstreicht. Weiterhin arbeitet die Bibliothek im Fachinformationsverbund Internationale Beziehungen und Länderkunde (FIV IBLK) von zwölf außeruni-

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Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur

versitären Forschungseinrichtungen unter Federführung der Stiftung Wissenschaft und Politik mit. Das IOS trägt in diesem Verbund mit dem Nachweis gedruckter und elektronischer Literatur über Ost- und Südosteuropa zu der gemeinsamen Datenbasis World Affairs Online (WAO) bei. Diese ist über das Fachportal IREON recherchierbar. Die Nutzung der Bibliothek blieb 2014 konstant. Bei den Nutzern handelt es sich neben den Institutsmitarbeiter/innen auch um Gastwissenschaftler/innen des IOS sowie Universitätsangehörige, darunter hunderte Studierende. Ihnen ist die Entnahme des Präsenzbestandes über das Wochenende erlaubt. Auch bei der Fernleihe sind die Zahlen stabil: So gingen über 1.000 Fernleihanfragen bei der Bib-

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liothek ein; für die IOS-Mitarbeiter/innen wurden 466 Titel bei anderen Bibliotheken bestellt. Lediglich die Ausleihzahlen gingen um etwas über 10 % zurück, was mit der zunehmenden Tendenz zur längerfristigen Entnahme von Titeln für Projektbearbeitungen zu erklären ist. Zur Sicherung der Qualität bei der bibliothekarischen Arbeit wurden wieder drei Kolleginnen zu Fortbildungen im Bereich der Erschließung (RDA in der Gemeinsamen Normdatei), der Recherche und der Zeitschriftenbearbeitung geschickt. Diese Weiterbildungsangebote kommen auch den nicht teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen zugute, da die erworbenen Kenntnisse in Nachbesprechungen weitergegeben werden. Teilnehmende wirken somit als Multiplikatoren. Auf dem Gebiet der Kooperationen arbeitete die Bibliothek weiterhin im FIV IBLK, der ViFaOst wie auch den Fachverbänden aktiv mit. So ist der Leiter des Arbeitsbereichs im Beirat der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbi-

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bliotheken (ASpB) vertreten und kontrolliert als Kassenprüfer den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung (ABDOS). Zur weiteren Vernetzung wurde die 2014 in Regensburg durchgeführte Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV unterstützt. Neben dem Besuch weiterer Tagungen nahmen Vertreter des Arbeitsbereichs Bibliothek und wissenschaftliche Forschungsinfrastruktur an der 1. Jahrestagung der Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHd 2014) in Passau teil. Seither bestehen gute Kontakte zum dortigen Lehrstuhl für Digital Humanities von Malte Rehbein, der im Herbst auch zu Informationsgesprächen ans IOS gekommen ist. Neben den erwähnten bibliografischen Datenbanken (Aufsatzdatenbank Osteuropa und WAO) bietet das IOS als zentrale Einrichtung der Ost- und Südosteuropaforschung weitere eServices an. Dazu gehört das Hochschul-

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schriften- und Projektverzeichnis zur osteuropäischen Geschichte ebenso wie die knapp 100.000 Einträge zählende Amburger-Datenbank, die biografische Daten zu Ausländern im vorrevolutionären Russland umfasst. In der IOS-Datenbank werden quantitative Daten zu wichtigen Bereichen der Wirtschafts- und Sozialmodelle gesammelt und visualisiert. Die so aufbereiteten Daten ermöglichen sehr anschaulich den Vergleich der institutionellen Ausgestaltung von Arbeitsmärkten und des sozialen Zusammenhalts sowie der Verteilungsgerechtigkeit, die wesentlichen Einfluss auf Wachstum, Beschäftigung und Wohlfahrt haben. Bei der Bereitstellung seiner digitalen Ressourcen, darunter die stark genutzten Reiseberichte aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, achtet die Bibliothek des IOS auf eine größtmögliche Sichtbarkeit, weshalb die digitalisierten Medien neben OstDok auch im Bibliothekskatalog, dem Digitalen Forum Mittel- und Osteuropa oder Europeana Travel platziert sind.

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Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur

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Elektronische Forschungsinfrastruktur KARTE 2. Nachweis und Visualisierung versteckter historischer Geoinformationen im Projekt GeoPortOst

Prof. Dr. Ulf Brunnbauer

Tillmann Tegeler

Laufzeit: Oktober 2014 bis Januar 2017 Projektleiter: Ulf Brunnbauer, Tillmann Tegeler Projektmitarbeiter: Hans Bauer Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Bibliothekskataloge und Landkarten weisen mehr Gemeinsamkeiten auf, als man gemeinhin vermutet: 1. Beide repräsentieren komplexe Entitäten. „Ein Bibliothekskatalog ist ein nach bestimmten Gesichtspunkten geordnetes und bestimmte bibliothekarische Be1 Klaus Haller: Katalogkunde. Eine Einführung in die Formalund Sacherschließung. München: Saur, 1998. S.9.

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stände möglichst vollständig verzeichnendes System von Informationen über publizierte Werke […].“1 Karten hingegen „[…] are graphic representations that facilitate a spatial understanding of things, concepts, conditions, processes, or events in the human world.“2

2 John Brian Harley, David Woodward (Hrsg.): Cartography in Prehistoric, Ancient, and Medieval Europe and the Mediterranean. Chicago: University of Chicago Press, 1987. S. XVI.

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2. Die Repräsentationen sollten sich an konkreten Entsprechungen in der Realität verifizieren lassen. Der Katalogeintrag einer Bibliothek führt via Signatur zur Manifestation eines Werkes, Landkarten hingegen „[…] can be tested against some sort of evidence. Topographical maps, to take one example, are based on and testable against a physical landscape.”3 3. Bibliothekskataloge wie auch Landkarten bedienen sich einschlägiger, im Idealfall standardisierter und konsistenter Ordnungs- und Definitionssysteme. In Deutschland gilt seit den 1980er Jahren für die Erfassung bibliographischer Einheiten noch das Regelwerk zur alphabetischen Katalogisierung (RAK), der Schritt zur Internationalisierung durch einen Umstieg auf Resource Description and Access (RDA) steht kurz bevor. In der Kartographie einigte man sich bereits 1884 in Washington auf einen global verbindlichen Null-Meridian und 1891 auf einheitliche Maßstäbe. 4. Sowohl Kataloge als auch kartographische Materialien entfalten nur dann eine Wirkung, wenn sie Informationen reduzieren und kodieren.4 Bibliothekare haben hierfür eine Reihe regelwerksund materialspezifischer Metadatensets zur Verfügung. Und Karten können nur

3 Øyvind Eide: Text to Map: Rooms of Possibilities. In: Ders. Modelling media boundaries, 2014. http://modmebo.hypo​ theses.org/36 (abgerufen am 25.01.2015). 4 Nicht von ungefähr wurde Jorge Luis Borges in seinem Schaffen von den Ordnungen der Bibliothek wie auch der kartographischen Repräsentation inspiriert. In „Die Bibliothek von Babel“ entwirft er eine ins Gigantische pervertierte Bibliothek, in der „ […] alles, was sich ausdrücken läßt […]“ (Jorge Luis Borges: Die Bibliothek von Babel. Erzählungen. Stuttgart: Reclam, 1996. S.51) enthalten ist – auch ihr, allerdings nicht auffindbarer Katalog. In der Kurzgeschichte „Von der Strenge der Wissenschaft“ beschreibt er eine Karte im Maßstab 1:1, die

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sinnvoll verwendet werden, wenn sie die Erdoberfläche verkleinern, vereinfachen und verebnen. Präzision und Vollständigkeit haben also hinter der Lesbarkeit zurückzustehen.5 Die Dekodierung der Verweissysteme Katalog und Landkarte verlangt den Nutzern wiederum weitere Informationen ab. Im Rahmen der Förderung herausragender Forschungsbibliotheken hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein Projekt des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) zum „Aufbau eines Portals georeferenzierter versteckter Karten zu Ost- und Südosteuropa (GeoPortOst)“ bewilligt. Das seit Oktober 2014 laufende Vorhaben stellt ein Pilotprojekt für den elektronischen Nachweis und die georeferenzierte Präsentation versteckter Karten dar. Der Terminus „Versteckte Karten“, der noch am Osteuropa-Institut München geprägt wurde, umfasst unselbständige Kartenwerke, die in wissenschaftlichen Untersuchungen eingebettet, also etwa in Monographien, Sammelbänden, aber auch in Atlanten erscheinen. GeoPortOst rekurriert auf die oben genannten gemeinsamen Aspekte von Katalog und Karte, synthetisiert sie, um auf ihnen aufbauend ein doppeltes Informationssystem zu konstruieren. Eine KARTE2, die zum einen durch besonders genaue bibliothekarische Erschließung6 Routen zu „in Publikationen versteck-

natürlich ebenso ihren Zweck verfehlt (vgl. Jorge Luis Borges: Von der Strenge der Wissenschaft. In: Ders. Gesammelte Werke. Band 6: Borges und ich. München/Wien: Hanser, 1982. S.121.). 5 Vgl. Peter Kohlstock: Kartographie. 2. Aufl. Paderborn/ München [u. a.]: Schöningh, 2010 (UTB, 2568). S.15 f. 6 Siehe auch die weiteren Effekte: „Je tiefer und damit umfassender ein Katalog die Bestände einer Bibliothek erschließt und je besser er damit Zugang zu den Dokumenten eröffnet, um so flexibler kann die Aufstellung gehandhabt werden.“ In: Klaus Haller: Katalogkunde. Eine Einführung in die Formalund Sacherschließung. München: Saur, 1998. S.37.

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Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur

ten“ Informationsquellen zeichnet, zum anderen durch die Einbindung einer Auswahl von Kartentiteln in ein Geoinformationssystem (GIS) eine Basis für ihre datengestützte Analyse anbietet.

Die analoge Karte 1: Der Spezialkatalog „Versteckte Karten“ der Forschungsbibliothek des IOS Der erste Eindruck, der sich bei manchem Besucher der IOS-Bibliothek einstellt, mag ein nostalgischer sein. Den Lesesaal dominieren im Eingangsbereich Zettelkästen – ein in Zeiten von Bibliotheken im Übergang von gedruckten zu digitalen Medien rares Möbel. Dennoch: auch wenn die Atmosphäre des Lesesaals ein wenig „retro“ scheinen mag, die Zettelkästen bergen mit ihren Spezialkatalogen im Zettelformat echte Schätze und wirksame Werkzeuge zur Recherche. Das System dieser Schubladen ist denn auch, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen, so bestechend, dass man versucht sein könnte, den Slogan der Büromaterialfabrik „Fortschritt“ aus dem Jahre 1929 zu wiederholen: Karteien können alles!7 In seiner Studie „Zettelwirtschaft“ betont Markus Krajewski die umsichtige Logistik der Zettelkästen in der Bibliothek: Sie bieten genaue Handlungsanweisungen für den Informationssuchenden auf frei beweglichen Trägern, die weiterverarbeitet werden und nach klarem Schema abgerufen werden können. Laut Krajewski erfüllt ein Zettelkasten alle Voraussetzungen einer (Universal-)Maschine: Elemente lassen sich neu strukturieren und jede Neuordnung funktioniert wie ein verketteter

7 Zitiert nach: Markus Krajewski: Zettelwirtschaft. Die Geburt der Kartei aus dem Geiste der Bibliothek. Berlin: Kadmos-Verl., 2002. S.9. 8 Siehe ebd. S.14 f.

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Mechanismus.8 Eine Katalogkarte offeriert ein Maximum an Information in klarem Raster auf kleinstem Raum und ist für diverse Rechercheansätze geeignet: alphabetisch, systematisch, nach Schlagworten, etc. Das Osteuropa-Institut München hat diesen knappen Platz der Zettel in akribischer bibliothekarischer Arbeit für besonders tiefgehende Informationsangebote genutzt. Eines dieser Informationsangebote resultierte im Spezialkatalog „Versteckte Karten“, der für GeoPortOst impulsgebend war.

Beispiel einer Katalogkarte aus dem IOS-Spezial­ katalog „Versteckte Karten“

In diesem Katalog wurden mehr als 16.000 sogenannte versteckte Karten, Landkarten, die in Monografien oder Sammelbänden liegen, beschrieben und nachgewiesen. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Karte beilag, in Text eingebettet war oder in das Buch eingebunden worden war. Unter der Angabe des Quellwerkes und der Fundstelle (Seitenzahl, Abbildungsnummer o. ä.) sowie der Signatur war die Karte schnell auffindbar und konnte / kann für die Benutzung bestellt werden. Nach Recherchen des Bibliotheksleiters Tillmann Tegeler liegt ein vergleichbares Informationssystem deutschlandweit alleine in der Sammlung Perthes an der Forschungsbibliothek Gotha vor. An anderen Bibliotheken sind – wenn

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überhaupt – vor allem beigelegte Karten oder Einzelkarten aus Kartenwerken, die gelegentlich vom Hauptwerk getrennt worden sind, erschlossen worden. Der besondere Quellenwert des Katalogs versteckter Karten am IOS liegt darin, dass die Karten unmittelbar im Kontext von wissenschaftlichen Untersuchungen bzw. politischen Texten stehen und oftmals dezidiert als Argument fungieren. Damit sind sie nicht nur Arbeitshilfen, sondern auch Mittel wissenschaftlicher und/oder politischer Beweisführung für Raumbilder und -konstruktionen. Es ist anzunehmen, dass Karten in derartigen Kontexten in besonders hohem Maße der „Rhetorik der Kartographie“9 folgen und gezielt qualitative Dimensionen des Raumes visuell hervorheben oder weglassen. Nicht selten kartieren sie thematische, aus Forschungsfragen resultierende Erkenntnisse, die so nie in selbständigen Kar-

tenwerken oder Atlanten dargestellt werden. Viele versteckte Karten stellen damit bereits statische Vorläufer moderner Karten dar: Sie integrieren Forschungsdaten visuell in räumliche Repräsentationen (wie etwa ein Beispiel zum polnischen Bankenwesen in Westpreußen und der Provinz Posen).10 Trotz aller Vorzüge muss die Behauptung, Karteien könnten alles, angesichts zeitgemäßer Technologien nun doch relativiert werden. Zettelkästen sind immobil und ortsgebunden, Anreicherungen erfolgen händisch und sind personalaufwendig. Vor allem aber müssen semantische Problemstellungen intellektuell gelöst werden. Der Einsatz von Algorithmen unter Verwendung von Normdaten oder Ontologien kann solche Recherchen erheblich beschleunigen. Voraussetzung für deren Einsatz ist natürlich die Transformation des Informations-

9 Karl Schlögel: Im Raume lesen wir die Zeit. München/ Wien: Hanser, 2003. S.90. 10 Vgl. „Contemporary maps are user-orchestrated: they allow anybody to interact with them and to choose the representation, the area and the data they are interested in

depending on its availability.” In: Sébastien Caquard: Fore­ shadowing Contemporary Digital Cartography: A Historical Review of Cinematic Maps in Films. In: The Cartographic Journal 46 (2009), 1. S.54. DOI: 10.1179/000870409X415589.

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trägers Kartei in ein elektronisches Medium. Projektbestandteil ist daher der elektronische Nachweis der Katalogisate versteckter Kartenwerke durch Retrokatalogisierung. Momentan erfolgt am IOS eine sorgfältige Überprüfung des Katalogs auf den korrekten und vollständigen Nachweis sowie den realen Bestand der Quellwerke, aus denen die Karten stammen. Nach Fehlerbereinigung werden die Katalogzettel extern von einem Dienstleister digitalisiert und schließlich im integrierten Bibliothekssystem Aleph angelegt. Die bibliographischen Angaben auf den Katalogkärtchen werden dabei nach genauen Vorgaben unter Verwendung der Normen RAK-Karten und RAK-UW übernommen. Jeder Zettel mit seinem Eintrag wird danach in der Datenbank B3Kat des Bayerischen Bibliotheksverbunds abrufbar sein. Da unselbständige Karten bislang kaum bibliothekarisch nachgewiesen und erschlossen wurden, ist zu erwarten, dass die Retrokonversion des Katalogs eine Routine zum Umgang mit derartigen Materialien liefert, von der auch andere Infrastrukturprojekte und Bibliotheken profitieren könnten.

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der kritischen Kartographie ihre semiotische Beschaffenheit als „super-sign“11 und als Instrumente persuasiver Kommunikation. Harley führt hierzu aus: „All maps state an argument about the world and they are propositional in nature. All maps employ the common devices of rhetoric such as invocations of authority (especially in ‘scientific’ maps) and appeals to a potential readership through the use of colors, decoration, typography, dedications, or written justifications of their method.“ (John Brian Harley: Deconstructing the Map. In: Cartographica: The International Journal for Geographic Information and Geovisualization 26 [1989], 2. S.11. DOI: 10.3138/E635-7827-1757-9T53.)

Die analoge Karte 2: Zur Diversität „Versteckter Karten“ – eine Bestandsaufnahme Das oben erwähnte hervorstechende Charakteristikum der versteckten Karten als graphische Verortung zusätzlicher Informationen und Daten generiert extreme thematische Heterogenität. Neben topographisch gehaltenen Umgebungskarten zur Lokalisierung historischer Ereignisse stehen Stadtpläne, Karten zur Stadtentwicklung, Schlachtenverläufe (also dynamische Vorgänge), ethnographische Karten (Choroplethenkarten), Infrastrukturkarten, administrative und ökonomische Themenkarten. Die vielfältigen Anwendungsfelder von Landkarten zur Illustration wissenschaftlicher Erkenntnis spiegeln natürlich im Sinne

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Plán hradu Krakovce. In: Václav Flajšhans: Mistr Jan řečený Hus z Husince. Praha: Vilímek, 1901. S.357.

11 Denis Wood: The Power of Maps. New York [u. a.]: Guilford, 1992. S.132.

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Reliefkarte Gorlice-Tarnów. In: Leonhard Rothkirch von Trach: Gorlice-Tarnów. Oldenburg i. Gr.: Stalling, 1918 (Der große Krieg in Einzeldarstellungen, 21). Beilage 1, 1–2.

An die Seite thematischer Heterogenität tritt die materielle: Unter den im Katalog beschriebenen Karten befinden sich großformatige Beilagen und kleine in Text eingebettete Ausschnitte, große und kleine Maßstäbe, verschiedene Maßeinheiten (von der russischen Verst bis zur englischen Meile) und Sprachen sowie erhebliche Unterschiede in Projektion und Präzision der Wiedergabe (von der Skizze über Reliefkarten bis zum detailgetreuen Gebäudegrundriss). Diese Heterogenitäten lassen sich mithilfe des vereinfachenden Metadatensets der bibliographischen Erschließung aus Gründen der Praktikabilität verständlicherweise nur in Ansätzen aufdecken. Digitale Transformationen können jedoch den Speicher des Katalogs für

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Erweiterungen der Wissensbasis „Versteckte Karten“ öffnen.

Die digitale Karte: Retrodigitalisate als Meilensteine für eine Geoforschungsinfrastruktur Die Retrokonversion des Spezialkatalogs bedeutet bereits eine Annäherung an moderne one-stop-Discovery Systeme, die mediale Beschränkungen (z. B. durch den Fokus klassischer Bibliotheksregelwerke allein auf selbständige Literatur) zugunsten google-konformer Recherchezugänge aufbrechen. Es können nun einzelne Karten im B3Kat gesucht werden, die mit dem jeweiligen Quellwerk verknüpft sind, so dass sie bestellt und entliehen werden können.

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schreibung Geodaten hinzugefügt, welche auf geographische Normdaten der Gemeinsamen Normdatei (GND) verweisen können. Die GND hat zur genauen Positionierung von Geografika im Jahr 2014 Mittelpunktkoordinaten aus der Datenbank Geonames übernommen. Werden bei der Erschließung GND-IDs in die Metadaten eingefügt, erfolgt eine automatisierte Integration der Karte auch in internationale Retrievalumgebungen (von VIAF bis hin zu Technologien des Semantic Web). Bataille de Cassano. In: Leben und Feldzüge des Generalfeldmarschalls Alexander Suworow Rymniskoi Italskoi in Italien. Leipzig, 1799. Beigabe Nr. 1.

Das Projekt GeoPortOst ist jedoch daraufhin konzipiert, über den reinen Informationsnachweis hinauszugehen und modellhaft das implizite Potential der Karten freizulegen. Zu diesem Zwecke wurden 400 urheberrechtsfreie Landkarten aus dem Katalog für eine Digitalisierung und freie Zugänglichmachung identifiziert. Da der Katalog „Versteckte Karten“ in erster Linie Material zu Russland, dem russländischen Asien, zu Polen und dem Baltikum beinhaltet, ist eine Ergänzung um weitere 500 urheberrechtsfreie Karten zu Südosteuropa aus dem IOS-Bestand vorgesehen. Insgesamt wird demnach über GeoPortOst in enger Kooperation mit dem Digitalisierungszentrum der UB Regensburg ein Pool von 900 digitalen Karten-„Volltexten“ angelegt und gesichert. Die digitalen Karten können direkt im B3Kat angesteuert, im DigiTool-Viewer der UB Regensburg mit Zoom-Funktion aufgerufen werden und sind persistent identifiziert. Zudem werden ihrer bibliographischen Be-

12 Zur Kartosemiotik vgl. Dagmar Schmauks: Landkarten als synoptisches Medium. In: Zeitschrift für Semiotik 20 (1998), 1–2. S.7–24.

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Karte2: GeoPortOst als Sammlung und Werkzeug Retrokonversion und Digitalisierung stellen zunächst nur statische „Wegweiser“ im zerklüfteten Terrain vorwiegend thematisch gestalteter Kartenbilder in wissenschaftlichen Publikationen zur Orientierung auf. Sie markieren konkrete räumlich konnotierte Sachverhalte. Der entscheidende qualitative Sprung zur Etablierung von GeoPortOst als Portal für kartenbezogene Forschung basiert jedoch auf einer Art Dekonstruktion dieser Infrastruktur (pilothaft am Beispiel der digitalisierten und damit prozessierbaren Karten vollzogen): Durch Georeferenzierung werden die bedeutungstragenden Datenschichten der faksimilierten Karten separiert (z. B. Kartenzeichen für Städte, Icons für Umrisse, Piktogramme für Wälder etc.),12 in Geodatenformate transformiert und schließlich als Inventar vereinzelt auf eine georeferenzierte Grundkarte übertragen (Resampling). Der als „Rubber Sheeting“ bezeichnete Prozess „[…] is based on landmarks identified both on the old document and on a new georeferenced one.”13 Für diesen grundlegenden Prozess existieren bewähr-

13 Jean-Luc Arnaud: Production of georeferenced data – use, cost and accuracy. In: e-Perimetron 8 (2013), 2. S.103. URL: http://www.e-perimetron.org/Vol_8_2/Arnaud.pdf (abgerufen am 25.01.2015).

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Overlay einer versteckten Karte aus: Zenone Volpicelli: Russia on the Pacific and the Siberian railway. London: Sampson Low, Marston & Co., 1899. (Modellierung: Tillmann Tegeler)

te Applikationen, wie etwa der Georeferencer von KlokanTech,14 auf die auch in GeoPortOst zurückgegriffen werden soll. Über Schnittstellen lassen sich die digitalisierten Karten in den Applikationen hochladen und mit Geodaten taggen (u. a. auch über Crowdsourcing). Der Geo­referencer ermöglicht direkte Abgleiche digitalisierter Altkarten mittels Parallelansicht und Overlay auf einer GIS-Karte. Dabei bedeutet Georeferenzierung „[…] more than visualization and ‘eye candy’ because it can do modeling and analysis.”15 Mit den relativ einfachen Operationen des „Rubber Sheetings“ könnten etwa rasch folgende Ergebnisse erzielt werden (vgl. auch Abb.): ŦŦ it positions and deforms the original document according to the new system, ŦŦ it corrects survey mistakes […], ŦŦ eventually, it can also compensate for deformation of the support […]. (JeanLuc Arnaud: Production of georeferenced data - use, cost and accuracy. In: e-Perimetron 8 (2013), 2. S.104. URL: http://www.e-perimetron.org/Vol_8_2/ Arnaud.pdf [abgerufen am 25.01.2015].)

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Die Einbindung relevanter digitalisierter Karten in GIS dürfte daher angesichts der historischen Dynamik, der Mehrsprachigkeit, Polyethnizität und Migrationsbewegungen insbesondere für die Räume Ost- und Südosteuropas interessant sein. Eventuell ließe sich anhand kartographischer Darstellungen die Tendenz zu divergierender räumlicher Bedeutungszuweisung16 in den Blick fassen und über ein gemeinsames Bezugssystem hinterfragen bzw. korrigieren. Von dieser Annahme gehen denn auch die konzeptionellen Überlegungen zur konkreten Präsentation der georeferenzierten historischen Karten von GeoPortOst aus. GIS-basierte Präsentationen bieten ja die übergreifende Suche in geographischen Räumen und ermöglichen die Verknüpfung unterschiedlicher Da-

14 URL: http://www.georeferencer.com (abgerufen am 25.01.2015). 15 Jeremy W. Crampton: Mapping. A Critical Introduction to Cartography and GIS. Chichester [u. a.]: Wiley-Blackwell, 2010. S.36. 16 Von besonderer Tragweite zu diesem Thema weiterhin: Marija Todorova: Imagining the Balkans. Updated ed. Oxford [u. a.]: Oxford Univ. Press, 2009.

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Screenshot von der URL http://cynefin.archiveswales.org.uk

tensammlungen und Anwendungen (z. B. die Einbindung von Bildern, Texten, Audiodateien). Im Rahmen des Projekts könnten etwa die versteckten Karten über einen geographischen Einstieg mit zeitlichen Filterfunktionen, thematischem Clustering und Tools zur Akkuranzberechnung sowie räumlichen Analyse (z. B. durch Vergleichsansichten) zugänglich gemacht werden.17 Ziel sollte sein, eine kritische Masse an digital aufbereiteten Karten mit Ost- und Südosteuropabezug zu bündeln, um mögliche Muster für die Konstruktion der graphischen Umsetzung von Raumbildern nachvollziehen zu können.

17 Unter der Vielzahl von Frontend-Lösungen verschiedener Anbieter wird eine Marktsichtung vorgenommen. 18 Stefan Andreas Keller: René Schneider, Benno Volk, Die Digitalisierung des philosophischen Zettelkastens. In: Stefan Andreas Keller (Hrsg.): Wissensorganisation und

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GeoPortOst2. Was Wird Weiter? „Die digitale Kartographie beschränkt sich nicht mehr auf bloße Visualisierungen, sondern integriert interaktive, animierte und multimediale Elemente. Zudem können „[…] in der Digitalität […] nicht nur Dinge repräsentiert werden, sondern auch deren Organisation bzw. Ordnung gestaltet.“18 Voraussetzung hierfür ist jedoch die Verwendung interoperabler Datenformate und, als Desiderat, die Veröffentlichung der Daten als Open Data19 (Stichwort: Forschungsdatenmanagement). Im Bereich Geodaten hat das Open Geospatial Consortium mit KML und GML Standards für Auszeichnungssprachen festgelegt, die ihre -repräsentation mit digitalen Technologien. Berlin/Boston: De Gruyter, 2014. S.3. 19 Das IOS nutzt bereits den Service von da|ra, der Registrierungsagentur für Sozial- und Wirtschaftsdaten. Alternative Veröffentlichungswege bieten wikidata oder GeoCommons.

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Wirksamkeit vor allem dadurch entfalten, dass sie plattformunabhängig sind, also Form (z. B. ein TIFF-Image) und Inhalt strikt voneinander trennen. D. h., dass beispielsweise Koordinaten im KML-Format, die aus der Georeferenzierung einer digitalisierten Karte gewonnen würden, auch separat gespeichert und in neuen Kontexten nachgenutzt werden könnten. Auf dieser Basis ließen sich Koordinaten (und ebenso andere Inhalte) verschiedener Ressourcen und Quellen kombinieren und neu organisieren. Um keine Insellösungen zu produzieren, sondern anschluss- und ausbaufähig zu bleiben, spielt auch in GeoPortOst die Verwendung anerkannter Standards eine wichtige Rolle. Ein innovatives Projekt, das auf Mashups standardisierter Auszeichnungssprachen basiert, haben vor kurzem die Waliser Archive

und die Walisische Nationalbibliothek eingeführt. „Cynefin: Mapping Wales’ sense of Place“20 kontextualisiert historische Katasterkarten bzw. ihre Geodaten mit den entsprechenden Grundbüchern bzw. deren Texterkennungsoutput. Cynefin setzt dabei mit Erfolg ganz auf die interessierte Öffentlichkeit, die aufgerufen ist, textuelle Eintragungen im Grundbuch mit den Orten auf der Karte zu verlinken. Ein vergleichbares Szenario, um die versteckten Karten in GeoPortOst mit den auf sie bezogenen Textpassagen aus den Quellwerken zu verknüpfen, würde beispielsweise für Jürgen Osterhammels Forderung, den Raum und seine Konstruktion in der Geschichtswissenschaft zu berücksichtigen und die Geographie als Nachbardisziplin der Geschichte zu akzeptieren, ein praktisches Werkzeug liefern.21

20 URL: http://cynefin.archiveswales.org.uk/en (abgerufen am 25.01.2015).

21 Jürgen Osterhammel: Die Wiederkehr des Raumes: Geopolitik, Geohistorie und historische Geographie. In: Neue Politische Literatur 43 (1998), 3. S.375.

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Veranstaltungen zur Weiterentwicklung Workshop „Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichts­ wissenschaften II: Bibliometrie und Rankings in der redaktionellen und bibliothekarischen Praxis“, 7. Februar 2014 im WiOS in Regensburg Zeit: 7. Februar 2014 Ort: Regensburg Organisation: Institut für Ost und Südosteuropaforschung (IOS), unterstützt vom Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft (Marburg) Verantwortlich: Hermann Beyer-Thoma Der Workshop wandte sich insbesondere an die Redaktionen der einschlägigen Fachzeitschriften. Er diente der Orientierung, der Weiterqualifizierung, dem Erfahrungsaustausch sowie der Entwicklung gemeinsamer Strategien. Vertreten waren folglich auch fast alle historischen und gegenwartskundlichen Zeitschriften mit Osteuropaschwerpunkt, die im deutschsprachigen Raum erscheinen. Besonders erfreulich war, dass auch einer der Redaktoren der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte teilnahm. Beim ersten Workshop im Oktober 2012 in Marburg machten sich die Teilnehmer vor allem mit der ERIH-Liste des Europäischen Wissenschaftsrats vertraut, die im östlichen Teil der EU große Anerkennung genießt. Diesmal stand im Mittelpunkt des Interesses der Vortrag von Herrn Alain Frey von Thomson Reuters. Er erläuterte die Aufnahmekriterien und Aufnahmebedingungen für Zeitschriften in den „Science Citation Report“ des „Web of Science“, des ältesten und immer noch führenden Zitationsindexes. Der Vortrag konnte manche vorgefasste Meinung von den angeblich starren mathematischen Methoden bei der

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WORKSHOP‐PROGRAMM

PublikationskulturenimWandelindenOsteuropa‐und GeschichtswissenschaftenII: BibliometrieundRankingsinderredaktionellenundbibliothekarischenPraxis

Freitag,7.Februar2014,10.00–16.30Uhr LandshuterStraße4,Raum017(EG)

10.00

BegrüßungderTeilnehmerinnenundTeilnehmer

10.30

AlainFrey(StrategicBusinessManager/Scientific&ScholarlyResearch/IP&Science,Thomson Reuters): DieAuswahl‐undAuswertungsprinzipiendesWebofScience(möglicherweiseaufEnglisch)

11.00

RafaelBall(DirektorderUniversitätsbibliothekRegensburg): BibliometrieindenGeistes‐undSozialwissenschaften–MöglichkeitenundGrenzen(aufDeutsch)

11.30

JürgenWarmbrunn(LeiterderBibliothekdesHerder‐InstitutsMarburg): WasistBibliometrieundwashabenBibliothekendamitzutun?(aufDeutsch)

12.00

AusspracheüberdieerstendreiReferate

12.15

Mittagessen

13.30

MatiLaur(MitherausgeberderZeitschrift„ForschungenzurbaltischenGeschichte",Professor fürGeschichteanderUniversitätTartu): BibliometrieundandereFormenderQualitätsmessungausderSichtderestnischenGeschichts‐ wissenschaft(aufDeutsch)

14.00

WojciechSowa(Historiker,NarodoweCentrumNaukowe): BibliometrischeMethodenindenpolnischenGeisteswissenschaften(aufDeutsch)

14.30

AusspracheüberdiebeidenvorangegangenenReferate

14.45

Kaffeepause

15.00

KommentareundBerichteausderPraxisführenderOsteuropazeitschriften

16.00

AllgemeineDiskussion

16.30

AbschlussderVeranstaltung

Workshop-Programm

Berechnung des Impact-Faktors, der auf unterschiedliche Fachkulturen keine Rücksicht nehme, entkräften. Allerdings lernten die Teilneh-

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mer auch, dass lange vor der Zuteilung eines solchen Impact-Faktors bei Thomson Reuters eine Zeitschrift erst einmal die Hürde der Aufnahme in die „Web of Science Core Collection“ nehmen muss. Dies haben bisher noch keineswegs alle Zeitschriften geschafft, die auf dem Workshop vertreten waren. Eine Grundvoraussetzung dafür sei das rechtzeitige Erscheinen. Aufschlussreich waren auch weitere wichtige Bedingungen, die Alain Frey nannte, etwa englische Übersetzungen der Aufsatztitel und englischsprachige Zusammenfassungen.

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Jürgen Warmbrunn (Herder-Institut) erläuterte die Grundsätze der Bibliometrie und Rafael Ball (UB Regensburg) sprach mit viel Humor über die Besonderheiten der Anwendung bibliometrischer Methoden in den Geisteswissenschaften. Der Nachmittag war Erfahrungsberichten aus Polen, Estland sowie aus den vertretenen Zeitschriftenredaktionen gewidmet. Die Beiträge werden Anfang 2015 als Themenheft der Zeitschrift „Bibliometrie – Praxis und Forschung“ veröffentlicht.

Weitere Tagungen „Geschichte: Visuell und digital!“  21. Jahrestagung 2014 der Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV e.V. 27.–28. November 2014, IOS, Regensburg Organisation: Angelika Meier (IOS)

Koordinationsbesprechung der Bibliothekare an Bayerischen Institutionen der Ost- und Südosteuropaforschung und an anderen Spezialbibliotheken 10. Dezember 2014, München Organisation: Birgit Riedel (IOS)

Vorträge 16. Oktober 2014

27. November 2014

„Digital Humanities“. Vortrag von Malte Reh- „Forschungsförderung und Open Access: Strabein (Universität Passau) tegie und Angebote der DFG “. Vortrag von Dr. Johannes Fournier von der Deutschen For22. Oktober 2014 schungsgemeinschaft „Wissenschaftliches Bloggen“. Vortrag von Lilian Landes (Bayerische Staatsbibliothek München)

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IOS-PUBLIKATIONEN Das IOS gibt vier Zeitschriften, eine Buchreihe und zwei Working-Paper-Reihen heraus; diese periodischen Publikationen werden von Wissenschaftler/inne/n des IOS redaktionell betreut. Darüber hinaus erarbeitet das IOS Grundlagenwerke, wie momentan das Handbuch zur Geschichte Südosteuropas. Neben diesen hier beschriebenen Publikationsformaten zeichnet das Institut auch für unregelmäßig erscheinende OnlinePublikationen verantwortlich.

IOS-Publikationen

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Fachzeitschriften Economic Systems Im Jahr 2014 wurden in der vierteljährlichen wirtschaftswissenschaftlichen peer-review Zeitschrift des IOS auf insgesamt 614 Seiten 36 Artikel veröffentlicht (Einführungsbeiträge zu Symposien oder Buchrezensionen nicht eingerechnet). Darunter waren 15 theoretische, empirische und auch politikorientierte Beiträge zu drei Symposien zu jeweils aktuellen Themen, wie die Stabilität der Finanzsysteme in Mittel- und Osteuropa, Gemeinsamkeiten und Übertragungen von Finanzmarktrisiken in Zeiten der Finanzkrise, sowie neuere Trends in Handels-, Finanz- und Regulierungssystemen von Schwellenländern. Die Zahl der eingereichten Beiträge ist 2014 auf etwa 300 angestiegen und hat sich damit innerhalb von drei Jahren beinahe verdreifacht. Mit diesem

deutlichen Anstieg konnte die Akzeptanzquote auf etwa 12 % aller neu eingereichten Manuskripte gesenkt werden. Im August 2014 wurde im Journal Citation Report von Thomson Reuters erstmals ein Impact Factor für Economic Systems ausgewiesen: Der Wert von 0,611 für das Jahr 2013 bedeutet, dass jeder 2011 oder 2012 in der Zeitschrift publizierte Artikel im Jahre 2013 durchschnittlich 0,611 mal in irgendeiner anderen Zeitschrift mit Impact Factor zitiert wurde. Damit liegt Economic Systems auf Anhieb im mittleren Drittel der internationalen wirtschafts- und finanzwissenschaftlichen Fachzeitschriften mit Impact Factor. Als ausgesprochen hilfreich haben sich dazu die noch recht neuen Übersichtsartikel der Zeitschrift erwiesen. Das September-Heft 2014 enthält einen solchen Survey über die empirische Literatur zur Vorhersage von Bankenkrisen.

Editors: Prof. Dr. Richard Frensch (Managing Editor), Prof. Dr. Ali M. Kutan (Co-Editor) Kontakt: [emailprotected]

Jahrbücher für Geschichte Osteuropas Als einzige referierte Fachzeitschrift für osteuropäische Geschichte im deutschen Sprachbereich veröffentlichen die „Jahrbücher“ Beiträge zur Geschichte des gesamten östlichen und südöstlichen Europa. Die Hälfte der eingereichten und veröffentlichten Beiträge stammt aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland. Der umfangreiche Rezensionsteil, in dem im Berichtsjahr 102 Besprechungen veröffentlicht

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wurden, bietet einen Überblick über die zentralen Publikationen des Faches unter besonderer Berücksichtigung der deutschsprachigen Forschung. Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich. Das zusätzliche Online-Rezensionsangebot jgo.e-reviews stellt eine möglichst aktuelle Buchbesprechung sicher und bietet ein frei zugängliches Forum für internetbasierte Wis-

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IOS-Publikationen

senschaftskommunikation. Die vier jährlichen größtenteils mit Bestwertungen geführt und Ausgaben werden auf der europäischen Platt- sind damit erste Wahl auch für Wissenschaftform „recensio.net“ veröffentlicht. Die Quali- lerinnen und Wissenschaftler, die aus Karritätskriterien für die Rezensionstexte und die eregründen in hoch gerankten Zeitschriften Intensität der redaktionellen Betreuung sind veröffentlichen müssen. Erwähnt seien hier die gleichen wie in den gedruckten Heften der vor allem der „Arts and Humanities Citation Jahrbücher, allerdings sind die jgo.e-reviews de- Index“ und das „Web of Science“ von Thomzidiert international orientiert. Im Jahr 2014 son Reuters sowie das Gegenstück „Scopus“ wurden hier 121 zusätzliche Besprechungen von Elsevier, das unter dem Namen SCImago publiziert. auch einen Impact-Faktor beDie 17 veröffentlichten Forschungsbeiträge rechnet und auf dieser Basis des Jahres 2014 behandeln ein breites zeitli- eine Wertung vornimmt. Die ches und thematisches Spektrum mit Schwer- „Jahrbücher“ lagen hier in den punkt auf Russland und der Sowjetunion. letzten Jahren schwankend bei Das Themenheft dieses Jahrgangs war dem Q1 und Q2. Dass nur etwa die Schwerpunkt „Katastrophen im östlichen Eu- Hälfte der von Autorinnen und ropa“ (Heft 2/2014) gewidmet. Gastherausge- Autoren eingesandten Manuber waren Klaus Gestwa (Tübingen) und Marc skripte dem Begutachtungsverfahren standhält, spricht Elie (Paris). Die Jahrbücher für Geschichte Osteuropas ebenfalls für die hohen Qualiwerden in zahlreichen Listen und Rankings tätsansprüche. Redaktion: Dr. Hermann Beyer-Thoma Kontakt: [emailprotected]

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Südosteuropa. Journal of Politics and Society Südosteuropa ist eine internationale, mul- (C.E.E.O.L.) zugänglich. Rezensionen erscheitidisziplinäre Zeitschrift für politische und nen parallel zur Druckausgabe bei recensio.net. gesellschaftliche Themen und Prozesse im 2014 sind vier Ausgaben erschienen mit südöstlichen Europa seit 1989. Als Forum für insgesamt 552 Seiten. Zwei der vier Hefte entaktuelle Forschungen zum südöstlichen Euro- halten einen thematischen Schwerpunkt, der pa steht sie insbesondere den Politikwissen- jeweils von Gastherausgebern betreut wurde: schaften, der Soziologie, dem Fach Interna- „Did the Wars in Yugoslavia Change the Perceptionale Beziehungen, der Zeitgeschichte, der tion of Societal Conflicts? Debates in France Ökonomie, der Anthropologie, den Rechtswis- and Germany” (Heft 4, 2013, Hrsg. von Xavier senschaften, der Geschlechterforschung und Bougarel, Hannes Grandits und Nenad Stefaden Kulturstudien offen. Im Fokus steht der nov) und „Football and Society” (Heft 2, 2014, Raum zwischen der östlichen Adria, dem öst- Hrsg. von Dario Brentin, Armina Galijaš und lichen Mittelmeer und dem Schwarzen Meer. Hrvoje Paić). Ein Dossier „Perspectives on the Vergleichende Perspektiven auf benachbarte Ukrainian Crisis“, mit Beiträgen zu Reaktionen Regionen sind willkommen, ebenso wie Ana- auf die Krise in Kosovo, Makedonien, Moldawilysen und theoretische Fragen mit Bezug auf en, Rumänien, Serbien und Türkei, ist in den andere Weltregionen. Darüber hinaus enthält Heften 2 und 3 erschienen. die Zeitschrift Buchbesprechungen und, seit 2014 war ein Jahr wesentlicher Änderungen 2014, eine offene Rubrik für andere Textfor- für Südosteuropa: Die Herausgeberschaft wechmate zu relevanten Themen. Alle Aufsatzma- selte von Marie-Janine Calic, die mehr als sienuskripte unterliegen einem doppelt-blinden ben Jahre lang die Internationalisierung und Gutachterverfahren. wissenschaftliche Profilierung der Zeitschrift Südosteuropa ist in der Internationalen Bib- erfolgreich vorangetrieben hat, auf ein Dreiliographie der geistes- und sozialwissenschaft- erkollegium, bestehend aus Ger Duijzings (Prolichen Zeitschriftenliteratur (IBZ), den World- fessor für Sozialanthropologie an der Univerwide Political Science Abstracts (WPSA), den sität Regensburg), Wim van Meurs (Professor International Political Science Abstracts (IPSA) für politische Geschichte an der Universität Nisowie den Sociological Abstracts (SA) indiziert. jmegen) und Sabine Rutar (Editor-in-Chief). An Die Aufsätze werden zudem in der Datenbank dieser Stelle möchte das IOS nochmals herzlich World Affairs Online nachge- Marie-Janine Calic für ihren Einsatz danken. wiesen und sind im Fachpor- Vergrößert wurde das Herausgebergremium tal Internationale Beziehun- (auf 23 Mitglieder), mit dem Ziel, das internagen und Länderkunde (IREON) tionale sowie interdisziplinäre Netzwerk der recherchierbar. Sechs Monate Zeitschrift zu erweitern. Seit 2014 erscheint nach Erscheinen sind alle Bei- die Zeitschrift ausschließlich in englischer träge in der Central and Eas- Sprache. tern European Online Library Redaktion: Dr. Sabine Rutar, Christian Mady (Assistenz), Dr. Wim van Meurs (Book Review Editor) Kontakt: [emailprotected]

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Südost-Forschungen. Internationale Zeitschrift für Geschichte, Kultur und Landeskunde Südosteuropas Die seit 1936 als Jahrbuch erscheinende Zeitschrift Südost-Forschungen ist das Publikationsorgan des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung für historische Forschungen zu Südosteuropa. Die Zeitschrift ist interdisziplinär angelegt und offen für Beiträge über die Epochen von Byzanz bis hin zur Zeitgeschichte. In ihrem sehr umfangreichen Rezensionsteil bieten die Südost-Forschungen einen breiten Überblick über die aktuelle Fachliteratur in allen relevanten Sprachen. Hervorzuheben ist die Internationalität der Autorinnen und Autoren, von denen viele in Südosteuropa tätig sind, weshalb der Zeitschrift auch eine wichtige Wissenstransferfunktion zukommt. Nicht zuletzt deshalb haben sich die Südost-Forschungen zu einem führenden Fachorgan der internationalen Südosteuropa-Forschung entwickelt. Der Schwerpunkt der Zeitschrift liegt auf Abhandlungen zur Geschichte der Gesellschaften Südosteuropas. Darüber hinaus werden Beiträge zur Geographie, Kunst, Literatur, Religionswissenschaft, Wirtschaft, Sprachwis-

senschaft und Ethnologie berücksichtigt, soweit sie in direktem Zusammenhang mit SüdostForschungen der Geschichte Südosteuropas stehen. Die Zeitschrift ist unterteilt in einen Aufsatzteil, die Rubrik „Aus der Südosteuropaforschung“ mit aktuellen Forschungsberichten und einen umfangreichen Rezensionsteil. Die Beiträge, deren Manuskripte auch in einer der südosteuropäischen Sprachen eingereicht werden können, werden auf Deutsch oder Englisch, fallweise auch auf Französisch veröffentlicht. Sie unterliegen einem anonymen Begutachtungsprozess. 2014 ist erschienen: Band 72 (2013), mit 12Aufsätzen, 2 Nachrufen und Rezensionen zu 115 Büchern (insgesamt 662 Seiten). In der Rubrik „Aus der Südosteuropaforschung“ erschien ein Schwerpunkt zur Geschichte der Arbeit in Südosteuropa im 20. Jahrundert. Herausgegeben vom

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Band 72 • 2013

Herausgeber: Prof. Dr. Ulf Brunnbauer (IOS), Dr. Konrad Clewing (IOS) Redaktion: Dr. Peter Mario Kreuter Kontakt: [emailprotected]

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Schriftenreihe Südosteuropäische Arbeiten Die Südosteuropäischen Arbeiten sind die Buchreihe des IOS und blicken dabei auf eine über achtzigjährige Tradition zurück. Die Reihe bietet Raum für herausragende Monographien zur südosteuropäischen Geschichte, inklusive der Zeitgeschichte. Daneben werden gelegentlich auch Sammelbände und Quelleneditionen zur Publikation angenommen, wenn sie wichtige Beiträge zur historischen Forschung über Südosteuropa leisten. Die internationale, breite Rezeption anhand von Rezensionen und Zitationen weist die bei De Gruyter Oldenbourg erscheinenden Südosteuropäischen Arbeiten als eine führende Reihe für die Geschichte Südosteuropas aus. Nicht selten werden ihre Titel in andere Sprachen übersetzt. Veröffentlichungssprachen sind Deutsch und Englisch. Eingereichte Manuskripte werden von den Herausgebern und externen Gutachtern begutachtet. Eine weitere Basis für die hohe Qualität der Reihe ist die sorgfältige redaktionelle Betreuung sowie ein wissenschaftliches Lektorat aller Manuskripte.

2014 sind 2 neue Bände erschienen:

Band 152

Band 153

Band 152: Hildrun Glass: Deutschland und die Verfolgung der Juden im rumänischen Machtbereich 1940–1944, München 2014, VIII u. 303 S. Band 153: Florian Kührer-Wielach: Siebenbürgen ohne Siebenbürger? Zentralstaatliche Integration und politischer Regionalismus nach dem Ersten Weltkrieg, München 2014, 419 S.

Herausgeber: Prof. Dr. Ulf Brunnbauer (IOS), Dr. Konrad Clewing (IOS) Redaktion: Dr. Konrad Clewing Kontakt: [emailprotected]

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IOS-Publikationen

Grundlagenwerke Handbuch zur Geschichte Südosteuropas Unter den laufenden Handbuchprojekten im Bereich der Geschichte stellt das auf sechs Bände angelegte Handbuch zur Geschichte Südosteuropas ein besonders ambitioniertes dar. Seiner Anlage nach wird es ein einzigartiges Kompendium zur Geschichte Südosteuropas darstellen, das nicht nur der Verwendung in der Lehre wie der Forschung dienen soll. Es richtet sich darüber hinaus an ein allgemeiner interessiertes Publikum, dem es ein wissenschaftlich vertieftes Orientierungswissen über die Region zur Verfügung stellen möchte. Hierfür konnten mittlerweile über 70 in- und ausländische Experten gewonnen werden, die sowohl innerregionale thematische Bezüge herstellen, als auch die wirtschaftliche, politische und kulturelle Verwobenheit Süd- chum), Prof. Dr. Fritz Mitthof (Wien), Prof. Dr. osteuropas mit dem übrigen Kontinent her- Walter Puchner (Athen), Prof. Dr. Klaus Roth ausarbeiten. Mit teilweise „hybrider“ Erschei- (München), Prof. Dr. Holm Sundhaussen (Bernungsweise (gedruckt und digital) wird das lin, †), Prof. Dr. Christian Voß (Berlin) und Prof. durchgängig forschungsbasierte Handbuch Dr. Ioannis Zelepos (München). die gerade auch für die digitale WissensgesellInsgesamt entstehen sechs Bände zu den schaft dringend benötigten Kenntnisse über Themenblöcken „Herrschaft und Politik“ (BänSüdosteuropa liefern. de 1/2), „Sprache und Kultur“ (Bände 3/4), „WirtEditorisch wird das Handbuchprojekt von schaft und Gesellschaft“ (Bände 5/6), die wieProf. Dr. Ulf Brunnbauer, Dr. Konrad Clewing derum chronologisch in „Vormoderne“ und und Prof. Dr. Oliver J. Schmitt (Wien) betreut, „Moderne“ gegliedert sind. Arbeits- und Autofür die Redaktion und Koordination verant- rentreffen fanden im Jahr 2014, mit Ausnahme wortlich ist Dr. Edvin Pezo. Externe Heraus- des Bandes zu „Herrschaft und Politik (Modergeber einzelner Bände sind Prof. Dr. Hannes ne)“, zu allen Bänden in Regensburg, München, Grandits (Berlin), Prof. Dr. Markus Koller (Bo- Berlin und Wien statt. Redaktion: Dr. Edvin Pezo Kontakt: [emailprotected]

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Diskussionspapiere IOS Policy Issues

Department of Economics

Policy Issues

Forschung wird von Nicht-Forschern oft als ein Vorgang wahrgenommen, der in einer Art black box stattfindet, mit unverständlicher Terminologie überfrachtet ist, und rechnerisch so hingebogen wird, dass die von wem auch immer gewünschten Resultate letztendlich geliefert werden. Forschung muss ihr Tun rechtfertigen, sich zu Widersprüchlichkeiten bekennen, sich der Kritik stellen und kann sich nicht mehr hinter einer geheimnisvollen Mauer aus Fachbegriffen verstecken. Vor allem angewandte Forschung muss über die scientific community hinaus wahrgenommen und diskutiert werden, um ihre Existenz zu rechtfertigen und um gestalterisch zu wirken. Dies gilt auch für ein Forschungsinstitut wie das IOS, und insbesondere natürlich in der aktuellen Zeit. Dieser Aufgabe stellen sich die Policy Issues – sie wollen die Forschungsergebnisse der IOS-Mitarbeiter in kurzer und allgemein verständlicher sowie anschaulicher Form an alle Interessierten und Interessenten weiterleiten, zum Feedback und zur Diskussion einladen, und so einen Beitrag zu aktuell diskutierten politischen Themen aus dem geografischen und fachlichen Forschungsraum des IOS liefern. Mit diesem neuen Format ist das IOS in mancherlei Hinsicht noch im experimentellen Stadium – Schreiben für die Öffentlichkeit ist keine Disziplin, die an Universitäten gelehrt wird, die Anwendung der eigenen Arbeit auf schnöde Politik fällt nicht immer leicht, mögliche interdisziplinäre Antworten auf aktuelle Fragen müssen von zwei meist mit Arbeit

voll belasteten Autoren koordiniert gegeben werden solange das „Eisen heiß“ ist. Nicht alle diese Probleme können von der Redaktion per Federstrich gelöst werden. Dass die zusätzliche, vermeintlich „unwissenschaftliche“ Arbeitsbelastung zeitlich einkalkuliert und als solche honoriert werden muss, ist ebenfalls eine Herausforderung, der sich das IOS organisatorisch und finanziell zu stellen hat. Bisher erschienen sind: Nr. 1 Manuela Troschke and Florian Wittmann, Inside Oligarchs versus Outside India: Technical (non)progress and environmental effects in Post-Soviet Steel, 6 S., März 2014 Nr. 2 Michael Knogler, Poverty and Social Exclusion in Central, Eastern and South-Eastern European Member States, 6 S., Mai 2014 Nr. 3 Kseniia Gatskova, Can increasing religiosity foster democratization in Ukraine?, 6S., Juni 2014 Nr. 4 Barbara Dietz, Migration and Population Change: Central and East Europeans in Germany are on the rise, 6 S., Juli 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Landshuter Straße 4, D-93047 Regensburg Telefon: ++49 (09 41) 943 54-10 E-Mail: [emailprotected] Internet: www.ios-regensburg.de

No. 1 March 2014

Inside Oligarchs versus Outside India: Technical (non)progress and environmental effects in Post-Soviet Steel Manuela Troschke and Florian Wittmann

The recent case of the Ilva Steelworks in Italy demonstrates that outdated technology in steel production can persist and respective environmental damage can occur if economic and political interests that stick to an overcome developmental model collude. Steel played also a prominent role for economic development of the Soviet Union, but over decades under the plan mechanism a pronounced technological backwardness of the sector evolved. Despite privatization, trade liberalization and rising prices for input goods since transition, backwardness persists till now and environmental damage caused by the sector is a serious concern. Our article examines technical (non)progress in the steel sector of Russia, Ukraine and Kazakhstan and looks at the explanatory factors for backwardness, with a special focus on ownership. To overcome the locked-in situation, we propose that EU anti-dumping investigations and trade agreements should take into account a broader range of potential subsidies and include environmental factors alike.

The role of Steel in CIS countries Steel production had been a main driver of economic development and industrialization in the Soviet Union. It contributed substantially to “overtaking the west” and fuelled societal change towards a post-feudal industrial society. Among CIS states, the three largest producers of (crude) steel are Kazakhstan, Ukraine and Russia, while Russia and Ukraine are ranked among the ten largest steelproducing countries in 2012. Soviet steel enterprises dominated the economic (and partly also the political) development of these countries. Historically they constituted the industrial base of a country, provided basic input goods for many other sectors, with the defence industry playing a prominent role. Steel production till nowadays is a backbone of the three economies. Despite a certain decline within the last decade, the share of steel in industrial production accounted for 12% (Russia), 14% (Kazakhstan) and 19% (Ukraine) according to official statistics in 2011. Steel exports of the oil and gas exporting nations in the same year contributed 5% (Russia) and 7% (Kazakhstan) but 27% for Ukraine to total exports.

Policy Issues No. 1 March 2014

Figure 1: Producers of crude steel among CIS countries in thsd. tons (2011) Russian Federation 68852 (61.1%)

Ukraine 35332 (31.4%)

other 1166 (1.0 %)

Belarus 2614 (2.3%)

Kazakhstan 4699 (4.2%)

Source: Steel Statistical Yearbook 2012

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Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

IOS-Publikationen

IOS Working Papers Nr. 337 Alexander Libman and Joachim Zweynert, Ceremonial Science: The State of Russian Economics Seen Through the Lens of the Work of ‘Doctor of Science’ Candidates, 45S., Januar 2014.

Nr. 342 Ilhom Abdulloev, Ira N. Gang, and Myeong-Su Yun, Migration, Education and the Gender Gap in Labour Force Participation, 33 S., Juni 2014

Arbeitsbereich Ökonomie

IOS Working Papers

No. 345

Sometimes, Winners Lose: Economic Disparity and Indigenization in Kazakhstan

Nr. 338 Ilhom Abdulloev, Gil S. Epstein, and Ira N. Gang, Ethnic Goods and Immigrant Assimilation, 33 S., März 2014 Nr. 339 Ewa Dabrowska and Joachim Zweynert, Economic Ideas and Institutional Change: The Case of the Russian Stabilisation Fund, 37S., April 2014 Nr. 340 Katharina Eck and Stephan Huber, Product Sophistication and Spillovers from Foreign Direct Investment, 37 S., Mai 2014 Nr. 341 Roman Horváth and Ayaz Zeynalov, The Natural Resource Curse in Post-Soviet Countries: The Role of Institutions and Trade Policies Investment, 18 S., Juni 2014

Nr. 343 Leonid Polishchuk and Georgiy Syunyaev, Ruling Elites’ Rotation and Asset Ownership: Implications for Property Rights, 34 S., Juli 2014

Ira N. Gang and Achim Schmillen

October 2014

Nr. 344 Nargiza Alimukhamedova, Microfinance Environment in Uzbekistan: Analysis of Supply and Demand, 39 S., August 2014 Nr. 345 Ira N. Gang and Achim Schmillen, Sometimes, Winners Lose: Economic Disparity and Indigenization in Kazakhstan, 28 S., Oktober 2014

IOS Mitteilungen Nr. 64 Svetlana Suveica, “Russkoe Delo” and the “Bessarabian Cause”: The Russian Political Émigrés and the Bessarabians in Paris (1919– 1920), 53 S., Februar 2014

Arbeitsbereich Geschichte

IOS-Mitteilungen

No. 64

“Russkoe Delo” and the “Bessarabian Cause”: The Russian Political Émigrés and the Bessarabians in Paris (1919–1920) Svetlana Suveica

February 2014

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PUBLIKATIONEN UND VORTRÄGE DER MITARBEITER/INNEN Publikationen  ������������������������������������������������������������������������������������ 156  Vorträge 

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

PUBLIKATIONEN Bücher (Monografien und Sammelbände) Katrin Boeckh, Krisztina Busa, Antje Himmelreich, Edvin Pezo, Natali Stegmann (Hrsg.): Staatsbürgerschaft und Teilhabe. Bürgerliche, politische und soziale Rechte im östlichen Europa. München: De Gruyter Oldenbourg 2014. Luminiţa Gătejel: Warten, hoffen und endlich fahren: Auto und Sozialismus in der Sowjetunion, in Rumänien und der DDR (1956–1989/91). Frankfurt am Main: Campus 2014.

Sabine Rutar (Hrsg.): Beyond the Balkans. Towards an Inclusive History of Southeastern Europe, Wien, Zürich, Berlin: Lit 2014 (= Studies on South East Europe, 10). Sarah A. Wagner, Peter Mario Kreuter (Hrsg.): The Changing Places and Faces of War. Free­ land, Oxfordshire: Inter-Disciplinary Press 2014.

Artikel in internationalen Zeitschriften mit Gutachtersystem (peer-reviewed journals) Ulf Brunnbauer: Globalizing Southeastern Europe: The Economic Causes and Consequences of Overseas Emigration up until 1914. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, 1 (2014), S. 33–63. Barbara Dietz: Determinants of Internal Migration in Kazakhstan (mit A. Aldashev). In: Economic Systems, 38:3 (September 2014), S. 379–396. Barbara Dietz, Kseniia Gatskova: Showing Off to the New Neighbors? Socio-economic Status, Earnings and Consumption Patterns of Internal Migrants (mit Alexander M. Danzer und Achim Schmillen). In: Journal of Comparative Economics, 42:1 (März 2014), S. 230–245.*

Barbara Dietz: Labour Migration from Eastern Europe and the EU’s Quest for Talents (mit Alexander M. Danzer). In: Journal of Common Market Studies, 52:2 (Juni 2014), S. 183–199.* Miriam Frey: A General Equilibrium Evaluation of the Fiscal Costs of Trade Liberalization in Ukraine (mit Zoryana Olekseyuk). In: Empirica, (September 2014), S. 505–540.* Jürgen Jerger: Aufstieg und Niedergang von Nationen. In: ifo Schnelldienst 67:14 (Juli 2014), S. 3–14.

* Veröffentlicht in Zeitschrift mit Impact Factor

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Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Jürgen Jerger: Testing for Parameter Stability in DSGE Models. The Cases of France, Germany, Italy, and Spain (mit Oke Röhe). In: International Economics and Economic Policy, 11:3 (2014), S. 329–351. Visar Nonaj: „Neues Werk, neue Menschen“: Die Rekrutierung von Arbeitskräften für das albanische Stahlwerk „Stahl der Partei“. In: Südost-Forschungen, 72 (2014), S. 319–348. Stefano Petrungaro: Hostels for Jobless Workers in Interwar Yugoslavia. In: International Review of Social History, 59:3 (2014), S. 443–471. Stefano Petrungaro: The Fluid Boundaries of “Work”. Some Considerations about Concepts, Approaches, and South-Eastern Europe. In: Südost-Forschungen, 72 (2014), S. 271–286. Olga Popova: Can Religion Insure against Aggregate Shocks to Happiness? The Case of Transition Countries. In: Journal of Comparative Economics, 42:3 (August 2014), S. 804–818.* Olga Popova: Life (Dis)Satisfaction and the Intention to Migrate: Evidence from Central and Eastern Europe (mit Vladimir Otrachshenko). In: Journal of Socio-Economics, 48 (Februar 2014), S. 40–49. Biljana Raeva, Ulf Brunnbauer: Fabrikarbeiter, Gewerkschaften und Funktionäre im „entwickelten“ Sozialismus. Die Aushandlung von Arbeiterinteressen am Beispiel des bulgarischen Stahlwerks Kremikovci. In: Südost-Forschungen, 72 (2014), S. 287–318.

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Sabine Rutar: Arbeit unter deutscher Besatzung. Eine sozial- und alltagsgeschichtliche Untersuchung von Montanindustriebetrieben in Jugoslawien (1941–1944/45). In: Historie. Jahrbuch des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften, 7 (2013/14), S. 290–304. Sabine Rutar: Prospettive di una storiografia traduttiva sulla regione adriatica nordorientale: note introduttive [Perspektiven einer translativen Historiographie der nordöstlichen Adriaregion: einleitende Überlegungen]. In: Memoria e Ricerca, 12 n. s./45 (2014), Themenheft „Spazio e misura. Modelli, techniche e rappresentazioni“ [Raum und Maß(stab). Modelle, Techniken und Repräsentationen], S. 101–104. Svetlana Suveica: For the “Bessarabian Cause”: The Activity of Odessa Committee for Saving Bessarabia (1918–1920). In: Archiva Moldaviae, 5 (2014), S. 141–171. Svetlana Suveica: A Russian Diplomat in Bucharest: S. A. Poklevskii-Kozel and the “Bessarabian Cause” (1919–1920). In: Arhivele Totalitarismului, 22:1–2 (2014), S. 10–30. Svetlana Suveica: Crisis in Ukraine: A Quest for Moldovan Territorial Integrity. In: Südosteuropa, 62:2 (2014), S. 208–220. Svetlana Suveica: “Entering the EU through the back door”?! Debates on Romanian Citizenship for Moldovans. In: Eurolimes, (Supplement/2013), S. 272–284.

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Beiträge in Sammelbänden und nicht begutachteten Zeitschriften Katrin Boeckh: Allies are Forever (until they are no more). Yugoslavia’s Multivectoral Foreign Policy during Titoism. In: Soeren Keil, Bernhard Stahl (Hrsg.): The Foreign Policies of Post-Yugoslav States – From Yugoslavia to Europe. New York, Basingstoke 2014, S. 18–43. Katrin Boeckh: The EU, the History of Post-YU Space, and the Prospects for a Better Future (Policy Paper). In: Marko Lovec (Hrsg.): Lessons Learned for the European Union. A Reflection on Stronger Co-operation in the Western Balkans for a Better European Future. Ljubljana: Faculty of Social Sciences Press 2014, S. 259–269. (online: http://knjigarna.fdv.si/knjige/inter disciplinarno/posebne-izdaje/i_660_lessons­ learned-for-the-european-union-a-reflectionon-stronger-co-operation-in-the-western-balk​ ans-for-a-better-european-future) Katrin Boeckh: Russkaja ėmigracija v period Vejmarskoj Respubliki i ee otnošenija s Katoličeskoj cerkov’ju (1918–1939 gg.) [Die russische Emigration in der Weimarer Republik und ihre Beziehungen zur katholischen Kirche 1918–1939]. In: E. S. Tokareva, A. V. Judin (Hrsg.): Rossija i Vatikan. Vyp. 3. Russkaja ėmigracija v Evrope i Katoličeskaja cerkov’ meždu dvumja mirovymi vojnami. Moskva 2014, S. 201–214. Katrin Boeckh: Deportacje w Związku Sowieckim jako stalinowski instrument terroru. Nowe badania [Deportationen in der Sowjetunion als stalinistisches Terrorinstrument. Neue Forschungen]. In: Sebastian Rosenbaum, Dariusz Węgrzyn (Hrsg.): Deportacja mieszkańców Górnego Śląska do obozów pracy przymusowej w Związku Sowieckim w 1945 roku.

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Faktografia – konteksty – pamięć. Katowice 2014, S. 18–43. Katrin Boeckh: Keineswegs desinteressiert. Die Pläne NS-Deutschlands mit Jugoslawien 1940/41. In: Srbi i rat u Jugoslaviji 1941 godine. Zbornik radova/Serbs and War in Yugoslavia in 1941. Thematic Collection of Articles. Beograd 2014, S. 165–188. Katrin Boeckh: Staatsbürgerschaft und Repatriierung. Die Rückführung ukrainischer Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion. In: Katrin Boeckh u. a. (Hrsg.): Staatsbürgerschaft und Teilhabe. München 2014, S. 249–268. Katrin Boeckh: Die Ukraine 2000plus: Revolutionen ohne Ende? In: OstWest. Europäische Perspektiven, 15:4 (2014), S. 242–252. Ulf Brunnbauer: Moving Subjects. The Translocal Nature of Southeast European History. In: Christian Promitzer, Siegfried Gruber, Harald Heppner (Hrsg.): Southeast European Studies in a Globalizing World. Münster: Lit 2014 (= Studies on South East Europe, 16), S. 103–114. Ulf Brunnbauer: Sarajevo: Erinnerungsort wider Willen. In: Ost-West. Europäische Perspektiven 15:1 (2014), S. 56–65. Konrad Clewing: Die Balkankriege 1912/13: Eroberung, Befreiung und der Anfang vom Ende des alten Europa? In: Horst-Dieter Blume, Cay Lienau (Hrsg.): Die Balkankriege 1912/13 und Griechenland. Münster 2014 (= Choregia, 12), S.13–26.

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Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Barbara Dietz: Fremde Deutsche. Zuwanderung und Integration von (Spät)Aussiedlern. In: Mathias Beer (Hrsg.): Baden-Württemberg – Eine Zuwanderungsgeschichte. Stuttgart: Kohlhammer 2014, S. 172–195. Barbara Dietz: Destination Germany: Patterns, Demographic Consequences and Policy Implications of East-West Migration. In: C. Benelbaz, H. Flavier, O. Belova-Gille, M. Jones (Hrsg.): Les migrations intra-européennes à l’aube du XXIème siècle, perspectives pluridisciplinaires. Bordeaux: Pedone 2014, S. 39–55. Jürgen Jerger: Institutionen und historische Grenzen. In: Thomas Apolte (Hrsg.): Transfer von Institutionen. Berlin 2014 (= Schriften des Vereins für Socialpolitik, 340), S. 221–244. MichaelKnogler: Sozialmodelle in der erweiterten Europäischen Union: Wo stehen die neuen Mitgliedstaaten (mit Fidelis Lankes). In: K. Boeckh et al. (Hrsg.) Staatsbürgerschaft und Teilhabe. Bürgerliche, politische und soziale Rechte im östlichen Europa. De Gruyter Oldenbourg, 2014, S.289–309. Peter Mario Kreuter: Vampirglauben in Südosteuropa einst und jetzt. In: Annette Rainer, Christina Töpfer, Martina Zerovnik (Hrsg.): Carmilla, der Vampir und wir. Graz: Passagen Verlag, Graz Museum 2014, S. 45–50. Peter Mario Kreuter, Heinz Schott: Vampires in Medicine and Culture. In: Sven Klimpel, Heinz Mehlhorn (Hrsg.): Bats (Chiroptera) as Vectors of Diseases and Parasites. Facts and Myths. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag 2014 (= Parasitology Research Monographs, 5), S. 161–172.

Jahresbericht 2014

Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Peter Mario Kreuter: From Dybbøl to Thessaloniki. George I, King of the Hellenes, and the Fate of War. In: Sarah A. Wagner, Peter Mario Kreuter (Hrsg.): The Changing Places and Faces of War. Freeland, Oxfordshire: Inter-Disciplinary Press 2014, S. 87–116. Peter Mario Kreuter: „Humillima Ancilla Maria Brancovan P. Constantini Relicta Vidua.“ Lupta Mariei Brâncoveanu pentru moştenirea lui Constantin Brâncoveanu (după materiale din Hofkammerarchiv din Viena) [„Humillima Ancilla Maria Brancovan P. Constantini Relicta Vidua.“ Der Kampf von Maria Brâncoveanu um das Erbe Constantin Brâncoveanus (nach Beständen aus dem Hofkammerarchiv in Wien)]. In: Dinică Ciobotea u. a. (Hrsg.): Sfântul Constantin Brâncoveanu, ocrotitorul Episcopiei Slatinei şi Romanaţilor. 3 Bde. Slatina: Editura Episcopiei Slatinei şi Romanaţilor 2014, Bd. 3, S. 412–420. Christian Mady: Specialization and Cooperation within the Council for Mutual Economic Assistance. The Case of the Hungarian Automobile Industry. In: Dorin Dobra, Mihai Márton, Zsolt K. Lengyel (Hrsg.): Kooperation in Europa/Cooperation in Europe: Modelle aus dem 20.Jahrhundert/Models from the 20th Century. Regensburg: Pustet 2014, S. 72–94. Trude Maurer: Sosuščestvovanie i sotrudničestvo: Poliėtničeskij Jur’evskij universitet vo vremja Pervoj mirovoj vojny [Koexistenz und Zusammenarbeit: Die multiethnische Jurevskij Universität während des Ersten Weltkriegs]. In: V. N. Skvorcov (Hrsg.): Vojna i povsednevnaja žizn‘ naselenija Rossii XVII–XX vv. (K stoletiju načala Pervoj mirovoj vojny). Sankt-Peterburg 2014, S. 427–434.

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Trude Maurer: Fern der Front und fern vom „Volk“: Die „Verteidigung der Heimat“ durch Studenten und Professoren des Russischen Reiches. In: Stefan Karner, Philipp Lesiak (Hrsg.): Erster Weltkrieg. Globaler Konflikt – lokale Folgen. Neue Perspektiven. Innsbruck, Wien, Bozen 2014, S. 247–270. Irina Morozova: Die Perestrojka in Zentralasien. In: Religion & Gesellschaft in Ost und West, 8 (2014), S. 16–17. Irina Morozova: Preface. In: S. Roche (Hrsg.): Central Asian Intellectuals on Islam: between Scholarship, Politics and Identity. Berlin: ZMO Studien 2014, S. 9–17. Visar Nonaj: Kombinati Metalurgjik i Elbasanit dhe rekrutimi i fuqisë së nevojshme punëtore [Das Stahlwerk von Elbasan und die Rekrutierung der benötigten Arbeitskräfte]. In: Përpjekja, 32–33 (2014), S. 88–109. Stefano Petrungaro: Fire and Honour. On the Comparability of Popular Protests in late 19th Century Croatia-Slavonia. In: Sabine Rutar (Hrsg.): Beyond the Balkans. Towards an Inclusive History of Southeastern Europe. Wien: Lit 2014 (= Studies on South East Europe, 10), S. 247–263. Edvin Pezo: Jugoslawiens Staatsangehörigkeits­ gesetze und ihre nationalstaatlichen und mi­ grationspolitischen Dimensionen (1918–1964). In: Katrin Boeckh et al. (Hrsg.): Staatsbürgerschaft und Teilhabe. Bürgerliche, politische und soziale Rechte im östlichen Europa. München: De Gruyter Oldenbourg 2014, S. 199–212.

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Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Biljana Raeva: Geroizacija i măžestvenost po vreme na socializma v Bălgarija prez 60-te – 80-te g. na XX v. (po primera na MK Kremikovci) [Heroisierung und Männlichkeit während des Sozialismus in Bulgarien von den 1960er bis zu den 1980er Jahren am Beispiel des (MK Kremikovci)]. In: Balkanističen forum, 3 (2013), S. 152–163. Sabine Rutar: Versponnene Fäden. Kriegsnarrative im jugoslawischen Raum. In: Svjetlan Lacko Vidulić, Boris Previšić (Hrsg.): Traumata der Transition. Der Untergang Jugoslawiens in interdisziplinärer Sicht. Tübingen u. a.: Francke 2014 (= Kultur – Herrschaft – Differenz, 19), S. 133–161. Sabine Rutar: „Unsere abgebrochene Südost­ ecke…“. Bergbau im nördlichen Jugoslawien (Slowenien) unter deutscher Besatzung (1941– 1945). In: Michael Wildt, Marc Buggeln (Hrsg.): Arbeit im Nationalsozialismus. München: De Gruyter Oldenbourg 2014, S. 273–292. Sabine Rutar: Das südöstliche Europa in der europäischen Geschichtsschreibung. In: Wim van Meurs, Dietmar Müller (Hrsg.): Institutionen und Kultur in Südosteuropa. München: Otto Sagner 2014 (= Südosteuropa-Jahrbuch, 39), S. 99–118. Sabine Rutar: Introduction: Beyond the Balkans. In: Sabine Rutar (Hrsg.): Beyond the Balkans. Towards an Inclusive History of Southeastern Europe. Wien, Zürich, Berlin: Lit 2014 (= Studies on South East Europe, 10), S. 7–25. Sabine Rutar: Towards a Southeast European History of Labour: Examples from Yugoslavia. In: Sabine Rutar (Hrsg.): Beyond the Balkans. Towards an Inclusive History of Southeastern Europe. Wien, Zürich, Berlin: Lit 2014 (= Studies on South East Europe, 10), S. 325–356.

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Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Svetlana Suveica, Vitalie Spranceana: Perspectives on Human Rights and Religion in Moldova. In: Hans-Georg Ziebertz, Gordan Crpic (Hrsg.): Religion and Human Rights: An International Perspective. Berlin: Springer-Publishing 2014, S. 119–130. Svetlana Suveica: ”Entering the EU through the back door”?! Debates on Romanian Citizenship for Moldovans. In: Ioan Horga, Ariane Landuyt (Hrsg.): Communicating the EU Policies beyond the Borders. Proposals for Constructive Neighbour Relations and the New EU External Communication Strategy. Oradea: Oradea University Press 2013, S. 262–274. Svetlana Suveica: Familia Krupenski şi elita istorică a Basarabiei. Un dialog cu Petre Guran, realizat de Svetlana Suveica [Die Familie Krupenski und die einstige Elite in Bessarabien. Ein Gespräch mit Petre Guran, geführt von Svetlana Suveica]. In: Mircea Ciubotaru, Lucian-Valeriu Lefter (Hrsg.): Mihai Dim. Sturdza la 80 de ani. Omagiu [Mihai Dim. Sturdza zum 80. Geburtstag. Festschrift]. Iaşi: Editura Universităţii „Al.I. Cuza“ din Iaşi 2014, S. 333–361.

Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Tillmann Tegeler: Umkämpfte Staatsbürger. Baltische DPs als Streitobjekt zwischen Großbritannien und der Sowjetunion im aufziehenden Kalten Krieg. In: Katrin Boeckh et al. (Hrsg.): Staatsbürgerschaft und Teilhabe. Bürgerliche, politische und soziale Rechte. München: De Gruyter Oldenbourg 2014, S. 241–248. Manuela Troschke: Sozioökonomische Partizipation in den ressourcenreichen Ländern der GUS. In: Katrin Boeckh et al. (Hrsg.): Staatsbürgerschaft und Teilhabe. Bürgerliche, politische und soziale Rechte im östlichen Europa. München: De Gruyter Oldenbourg 2014, S. 311–328. Eszter Varsa: Gyermekvédelem a kora szocialista Magyarországon a társadalmi nemi és etnikai különbségek tükrében [Child Protection in Early State-socialist Hungary in the Light of Gender and Ethnic Differentiation]. In: Replika. Hungarian Journal of the Social Sciences, special issue on the state-of-the-art in Hungarian Gender Studies, 85–86 (2014), S. 57–70.

Artikel in Online-Publikationen Melanie Arndt: Tschernobyl. In: Ökologische Erinnerungsorte, 15.9.2014, http://www.umweltunderinnerung.de/index.php/kapitel​ seiten/entgrenzungen/103-tschernobyl Melanie Arndt: Friedliches Atom Nr. 1. Sechzig Jahre sind vergangen seit der Inbetriebnahme des ersten industriellen Atomkraftwerkes Obninsk. In: Zeitgeschichte-online, Juni 2014, http://www.zeitgeschichte-online.de/kom​ mentar/friedliches-atom-nr-1

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Hans Bauer: Wie findet man die Büchse der Pandora? Zur Konzeption des freigeschalteten Online-Themenportals “Balkankriege 1912/13“. In: ostBLOG, 18.9.2014, http://ostblog.hypo​the​ ses.org/236 Katrin Boeckh: Die Balkankriege 1912/13: eine politische Einführung. In: Themenportal Balkankriege, 13.10.2014, https://www.vifaost.de/ themenportale/balkankriege/einfuehrung

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Katrin Boeckh: Die Balkankriege 1912/13: Kriegsführung, Kriegsgräuel, Kriegsopfer. In: Themenportal Balkankriege, 13.10.2014, https:// ​www.vifaost.de/themenportale/bal​ kankriege/einfuehrung/ Katrin Boeckh: Crumbling of Empires and Emerging States, in: 1914–1918-online. International Encyclopedia of the First World War, http://encyclopedia.1914-1918-online.net/article/Crumbling_of_Empires_and_Emerging_ StatesCzechoslovakia_and_Yugoslavia_as_%28Multi%29national_Countries. Ulf Brunnbauer: Das Projekt “Skopje 2014”. Oder: Wie ein Land seine Zukunft verbaut. In: OstBlog, 23.9.2014, http://ostblog.hypotheses. org/255#more-255 Ulf Brunnbauer: Geteilte Vergangenheit, teilende Erinnerung: Wie des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs in Serbien und Bosnien-Herzegowina gedacht wird. In: Ansichtssache (Blog der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien), 4.8.2014, http://www.gs-oses. de/ ​ r eader/items/geteilte-vergangenheit­ teilende-erinnerung.html Ulf Brunnbauer: 1914/2014 – Schlachtfeld der Erinnerung/Erinnerung des Schlachtfelds. In: Goethe-Institut (Hrsg.): Erinnerungen. Südost. Europa, 2014, http://www.goethe.de/ins/gr/lp/ prj/eri/sch/de12400858.htm Konrad Clewing: Balkanissimo: Fußball-Länderspiel Serbien-Albanien, 14. Oktober 2014. In: OstBlog, 17.10.2014, http://ostblog.hypo​ theses.org/290

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Konrad Clewing: Deutsch-italienische Besatzung und Bürgerkrieg. In: Agilolf Keßelring (Hrsg.): Konflikte und Konfliktschlichtung in Bosnien-Herzegowina. Potsdam: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr 2014, S. 8–11, http://mgfa.de/ html/einsatzunterstuetzung/ergaenzungshef​ te?PHPSESSID=bfce3e1ce5b421a5e357c3f446f​ db472 Barbara Dietz: Migration and Population Change: Central and East Europeans in Germany are on the rise, In: IOS Policy Issue, Juli 2014. Kseniia Gatskova: Can Increasing Religiosity Foster Democratization in Ukraine? In: IOS Policy Issue, Juni 2014. Michael Knogler: Poverty and Social Exclusion in Central, Eastern and South-Eastern European Member States. In: IOS Policy Issue, Mai 2014. Stefano Petrungaro: Quando le scienze sociali parlano di “non lavoro”. In: Storiamestre, 6.3.2014, http://storiamestre.it/2014/03/non­ lavoro Stefano Petrungaro: Gavrilo Princip e l’attentato di Sarajevo nei manuali di storia croati. In: Storiamestre, 25.3.2014, http://storiamestre. it/2014/03/principscuola Manuela Troschke, Florian Wittmann: Inside Oligarchs versus Outside India: Technical (non) progress and environmental effects in Post­Soviet Steel. In: IOS Policy Issue, März 2014.

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Sonstige Publikationen Melanie Arndt: [Rezension von] Brown, Kate: Plutopia. Nuclear Families, Atomic Cities, and the Great Soviet and American Plutonium Disasters. Oxford 2012. In: H-Soz-Kult, 26.3.2014, http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/ rezbuecher-20513.

Luminiţa Gătejel: [Rezension von] Evguenia Davidova: Balkan Transitions to Modernity and Nation-States through the Eyes of Three Generations of Merchants (1780s–1890s), Leiden 2013. In: Südost-Forschungen, 72 (2014), S. 74–77.

Ulf Brunnbauer, Ksenija Gatskova: Die ukrainische Diversität. In: Der Standard (Wien), 17.3.2014.

Jürgen Jerger: Die Furcht vor TTIP. In: Außenansicht. Mittelbayerische Zeitung (Regensburg), 10.5.2014.

Konrad Clewing: Një imazh pikellues. Përtej futbolit. In: Koha ditore (Prishtina), 25.10.2014.

Christian Mady: [Rezension von] Kovács, János Mátyás; Zentai, Violetta (Hrsg.): Capitalism from Outside? Economic Cultures in Eastern Europe after 1989. Budapest, New York: Central European University Press 2012. In: Südosteuropa 62:2 (2014), S. 89–92.

Konrad Clewing: Die Türkei bleibt wichtig. In: Mittelbayerische Zeitung, 19.2.2014. Barbara Dietz: Aussiedler – Die fremden Deutschen. In: Begleitpublikation zur Ausstellung „Immer bunter. Einwande,rungsland Deutschland“. Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 2014, S. 114–125. Richard Frensch: Beide Seiten betroffen. Welche Sanktionen haben die stärkste Wirkung? In: Wirtschaftszeitung Nr. 9, September 2014. Reinhard Frötschner: Herberstein, Sigismund (Sieg-, Sig-) von. In: Wilhelm Kühlmann u. a. (Hrsg.): Frühe Neuzeit in Deutschland 1520– 1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Bd. 3: Glarean, Heinrich – Krüger, Bartholomäus. Berlin, Boston 2014, S. 278–291. Luminiţa Gătejel: [Rezension von] Bogdan Murgescu: Romania şi Europa. Acumularea decalajelor economice (1500–2010) [Rumänien und Europa. Die Anhäufung der ökonomischen Rückständigkeit]. Bukarest 2010. In: http://www.hsozkult.de/hfn/publicationre​ view/id/rezbuecher-16438. Jahresbericht 2014

Irina Morozova, Willem Vogelsang: Changing Patterns of Power in Historical and Modern Central and Inner Asia. In: IIASN, 69 (Herbst 2014), S. 40. Stefano Petrungaro: [Rezension von] Michael G.Kraft (Hrsg.): Soziale Kämpfe in ex-Jugoslawien, Wien: Mandelbaum Verlag 2013. In: Südosteuropa, 61:4 (2013), S. 605–607. Stefano Petrungaro: [Rezension von] Alexander Korb: Im Schatten des Weltkriegs. Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941–1945, Hamburger Edition, Hamburg 2013. In: Italia contemporanea, 272:4 (2013), S. 487–490. Edvin Pezo: [Rezension von] Dino Mujadžević: Bakarić. Politička biografija, Zagreb 2011. In: Südost-Forschungen, 72 (2014), S. 512–515.

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Edvin Pezo: [Rezension von] Nenad Stefanov: Wissenschaft als nationaler Beruf. Die Serbische Akademie der Wissenschaften 1944–1992. Tradierung und Modifizierung nationaler Ideologie, Wiesbaden 2011. In: Südost-Forschungen, 72 (2014), S. 491–494. Edvin Pezo: [Rezension von] Gojko Malović: Seoba u maticu. Bd 1: Optiranje Srba u Mađarskoj 1920–1931. Bd 2: Spiskovi srpskih optanata u Mađarskoj 1920–1931. Novi Sad 2010. In: Südost-Forschungen, 72 (2014), S. 472–474. Olga Popova: Tagungsbericht: Labour in East and Southeast Europe. Institutions and Practices between Formality and Informality, 26.6.2014 – 28.6.2014 Regensburg (mit D. Martineau). H-Soz-Kult, 12.8.2014, http://www. hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsbe​ richte-5504 Sabine Rutar: [Sammelrezension] „Zwangsarbeit in Europa“. Rezension zu: Sanela Hodzic, Christian Schölzel: Zwangsarbeit im „Unabhängigen Staat Kroatien“ 1941–1945. Münster 2012/Dieter Pohl, Tanja Sebta: Zwangsarbeit in Hitlers Europa. Besatzung – Arbeit – Folgen. Berlin 2013. In: H-Soz-Kult, 9.4.2014, http:// www.hsozkult.de/publicationreview/id/rez​ buecher-21493. Sabine Rutar: [Rezension von] Roumen Daskalov, Tchavdar Marinov: Entangled Histories of the Balkans. Volume 1: National Ideologies and Language Policies. Leiden 2013. In: H-SozKult, 4.2.2014, http://www.hsozkult.de/pub​li​ca​ tionreview/id/rezbuecher-21253.

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Ekaterina Selezneva: [Rezension von] Caterina Ruggeri Laderchi, Sara Savastano (Hrsg.): Poverty and Exclusion in the Western Balkans. New Directions in Measurement and Policy. Economic Studies in Inequality, Social Exclusion and Well-being, vol. 8, New York: Springer 2013. In: Südosteuropa, 62:1 (2014), S. 69–71. Svetlana Suveica: [Rezension von] Hildrun Glass: Deutschland und die Verfolgung der Juden im rumänischen Machtbereich,1940–1944. München: Oldenburg Verlag 2014. In: Tyragetia. Serie nouă. Istorie, Muzeologie, VIII (XXIII):2 (2014), S. 391–394. Svetlana Suveica: [Rezension von] Andrei Kuško, Viktor Taki, pri učastii Olega Groma: Bessarabija v sostave Rossijskoj Imperii (1812–1917) [Bessarabien im Russischen Reich (1812–1917)], Moskva: Novoe Literaturnoe Obozrenie 2012. In: Südost-Forschungen, Bd. 72 (2014), S. 428–433. Svetlana Suveica: “Russkoe Delo” and the “Bessarabian Cause”: The Russian Political Émigrés and the Bessarabians in Paris (1919–1920). In: IOS Mitteilungen. Arbeitsbereich Geschichte, 64, Februar 2014, 53 S., http://www.doku​men​ te.ios-regensburg.de/publikationen/mit​teilun​ gen/mitt_64.pdf Manuela Troschke: U krajina heißt „Am Rande“. In: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg), 27.2. 2014.

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

VORTRÄGE Melanie Arndt

Hans Bauer

„A Nuclear Accident Anywhere is a Nuclear Ac- „Türen im Kaninchenbau – Wohin führt welcident Everywhere: Chernobyl Unlimited“, Vor- ches Portal? Internetthemenportale zum Erstrag am Stanford Humanities Center, 8.4.2014 ten Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung der Angebote zu Ost- und Südosteuropa“, „‘Children of Chernobyl’: Social and Political „Unlocking Sources – The First World War OnConsequences of the Disaster in the Soviet Uni- line & Europeana Conference“ an der Staatsbion and the United States“, Center for the Stu- bliothek zu Berlin, 30.1.2014 dy of Force and Diplomacy, Temple University, Philadelphia, 24.4.2014 „Raus aus dem Datensilo! – Aggregatszustände im Projekt Osteuropa-Dokumente online“, „How Did I Get from Chernobyl to Waterville? Präsentation im Rahmen der Sitzung des wisTechnology and Disaster History“, Lehrstuhl senschaftlichen Beirats des IOS, Regensburg, Science and Technology Studies, Colby College, 26.6.2014 Waterville, Maine, 28.4.2014 „Forschungsdaten: Bedarfe eines ForschungsKommentar zum Beitrag von Frank Uekötter: institutes“, OstDok-Workshop an der Bayeri„Ökologische Verflechtungen. Umrisse einer schen Staatsbibliothek München, 23.10.2014 grünen Zeitgeschichte“, Konferenz „Verflochtene Umbrüche. West- und Ostdeutschland „Vom Kärtchen zur Karte. Konzeption eines geo­ im letzten Drittel des 20. Jahrhundert“, Zent- referenzierten Forschungsinstruments aus rum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Bibliothekskatalogen“, 21. Jahres­tagung der Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV e.V. 21.11.2014 „Geschichte: Visuell und digital!“ am IOS RegensSchlusskommentar zum Workshop „Nucle- burg, 28.11.2014 ar Landscapes in Eastern Europe and Asia: Knowledge – Practices – Social Change“, His- „Vom Kärtchen zur Karte. Konzeption eines geo­ torisches Seminar Osteuropäische Geschichte, referenzierten Forschungsinstruments aus Universität Heidelberg, 28.11.2014 (mit Klaus Bibliothekskatalogen“, KoordinationsbespreGestwa) chung der Bibliothekare an Bayerischen Institutionen der Ost- und Südosteuropaforschung „Umweltzeitgeschichte der Sowjetunion und und an anderen Spezialbibliotheken, München, ihrer Nachfolgestaaten. Regionale Dynami- 10.12.2014 ken und globale Prozesse, 1970–2000“, im Kolloquium Neuere und Osteuropäische Geschichte, Universität Freiburg, 2.12.2014 (mit Klaus Gestwa)

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Katrin Boeckh

„Introduction: Results of the First Conference in Marburg“, Internationale Konferenz „Politi„Repression – Control – Emancipation: Religi- cal Mobilization in East Central and Southeast ous and Confessional Diversity Treated by the Europe“, IOS/Herder-Institut, Regensburg, State Institutions in the Ukraine“, 11th ISORE- 14.–15.2.2014 CEA Conference, Kaunas, 25.4.2014 „The Persistence of Economic Backwardness „The EU, the History of Post-YU Space, and the in East Central and Southeastern Europe. The Prospects for a Better Future“ (Keynote), Aca- Perspective of the Economic Illiterate“, Panel dEU Public Roundtables, University of Ljubl- „Persistence of Economic Backwardness in Historical Perspective: The Case of East Cenjana, 16.5.2014 tral and Southeastern Europe“, Jahrestagung „Ethnische Konstellationen und politische Pro- des Wirtschaftshistorischen Ausschusses des bleme auf dem Balkan vor 1914. Inwiefern bil- Vereins für Socialpolitik, Regensburg, 6.3.2014 deten die Balkankriege 1912/13 ein Präludium zum Ersten Weltkrieg?“, Internationales Sym- „Vom Untergang der Imperien zur Neuordposium „Am Vorabend des ersten Weltkriegs: nung der Staatenwelt: Der Zerfall der HabsDonauländer und Julikrise 1914”, Veranstalter: burgermonarchie“, DGO-Jahrestagung „Der erste Weltkrieg im Osten Europas“, Münster, Prof. Dr. Gerhard Hirschfeld, VH Ulm, 7.7.2014 3.–4.4.2014 „‘Homo sovieticus’ and ‘Soviet People’: Soviet Society Conceptions in Theory and Practice“, „Finding Workers to Build Socialism: Recruiting Seminar „Political Culture in Ukraine: Values for the Steel Factories in Kremikovci (Bulgaria) Change after the Euromaidan?“, IOS Regens- and Elbasan (Albania) during Communism“, European Social Science History Conference, burg, 20.11.2014 Wien, 23.–26.4.2014 (mit Visar Nonaj) „No Crisis of the Churches and Religious Organizations in Ukraine 2014. A Comment“, In- Kommentar im Panel „Iron Curtain Crossings: ternational Conference „The Churches in the Cold War Cultural Encounters between East Ukrainian Crisis“, Deutsche Gesellschaft für and West“, European Social Science History Osteuropakunde, Freising, 29.11.2014 Conference, Wien, 23.–26.4.2014

Ulf Brunnbauer „Die Situation der Roma in Bulgarien und Rumänien“, Vortrag im Integrationsbeirat der Stadt Regensburg, 22.1.2014 „Migrants, States and Globalization: The Politics of Exit in Southeastern Europe until 1914“, Workshop „The Balkans as Europe II“, Institut für die Wissenschaft vom Menschen, Wien, 31.1.–1.2.2014

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„The Idea of Mitteleuropa and Regionalism“, Panteion University Athens, 16.5.2014 Kommentar bei dem Round Table „The Global State of East European Studies Today“, 1. Jahrestagung der Graduierenschule für Ost- und Südosteuropastudien „Area Studies Revisited“, München, 12.–14.6.2014

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Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

„Die Situation der Roma in Bulgarien und RuKonrad Clewing mänien“, Vortrag für das 26. Treffen der Integrationsbeauftragten der Grund- und För- „Was will Europa?“, Veranstaltung des Euroderschulen Stadt und Landkreis Regensburg, paforums von europe direct in der Münchner Stadtbibliothek am Gasteig, 7.4.2014 (gemeinRegensburg, 26.6.2014 sam mit Srećko Horvat, Zagreb) Kommentar im Panel „Historische Narrative und nationale Erinnerungskulturen“, Kon- „Rule of Law under Self-attack: Austro-Hungaferenz „Vlad Dracula – Tyrann oder Volkstri- rian Ethnopolitics in Bosnia-Hercegovina dubun? Historische Reizfiguren im Donau-Bal- ring World War I“, Internationale Tagung „The kan-Raum“, Universität Gießen, 17.–18.9.2014 Great War: Regional Approaches and Global Contexts“ – International Conference on the „Finding workers to build socialism. Recru- Occasion of the First Centennial of the Beginitment for the steel factories in Kremikovci ning of World War One, Sarajevo, 18.–21.6.2014 (Bulgaria) and Elbasan (Albania) during communism“, Institut für Sozial- und Wirtschafts- „Imperiale und nationale Staatlichkeit im Efgeschichte, Karls-Universität Prag, 14.10.2014 fizienzvergleich: Südosteuropa im 19. Jahrhundert“, Seminar für Fränkische und „Mobile Lives, Reconfiguration of Space, and vergleichende Landesgeschichte an der Friedthe Twilight of Empire in 19th/20th-Century rich-Alexander-Universität Erlangen-NürnSoutheastern Europe“, Nordic Exploratory berg, Erlangen, 1.7.2014 Workshop I, University of Jyväskylä (Finland), 18.–19.10.2014 „Historischer Sprachenstatus und archivalisches Erbe: Zur Stellung des Deutschen als „Revisionists and Anti-Revisionists. The Recep- Quellensprache in Ost- und Südosteuropa“, tion of Christopher Clark’s ‘Sleepwalkers’ in internationale Eröffnungstagung des DIMOS Serbia and Germany“, Workshop „The First an der Universität Regensburg: „MehrspraWorld War in Eurasia. Historiography and Pu- chigkeit in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Geblic Image“, Middle Eastern Technical Univer- wachsene historische Vielfalt oder belastendes sity, Ankara, 31.10.–1.11.2014 Erbe?“, Regensburg, 2.–4.10.2014 „Laudatio auf Karl Kaser“, „Balkan-Near East „Kroatien“, Zeitgeschichtsforum „25 Jahre WanExpress. Symposion anlässlich des 60. Ge- del im östlichen Europa“, Haus des Deutschen burtstages von Karl Kaser“, Universität Graz, Ostens, München, 8.11.2014 6.11.2014 (gemeinsam mit Hannes Grandits) „Turning Emigrants into Yugoslavs. The Diaspora Politics of Interwar and Socialist Yugoslavia“, 46th Annual Convention of ASEEES, San Antonio (Texas), 18.–22.11.2014

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Barbara Dietz

„Economic Perspectives on Modernization and Economic Development & Environmental and „Ethnic German and Jewish Immigrants from Resource Economics“, Summer School „ModerPost-Soviet Countries in Germany: Identity nization and Conflict in Central Asia“, Almaty, Formation and Integration Prospects“, Inter- Kasachstan, 4.–9.8.2014 nationale Tagung „Russian Immigration in Germany“, LMU München, 5.–6.6.2014 „Assessing the Impact of a Carbon Tax on the Ukrainian Economy“, Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS, Regensburg, 18.11.2014

Richard Frensch

„Comments on: Trade and Wage Inequality: The Role of Export Sophistication and Labour MarKseniia Gatskova ket Arrangements (Stephan Huber, Cristiano Perugini und Fabrizio Pompei)“, 3rd Biannual „Religious Beliefs and Political Attitudes: EviAssisi Workshop on Economics and Institu- dence from Ukraine and Russia“, Kaunas, Litions: Inequality, Technology and Institutions tauen, 25.4.2014 (mit M. Gatskov) in Europe, Assisi, 20.2.2014 „Religiosity and Political Orientations: Eviden„Werden die Reichen immer reicher und die Ar- ce from Ukraine and Russia“, IOS, Regensburg, men immer ärmer?“, Einführung und Diskus- 1.7.2014 (mit M. Gatskov) sion zu Thomas Pikettys „Capital in the 21st Century“. LIE Lecture, Universität Regensburg, „Teaching SPSS for Social Scientists: Active 9.12.2014 Learning Techniques“, Summer School On Teaching and Learning the Social Sciences, Piešťany, Slovakia, 12.7.2014

Miriam Frey „The Persistence of Environmental Awareness“, Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS, Regensburg, 28.1.2014 „The Effects of Trade Liberalization on Income Inequality in Ukraine“, WIFO-extern, Wien, 31.3.2014 „Religious Environment and the Importance of Values and Norms in Ukraine“, 11th ISORECEA International Conference, Kaunas, 25.4.2014

„Euromaidan in der Ukraine“, Vortrag mit Diskussion, Universität Augsburg, 15.12.2014

Jürgen Jerger „Challenges to Sustain Poland’s Growth Model or: The Euro Crisis as a Challenge to Eastern European Countries“, Discussion of a paper presented by Balasz Egert, International conference on „Overcoming the Euro Crisis: Medium and Long Term Economic Perspectives“, Düsseldorf, 27.3.2014

„Data Preparation for Assessing the Impact of a Carbon Tax on the Ukrainian Economy“, ZEW, Methodenseminar, Mannheim, 25.7.2014

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Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

„The Euro Crisis and Financial Market (Dis-) InMichael Knogler tegration“, Keynote address at the International Conference on „Monetary, banking and „Beschäftigungseffizienz von Sozialmodellen: financial issues in Central and Eastern EU Zur Entwicklung eines IOS-Indices“, Vortrag member countries: How can Central and Eas- im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des tern EU members overcome the current econo- AB Ökonomie am IOS, Regensburg, 9.12.2014 mic crisis?“, Iaşi, Rumänien, 10.4.2014 „Vorsicht Falle! Der Handelspakt zwischen EuPeter Mario Kreuter ropa und den USA“, Einführungsvortrag und Teilnahme an Diskussion zum Transatlanti- „Von ‚in Servien erzeigenden Blut-Saugern‘ zum schen Freihandelsabkommen (TTIP), Evange- ‚wallachischen Moroi‘. Zur Verortung des Vampirglaubens in der wissenschaftlichen Literalisches Bildungswerk Regensburg, 6.5.2014 tur des 18. Jahrhunderts“, Ringvorlesung „Vam„Aufstieg und Niedergang von Nationen – Wirt- pire“ an der Technischen Universität Dresden, schaftstheoretische Interpretationen und em- 22.5.2014 pirische Befunde“, Akademie für Politische Bildung Tutzing, 23.5.2014 „‚Des hingerichteten Hospodars Konstantin Basaraba de Brankovan Wittib.‘ Wie man sich ei„Staatliche Beihilfepolitik in Krisenzeiten für ner starken Frau erinnert – und sie zugleich die Realwirtschaft: der vorübergehende Ge- vergisst“, Tagung „Vergessen, verdrängt, vermeinschaftsrahmen“, Diskussion eines Papiers schwunden. Aufgegebene Kulturen, Beziehunvon Johannes Stephan, Jahrestagung des Aus- gen und Orientierungen in der Balkanromania“ schusses für Wirtschaftssysteme und Institu- des Balkanromanistenverbandes e. V., Münster, tionenökonomik des Vereins für Socialpolitik, 30.5.2014 Göttingen, 29.9.2014 „How Ignorance Made a Monster. Or: Writing „Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften the History of Vlad the Impaler without the 2014 – Zu den Beiträgen von Jean Tirole“ (zu- Use of Sources“, Internationale Tagung „Monssammen mit Andreas Roider), Universität Re- ters and the Monstrous, 12th Edition“ von Ingensburg, 23.10.2014 ter-Disciplinary.net am Mansfield College, Oxford, 25.7.2014 „The Euro Crisis and Financial Market (Dis-) Integration“, Vortrag im Rahmen des Honors-Pro- „Zwischen Vlad und Aufklärung? Nicolae Magramms der Fakultät für Wirtschaftswissen- vrogheni, Fürst der Walachei (1786–1790)“, schaften der Universität Regensburg, 4.12.2014 Fachtagung „Vlad Dracula – Tyrann oder Volkstribun? Historische Reizfiguren im Donau-Balkan-Raum“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen, 25.9.2014

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Trude Maurer

„Ženščiny iz Rossijskoj imperii – doktora nauk nemeckich universitetov. Transnacional’naja „Sosuščestvovanie i sotrudničestvo: Poliėt- i transkul’turnaja istorija obrazovanija“, Inničeskij Jur’evskij universitet vo vremja Per- ternationale Fachtagung „Pol. Politika. Polivoj mirovoj vojny“, Internationale Fachtagung kul’turnost’. Gendernye otnošenija v prošlom „Vojna i povsednevnaja žizn’ Rossii“, Staatliche i nostojaščem“, Institut für Ethnologie und AnPuškin-Universität der Leningradskaja Oblast’, thropologie der Russländischen Akademie der Puškin/St. Petersburg, 15.3.2014 Wissenschaften / Russisches Nationalkomitee der International Federation of Research in „Russlands Eliten und der Erste Weltkrieg“, Women’s History / Staatliche Esenin-UniversiRingvorlesung „Die dunkle Seite der Moder- tät Rjazan’, Rjazan’, 10.10.2014 ne. 1914 anders gesehen“, Universität Wien, 28.4.2014 „Patriotismus ohne Nationalismus und zurückhaltende Verteidigung der Heimat. Studenten, „Russlands Eliten und der Erste Weltkrieg“, Professoren und liberale Öffentlichkeit des Ringvorlesung „Die dunkle Seite der Moderne. Russischen Reichs im Ersten Weltkrieg“, Vor1914 anders gesehen“, Universität Salzburg, tragsreihe VHS Regensburg / IOS Regensburg, 29.4.2014 26.11.2014 „Integration in die Volksgemeinschaft oder Ex- „Wissenschaftlicher Vortrag und Mobilisierung klusivität: Die Angehörigen deutscher und rus- der Heimatfront. Universitäre Festakte im sischer Universitäten in der Anfangsphase des Ersten Weltkrieg“, Internationale Fachtagung Ersten Weltkriegs“, Fachtagung „Kriegsbeginn „Intellectuals and the Great War“, Universität in Norddeutschland. Zur Herausbildung einer Gent, 18.12.2014 ‚Kriegskultur‘ 1914/15 in transnationaler Perspektive“, Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen / Institut für Historische Irina Morozova Landesforschung und Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göt- „Regional Representation among Late Sociatingen / Historisches Seminar der Universität list and Contemporary Mongolia’s Elites“, InHannover, Wilhelmshaven, 9.5.2014 ternational Symposium „Mongolian Responses to Globalisation Processes“, Universität Bonn, „Utverždenie isključitel’nosti ili integracija? 15.–17.1.2014 Učastie professorov i studentov v voennoj mobilizacii v Germanii i Rossii“, Internationa- „International Communication vis-à-vis Mosle Fachtagung, „Rossija v pervoj mirovoj voj- cow: Soviet Central Asian and Mongolian Eline / Russia in the First World War“, Nationale tes in Comparative Perspective (1980–1990s)“, Forschungsuniversität Hochschule für Wirt- Workshop „Left movements and Ideology in Asia, Africa and the Middle East at the Last schaftswissenschaften, Moskau, 5.6.2014 Quarter of the Twentieth Century: Towards a Comparative-historical Analysis“, Zentrum Moderner Orient, Berlin, 19.3.2014

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Jahresbericht 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Kommentar zum Panel „Socialist InternatioVisar Nonaj nalism between the Second and Third Worlds“, Workshop „Exploring the Second World: Soci- „Finding workers to build socialism: Recruiting alist Internationalism in the Cold War“, Zen- for the Steel Factories in Kremikovci (Bulgaria) trum für Zeithistorische Forschung Potsdam, and Elbasan (Albania) during Communism“, Internationale Konferenz „European Social 19.–21.6.2014 Science History Conference“, Wien, 26.4.2014 Kommentar zum Panel „Bilaterale Beziehun- (mit Ulf Brunnbauer) gen zwischen Handel und Normentransfer“, 22. Tagung Junger Osteuropaexperten „Grenzen in Osteuropa: Neudefinierung, Öffnung, Stefano Petrungaro Auflösung?“, Europäische Akademie Berlin, 18.–20.7.2014 „The Meanings of Flags in the Political and Popular Mobilizations in Late 19th Century Cro„To the Studies of Soviet Vostokovedenie: The atia“, Tagung „Political Mobilization in East Precarious Marxist Debates“, International Se- Central and Southeast Europe“, Regensburg, minar „Knowledge Production and Knowledge 14.–15.2.2014 Transfer in and on Central and Inner Asia“, Ulaanbaatar, 5.–6.8.2014 „Looking at the Welfare State from its Margins: the Yugoslav Case“, European Social „The Impact of Central Asian Elites on Moscow’s Science History Conference (ESSHC), Wien, Policies towards Islam in ‘Domestic’ and ‘Fo- 23.–26.4.2014 reign’ Vostok, the 1980s“, International Conference „Changing Patterns of Power in His- „The Parable of Philantropism: The Case of torical and Modern Central and Inner Asia“, Prehrana“, Internationaler Workshop „VolunUlaanbaatar, 7.–9.8.2014 tary Associations in the Yugoslav Space since the 19th Century“, Central European Universi„The Debate on Progress, Social Order and Eco- ty, Budapest, 16.–17.5.2014 nomy and the Rise of New Inequalities in Central Asia, 1970–90s“, Forschungskolloquium „The Parable of Legal Prostitution in Yugosla„Neue Perspektiven in der südost- und ost- via between the Two World Wars“, 46th Annual europäischen Geschichte“, IOS, Regensburg, Convention of the Association for Slavic, East 30.10.2014 European, & Eurasian Studies (ASEEES), San Antonio (Texas), 20.–23.11.2014 Runder Tisch „Aktuelle Forschungsfragen in den Zentralasienstudien“, interdisziplinärer Zentralasientag im Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, 5.12.2014

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Edvin Pezo

„Paying for One’s Sins: Religiosity and Income Redistribution in Russia and Ukraine“, 11th „Herrschaft im Sozialismus. Institutionelle und Conference of International Study of Religipersonale Aspekte am Beispiel Jugoslawiens“, on in Eastern and Central Europe Association Einführungsvortrag zum Workshop „Persona- (ISORECEA) „Religious Diversification Worldle versus institutionelle Herrschaft im Sozia- wide and in Central and Eastern Europe“, Vylismus. Kontinuitäten und Brüche in einem tautas Magnus University, Kaunas, 24.4.2014 spannungsreichen Verhältnis“, IOS, Regens- (mit Ekaterina Selezneva) burg, 23.5.2014 „Life (Dis)satisfaction and the Intention to „Herrschaft und Macht in Jugoslawien in der Migrate: Evidence from Central and Eastern „Ära Ranković“ (1944–1966). Zum Verhältnis Europe“, IAB-Colloquium, Institut für Arbeitsvon personalisierter und institutionalisierter markt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg, Herrschaftsbildung“, Vortrag an der FU Berlin: 8.5.2014 Berliner Forschungskolloquium Südosteuropa, 6.6.2014 „Life (Dis)satisfaction and the Intention to Migrate: Evidence from Central and Eastern „Personalisierte Macht und institutionalisierte Europe“, 5th International Ph.D. Conference Herrschaft in Jugoslawien (1944–1966). Zu ei- „New Economic Challenges“, Masaryk Univernem spannungsreichen Verhältnis unter der sity, Brno, 29.5.2014 ‚Ära Ranković‘“, Vortrag im Kolloquium des Imre Kertész Kolleg Jena, 15.12.2014 „Suffer for the Faith? Parental Religiosity and Children’s Health“, IOS Research Seminar, 3.6.2014

Olga Popova

„Suffer for the Faith? Parental Religiosity and „Can Religion Insure Against Aggregate Shocks Children’s Health“, 13th EACES (European Asto Happiness? The Case of Transition Coun- sociation of Comparative Economic Studies) tries“, Annual Conference of the Association biennial conference, Corvinus University, for the Study of Religion, Economics, and Cul- Buda­pest, 4.9.2014 ture (ASREC), Chapman University, Orange (CA), 21.3.2014 „Suffer for the Faith? Parental Religiosity and Children’s Health“, 4th International Annual „Suffer for the Faith? Parental Religiosity and Research Conference of the Laboratory for Children’s Health“, 4th International Workshop Comparative Social Research (LCSR) „Cultural of the Laboratory for Comparative Social Re- and Economic Changes under Cross-National search (LCSR) „Social and Cultural Changes in Perspective“, National Research University – Cross-National Perspective: Values and Moder- Higher School of Economics, Saint Petersburg, nization“, National Research University – Hig- 10.11.2014 her School of Economics, Moscow, 2.4.2014

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Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

„Can Religion Insure Against Aggregate Shocks „‚Zwangsarbeit‘ als Forschungsgegenstand: to Happiness? The Case of Transition Coun- Bergbau in Jugoslawien unter deutscher Betries“, 8th Biennal Conference of the Czech Eco- satzung“, Masterseminar „Im Südosten nichts nomic Society, University of Economics, Pra- Neues? Ansätze der internationalen Forschung gue, 29.11.2014 zum Zweiten Weltkrieg in Südosteuropa“, Humboldt-Universität Berlin, 19.6. 2014

Bilyana Raeva

„Jugoslawische Bergbauregionen unter deut„Internal Migration and Industrialization du- scher Besatzung (1941–1944/45). Vorstelring Socialism and Crossing the Border from lung des Buchmanuskripts und forschungsRegional to National (or Vice Versa?) – Relati- perspektivische Überlegungen“, Kolloquium onship between Fellow Countrymen (zemlyat- „Sozial­ geschichte und soziale Bewegungen“ si) as Strategy and Practice in Metallurgical des Instituts für soziale Bewegungen, Bochum, Plant Kremikovtsi“, Konferenz „Contextualizing 8.12.2014 Changes: Migrations, Shifting Borders and New Identities in Eastern Europe“ am Institut für „Life and Labour in a Cold War Borderland. ShiEthnologie und Folkloristik mit Ethnografi- pyard Workers and Dockers in the Northeasschen Museum an der Bulgarischen Akademie tern Adriatic, 1945–1990“, Kolloquium des IGK der Wissenschaften, Sofia, 10.10.2014 „Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive“ (re:work) der Humboldt-Universität Berlin, 16.12.2014

Sabine Rutar „On the Meaning of Violence at a Cold War BorEkaterina Selezneva der, 1970s–1980s: Public Riots between Trieste and Rijeka“, Tagung „Physical Violence and Sta- „Temporary Job Position and Life Satisfaction te Legitimacy in Late Socialism. Final Confe- under Different Institutional Contexts. Analyrence“, Zentrum für Zeithistorische Forschung, sis for Western and Eastern Europe“, 3rd BiPotsdam, 27.2.–1.3.2014 annual Assisi Workshop on Economics and Institutions „Inequality, technology and insti„Labor Relations and Social Protests in the Shi- tutions in Europe“, Assisi, 20.2.2014 pyard Workers’ and Dockers’ Milieus on Both Sides of the Italo-Yugoslav Border During the „Internet, Mass Media and Social Capital“, Cold War“, Round Table: Bringing Eastern Eu- 4th LCSR International Workshop, Moskau, rope into Global Labour History, European So- 28.3.2014 cial Science History Conference (ESSHC), Wien, 23.–26.4.2014 „Labour Market Institutions, Crisis and Gender Earnings Gap in Eastern Europe“, NOeG conference „Economics of Inequality“, Wien, 31.5.2014

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Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

„Temporary Job Position and Life Satisfaction Tillmann Tegeler under Different Institutional Contexts. Analysis for Western and Eastern Europe“, invited se- „Bloggen für die Wissenschaft. Ein Praxisbeminars at Hitotsubashi University Tokyo and richt“, 21. Jahrestagung der ArbeitsgemeinKyoto University, 15.9. und 20.9.2014 schaft Geschichte und EDV e. V. „Geschichte: Visuell und digital!“, Regensburg, 27.–28.11.2014 „Employment and its Impact on Life Satisfaction through the Lens of Risk and Time Preferences“, 5th International LCSR Workshop, St. Manuela Troschke Petersburg, 9.11.2014 „Ökonomische Faktoren der Ukraine-Krise und deren Folgen“, Podiumsdiskussion „Ukraine zwischen Krieg und Frieden“, RegensSvetlana Suveica burg, 19.3.2014 „Negotiating Loyalties, Building Networks: The ‘Russian Cause’ for Bessarabia after World War „Die Kuh die man melken will, kann man nicht One (1919–1920)“, Tagung „Political Mobilizati- schlachten – die ökonomische Sackgasse der on in Central and Southeast Europe“, Institut Ukraine“, Kolloquium Osteuropäische Gefür Ost-und Südosteuropaforschung Regens- schichte der Universität Bielefeld, 6.5.2014 burg – Herder Institut Marburg, Regensburg, 14.2.2014 „Armes reiches Land: Was bleibt von der Ukraine zwischen Ost und und West?“, Vortrags„Between the Empire and the Nation-state: reihe des Gießener Zentrums Östliches Europa A Bessarabian ‘Drama’ at Paris (1919–1920)”, GiZO „Ukraine und Rußland – Konfliktsplitter“, Berliner Forschungskolloquim Südosteuropas, 9.7.2014 Humboldt-Universität zu Berlin, 9.5.2014 „Cooperation in the European Energy Sector as „Changing Fronts, Negotiating Loyalties. Local a Blueprint for the Caucasus: Between NatioAdministration of Bessarabia and Transnistria nal Egoism and Internatinal Solidarity“, DAAD in WWII (1939–1945)“, US Holocaust Memorial Workshop „Kooperation braucht Energie: EnerMuseum, Workshop „The Holocaust in Eastern giedialog für einen friedlichen Kaukasus“, GuEurope in the Records of ITS Digitial Archive“, dauri/Georgien, 16.7.2014 Washington D. C., 1.8.2014 „Scientific Presentations“, Workshop „Political „Moldovan Youth on Religion and Human Culture in Ukraine: Values Change after the Rights: Questions, Answers, Recommenda- ‘Euromaidan’“, Regensburg, 17.11.2014 tions“, Tagung „Religion, Civic Rights and Democracy“, Universität Würzburg, 11.12.2014 (mit Vitalie Spranceana)

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Jahresbericht 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Eszter Varsa „Health, Hygiene and Romani Assimilation in Austria and Hungary, 1950s–1980s“, Forschungskolloquium, IOS, Regensburg, 10.4.2014 „Perspectives on Roma in Medical Journals in Hungary, 1960s–1980s“, Tagung „10th European Social Science History Conference“, Wien, 23.–26.4.2014 „‘The Solution of the Gypsy-question?’ Intersections of Gender and ‘Race’ / Ethnicity in Child Protection in Early State Socialist Hungary“, Tagung „Berkshire Conference on the History of Women”, Toronto, Canada, 22.–25.5.2014

Jahresbericht 2014

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AUSZEICHNUNGEN UND PREISE

Auszeichungen und Preise

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Auszeichnungen, Stipendien und Preise Kseniia Gatskova Erster Preis beim soziologischen Wettbewerb für die post-sowjetischen Länder „Der/die beste junge Soziologe/in 2012–2013“ (für das Paper „Why should women get less? Distributive justice attitudes in Ukraine“), Kiev, 10.12.2013

Olga Popova

Ekaterina Selezneva Associate Research Fellow, International Network of the Laboratory for Comparative Social Research, Higher School of Economics (Moskau), Zeitraum: 3. April bis 31. Dezember 2014 Hitotsubashi Invited Fellow Program plus “Grant-in-Aid for Scientific Research (A)”, Ministry of Education and Science in Japan, Zeitraum: 9. bis 24. September 2014

Best Doctoral Dissertation in Comparative Economic Systems, European Association of Com- CERGE-EI Teaching Fellowship für den Kurs parative Economic Studies, shortlisted „Economics of inequality“, Institute for Mathematics, Economics, and Informatics (Irkutsk Zweiter Preis „Young Economist of the Year State University), Zeitraum: 8. bis 21. Dezem2014“ der Czech Economic Society ber 2014

Sabine Rutar Fellowship am Internationalen Geisteswissenschaftlichen Kolleg „Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive“ (re:work) der Humboldt-Universität Berlin, Zeitraum: 1.Oktober bis 31. Dezember 2014

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Jahresbericht 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Auszeichungen und Preise

Wissenschaftliche Funktionen und Gremientätigkeit Melanie Arndt Mitglied der Redaktion der Online-Plattform Zeitgeschichte Online Mitglied der Redaktion der Zeitschrift Zeithistorische Forschungen

Katrin Boeckh Fachgutachterin für: Croatian Science Foundation (HRZZ), Agentur für Wissenschaft und Hochschulbildung der Republik Kroatien Korrespondierendes Mitglied des „Pontificio Comitato di Scienze Storiche“ Mitglied des internationalen Herausgeberbeirats der Zeitschrift Časopis za suvremenu povijest (Zagreb)

Ulf Brunnbauer Beirat von BAYHOST Fachgutachter (2014) für den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM); Agentur für Wissenschaft und Hochschulbildung der Republik Kroatien; Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD); Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), NEWFELPRO (Kroatien), uni_docs (Universität Wien)

Landeskunde, Tübingen; des Kroatischen Instituts für Geschichte, Zagreb; des Forschungsprojekts „Between class and nation. Working class communities in 1980s Serbia and Montenegro“ (Universität Graz) Mitglied des Herausgeberbeirats von Bulgarian Ethnology; Debatte: review of contemporary German affairs; Etnološka tribina / Ethnological Forum (Zagreb); Études Balkaniques; Südosteuropa. Zeitschrift für Gegenwartsforschung; Tabula. Journal of the Department of Humanities (Pula) Mitglied des Präsidiums der Südosteuropagesellschaft Mitglied des Senats der Universität Regensburg Mitherausgeber von „Europeanist Studies in Socio-Cultural Anthropology and Ethnology Series“ (Berghahn); „digiOst“; „Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Ostmitteleuropas“ (Harrassowitz); „Südosteuropäische Arbeiten“ (De Gruyter Oldenbourg); Südost-Forschungen (De Gruyter Oldenbourg), „Schnittstellen. Studien zum östlichen und südöstlichen Europa“ (Vandenhoeck & Ruprecht) Sprecher des Direktoriums des Ungarn-Zentrums der Universität Regensburg

Ko-Sprecher der Graduiertenschule für Ostund Südosteuropastudien Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Instituts für donauschwäbische Geschichte und

Jahresbericht 2014

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Auszeichungen und Preise

Konrad Clewing

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Erster Vorstand Albanien-Institut e. V.

Mitglied im Ausschuss für Wirtschaftssysteme und Institutionenökonomik des Vereins für Socialpolitik

Fachgutachter für die Kosovo Accreditation Agency

Mitglied der DAAD-Auswahlkommission Mittel- und Osteuropa

Mitglied bei ProOriente (Wien), Kommission für Südosteuropäische Geschichte

Managing Editor der Zeitschrift Economic Systems (Elsevier)

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Center for Balkan and Black Sea Studies, Yildiz Technical University Istanbul; des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Einsatzunterstützung

Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Osteuropavereins der deutschen Wirtschaft e. V.

Mitherausgeber von „Südosteuropäische Arbeiten“ (De Gruyter Oldenbourg); Südost-Forschungen (De Gruyter Oldenbourg)

Mitglied des Herausgebergremiums der Zeitschrift Canadian-American Slavic Studies

Reinhard Frötschner

Jürgen Jerger Barbara Dietz Mitglied im Editorial Advisory Board der Zeitschrift Central and Eastern European Migration Review (CEEMR) Research fellow IZA Bonn

Richard Frensch Fachgutachter für German Marshall Fund of the United States, Global Development Network der Weltbank, Grantová Agentura Ceské Republiky (Tschechische Forschungsgemeinschaft), Grantová Agentura Univerzity Karlovy v Praze

Fachgutachter für die Volkswagen-Stiftung und die DFG Mitglied des Editorial Board der Zeitschriften Economic Systems, International Economics and Economic Policy, Südosteuropa Mitglied der Auswahlkommission des DAAD für Mittel- und Osteuropa Mitglied des Executive Board European Association for Comparative Economic Studies Mitglied des Projektbeirats Pro SALAMANDER Stv. Sprecher des Direktoriums des Europaeum der Universität Regensburg

Regelmäßiger Gutachter für die FIW Forschungskonferenzreihe „International Economics“

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Jahresbericht 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Michael Knogler Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Wissenschaftlichen Verlags Silva Rerum

Auszeichungen und Preise

Mitglied des internationalen Herausgeberbeirats der Zeitschrift Iran and the Caucasus (Brill Academic Publishers)

Stefano Petrungaro Peter Mario Kreuter Gutachter für Executive Agency for Higher Education, Research, Development and Innovation Funding (Rumänien) Mitglied des Gutachtergremiums der Zeitschrift Philologica Jassyensia Mitglied des Herausgebergremiums der Zeitschrift Monsters and the Monstrous 2. stellvertretender Präsident des Balkanromanistenverbands e. V. (BRV)

Korrespondierendes Mitglied der Redaktion für die Zeitschrift Passato e presente. Rivista di storia contemporanea Mitglied des Herausgebergremiums für „Working Papers“ der Società Italiana di Storia del Lavoro, SISLav

Olga Popova Evaluator for the Grant Agency of the Charles University (Prague) Evaluator for the 7th FIW Research Conference

Trude Maurer Mitglied der Baltischen Historischen Kommission Mitglied der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Universität Wien für ihr 650-jähriges Jubiläum

Irina Morozova Gründungsmitglied von International Unit for Central and Inner Asian Studies Mitglied der Deutsche Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient

Jahresbericht 2014

Sabine Rutar Fachgutachterin für Europäische Kommission, Fulbright U. S. Scholar Program, National Endowment for the Humanities (USA), Staatliche Forschungsagentur der Republik Slowenien Mitglied des Herausgebergremiums von Südosteuropa. Journal of Politics and Society (Editor-in-Chief), Narodna Umjetnost: Croatian Journal of Ethnology and Folklore Research (Zagreb), Časopis za povijest zapadne Hrvatske / West Croatian History Journal (Rijeka) Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft für die Neueste Geschichte Italiens

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Auszeichungen und Preise

Manuela Troschke Externe Expertin für die European Commission im Eastern Partnership Territorial Cooperation Program EaPTC Mitglied der UN Economic Commission for Europe, Sustainable Energy Division, Group of Experts for Energy Efficiency GEEE

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Tillmann Tegeler Mitglied des Beirats der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken (ASpB) Rechnungsprüfer für die Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung (ABDOS)

Mitglied des Arbeitskreises Östliche Partnerschaft / Belarus der Stiftung Wissenschaft und Politik (Berlin) Mitglied des Internationen Wissenschaftlichen Beirates der Karaganda Economic University (Kasachstan)

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Jahresbericht 2014

DATEN UND FAKTEN

Daten und Fakten

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

GREMIEN

Stiftungsrat Prof. Dr. Udo Hebel (Vorsitzender) Universität Regensburg

Prof. Dr. Lutz Hoffmann MR Dr. Rüdiger von Kleist Bundesministerium der Finanzen

MR Dr. Georg Brun (Stellvertretender Vorsitzender) Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst

Bernd Posselt, MdEP a. D. Präsident der Paneuropa Union Deutschland e. V.

Prof. Dr. Marie-Janine Calic Ludwig-Maximilians-Universität München

Prof. Dr. Oliver Jens Schmitt Universität Wien

Dieter Daminger Stadt Regensburg

MR Klaus Ulrich Bayerische Staatskanzlei

Dr. h. c. Gernot Erler, MdB Südosteuropa-Gesellschaft

Volkhart Vincentz, Ph.D.

MR Bertold Flierl Bayerische Staatskanzlei

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Jahresbericht 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Daten und Fakten

Wissenschaftlicher Beirat Professor Josef C. Brada (Vorsitzender) Arizona State University Prof. Dr. Bernard Bekavac Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur Prof. Dr. Philipp Harms Johannes Gutenberg-Universität Mainz Prof. Dr. Wolfgang Höpken Universität Leipzig Prof. Dr. Dr. h. c. Franz Wolfang Hubert Humboldt-Universität zu Berlin

Jahresbericht 2014

Prof. Dr. Claudia Kraft Universität Siegen Prof. Dr. Jan Kusber Johannes Gutenberg-Universität Mainz Prof. Dr. Joachim Möller Universität Regensburg Mag. Christa Müller Österreichische Nationalbibliothek Prof. Dr. Bogdan Murgescu University of Bucharest

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Daten und Fakten

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

PERSONAL Direktorium Prof. Dr. Ulf Brunnbauer (Geschäftsführender Direktor und kommissarischer Arbeitsbereichsleiter Geschichte)

Markus Mathyl (Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Qualitätsmanagement, seit 1.7.2014)

Prof. Dr. Jürgen Jerger (Direktor)

Mitarbeiter/innen der wissenschaftlichen Abteilungen nach Forschungsschwerpunkten Governance zwischen Personalisierung und Formalisierung Dr. Melanie Arndt (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projekt)

Dr. Irina Morozova (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projekt)

Prof. Dr. Katrin Boeckh (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Dr. Edvin Pezo (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Redaktion „Handbuch zur Geschichte Südosteuropas“)

Dr. Konrad Clewing (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Redaktion der „Südosteuropäischen Arbeiten“) Reinhard Frötschner (Angestellter / Redaktion der „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas“)

Dr. Dr. h.c. Manuela Troschke (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) Dr. Eszter Varsa (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projekt)

Dr. Peter Mario Kreuter (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Redaktion von „Südost-Forschungen“)

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Jahresbericht 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Daten und Fakten

Dynamiken des Austausches (Migration und Handel) Dr. Hermann Beyer-Thoma (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Redaktion der „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas“) Dr. Barbara Dietz (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) Prof. Dr. Richard Frensch (Arbeitsbereichsleiter Ökonomie / Herausgeber von „Economic Systems“) Miriam Frey (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Dr. des. Luminiţa Gătejel (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) Dr. Kseniia Gatskova (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) Christian Mady (Wissenschaftliche Hilfskraft / Redaktion von „Südosteuropa“ und „Südost-Forschungen“) Prof. Dr. Trude Maurer (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projekt)

Formen und Beziehungen von Arbeit im Wandel Dr. Michael Knogler (Wissenschaftlicher Mitarbeiter)

Dr. Bilyana Raeva (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projekt)

Visar Nonaj (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Projekt)

Dr. Sabine Rutar (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Redaktion von „Südosteuropa“, beurlaubt 30.10.– 31.12.2014)

Dr. Stefano Petrungaro (Wissenschaftlicher Mitarbeiter) Olga Popova, Ph.D. (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Jahresbericht 2014

Ekaterina Selezneva, Ph.D. (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

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Daten und Fakten

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Weitere Mitarbeiter/innen Arbeitsbereich Bibliothek und elektronische Infrastruktur Hans Christian Bauer (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Projekt)

Dr. Birgit Riedel (stellvertretende Arbeitsbereichsleiterin)

Monika Chlebnicanova (Aushilfe/Projekt)

Maryna Sekareva (Bibliotheksangestellte)

Ioana-Daniela Duţă (Bibliotheksangestellte)

Andreas Staniek (Bibliotheksangestellter)

Natalia Kunz (Aushilfe/Projekt)

Tillmann Tegeler (Arbeitsbereichsleiter)

Susanne Pampuch-Hämmerli (Bibliotheksangestellte)

Halina Wojtusiak (Bibliotheksangestellte)

Eva Quaisser (Bibliotheksangestellte)

Service/Verwaltung Anette Bauer (Sekretariat)

Yuvarintorn-Denise Posayanant (IT/Support)

Rita Brummer (Verwaltungsangestellte, ab 1.11.2014)

Petra Preß (Sekretariat/Veranstaltungen)

Christina Croon (Altersteilzeit, bis 30.9.2014)

Helga Schubert (Geschäftsführerin/Projekt)

Martina Frohnapfel (Verwaltungsangestellte)

Larissa Schulz (IT/Support)

Julia Kiefel (Sekretariat)

Horst Schwab (Verwaltungsangestellter, bis 30.9.2014)

Angelika Meier (Verwaltungsleiterin / kfm. Geschäftsführerin)

Halina Wojtusiak (DTP)

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Jahresbericht 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Daten und Fakten

Redaktionen Economic System Prof. Dr. Richard Frensch (Arbeitsbereichsleiter / Herausgeber von „Economic Systems“)

Birgit Schwarz (Wissenschaftliche Hilfskraft)

Jahrbücher für Geschichte Osteuropas Dr. Hermann Beyer-Thoma (Wissenschaftlicher Mitarbeiter)

Reinhard Frötschner (Angestellter)

Südosteuropa Dr. Sabine Rutar (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Mitherausgeberin von „Südosteuropa“, beurlaubt von 30.10.–31.12.2014)

Christian Mady (Wissenschaftliche Hilfskraft)

Südosteuropäische Arbeiten Dr. Konrad Clewing (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Mitherausgeber der „Südosteuropäischen Arbeiten“)

Peter Techet (Wissenschaftliche Hilfskraft)

Südost-Forschungen Dr. Peter Mario Kreuter (Wissenschaftlicher Mitarbeiter )

Jahresbericht 2014

Christian Mady (Wissenschaftliche Hilfskraft)

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Daten und Fakten

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Am Institut für Ost- und Südosteuropaforschung ist Gleichstellung nicht nur ein integraler Bestandteil aller Personalbesetzungsverfahren, sondern sie bedeutet auch, dass durch die Schaffung geeigneter Bedingungen die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie gewährleistet wird. Gerade in den letzten Jahren konnten mehrere Frauen für die Arbeitsbereiche Geschichte und Ökonomie als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen gewonnen werden. Das IOS versteht sich als internationale Einrichtung: 9 von 26 am IOS angestellten Wissenschaftler/innen kommen aus dem Ausland.

Arbeitsbereich Bibliothek und Elekronische Forschungsinfrastruktur

weiblich *

Arbeitsbereich Ökonomie

Dem IOS ist es wichtig, Studierende bereits frühzeitig für eine mögliche Tätigkeit im Bereich der Ost- und Südosteuropaforschung zu interessieren und sie für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Region zu qualifizieren. Aus dem Kreis besonders geeigneter Studierender, v. a. der Universität Regensburg, rekrutiert das Institut studentische Hilfskräfte, die in unterschiedlichen Aufgabengebieten des Instituts – von der Bibliotheksaufsicht über die Verwaltung, Veranstaltungsorganisation und Datenbankpflege bis hin zur Mitwirkung an Forschungsprojekten – zum Einsatz kommen.

Arbeitsbereich Geschichte

Verwaltung

männlich

Anzahl der Mitarbeiter/innen, unabhängig von den Stellenwerten (keine Berücksichtigung des VZÄ-Wertes).

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Jahresbericht 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Daten und Fakten

Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte (2014): Ornela Berberi (AB Geschichte / Projekt) Karin Bohr (AB Geschichte / Projekt) Patrick Hümmer (Verwaltung/IT und Projekt) Kadri Kehayova (AB Bibliothek) Stefanie Keil (AB Geschichte / Projekt) Igor Korin (AB Geschichte / Projekt) Piotr Kubasiak (AB Bibliothek) Theresa Möller (Verwaltung) Maximilian Motyka (Bibliothek) Anna Perezolova (Direktorium) Felix Petzold (AB Ökonomie / Projekt) Markus Reinert (Verwaltung)

Tünde Rist-Kaip (Verwaltung) Tatiana Samorodova (Wissenschaftliche Hilfskraft / Projekt) Philipp Stelzer (AB Ökonomie / Projekt) Stefanie Stückler (AB Geschichte / Ökonomie) Anastasiia Systaliuk (AB Ökonomie / Projekt) Katarzyna Szymankiewicz (AB Ökonomie /  Projekt) Blagorodna Tsvetkova (AB Bibliothek und AB Geschichte) Aksana Yankovich (AB Geschichte / Projekt) Florian Wittmann (AB Ökonomie / Projekt)

Das IOS ermöglicht überdies Studierenden und Schülern den praktischen Wissenschaftsbetrieb im Rahmen eines Praktikums kennenzulernen.

Praktikanten/Praktikantinnen (2014): Neval Berber (Bibliothek) Darina Gamkhitashvili (Geschichte) Thomothy Gaßmann (Verwaltung) David Martineau (Geschichte)

Jahresbericht 2014

Heide Moldenhauer (Geschichte) Krystina Petrusevich (Geschichte) Benjamin Schett (Geschichte) Stipo Zeba (Geschichte)

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Daten und Fakten

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

HAUSHALT Das IOS wird von der Stiftung zur Erforschung von Ost- und Südosteuropa, einer Stiftung des öffentlichen Rechts, betrieben. Die Grundfinanzierung erfolgt durch den Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatsministerium

für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst; daneben werden Drittmittel für Forschungsprojekte und für die Schaffung von Forschungsinfrastrukturen eingeworben.

Haushalt Einnahmen*:

in Euro    3.180.328,71

Personal Gesamt

– Ministerium

2.186.550,00

– Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen

– Drittmittel

696.582,87

– Bibliotheksangestellte

in VZÄ** 35,75 22,75 4,5

Ausgaben:

2.985.186,44

– Verwaltungsangestellte

7,0

– Personal

2.416.136,22

– Sonstige Angestellte

1,5

– Sachmittel

569.050,22

* Zuschuss des Freistaats Bayern, Verwaltungseinnahmen, Drittmittel, Überschuss zweckgebundener Mittel aus dem Vorjahr. ** Vollzeitäquivalent

Im Jahr 2014 laufende Drittmittelprojekte Fördernde Institution

Projekt Georg Forster-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler – Svetlana Suveica (Moldova) Laufzeit: 1.12.2012 bis 31.5.2014 Humboldt Alumni-Stipendium – Béla Tomka (Ungarn) Laufzeit: 1.6.–31.8.2014 Bayerischer Forschungsverbund Fit For Change (ForChange) Laufzeit: 1.6.2013 bis 30.8.2017 Projektleiterin: Helga Schubert (Geschäftsführerin)

Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst

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Bayerischer Forschungsverbund Fit For Change (ForChange) Laufzeit: 1.6.2013 bis 30.8.2017 Projektleiter: Richard Fensch

Jahresbericht 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Fördernde Institution

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Daten und Fakten

Projekt Kommunikationswege, karitative Unterstützung und Hilfsdiplomatie: Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland (1922–1939) Laufzeit: 1.11.2013 bis 31.10.2015 Projektleiterin: Katrin Boeckh Aufbau eines Portals georeferenzierter versteckter Karten zu Ost- und Südosteuropa (GeoPortOst) Laufzeit: 1.10.2014 bis 31.01.2017 | Projektleiter: Ulf Brunnbauer Elektronische Publikationen im wissenschaftlichen Literatur- und Informationsangebot zum Thema „Vernetzte Repositorien: Fachrepositorium für Osteuropastudien – OstDok” Laufzeit: 1.3.2013 bis 31.12.2015 | Projektleiter (am IOS): Ulf Brunnbauer Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien Laufzeit: 1.12.2012 bis 31.5.2015 | Projektleiter (am IOS): Ulf Brunnbauer Russische Doktorinnen deutscher Universitäten (1873–1918). Eine transnationale und transkulturelle Bildungsgeschichte Laufzeit: 1.10.2013 bis 30.9.2016 | Projektleiterin: Trude Maurer Tagung: „The Place of the First World War in Southeastern European History. International Conference on the Occasion of the First Centennial of the Beginning of the First World War“ Laufzeit: November 2014 | Projektleiter: Ulf Brunnbauer Umweltzeitgeschichte der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten, 1970–2000. Ökologische Globalisierung und regionale Dynamiken Laufzeit: 31.7.2014 bis 30.6.2017 | Projektleiterin (am IOS): Melanie Arndt Health, Hygiene and Romani Assimilation in Austria and Hungary from an Intersectional Perspective, 1956–1989 Laufzeit: 31.5.2014 bis 30.4.2016 Projektleiter: Ulf Brunnbauer Realsozialistische Industriearbeiterkulturen am Balkan: Die Stahlwerke von Elbasan (Albanien) und Kremikovci (Bulgarien) als Schauplatz kommunistischer Vergesellschaftung Laufzeit: 1.10.2013 bis 31.12.2014 Projektleiter: Ulf Brunnbauer Stanford Stipendium: Forschungsvorhaben „The Nature of Radioactive Landscapes: East, West, and the Fading Boundary Between Them“ Laufzeit: 16.9.2013 bis 30.6.2014 | Projektleiterin: Melanie Arndt Summer School: Environmental Economics for the Central Asia and Caucasus Region: Foundations and Empirical Applications Laufzeit: 1.5.2014 bis 30.9.2014 | Projektleiterin: Manuela Troschke

Jahresbericht 2014

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GOVERNANCE ZWISCHEN PERSONALISIERUNG UND FORMALISIERUNG Jürgen Jerger

FORMEN UND BEZIEHUNGEN VON ARBEIT IM WANDEL Ulf Brunnbauer

NACHWUCHSFÖRDERUNG Ulf Brunnbauer, Jürgen Jerger

BIBLIOTHEK UND ELEKTRONISCHE FORSCHUNGSINFRASTRUKTUR

DYNAMIKEN DES AUSTAUSCHES (MIGRATION UND HANDEL)

FROZEN AND UNFROZEN CONFLICTS (im Aufbau)

ORGANIGRAMM

Koordinierungsgruppe

Ulf Brunnbauer, Richard Frensch, Jürgen Jerger, Tillmann Tegeler, Angelika Zausinger

Arbeitsbereich Ökonomie Richard Frensch

VORSTAND

Richard Frensch

Arbeitsbereich Geschichte Ulf Brunnbauer (kommissarisch)

Politikwissenschaften

STABSSTELLE

Ulf Brunnbauer, Jürgen Jerger

N N

(im Aufbau)

IOS-PUBLIKATIONEN

SERVICE UND VERWALTUNG

Markus Mathyl

Hermann Beyer-Thoma, Konrad Clewing, Richard Frensch, Peter Mario Kreuter, Sabine Rutar

PERSONALRAT

Angelika Zausinger

Tillmann Tegeler

Peter Mario Kreuter

GLEICHSTELLUNGSBEAUFTRAGTE DATENSCHUTZBEAUFTRAGTER

Gremien

Stiftungsrat

Udo Hebel (Präsident der Universität Regensburg)

Wissenschaftlicher Beirat

Josef C Brada (Arizona State University)

Ombudsmann

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Landshuter Straße 4 93047 Regensburg Telefon :  +49 (0)941 943-5410 Fax :  +49 (0)941 943-5427 E-Mail :  [emailprotected] www.ios-regensburg.de

Bildnachweise Anna Perezolova / IOS: S. 1, 5, 9, 12, 14, 24, 29, 34, 46-1, 47, 96, 114, 119, 130, 132, 135, 147, 151 IOS: S. 7, 18, 31, 32, 33, 46-2, 52, 59, 60, 63, 90, 92, 98, 100, 102, 103, 105, 111, 112 Fotolia / IOS: S. 16, 20, 21, 30, 50 Wikimedia Commons: S. 23 Graduiertenschule: S. 43, 44, 65 Herder-Institut: S. 91 donumenta e. V.: S. 107, 109

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Name: Merrill Bechtelar CPA

Birthday: 1996-05-19

Address: Apt. 114 873 White Lodge, Libbyfurt, CA 93006

Phone: +5983010455207

Job: Legacy Representative

Hobby: Blacksmithing, Urban exploration, Sudoku, Slacklining, Creative writing, Community, Letterboxing

Introduction: My name is Merrill Bechtelar CPA, I am a clean, agreeable, glorious, magnificent, witty, enchanting, comfortable person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.